Famulaturbericht Tansania 2016

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Sylvia Boer
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1 Famulaturbericht Tansania 2016 David Dopplinger St. Mary s Hospital Isingiro, Kaisho / Karagwe Region / Tansania Motivation Meine Erwartung an diese Famulatur war ganz klassisch das Kennenlernen eines anderen Landes und gleichzeitig das Sammeln medizinischer Erfahrung verbinden zu können deshalb entschieden wir uns für vier Wochen Famulatur und im Anschluss vier Wochen herumreisen in Tansania. Da ich mit meinen Studienkollegen und Schulfreunden Johannes Lehner und Fabian Wellmann bereits einige Reisen unternommen hatte, stand bald fest, dass wir auch dieses Projekt gemeinsam planen wollen. Als Johannes dann noch den Kontakt zu einem in Tansania lebenden, österreichischen Missionar herstellen konnte, begannen wir mit konkreten Vorbereitungen. Vorbereitungen Die Hauptpunkte unserer Vorbereitungen betrafen: Krankenhaus inklusive Unterkunft und Verpflegung, Anreise und Transport, Impfungen und medizinische Vorkehrungen, Visum und bürokratische Überlegungen und touristische Pläne für die Zeit nach der Famulatur. Zum Glück konnten wir diese Aufgaben etwas aufteilen, da wir ja diese Reise zu dritt planten (siehe auch Famulaturberichte von Fabian Wellmann und Johannes Lehner). Meine Hauptaufgaben war die Klärung der Einreiseformalitäten und Bürokratie sowie unserer Weiterreise nach der Famulatur: Da wir uns für eine Anreise mit Emirates von München via Dubai nach Entebbe / Uganda entschieden hatten, war es notwendig, sowohl in Uganda, als auch in Tansania einzureisen. Viele hilfreiche Informationen dazu liefern die Länderinformationen auf der Website des österreichischen Außenministeriums. Für Uganda gibt es eine Botschaft in Österreich, für Tansania ist die Botschaft in Deutschland zuständig. Da die Informationen auf beiden Websites nicht besonders detailliert und aktuell sind, hatte ich mit beiden Botschaften -Kontakt. Ich erhielt jeweils sehr schnell eine Antwort die Antwort von Uganda war jedoch völlig wertlos, weil sie meine Fragen nicht beantwortete, die Botschaft von Tansania bestätigte mir, dass für unsere Situation (unbezahlte Famulatur) ein Touristenvisum ausreichen würde (50 USD) und wir uns somit 200 USD extra für ein Arbeitsvisum sparen konnten. Im Nachhinein betrachtet wissen wir, dass auch die Grenzbeamten oft nicht genau über die aktuellen Bestimmungen informiert sind, diese sich kurzfristig ändern können und wahrscheinlich leider doch auch immer etwas Willkür dabei ist. Es besteht außerdem die Möglichkeit, die Visa vor Abreise bei der jeweiligen Botschaft zu beantragen: Das würde weniger Stress, aber mehr Kosten bedeuten.

2 Wir haben uns schließlich für Visa on arrival entschieden, was bis auf teilweise stundenlange Wartezeiten auch funktioniert hat. Für unsere Reise nach der Famulatur haben wir über die Buchungsplattform AirBnb großartige, günstige Quartiere gebucht. Über die vielen Fernbusse, die die großen Städte Tansanias miteinander verbinden, findet man leider im Internet weder ein Streckennetz, noch einen Fahrplan oder Preise dies mussten wir alles vor Ort organisieren. Famulatur Nach einer sehr komplizierten Anreise zu diesem doch entlegenen Krankenhaus wurden wir vom Chefsekretär des Krankenhauses sehr freundlich begrüßt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten unsere Unterkunft und unsere Verpflegung betreffend, bekamen wir ein sehr einfaches Zimmer in den Hütten für Krankenhausangestellte und wurden von den Nonnen des Schwesternkonvents direkt neben dem Krankenhaus für umgerechnet 6 pro Person pro Tag großartig bekocht. Jeder Famulaturtag begann um 07:30 mit der Morgenbesprechung, an der nicht nur ärztliches und pflegerisches Personal, sondern auch Verwaltung, Fahrer, Laboranten und Wachmänner teilnahmen. Je nach Situation dauerte diese Besprechung zwischen 15 Minuten und einer Stunde. Einmal wurden wir gebeten, eine Präsentation über Neugeborenen-Versorgung in Österreich zu halten, was wir natürlich sehr gerne erledigten. Direkt nach der Morgenbesprechung gab es für uns oft eine kleine Pause, da wir sehr von den diensthabenden Ärzten abhängig waren. Je nach Situation begannen wir dann mit der Visite, gingen in den OP oder in den Ambulanzbereich (HIV- Ambulanz und allgemeine Ambulanz) Die Schwerpunkte dieses Krankenhauses liegen sicherlich in der Geburtshilfe und in der Kinderinfektiologie. Deshalb waren fast alle Operationen Kaiserschnitte und die meisten der jungen Patienten litten unter Malaria oder Durchfall und Erbrechen. Unsere Tätigkeiten umfassten Assistenz bei den OPs, sowie Mithilfe bei der Versorgung der Neugeborenen und kleine Wundversorgungen. Im Ambulanzbereich und bei den Visiten war die größte Hürde für uns natürlich die Sprache: Da nur einige wenige Patienten Englisch sprechen und wir viel zu wenig Suaheli sprechen konnten, waren wir darauf angewiesen, dass uns die Ärzte geduldig die Vorgeschichte und die Beschwerden der Patienten übersetzten. Die gesamte Dokumentation war zum Glück in Englisch, sodass wir uns auch selbstständig in Akten einlesen konnten. Außerdem waren die Ärzte sehr interessiert und offen für medikamentöse Therapievorschläge von uns. Vor allem die Schmerztherapie unterschied sich oft sehr von den österreichischen Schemata. Es sind allerdings in Tansania viele Wirkstoffe in Verwendung, die in Europa nicht am Markt sind und umgekehrt hörten wir oft als Antwort auf unsere Vorschläge Yes, but we don t have that here. Die größten Mängel in der Versorgung bestehen sicher bei Traumapatienten (vor allem Schädel-Hirn-Trauma), sowie bei neurologischen, psychiatrischen und komplizierteren internistischen Patienten.

3 Fazit Besonders aufgefallen ist mir, dass trotz unvorstellbarer Arbeitszeiten (ein Arzt ist für eine Woche durchgehend rund um die Uhr on call ) die Stimmung immer sehr gut war und die Ärzte sich viel Zeit nahmen, um mit uns Patienten zu besprechen, oder uns etwas zu erklären. Außerdem wurden wir anders als in Österreich als Famulanten zum ersten Mal richtig wertgeschätzt und ernst genommen. Das tansanianische Gesundheitssystem ist natürlich mit dem österreichischen nicht vergleichbar: Die Patienten bekommen vom Krankenhaus weder Pflege, noch Essen oder irgendwelche Medikamente: Für Pflege und Essen sind die Angehörigen zuständig und alle Medikamente müssen die Angehörigen zuerst in der Krankenhausapotheke kaufen. Außerdem gab es in diesem Krankenhaus keine spezialisierten Fachärzte, sondern am ehesten Universalmediziner, die von Husten/Schnupfen/Heiserkeit über die gesamte Geburtshilfe, grundlegende Bauchchirurgie, Pädiatrie und natürlich Tropenmedizin alles beherrschen müssen. Trotz dieser unmöglich erscheinenden Aufgabe hatte ich das Gefühl, dass den Umständen entsprechend sehr gute Arbeit geleistet wird. Ein großer Wermutstropfen bleibt die völlig unkritische Antibiotikagabe aller Ärzte (wirklich fast jeder Patient erhält Antibiotika, viele sogar Breitspektrum) und manche Probleme, die mit relativ wenig Geld zu lösen wären (neue Armaturen für den Waschbereit im OP, eine Wärmelampe für die Neugeborenen). In Summe war ich aber sehr begeistert von diesem Krankenhaus und natürlich auch geehrt, hier mein erstes Jobangebot erhalten zu haben! Tourismus Nach der Famulatur begaben wir uns auf die klassischen touristischen Trampelpfade, die zu Recht weltbekannt sind, wie den Serengeti-Nationalpark, den Ngorongoro-Krater und als krönenden Abschluss die Kilimanjaro-Besteigung. Empfehlung Der Chefsekretär und die Ärzte des Krankenhauses haben betont, dass sie sehr gerne weitere Studenten aus Österreich begrüßen würden. Den Kontakt können wir bei Interesse gern herstellen. Wenn man bereit ist, für diese Famulatur das Komfortbedürfnis auf ein Minimum zu reduzieren, eine langwierige Anreise auf sich zu nehmen und außerdem viel Gespür für ein katholisch geführtes Krankenhaus mitbringt, wird man mit großer Gastfreundschaft, viel Wertschätzung und unvergesslichen Erfahrungen belohnt werden!

4 Krankenzimmer im Isingiro Hospital Kurzvortrag zum Thema Neugeborenenversorgung während der Morgenbesprechung Gruppenfoto nach der Morgenbesprechung

5 Löwin im Serengeti Nationalpark Gipfelfoto am Uhuru Peak des Mount Kilimanjaro

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