Dem Schwerkranken treu an seiner Seite bleiben unabhängig seiner Entscheidung. Wie schaffen wir das?
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- Judith Schmid
- vor 7 Jahren
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1 Dem Schwerkranken treu an seiner Seite bleiben unabhängig seiner Entscheidung. Wie schaffen wir das? Dr. med. Gabriela Popescu, M.Sc. Palliative Care, HirslandenKlinik Aarau, Margrit Güntert, Leiterin Aargauer Hospiz Palliative Care, Brugg Ziele des Workshops häufige Situationen besprechen, in denen die Palliativpatienten einen Sterbewunsch äussern mögliche Schwierigkeiten bei den Patienten, Angehörigen und Betreuungsteams Austausch über Lösungen, mögliche Fehler, Umgang individuell/im Team 1
2 Ablauf Fälle: Ich will sterben! der akute Fall Ich will nicht mehr essen und trinken Ich will nichts mehr ausser bald sterben Ich bin Mitglied bei Exit, falls ich es nicht mehr aushalte Reflektionszettel: Ihre Erfahrungen Probleme: Patienten, Betreuungsteam, Angehörige Mögliche Lösungen, Fehler Der akute Fall 2
3 Fallbesprechung 1 Ich will sterben - Der akute Fall Fallvorstellung: Herr G. B., 92 Jahre alt, Seit 1 Jahr verwitwet, keine Kinder Seit dem letzten Spitalaufenthalt, vor 5 Monaten, Spitex zu Hause 1x pro Tag Keine Patientenverfügung vorhanden Polymorbid, lange Liste von Medikamenten zu Hause. Gemäss Spitex noch recht humorvoll. Ist mit der Ambulanz, wegen akuter Atemnot und Fieberanstieg, in ein Akutspital gebracht worden: Bilaterale Lungenentzündung bei schwerer COPD, fortgeschrittene Niereninsuffizienz, u.s.w Fallbesprechung 1 Ich will sterben - Der akute Fall Fragestellungen: 1. Austausch über ähnliche Aussagen von Patienten im Akutbereich 2. Mögliche Schwierigkeiten bei Patienten, Angehörigen und Betreuungsteam: Urteilsfähigkeit, Depression, Angst, Reanimationsstatus? 3. Austausch über Lösungen, mögliche Fehler, Umgang individuell und im Team 3
4 Fallbesprechung 2 Ich will nicht mehr essen und trinken Fallvorstellung: Fr. B., 53 J., geschieden, lebt mit Partner, drei Kinder.(17J. bis 24J.) Seit 1 Jahr: Glioblastom Kleinbhirnbrückenwinkel rechts. Aussage: Wenn die Medizin nichts mehr für sie tun kann, möchte sie lieber schnell sterben; lieber nicht mehr essen und trinken, dann stirbt sie schneller. Probleme in Hospiz: Das Essen/Trinken macht ihr schon Mühe wegen der Gesichtslähmung; Erbrechen und Krämpfe, Atemnotattacken, Schwindel bei Mobilisation und Doppelbilder. Sehr ambivalent was essen und trinken anbelangt. Partner und Kinder besorgen ihr Lieblingsspeisen und füttern sie. Viele Gespräche über das Sterben, wie geht das? Was kommt noch? Pat. stirbt nach 19 Tagen im Hospiz, isst die letzten fünf Tage nicht mehr, trinkt vier Tage nicht mehr. Fallbesprechung 2 Ich will nicht mehr essen und trinken Fragestellungen: 1. Austausch über ähnliche Aussagen von Patienten 2. Mögliche Schwierigkeiten bei Patienten, Angehörigen und Betreuungsteam 3. Austausch über Lösungen, mögliche Fehler, Umgang individuell und im Team. Dem Patienten treu an seiner Seite bleiben, auch wenn er durch Fasten sein Sterben beschleunigen möchte? 4
5 Fallbesprechung 3 Ich will nichts mehr ausser bald sterben Fallvorstellung: Fr. B. H. 58J. Verheiratet, 3 Töchter, 2EK, ihre drei Hunde machten ihr grosse Freude, arbeitete im Haushalt, Buchhaltung im Geschäft ihres Mannes. Krankheit: Seit 2 J: Glioblastom multiforme links temporal, jetzt nach vielen Therapien: Tumorprogredienz, Hemisyndrom rechts, Schmerzsyndrom, vorallem Kopf und neuropathische SZ. Wortfindungsstörungen, deprimiert Grosses psychosoziale und spirituelle Leiden: Scham, Schuld, Angst vor Ehemann, existenzielle Ängste Versagen des Betreuungsnetzwerkes zu Hause. Aufenthalt auf akuter Palliativstation=>Im Hospiz Zugang offen, spricht viel über die verbleibende Zeit, möchte sie nicht aktiv gestalten, kein Antrieb auf Veränderung. Kontaktpflege mit Ehemann, Töchter und Enkelkinder gering, Freundinnen und ihre Hunde machen zu sehr weh, lehnt sie ab. FRAGT JEDEN TAG WANN WIRD SIE ENDLICH STERBEN Fallbesprechung 3 Ich will nichts mehr ausser bald sterben Fragestellungen: 1. Austausch über ähnliche Aussagen von Patienten 2. Mögliche Schwierigkeiten bei Patienten, Angehörigen und Betreuungsteam Depression oder normalen Rückzug? Hilft es Zeitrahmen zu geben? 3. Austausch über Lösungen, mögliche Fehler, Umgang individuell und im Team Aushalten der Frage Wie lange noch? Trifft hier die Aussage Weniger ist mehr? 5
6 Fallbesprechung 4 Ich bin Mitglied bei Exit, falls ich es nicht mehr aushalte Herr A., 65J., geschieden, zwei Kinder (16J und 14J), Exfrau ist wichtigste Bezugsperson. 2. Familie in Jemen, zwei Töchter, Patient seit 20 Jahren in der Schweiz, arbeitet im Verkauf. Seit 1. Jahr Adenokarzinom des Colon sigmoideum, mit multiplen Metas (pulmonal, hepatisch, peritoneal) aktuell war er im Spital wegen einem mechanischen Dünndarmileus. Hatte eine Colostoma, Neu Magensonde förderte viel Stuhlgang, Chemotherapie wurde abgelehnt. Verlegung ins Hospiz nach Infos (Dolmetscher). Grosse Scham wegen dem Stoma, vor seinen Kindern Pat. äussert den Wunsch schlafend zu sterben, Allah soll ihn holen, möglichst schnell. Wunsch mit Exit zu gehen. Pat. geniesst Gespräche Zuwendung, saugt Früchte aus, isst Joghurt, auch Brot mit Honig, Datteln. Die Exfrau kommt jeden Tag. Gespräche über Exit und dass er dazu nach Zürich muss, machen ihm Angst. Nach Ambivalenz hin und her entschliesst sich Pat. im Hospiz zu sterben, er sei zu schwach. Fallbesprechung 4 Ich bin Mitglied bei Exit, falls ich es nicht mehr aushalte Fragestellungen: 1. Austausch über ähnliche Aussagen von Patienten 2. Mögliche Schwierigkeiten bei Patienten, Angehörigen und Betreuungsteam 3. Austausch über Lösungen, mögliche Fehler, Umgang individuell und im Team Treu dem Patienten an seiner Seite bleiben, auch wenn er sich für einen andern Weg entscheidet. Wie ist das möglich? 6
7 Reflektionszeit 10 Minuten Fallbesprechung 1 Ich will sterben - Der akute Fall Betrachtungselemente: Therapieentscheidungen nicht einfach: Biographie nicht immer bekannt; Sterbewunsch in akuten Situationen kann nur vorübergehend stark sein; Urteilsfähigkeit kann beeinträchtigt sein; Keine Zeit den Hintergrund zu erforschen/verstehen; 7
8 Fallbesprechung 2 Ich will nicht mehr essen und trinken Betrachtungselemente: 1. Ist ein Verzicht auf Essen/Trinken/Therapien bei fortgeschrittenen Erkrankungen ein Suizidversuch? 2. Unter Umständen: Rolle der Palliative Care in Begleitung und Behandlung der davon entstehenden Symptome? 3. Gute Aufklärung (Es kann mehr als 5-10 Tage dauern) + treue Begleitung und Symptomlinderung + Angehörige unterstützen Zur Reflektion und Ergänzung: Fallbesprechung 3 Ich will nichts mehr ausser bald sterben Betrachtungselemente: 1. Zeitrahmen geben: Eine Zumutung Ein Segen Eine Qual? 2. Treue Zuwendung; 3. Palliative Care Aktionismus vermeiden; 4. Angehörige brauchen viel Unterstützung; 8
9 Fallbesprechung 4 Ich bin Mitglied bei Exit, falls ich es nicht mehr aushalte Betrachtungselemente: 1. Oft nur ein Beweis, dass der Patient in Kontrolle ist, wird nicht immer beansprucht; 2. Von Anfang an unsere Grenzen und unsere Haltung klären; 3. Nicht überreden sondern unterstützen, zuhören, der alternative Weg und unsere Unterstützungsbereitschaft zeigen Nachdenklich 9
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