Bernd Rickmann. Foamglas Herr Dipl.-Ing. Michael Stoll. Hauptstraße Leinfelden-Echterdingen
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1 Bernd Rickmann Bernd Rickmann. Waldweg Münster Foamglas Herr Dipl.-Ing. Michael Stoll Hauptstraße Leinfelden-Echterdingen Dipl.-Ing. Energie- und Verfahrenstechnik Dipl.-Ing. Versorgungstechnik Professor an der Fachhochschule Münster Anschrift (priv.): Waldweg Münster Telefon: 0251 / Fax: 0251 / rickmann@fh-muenster.de Datum: Gutachten: Besondere Anforderungen an Dachentwässerungssysteme mit Druckströmung, deren Rohre auch oberhalb von Unterkonstruktionen aus Ortbeton, Betonfertigteilen, Dachschalungen bzw. Stahltrapezblechen oder Flachstahl innerhalb dafür geeigneter Dämmstoffsysteme verlegt werden können.
2 Gebäude- und Grundstücksentwässerung Seite: 2 1 Dachentwässerung mit Druckströmung In Druckentwässerungsanlagen ist das Abflußvermögen der Dachabläufe von der Gesamthydraulik der nachgeschalteten Leitungsanlage abhängig. Aus diesem Grunde wurde bereits in DIN , Ausgabe 1995 für solche Entwässerungssysteme ein objektbezogener hydraulischer Nachweis der Leistungsfähigkeit gefordert. Ab Januar 2001 ist diese Forderung in DIN EN enthalten. Dieser rechnerische Nachweis ist erforderlich, damit dass für den Berechnungsfall geforderte Abflussvermögen sich in ausgeführten Anlagen auch tatsächlich an allen Dachabläufen einstellen kann. Wie dieser Nachweis nachvollziehbar und prüfbar durchgeführt werden muss, wird in der VDI Richtlinie beschrieben. 1.1 Funktionsprinzip In Schwerkraftentwässerungsanlagen steht für den Transport von Abwasser die Wasserspiegeldifferenz zwischen Anfangs- und Endpunkt eines Fließweges in einer liegenden Leitung zur Verfügung. In Freispiegelentwässerungen wird die Wasserspiegeldifferenz = h 1 h2 durch die Verlegung der Leitungen mit Gefälle erreicht und ist relativ gering. In planmäßig vollgefüllt betriebenen Druckentwässerungsanlagen steht hierfür die im allgemeinen wesentlich größere Höhendifferenz zwischen dem Wasserstand über dem Dachablauf und der teilgefüllten Leitung zur Verfügung. Dadurch ergeben sich gegenüber der Freispiegelentwässerung wesentlich geringere Rohrdimensionen. Durch die anlagentypischen Betriebszustände in Druckentwässerungsanlagen können die Leitungen gefällelos unterhalb der Dachkonstruktion verlegt werden. Freispiegelentwässerung Druckentwässerung Bild 1 Verfügbare Höhendifferenz für die Überwindung von Strömungsverlusten in Freispiegel- und Druckentwässerungsanlagen im Bemessungsfall Unterhalb der Berechnungsregenspende wird in der Strömung mehr oder weniger viel Luft mitgeführt. In diesem Übergangszustand kommt es zu großen Druckschwankungen und zu einer dynamischen Belastung der Rohrleitungen und der Verbindungs- und Dichtungselemente (Bild 2). 1 VDI Richtlinie 3806 Dachentwässerung mit Druckströmung, Ausgabe April 2000
3 Gebäude- und Grundstücksentwässerung Seite: 3 Bild 2 Druckverlauf in einer Regenwasser-Druckentwässerungsleitung in Abhängigkeit von der Belastung 2 Eine Druckentwässerungsanlage erreicht ihre maximale Leistungsfähigkeit erst dann, wenn die gesamte Rohrleitungsanlage vom Dachablauf bis zur teilgefüllt betriebenen Grundleitung vollständig mit Wasser gefüllt ist und sich eine geschlossene Rohrströmung ohne Lufteintrag ausbilden kann. Die Bemessung von Druckentwässerungsanlagen verfolgt die Zielsetzung, den Übergangsbereich von der Freispiegel- in die Druckströmung mit den starken Druckschwankungen möglichst schnell zu verlassen, um in einen stabilen Strömungszustand bei Vollfüllung zu gelangen. Das hat zur Folge, dass die Leitungsanlage schon bei kleinen Regenspenden - und damit relativ häufig - instabil belastet wird. Neben der rein statischen Belastung im stationären Auslegungsfall muss daher der hohen dynamischen Belastung im Übergangsbereich Rechnung getragen werden. Diese Belastungsform kann bei ungenügender Befestigung die gesamte Leitungsanlage so in Schwingungen versetzen, dass dadurch z. B. Pendelaufhängungen durch Wechselbeanspruchung abgeschert oder auch die Dacheindichtungen im Umfeld des Dachablaufes beschädigt werden können. Da in Druckentwässerungsanlagen im Auslegungsfall planmäßig Innendruck vorgesehen ist, versteht es sich von selbst, dass hier nur Rohrsysteme - einschließlich der Verbindungs- und Befestigungsmaterialien - verwendet werden dürfen, die vom Hersteller für diese besonderen Betriebszustände ausdrücklich freigegeben worden sind. Werden die liegenden Rohrleitungen im Dämmstoffaufbau des Daches verlegt, müssen die an der Rohrleitung angreifenden Kräfte über die Befestigungssysteme auf den Baukörper übertragen werden können. Das Rohrleitungssystem mit seinen Muffen, Abzweigen oder Umlenkungen muss si- 2 B. Rickmann, A. Kruse Vorteile und Risiken der Druckrohrströmung in Regenentwässerungsanlagen sbz Heft 5 und Heft
4 Gebäude- und Grundstücksentwässerung Seite: 4 cher fixiert werden, damit Undichtigkeiten im laufenden Betrieb vermieden werden können. Durch das vollständige Einbetten das Rohrleitungssystems in den stauchungsfreien Dämmstoff FOAMGLAS und die Art der Verarbeitung mit bituminösen Klebern, bei denen die Rohre komplett ummantelt werden, ist eine Bewegung der Leitungsanlage ausgeschlossen. Dies ist ein kalkulierter, sich aus den Eigenschaften des Dämmstoffs maßgeblicher Vorteil. 1.2 Das Anlaufkriterium Eine Grundforderung in DIN EN lautet, dass die Saugwirkung der vollgefüllten Anlage schnell genug beginnen muss, um zu verhindern, dass Überstau auf dem Dach oder in der Dachrinne entsteht. Um diese Forderung erfüllen zu können, muss die Druckentwässerungsanlage so aufgebaut werden, dass bereits bei geringen Regenspenden der Fallleitungsquerschnitt abschnittsweise zuschlägt. Durch die Gewichtskraft des dann in der Fallleitung senkrecht strömenden Wasserpfropfens wird die Dachfläche per Saughebereffekt entwässert Unterdruck im Umlenkpunkt in mbar DN 100, Umlenkung mit 90 Bogen 5,46 l/s Volumenstrom in l/s 0 Bild 3 Druckverhältnisse im Anlaufzustand der Druckströmung Das spontane Anlaufen der Druckentwässerunganlage wird maßgeblich durch die Anlaufhöhe A und den Fallleitungsquerschnitt beeinflusst. Aus diesem Grunde muss im ersten Schritt, noch vor Beginn der eigentlichen Rohrnetzberechnung, der größte zulässige Fallleitungsdurchmesser ermittelt werden, der noch das Anlaufen der Druckentwässerung sicherstellen kann. Dazu muss der in der Anlage verfügbare Anlaufvolumenstrom Q A aus dem geforderten Abflussvermögen Q und dem Höhenverhältnis Δ ha verf mit Gleichung 1 ermittelt werden. Q A ist der Volumenstrom, der nur mit der Anlaufhöhe Δ h A bis zur Fallleitung transportiert werden kann, ohne dass die Höhendifferenz in der Fallleitung an diesem Transport beteiligt ist. Gleichung 1 Q A = Q A verf
5 Gebäude- und Grundstücksentwässerung Seite: 5 hierin bedeuten Q A Abfluss in l/s bei dem die Fallleitung in Teilabschnitten zuschlägt (Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.) Q Sollabfluss in l/s, ermittelt aus der Berechnungsregenspende, dem Abflussbeiwert und der zu entwässernden Dachfläche Δ h A Anlaufhöhe Höhendifferenz zwischen dem Wasserspiegel über dem Dachablauf und Mitte Sammelleitung Δ h verf verfügbare Höhendifferenz zwischen dem Wasserspiegel über dem Dachablauf und dem Übergang auf Freispiegelentwässerung A Bild 4 Bezeichnungen in Druckentwässerungsanlagen Der in der Anlage rechnerisch ermittelte Anlaufvolumenstrom Q A sollte deutlich größer sein als der für die gewählte Fallleitung minimal erforderliche Anlaufvolumenstrom Q. A, min Die Erfüllung des hier beschriebenen Anlaufkriteriums ist zwingend erforderlich, um Fehlfunktionen sicher ausschließen zu können. Problematisch sind immer Verhältnisse, bei denen die Anschluss- und Sammelanschlussleitungen aus baulichen Vorgaben knapp unterhalb des zulässigen Wasserstandes auf dem Dach wie im hier diskutierten Fall - geführt werden sollen. Aus diesem Bereich sind Fehlfunktionen von Druckentwässerungsanlagen bekannt, die darauf zurückzuführen waren, dass Starkregenereignissen bei nicht ausreichend verfügbarer Anlaufhöhe zum Überlaufen von innenliegenden Rinnen oder zu unzulässig hohem Wasseraufstau über den Dachabläufen (unzulässig hohe statische Belastungen) führte.
6 Gebäude- und Grundstücksentwässerung Seite: 6 2 Zusammenfassung Grundvoraussetzung für die sichere Funktion eines Dachentwässerungssystems mit Druckströmung, deren Rohre innerhalb dafür geeigneter Dämmstoffsysteme verlegt werden, ist ein objektbezogener hydraulischer Nachweis der Leistungsfähigkeit auf Grundlage der entsprechenden allgemein anerkannten Regeln der Technik. Hierbei kommt der Erfüllung des Anlaufkriteriums nach VDI 3806 eine besondere Bedeutung zu. Der Entwurf und die Berechnung solcher Systeme setzt eine entsprechendende konstruktive und rechnerische Erfahrung voraus. Aus den beriebsbedingten Strömungsvorgängen in Druckentwässerungsanlagen entstehen dynamische Belastungen für die Rohrleitungen und die Verbindungstechnik. Diese Kräfte dürfen nicht unterschätzt werden, da sie ansonsten zu irreparabelen Schäden auch am Dachaufbau führen können. Durch das vollständige Einbetten des Rohrleitungssystems in den Dämmstoff FOAMGLAS und die komplette Fixierung der Rohrleitungen auf der Dachfläche über eine vollflächige Verklebung der Dämmung mit bituminösen Klebern, ergeben sich hervorragende Ausgangsvorausssetzungen für den sicheren und störungsfreien Betrieb einer Druckentwässerungsanlage. Falsch verstandener Einsparwillen kann hier zu unkalkulierbaren Risiken führen. Prof. Dipl.-Ing. Bernd Rickmann Münster,
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