Zurück in der Regenbogennation meine 10 Wochen Praktikum in Kapstadt

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1 Zurück in der Regenbogennation meine 10 Wochen Praktikum in Kapstadt Ein Erfahrungsbericht von Verena Brunken Warum Kapstadt? Nachdem ich bereits im Jahre 2013 für 4 Wochen einen Freiwilligendienst für eine gemeinnützige Organisation in Kapstadt geleistet habe, war es seitdem mein Traum wieder nach Südafrika zurückzukehren um weitere wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln. Ideal erschien mir dafür das Pflichtpraktikum, welches nach unserem Studienverlaufsplan des Studiengangs Dienstleistungsmanagement für das 4. Semester vorgesehen ist. Ein Auslandssemester kam für mich nicht in Frage, da ich neben meinem Studium arbeite und meinen Nebenjob nicht aufgeben wollte. Deshalb war es für mich ideal 10 Wochen im Ausland zu verbringen und anschließend direkt wieder in das gewohnte Studium- und Berufsleben einzusteigen. Doch da ein Auslandspraktikum mit hohen Kosten verbunden ist, war ich zu Beginn unsicher, ob ich mein Pflichtpraktikum im Ausland absolvieren möchte oder eher den unkomplizierteren Weg eines Praktikums in Deutschland wählen sollte. Nach langem Überlegen und einigen Gesprächen mit Kommilitonen, Kollegen und Freunden habe ich mich schlussendlich und glücklicherweise für das kleine Abenteuer entschieden. Das Praktikum Mein Praktikum habe ich im Red Cross War Memorial Children s Hospital in Kapstadt vom 4. August 2015 bis zum 9. Oktober 2015 absolviert. Konkret war ich für die NPO The Friends of the Children s Hospital Association (FOCHA) tätig, welche ihren Sitz in dem im eben genannten Kinderkrankenhaus hat. Die Organisation unterstützt das staatlich geführte Krankenhaus und seine Patienten seit

2 Das Krankenhaus hat 290 Betten und zählt zu einem der besten Kinderkrankenhäuser in Südafrika. Die Patienten kommen meist aus benachteiligten Familien und brauchen deswegen ganz besonders die Unterstützung von einer NPO wie FOCHA. Ich kannte das Red Cross Children s Hospital schon von meinem ersten Aufenthalt in Kapstadt im Jahre 2013 und war mir von Anfang an sicher, dass ich dort mein Praktikum absolvieren möchte, da ich gerne in einer größeren, internationalen Einrichtung Erfahrungen für die Zukunft sammeln wollte. Mithilfe der Vermittlungsorganisation Rainbow Garden Village konnte ich den Kontakt zu den Verantwortlichen von FOCHA aufnehmen und ihnen alle wichtigen Unterlagen wie Lebenslauf, Motivationsschreiben, Passkopie und Polizeiliches Führungszeugnis zukommen lassen. Diese Unterlagen gelten als Voraussetzung für eine Bewerbung bei FOCHA. Zusätzlich sollte man gute bis sehr gute Englischkenntnisse haben. Wenn man auf eigene Faust, also ohne Vermittlungsorganisation, nach Südafrika reist, so kann man sich natürlich auch selbstständig von Deutschland aus bewerben indem man eine Mail an die Freiwilligenkoordinatorin schickt und nach dem Anmeldeformular für Freiwilligenarbeit fragt. Die Organisation freut sich über internationale Freiwillige, welche in den meisten Fällen als Play Volunteers arbeiten. Die Play Volunteers bilden einen wichtigen Teil der Arbeit der Hilfsorganisation. Sie arbeiten auf ehrenamtlicher Basis und spenden ihre Zeit für die Organisation. Ihre Hauptaufgabe besteht darin mit den kleinen Patienten zu spielen um sie für einige Zeit ihre Krankheit, Verletzungen und Schmerzen vergessen zu lassen und somit auch die Eltern zu entlasten. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit bei FOCHA ein Praktikum oder Freiwilligenarbeit in der Verwaltung zu machen so wie ich es getan habe. Es bestehen die Optionen in der Rezeption auszuhelfen, Events zu planen, einen Einblick in das Spendenmanagement zu bekommen und Projekte zu planen und diese durchzuführen. Folglich ist das Praktikum ideal für Studierende des Studiengangs Dienstleistungsmanagement/ Management Sozialer Dienstleistungen. Nachdem ich in Kapstadt angekommen war und mein erstes Wochenende in meiner Gastfamilie verbracht hatte wurde ich an meinem ersten Arbeitstag von einem Rainbow Garden Village Mitarbeiter zur Arbeit gefahren und dem FOCHA Team vorgestellt. Dort bekam ich die Möglichkeit einen kleinen Einblick in das Arbeitsfeld der Organisation gewinnen, hilfreich war dabei auch die Freiwilligenkoordinatorin, welche mit mir ein Bewerbungsgespräch durchgeführt hat und mir die Arbeit von FOCHA vorstellte. Wie bereits erwähnt sorgt die Organisation dafür, dass die Zeit im Krankenhaus für die Patienten weniger traumatisch ist und hilft insbesondere benachteiligten Familien, für die der Krankenhausaufenthalt eines Kindes oftmals eine große 2

3 finanzielle und psychische Belastung ist. Um die Arbeit von FOCHA noch effizienter zu machen habe ich mich dazu entschieden zwei Fundraising Projekte durchzuführen und die Organisation bei der Erstellung von Dokumentationsformularen zu unterstützen. Die Fundraising Projekte bezogen sich zum einen auf die Akquise von freiwilligen Mitarbeitern, dabei habe ich konkret eine Stellenausschreibung erstellt, diese in Absprache mit meinem Vorgesetzen veröffentlicht, anschließend Bewerbungsgespräche durchgeführt und im Endeffekt konnten zwei neue Freiwillige Mitarbeiter für die FOCHA Rezeption gewonnen werden, welche dringend benötigt wurden. Das andere Fundraising Projekt bezog sich auf einen Spendenaufruf für neue Spielzeuge für die kleinen Patienten im Krankenhaus. Um die Arbeit der Play Volunteers zu erleichtern habe ich mit einigen Freiwilligen über Facebook einen Spendenaufruf gestartet und um Spenden gebeten. Wir konnten durch zahlreiche Spender Spielzeuge im Wert von über 500 für die Kinder kaufen. Die 10 Wochen bei FOCHA waren eine erfahrungsreiche Zeit für mich, ich hatte die Möglichkeit auch neben meinen Projekten einen genauen Einblick in das Management einer NPO zu bekommen. Es war motivierend und interessant zu sehen wie ich Wissen aus meinem Studium anwenden konnte und in vielen Bereichen vermitteltes Wissen aus Modulen und Seminaren in der Organisation wiederentdecken konnte. Ein Grund dafür, dass ich mich so wohl gefühlt habe war auch das tolle Team mit dem ich zusammen arbeiten konnte. Ich wurde von Anfang an herzlich empfangen, konnte jederzeit Fragen stellen und meine Ideen und Wünsche wurden immer ernst genommen und in den Arbeitsalltag etabliert. Das Praktikum hat mich in dem Wunsch bestätigt nach meinem Bachelor für eine soziale Einrichtung zu arbeiten. Besonders glücklich bin ich, dass die von mir durchgeführten Projekte erfolgreich waren und ich in der Organisation etwas nachhaltig verbessern und verändern konnte. Das Leben in Kapstadt Das Leben in Kapstadt ist für mich von vielen Gegensätzen geprägt. Zum einen gibt es im Stadtzentrum viele Geschäfte, Malls, Hotels, Restaurants, Museen etc. die eher an eine westliche Stadt erinnern, aber zum anderen herrscht auch viel Armut und Kriminalität. Nirgendwo ist mir die Spanne zwischen Arm und Reich, die in dieser Welt besteht, so bewusst geworden wie in Kapstadt. Ein bezeichnendes Bild dafür war für mich oftmals zu sehen wie Menschen an den großen Ampelkreuzungen zum Teil mit Luxusfahrzeugen halten, während weniger privilegierte Bewohner der Stadt diese um Geld anbetteln bis die Ampel wieder grünes Licht zeigt. Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass man nicht in Europa unterwegs ist sondern in Afrika und deswegen ist es von großer Bedeutung stets aufmerksam zu sein. 3

4 Man muss keine Angst haben und wenn man sich an die wichtigsten Hinweise hält, ist es bedeutend weniger gefährlich. Man sollte darauf achten sich nicht in unbekannten Gebieten aufzuhalten, Wertgegenstände sollten nicht offen gezeigt werden und besonders bei Dunkelheit ist Vorsicht geboten. Durch Aufmerksamkeit schützt man sich selber und kann die Zeit in Südafrika sehr genießen. Man sollte sich nicht scheuen vor neuen Erfahrungen, aber sich auch immer wieder bewusst machen, dass man in einem fremden Land ist und man als Ausländer auffällt. Diese Tatsache nehmen Diebe und Betrüger oft wahr und sie versuchen ihr Glück bei Menschen die sich in Kapstadt nicht auskennen. Mit ein wenig Vorsicht kann man in Kapstadt Erfahrungen fürs Leben machen. Für mich war es zum Beispiel immer wieder aufregend jeden Morgen in einen überfüllten Minibus zu steigen, in dem ich meistens die einzige weiße Person war und dann mit lautstarker Hip Hop Musik zur Arbeit zu fahren. Nur so kann man das richtige Leben in Kapstadt kennen lernen und z.b. mit Einheimischen ins Gespräch kommen. Des Weiteren kann gesagt werden, dass das Leben in Südafrika sehr entspannt ist, die Menschen sind sehr lebensfroh und nehmen sich gerne viel Zeit für Gespräche, Familientreffen, Feiern, Ausflüge zum Strand etc. Die Kapstädter lieben ihre Stadt und die vielen Möglichkeiten welche sie z.b. zur Freizeitgestaltung bietet. Kapstadt zählt nicht umsonst zu einer der schönsten Städte der Welt. Meine Gastfamilie Schon in meinen ersten Wochen wurde Kapstadt zu so etwas wie meine neue Heimat. Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt und war sehr dankbar dafür das wahre südafrikanische Leben kennen zu lernen und mich nicht nur wie ein Tourist zu fühlen. Einen großen Teil hat meine Gastfamilie dazu beigetragen. Ich habe in einem kleinen Familienhaus im Stadtteil Athlone Hazendal gewohnt, welcher nicht weit vom Red Cross War Memorial Children s Hospital entfernt ist. In der Familie lebten meine Gastmutter, ihre Mutter und ihr Sohn. Zusätzlich hatte ich noch zwei deutsche Gastschwestern, welche in Kapstadt für mehrere Monate Freiwilligenarbeit leisten. Wir haben oft zusammen gekocht, gegessen und eigentlich fast jeden Abend am Küchentisch gesessen und viel geredet. Das war zum einen natürlich sehr gut für mein Englisch, aber zum anderen hat es mir auch viel Sicherheit gegeben, da meine Gastmutter wirklich immer ein offenes Ohr für mich hatte und ich sie durch ihre herzliche Art schnell ins Herz geschlossenen habe. Ich kann wirklich jedem der einen Auslandaufenthalt plant empfehlen sich dafür zu entscheiden bei einer Gastfamilie zu wohnen, da man so sehr viel über die Kultur des Landes erfährt und ein Leben abseits der Touristenattraktionen kennenlernt. 4

5 Freizeit in Kapstadt Kapstadt bietet wahnsinnig viele Freizeitmöglichkeiten. Diese habe ich vor allem am Wochenende genutzt, da ich in der Woche auf Vollzeitbasis gearbeitet habe. Viele der Sehenswürdigkeiten und Attraktionen sind direkt in der Stadt oder im nahen Umfeld. Es gibt sehr viele Märkte die man unbedingt besuchen sollte (z.b. Old Biscuit Mill Market, Neighboorhood Market in der Hope Street, Hout Bay Market etc.). Auf den Märkten gibt es hausgemachte Köstlichkeiten und die besondere Atmosphäre lädt zum Entspannen ein. Zudem kann man am Wochenende auch sehr gut den Tafelberg oder den Lion s Head besteigen, den Sonnenuntergang auf dem Signal Hill bestaunen oder es in einem schönen Restaurant an der Waterfront ruhig angehen lassen. Für Abenteuerlustige gibt es auch viele Angebote wie z.b. Paragliding, Fallschirmspringen, etc. Für einen Wochenende Trip lohnt es sich auch die Garden Route entlang zu fahren. Dort besteht die Möglichkeit von der höchsten Bungee Jump Brücke der Welt zu springen, diese ist etwa 550km von Kapstadt entfernt. Erlebnisreich ist auch eine Safari Tour oder ein Besuch im Elefantenpark. Zudem bietet die Garden Route eine wunderschöne Landschaft, traumhafte Strände und gibt einem die Möglichkeit ein bisschen mehr von Südafrika kennen zu lernen. Weitere Infos Hier noch einige Infos zum Alltagsleben in Kapstadt: Bezahlt wird mit der Währung Rand, für 1 bekommt man je nach Kurs in etwa 15 Rand Die Preise in den Supermärkten sind vergleichbar mit den deutschen, saisonales Obst und Gemüse ist günstig, Milchprodukte sind etwas teurer Taxi fahren ist günstig, man zahlt in etwa 10 Rand pro Kilometer, 20 Rand beträgt in etwa der Grundpreis Man kann in Kapstadt sehr gut und günstig essen gehen, es gibt zahlreiche Restaurants der unterschiedlichsten Art (z.b. Südafrikanisch, Mexikanisch, Italienisch, etc.) 5

6 Die wichtigsten Vorbereitungen sind: Gesundheitsvorsorge treffen (z.b. Hepatitis A+B Impfung), Impfungen sind bei der Einreise aber nicht vorgeschrieben Auslandsreiseversicherung abschließen Darauf achten, dass der Reisepass noch gültig ist Bei einem Aufenthalt der länger ist als 90 Tage sollte man sich über ein Visa informieren und dieses ggf. schon in Deutschland beantragen Sich beim Auswärtigen Amt über die Land und die Einreisebestimmungen informieren Falls ihr selbst interessiert seid an einem Auslandspraktikum in Kapstadt: adresse von FOCHA: Facebook: The Friends of the Children's Hospital Association Internetadresse: Meine Vermittlungsorganisation war Rainbow Garden Village: 6