Exkursion mit der Klasse ASS Mo1b ins Medizinhistorische Museum am 16. Januar 2012

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1 Exkursion mit der Klasse ASS Mo1b ins Medizinhistorische Museum am 16. Januar 2012 Da die Klasse Mo1b in der Medizinischen Terminologie so schnell vorangekommen war, nutzte ich die Gelegenheit am letzten Montag vor den gefürchteten Modulprüfungen, wieder einmal das Medizinhistorische Museum an der Rämistrasse zu besuchen. Medizingeschichte ohne zu Büffeln kann durchaus einmal entspannend sein. Dennoch lässt die Ausstellung niemanden kalt. Denn sie spiegelt die ältesten Ängste der Menschheit wider, Krankheit und Vergänglichkeit. In diesem kleinen Exkursionsbericht legte ich photographisch den Fokus auf die Infektionskrankheiten. Viren und Bakterien waren bis vor etwa 200 Jahren dem Menschen unbekannt. Obwohl der holländische Händler und leidenschaftliche Linsenschleifer, Antoni van Leeuwenhoek ( ) die ersten einfachen Mikroskope entwickelte und gar schon Bakterien beobachtete, wurde er von den damaligen Naturwissenschaftlern und Ärzten völlig ignoriert ein fataler Fehler. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Mikrobiologie einen grossen Aufschwung. Und zwei berühmten Engländern sind bis heute die wichtigsten Meilensteine zu verdanken im Kampf gegen Infektionskrankheiten. Sie sollen nicht unerwähnt bleiben. Edward Jenner ( ) machte erste Versuche mit Impfungen rein empirisch und entwickelte die Aktivimpfung. Dank ihr wurden in den 1970er Jahren die Pocken weltweit ausgerottet. Schliesslich entdeckte Alexander Flemming ( ) im Jahr 1928 das Penicillin, wofür er 1945 den Nobelpreis erhielt. Mehr als verdient, denn Millionen Menschenleben wurden in den nächsten Jahrzehnten dank Penicillin und weiterer Antibiotika gerettet. Moulagen sind realitätsnahe Abbildungen aus Wachs (kombiniert mit Harzen), welche die Krankheitsbilder optimal darstellen (Bild oben). Im neuen Testament ist oftmals die Rede von den Aussätzigen wer sich darin nicht auskennt, hat vielleicht schon den berühmten Spielfilm Ben-Hur

2 gesehen, wo diese Krankheit auch vorkommt. Es ist eine schwere bakterielle Infektion, welche u.a. periphere Nerven zerstört. Das finale Krankheitsbild offenbart sich durch abgestorbene Gliedmassen bzw. schweren Verkrüppelungen. Diese gefürchtete Krankheit der Antike ist heute bekannt als Lepra und immer noch nicht vollständig besiegt. Doch dank Antibiotika lässt sie sich behandeln. Noch weit bekannter ist die Geschichte der Pestzüge in Europa. Der Schrecken dieser bakteriellen Infektionskrankheit bleibt bis heute unvergessen. Mehrere Pestzüge bis ins späte Mittelalter rafften grosse Teile der Europäischen Bevölkerung dahin. Der Entdecker des Pestbazillus ist übrigens ein Schweizer, Alexandre Émile Jean Yersin ( ). Auch die Pest ist bis heute nicht ausgerottet, doch kann sie ebenfalls dank Antibiotika gut behandelt werden. Wir sehen im Bild einen italienischen Pestarzt (Bild oben), mit der berühmten Schnabelmaske, in welcher Kräuter enthalten waren, welche vor der giftigen Luft schützen sollte. Grundsätzlich keine schlechte Idee, sich auf diese Art und Weise zu schützen. Als die Pest durch Europa zog, führten viele Städte die Quarantäne ein. Reisende, welche in die Stadt ziehen wollten, mussten erstmals 40 Tage (ital.:quaranta) vor den Toren warten. Hatten sie keine Pestsymptome, dann durften sie einreisen. Auch diese Massnahme war durchaus sinnvoll. Auch in der Gegenwart schützen sich die Ärzte. Pestfälle finden sich teils immer wieder in Asien (Bild links).

3 Trotz der grossen medizinischen Fortschritte im 19. Jahrhundert, starben viele Menschen an zwei weiteren bakteriellen Infekten. Hungersnöte in den 1840er Jahren (Kartoffelkrankheit) und Kriege schwächten zusätzlich das menschliche Immunsystem, was die Todesrate traurigerweise noch höher trieb. Die eine Krankheit ist Syphilis. Syphilis wurde vor allem über Geschlechtsverkehr übertragen. Viele berühmte Künstler und Komponisten (Schubert & Schumann) starben an dieser Infektion, die sehr kompliziert verläuft und am Ende auch das Gehirn zerstört. Auch dazu kann man Moulagen im Museum betrachten. Ferner zeigen zeitgenössische Zeichnungen und Warnungen, dass der Kavalier nur wenige Minuten brauche, um die Angebetene (es ging um Prostituierte) zu erobern, aber Jahre dafür leiden musste, wenn er sich angeteckt hatte (Bild links). Tuberkulose wurde hingegen durch Tröpfchen übertragen. Dieser schweren Lungeninfektion hatte man bis zur Entdeckung von Penicillin nichts entgegenzusetzen, ausser Ruhe und Behandlung bei frischer Luft in den Bergen. Davon zeugen noch heute viele schöne Jugendstilhotels in den Schweizer Bergregionen. Ausspucken behördlich verboten! (Bild unten).

4 Alles gut oder was? Während der 70er Jahre herrschte in den Naturwissenschaften und den Ingenieurwissenschaften grosse Euphorie und Machbarkeitsglauben. Impfungen und Antibiotika hielten uns die bösen Keime vom Halse. Sogar die Atome hatte die Menschheit im Griff und sie baute Kernkraftwerke, welche fast unbegrenzt Energie spenden. Und die Amerikaner machten obendrauf Mondspaziergänge. Fast symbolisch ist der Schreck der 80er Jahre als ein Virus die Ärzte und die Welt in Atem hielt. AIDS bereitete sich aus. Bis heute ist AIDS nicht 100%ig behandelbar. Dank intensiver Forschung kann man zumindest dank antiviraler Medikamente das Virus bei HIV-positiven Menschen in Schach halten. Impfstoffe gibt es bis heute keine und man hofft, dass sich keine Virenstämme entwickeln, die gegen die Medikamente resistent sind. Kurz: Die Forschung ist weiterhin gefordert und der menschliche Kampf um die Gesundheit geht weiter. Am Museum sehen wir einen modernen Laborplatz. In unzähligen Labors rund um den Globus wird an vielen Krankheiten geforscht. Neuere Wissenschaftszweige, wie die Gentechnologie sind vielversprechend. Aber Wunder dauern gewöhnlich etwas länger. Denn nebst AIDS, gibt es auch andere Probleme: Krebs, Malaria, Ebolaviren uvm.

5 In den folgenden Bildern sehen wir noch andere Themenbereiche. Die eiserne Lunge, in welcher sich der Patient legen musste, wenn die Atmung (z.b. durch Tuberkulose) nicht mehr gewährleistet war (siehe Fotographie im Hintergrund): Oder die Fortpflanzungsmedizin bzw. der Geburtshilfe, wie sie zögerlich anfing. Dank ihr und der Steriltechnik des ungarischen Arztes Semmelweis ( ) ist die Sterblichkeitsrate von Säuglingen und Gebärenden drastisch gesunken.

6 Trotz intensiver Forschung stecken die Neurobiologie bzw. die Neurologie.. und noch mehr die Psychiatrie bis dato in den Kinderschuhen. Im Bild oben sehen wir übrigens eine Wanne für Wechselbäder (heiss, kalt), in welche die Psychiatriepatienten buchstäblich gepeinigt wurden. An der Wand hängen diverse Fixierungen und eine Zwangsjacke. Dank moderner Neuroleptika und anderer Medikamente, sowie dank neuerer Erkenntnisse in der Therapie, die sanfter von statten geht, dürfen auch Menschen mit seelischen Störungen ein würdiges Leben führen. Und am Ende unseres Besuches stellen sich unsere netten Arzt- und Spitalsekretärinnen auf ein Wort im besten Licht auf. Ich wünsche Ihnen nicht nur weiterhin Begeisterung und Engagement an der Bénédictschule sondern auch Erfolg im Beruf und vor allem Freude daran. Denn im Gesundheitswesen dient man letztlich den Patienten. Eine ehrenvolle Aufgabe. Roberto Schön, M.Sc.UZH

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