Wiederbeschaffungswerte Wasserversorgungen Erhebung 2014 (Zwischenbericht)
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- Ulrich Böhmer
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1 Wiederbeschaffungswerte Wasserversorgungen Erhebung 2014 (Zwischenbericht) Rund 130 Wasserversorgungen beliefern heute die Solothurner Einwohner mit Trinkwasser. Sie betreiben und unterhalten dazu umfangreiche Infrastrukturanlagen. Viele davon sind alt. Ihr Wiederbeschaffungswert ist riesig und variiert je nach Gemeindegrösse, Dichte und der topographischen Lage. Um genaue Zahlen zu ermitteln, hat der Kanton Solothurn im Frühling 2014 bei den Wasserversorgungen die Wiederbeschaffungswerte erhoben. Erste Auswertungen weisen pro Einwohner Durchschnittskosten von Franken aus. 80 % davon entfallen auf das Leitungsnetz. Die durch das Amt für Umwelt validierten Daten dienen als Grundlage für die Spezialfinanzierung Wasserversorgung. Ausgangslage Unsere Infrastrukturanlagen sind immens. Sie heute neu zu erstellen, wäre eine nicht beherrschbare Aufgabe. Doch welche Infrastrukturwerte liegen für das Auge unsichtbar unter der Erde - zum Beispiel für die Wasserversorgung?
2 Für die Abwasserentsorgung liegen den Solothurner Gemeinden und Verbänden schon seit mehr als zehn Jahren verbindliche Zahlen vor. Doch für die Wasserversorgung sind wir bisher auf grobe Schätzungen angewiesen. Diese liegen kantonsweit bei rund Fr. 2.5 Mrd. Dabei ist der Wiederbeschaffungswert eine zentrale Grösse, um den Werterhalt und die Refinanzierung bei einem Versorger bewerten zu können. Neues Rechnungsmodell zur Spezialfinanzierung ab Mit der Umstellung auf das harmonisierte Rechnungslegungsmodell (HRM2) per wird in den Einwohnergemeinden und angegliederten Zweckverbänden das erfolgreiche Solothurner Modell zur Spezialfinanzierung auch auf die Wasserversorgung ausgedehnt. Solothurner Modell zur Spezialfinanzierung Sofern die Summe aus Abschreibungen nicht mindestens ein Viertel der auf die Nutzungsdauer bezogenen jährlichen betriebswirtschaftlichen Abschreibungen ausmacht, ist die Differenz in die Spezialfinanzierung Werterhalt zu überführen. Wiederbeschaffungswerte ermitteln Es existieren viele Möglichkeiten Wiederbeschaffungswerte zuverlässig zu ermitteln. Die meisten benötigen jedoch umfangreiche Datensätze, die nur in seltenen Fällen leicht verfügbar sind. Das Amt für Umwelt hat daher ein einfaches Berechnungstool entwickelt und die Träger der Wasserversorgung im Februar 2014 gebeten, die Wiederbeschaffungswerte ihrer Anlagen und Leitungen unter Verwendung des Tools zu erfassen. Mit der Erhebung vereinfacht das Amt für Umwelt den Gemeinden die Ermittlung der Wiederbeschaffungswerte und schafft eine einheitliche Bestimmungsgrundlage. Erhebung mit einfachem Berechnungstool Die Träger der Wasserversorgungen erfassen alle im Betrieb stehenden Anlagen und Leitungen in einem geschützten Excel-Formular. Aus den Angaben werden automatisch die Wiederbeschaffungswerte der einzelnen Anlagen berechnet. Falls bekannt, können die Wasserversorger auch eigene Zahlen für den Wiederbeschaffungswert ihrer Anlagen angeben. Dass nur eine geringe Anzahl Versorger von dieser Option Gebrauch gemacht hat, lässt vermuten, dass Zahlen zu den Wiederbeschaffungswerten der Wasserversorgungsanlagen nicht einfach zugänglich sind. Die Berechnungen des Tools basieren auf Expertenwissen regionaler Ingenieure. Die Ergebnisse werden im Anschluss an die Erhebung vom Amt für Umwelt validiert. Rücklauf der Formulare Insgesamt hat das Amt für Umwelt 124 Wasserversorgungen im Kanton Solothurn aufgefordert, sich an der Erhebung zu beteiligen. Bis zum Stichtag (27. Mai 2014) sind 75 Rückmeldungen eingetroffen. Dies entspricht einem Rücklauf von ca. 60 %. Die Frist zur Nachlieferung der Daten ist auf vielfachen Wunsch bis zum 30. Juni verlängert worden.
3 Erste Ergebnisse Die bisher erhaltenen Angaben erlauben einen ersten Überblick über den Anteil, den die verschiedenen Anlagen der Wasserversorgung am Wiederbeschaffungswert ausmachen (Abbildung 1). Nicht erstaunlich ist der Trend, der sich bei den Investitionskosten pro Einwohner abzeichnet (Abbildung 2). 80% des Wiederbeschaffungswerts steckt im Leitungssystem Gemäss den Berechnungen des Modells macht das Leitungsnetz (ohne Hausanschlussleitungen) über 80%, zusammen mit den Hydranten rund 90% vom gesamten Wiederbeschaffungswert aus. Die Reservoire haben einen Anteil von ca. 6.5%. Die Kosten für die Wasserfassungen und die Wasseraufbereitug sind gering. Ähnliche Zahlen liegen vom Kanton Zürich vor: Gemäss einer Erhebung bei 40 Zürcher Gemeinden im Jahr 2009 fallen rund 80% des Wiederbeschaffungswerts auf das Leitungsnetz. Reservoire und Steuerungsanlagen haben einen Anteil von 14%, Gewinnungsanlagen einen Anteil von 5% (swissplan.ch 2012). Gesamtschweizerisch schätzt das Bundesamt für Umwelt den Wiederbeschaffungswert im Bereich der öffentlichen Trinkwasserversorgung auf etwa 50 Milliarden Schweizer Franken. Das Leitungsnetz macht mit 35 Milliarden Fr. rund 70% des Gesamtwerts aus (Peter 2009). Abbildung 1: Anteil einzelner Wasserversorgungsanlagen am gesamten Wiederbeschafungswert
4 Grösse der Gemeinde beeinflusst den Wiederbeschaffungswert / pro Einwohner Die spezifischen Kosten pro Einwohner verändern sich je nach Grösse der Gemeinde. Zwischen den Werten einer städtisch geprägten Struktur und dem ländlichen Raum besteht ein Faktor 2 oder rund Fr pro Einwohner. Für kleinere Gemeinden fallen im Durchschnitt wesentlich höhere Wiederbeschaffungswerte pro Kopf an, da die Dichte der Anschlüsse geringer und die Lastschwankungen grösser sind. Überdurchschnittlich hohe Kosten pro Einwohner fallen bei Gemeinden mit einer kleinen Einwohnerzahl und einer grossen Gemeindefläche mit einem umfangreichen Leitungsnetz an. Neben einem langen Verteilnetz tragen schwierige topographische Verhältnisse zu erhöhten Kosten bei. Ausschlaggebend ist ausserdem die Anzahl eigener Anlagen, bzw. die Zugehörigkeit zu einem Zweckverband oder einer Gruppenwasserversorgung. Deshalb können zwischen einzelnen, ähnlich grossen Gemeinden erhebliche Unterschiede bestehen. Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern haben überdurchschnittliche Kosten zu tragen. Im Mittel belaufen sich die Kosten in den betrachteten Gemeinden pro Einwohner auf Franken. Abbildung 2: Durchschnittlicher spezifischer Wiederbeschaffungswert im Kanton Solothurn pro Einwohner nach Gemeindegrösse (ohne Hausanschlussleitungen) Überprüfen der Daten und Ausblick Die Gesamtsummen der vom Modell berechneten Wiederbeschaffungswerte sind mit Zahlen anderer Erhebungen (Kt. Zürich, BAFU) vergleichbar. Die ersten Auswertungen zeigen, dass zwischen den Wiederbeschaffungswerten einzelner Anlagen sowie zwischen verschiedenen Gemeinden grosse Unterschiede bestehen. Deshalb nimmt das Amt für Umwelt im Anschluss an die Erhebung eine ausführliche Validierung des Berechnungstools vor. Aufgrund der hohen Anteile am gesamten Wiederbeschaffungswert liegt dabei das Hauptaugenmerk auf dem Leitungsnetz und den Reservoiren. Zur Validierung werden anhand einiger Beispiele reale Baukosten mit den berechneten Kosten des Modells verglichen. Falls nötig, werden Kostenkennzahlen im Berechnungstool angeglichen damit eine höhere Genauigkeit erreicht wird. Mit der Auswertung und Validierung der erhobenen Werte wird das Amt für Umwelt für jeden Wasserversorgungsbetrieb die Gesamtkosten (Stand 2014) der benutzten Anlagen als Basis für die künftige Rechnungslegung festlegen. In Zukunft soll die Transparenz über die Vermögens-
5 situation verbessert werden, indem die Gemeindebetriebe eine Anlagenbuchhaltung führen und die Bestände neu linear abschreiben. Die Werte sind voraussichtlich in der Budgetplanung für das Jahr 2016 nach HRM2 (Projektleitung Amt für Gemeinden, zu berücksichtigen. Der damit gewonnene «Fair-Presentation-Ansatz» stellt sicher, dass die Entscheidungsträger bei ihren Entscheiden über die tatsächlichen Verhältnisse informiert sind. Dank Wir bedanken uns bei den Betreibern und Verantwortlichen der Wasserversorgungen sowie bei den Finanzverwaltern für die gute Zusammenarbeit. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Ablauf der Eingabefrist per Ende Juni 2014 von sämtlichen Trägern der Wasserversorgung die Angaben erhalten und die Validierung vornehmen können. Quellen: Peter, Martin (2009): Wiederbeschaffungswert der Umweltinfrastruktur. Umfassender Überblick für die Schweiz. Umwelt-Wissen Nr Bundesamt für Umwelt, Bern: 94 S. swissplan.ch (2012): Finanzmanagement in der Siedlungswasserwirtschaft Erhebung Zürich. Ansprechpartner Theo Schöni Abteilung Wasser Werkhofstrasse Solothurn Telefon theo.schoeni@bd.so.ch
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