Alpine Gefahren SKRIPTUM Klaus Stillger. Sportzentrum Universität Augsburg
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- Harry Frei
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1 Alpine Gefahren SKRIPTUM 2002 Klaus Stillger Sportzentrum Universität Augsburg
2 2 Universität Augsburg SS 2002 Sportzentrum Klaus Stillger Alpine Gefahren Subjektive Gefahren Objektive Gefahren! Subjektive Gefahren Unwissenheit in objektiven Gefahren Überheblichkeit (Ehrgeiz, Ausdauer, Umkehren) Untrainierter Zustand (Anpassung, Alkohol) Mangelhafte Ausrüstung (Schuhe, Wetterveränderung) Unkenntnis in 1. Hilfe Verlust von Ausrüstungsgegenständen (Handschuhe, Mütze etc.)! Objektive Gefahren! Wetter allgemein (Wetterwechsel, Wetterbericht, Hüttenwirt, Schutzkleidung)! Nebel Dunkelheit (Zeitplan und Marschskizze erstellen, rechtzeitig umkehren, Bussole, Standort bestimmen)! Regen (nasse Wiesenhänge)! Kälte (1/2 bis 1 o je 100 m Höhe, Kleidung)! Sonne (Schutzbrille, Schutzcreme Blocker)! Steinschlag (Spaltfrost)! Blitz voraussichtl. Abrisslinie! Gletscherspalten! Wächten Wächtendach möglichst hier gehen Luv Lee Wächtenkeil Packschnee Schneebrettgefahr! Begehen: Anseilen Luv-Seite oberer Teil große Abstände!
3 3 Alpines Notsignal! 6 x pro Minute akustisches oder optisches Signal Antwort: 3 x pro Minute wenn möglich gleiches Signal Schneekunde Schneearten Neuschnee (Kristallform) Wildschnee Pulverschnee Feuchter Neuschnee Graupeln Oberflächenreif Altschnee (Korn-, Becherform) Pressschnee (Luv) Packschnee (Lee) Harsch Firnschnee Sulz Faulschnee Schwimmschnee Umwandlung (Metamorphose) Abbauende Umwandlung mechanisch Verdunstung Abschmelzen Aufbauende Umwandlung! Bodennahe Kristalle verdunsten, steigen auf und lagern sich weiter oben an = Becherkristalle
4 Lawinenkunde 4 Benennung nach der Schneeart: locker + trocken locker + nass fest + trocken fest + nass alle Schneearten = lockere Trockenschneelawine = lockere Nassschneelawine = feste Trockenschneelawine = feste Nassschneelawine = Mischlawine Lawinenübersicht Lawinenname Schneearten Anbruchsform Bemerkung locker - trocken Pulverlawine Staublawine Wild-, Pulver- Wildschnee punktförmig Erstickung, Luftdruck + Sog locker - nass Schneeschlipf Papp - Firn punktförmig Kl. Lawine, Brüche Grundlawine Sulz - Faul fest - trocken Schneebrett Pack-Press, alle Schneearten breitflächig Touristenlawine oft Fernauslösung fest - nass Schneetuch alle Festschneeart nachträglich nass breitflächig häufig geöffnet Lawinenmaul! Mischlawine Schlaglawine alle jede Form häufigste Kat.law. Lawinenzonen Lockerer Schnee Anrisszone: punktförmig Fester Schnee Anrisszone: breitflächig Lawinenbahn: birnenförmig Lawinenbahn: in Anrissbreite Lawinenkegel: Knollen, h ll Lawinenkegel: Schollen, groß, scharfkantig
5 Unterscheidung nach der Gleitfläche: Bodenlawine Oberlawine Unterscheidung nach der Bewegungsart: Gleiten: fester Schnee z.b. Schneebrett Fließen: lockerer Schnee (nass) z.b. Firnschnee Stieben: lockerer Schnee (trocken) z.b. Pulverschnee Freier Fall: vom Gelände abhängig 5 Ursachen der Lawinenbildung: 1. Schnee- und Wetterlage! Große Neuschneebildung! Windstärke und Windrichtung (Festschnee)! Aufbau der Altschneedecke (Schwimmschnee)! Starker Temperaturwechsel 2. Gelände Gefährliche Hangneigung 20 bis 50 o Konvexe Hänge (Zug- und Scherspannung) Latschen und Kleinsträucher (fördert Schwimmschnee) Glatte Hangflächen (Gras Fels) Hangunterbrechungen (erhöhte Zugspannung) 3. Der Mensch Mehrere Skifahrer befahren gefährlichen Hang Einzelne Skifahrer lösen aus durch Schrägfahrt Lautes Schreien Setzen des Schnees Gleiten Kriechen vor der Setzung ***************** ***************** ***************** ***************** ***************** V1 V2 V3 V4 V1 V2 V3 nach der Setzung
6 Spannungen in der Schneedecke 6 Zugspannung *** ********** **** ** ** Druckspannung ** ** Scherspannung ** *** *** *********** Verhalten bei Lawinengefahr Verdächtiger Hang ist gefährlich auf die Gefahr einstellen! Gefahr ausweichen wenn möglich! Wenn nicht möglich:! VS-Gerät anlegen und testen (falls vorhanden)!! Lawine künstlich auslösen (angeseilt, wenn kompetent)!! Ruhig verhalten nicht schreien!! Beobachtungsposten einteilen: Erfassungspunkt Verschwindepunkt Haltepunkt!! Lose Gegenstände vom Körper entfernen! Stöcke ohne Schlaufe evtl. Fangriemen lösen Rucksack ohne Bauchgurt! evtl. Bindung leichter einstellen!! Warm anziehen!! Hang hoch oben und nach schräg unten queren!! Keine Richtungsänderungen!! Von sicherem Punkt zu sicherem Punkt!! Nur eine Person in der Gefahrenzone!! Bei Aufstiegen am Hangrand und in einer Linie hintereinander!
7 Maßnahmen zur Selbstrettung! Wenn möglich Schussflucht nach außen!! Sperrige Gegenstände wegwerfen!! Schwimmbewegungen in Fließrichtung (an den Rand)!! Atemraum schaffen Kauerstellung kurz vor Stillstand der Lawine!! Lagefeststellung Speichelfluss!! Selbstbefreiung nur kurz versuchen Sauerstoffknappheit!! Rufen nur bei Zeichen von außen!! Bei Hundegebell Wasser lassen bessere Witterung! 7 Kameradenhilfe X Beobachtungsposten Erfassung A Suchfeld 1 Verschwinden B Fließlinie Haltepunkt C Suchfeld 2! Gruppe beruhigen!! Vorsicht vor Nachlawine Warnposten!! Bergrettung mit Handy verständigen. Ohne Handy zwei Personen mit möglichst gutem Können ins Tal schicken.
8 ! Angaben evtl. schriftlich mitgeben: Wann geschah das Unglück? Wer ist verschüttet? Wie ist es geschehen? Wo ist die Lawine abgegangen?! Ski, Snowboards am Rand der Lawine vorschriftsmäßig ablegen!! Beobachtungspunkte (A B C) markieren!! Lawinenfeld nicht verunreinigen Lawinenhund Witterung!! Suchfeld 1 oberflächlich absuchen und abstecken!! Gefundene Gegenstände am Ort belassen!! Suchfeld 2 nach unten und außen vergrößern und Fläche wieder markieren.! Grobsondierung (ca. 75 cm 2 ) 5 bis 6 mal schneller als Feinsondierung. Hilfsmittel: Sonden, Skistöcke ohne Teller, Ski, lange Äste. Erst Suchfeld 1 dann 2 sondieren 8 2 Schritte Einstich zwischen vorwärts 30 cm den Füßen! Feinsondierung (ca. 30 cm 2 ) hüftbreit Einstich links - 1 Fußlänge Mitte - rechts vorwärts 30 cm hüftbreit
9 Bei erfolgreicher Suche:! Luftlöcher in die Schneedecke stoßen (Sonde)!! Ausgraben (evtl. mit Skienden)!! Kopf freilegen - im Bedarfsfall: Mund zu Mund Beatmung! 9 Erste Hilfe! Mund - zu Mund Beatmung mind. 3 Stunden!! Evtl. Blutungen stillen!! Evtl. Schockbehandlung (ABC-Programm)!! Abdecken oder dazu legen (Auskühlung)!! Vorsicht! Bergungstod! (Schalentemperatur Kerntemperatur unter 32 o Tod! Tips für Skifahrer und Snowboarder! Keine Lawinensicherheit wenn ein Hang bereits befahren ist!! Kein Befahren im Gruppenrhythmus!! Lichter Wald bietet keine Sicherheit!! Nord-, Ost-, Schattenhänge sind besonders gefährlich (Schwimmschnee)!! Hauptgefahr: große Neuschneemengen bis 1 Tag danach!! Lawinen erstrecken sich oft bis weit in die Ebene (Gegenhang)!! Vorsicht vor Nachlawinen!! Schneebretter oft unter Pulverschneeschicht!! Frühjahrsskitouren am späten Vormittag beenden!! Lawinenwarndienst und Aussagen von Einheimischen beachten!
10 Übernachten in der Schneelandschaft 10 Gründe: Schlechtwettereinbruch, Nebel, Dunkelheit, Erschöpfung, Verletzung Biwakbau: 1. Biwakgrube Schnee Ski Grubenschnee ca. 1.50m Ski zum Sitzen Biwaksack Kaltluftschacht 2. Biwakhöhle Eingang abdichten Luftloch! Ski zum Sitzen Kaltluftschacht 3. Iglu Ski zum Sitzen Kaltluftschacht
11 Verhalten beim Biwakbau und im Biwak! Alle Personen beschäftigen: lenkt ab, vermeidet Angst und Panik, hält warm!! Warme Kleidung ausziehen nicht schwitzen, Verdunstungskälte!! Kleidung im Rucksack trocken halten!! Verletzte Personen nicht einschlafen lassen (Auskühlung)!! Wechsel zwischen Sitzen und Liegen (ca. 1 Std.)! 11
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