Sattel Bindeglied zwischen Pferd und Reiter

Transkript

1 II Skriptum / Lern für Westernreit-Instruktor Verfassung von 2014 Quellen: Internet, California Ranch, Westernsattel anpassen/sandra@asmussenverlag.de, Anatomie verstehen/gillian Higgins, Medizinische Reitlehre/Robert Stodulka, BMI TschG, Der Verfasser behält sich den Anspruch auf mögliche Fehler im Text vor.

2 Sattel Bindeglied zwischen Pferd und Reiter Warum ist der richtige Schwerpunkt so wichtig? Grundsätzlich gilt folgendes: Brustwirbel = Sattellage 14. Brustwirbel = Massenschwerpunkt Wichtig ist, dass der Schwerpunkt des Reiters im Mittelpunkt ist. Pferdmittelpunkt 2

3 Grundwissen über Biomechanik und Anatomie des Pferdes Ein passender Sattel muss ruhig auf den Pferderücken liegen und das Reitergewicht gleichmäßig über die gesamte Auflagefläche verteilen. Der Sattel darf die Wirbelsäule nicht berühren oder die Schulter einklemmen. Die letzte Rippe = Ende der Brustwirbel: kein Druck hinter diesem Punkt! Widerrist: Wie hoch - wie liegt er! Schulter: steil oder schräg, breit oder schmal! Die Wirbelsäule: 7 Halswirbel, 18 Brustwirbel, 6 Lendenwirbel, 5 Kreuzbeinwirbel, Schweifwirbel. Die Brustwirbel sind gelenkig mit den Rippen verbunden. Der Rippenkasten ist beweglich. Der Rippenkasten: 8 Tragerippen = wahre Rippen, die mit dem Brustbein verbunden sind und 10 Atmungsrippen = falsche Rippen, deren Knorpel den Rippenbogen bilden. 3

4 Der tragende Teil Dornfortsätze: bis zum 15. Brustwirbel Richtung Schweif geneigt; der 16. Brustwirbel ist senkrecht; die restlichen Dornfortsätze Richtung Kopf geneigt. Nackenband: ist das wichtigste Band, es verbindet (mit einigen anderen Bändern) die Wirbel miteinander. Diese Konstruktion gleicht einer Hängebrücke. Die Stützpfeiler sind die Vorder- und Hintergliedmaßen. Der unglaublich schwere Bauchraum (zirka kg) wird durch anspannen der Bauchmuskulatur hochgedrückt und dadurch wölbt das Pferd den Rücken. Der Rückenmuskel wird gestärkt. Der Rücken kann sich nur wölben, wenn der Sattel passt. Die Wirbelsäule muss sich problemlos heben können; darf keinen Druck vom Sattel bekommen. Bei einem gut passenden Sattel ist Schwung und Drehung des Sattelbaums sowie die Schulter- und Hüftfreiheit ausschlaggebend für eine dauerhafte gute Bewegung des Pferdes. 4

5 Sattellage Wird ein Sattel aufgelegt, so ist es ideal wenn zwischen Wirbelsäule und Sattel zirka 2 cm freier Raum ist, dann kann das Pferd den Rücken besser anheben, wenn der Reiter Druck auf den Bauchmuskel des Pferdes bringt und dadurch den Rücken zum Aufwölben bringt. Ist der Schwerpunkt des Reiters zu weit hinten, dann kommt zu viel Druck auf die Lendenwirbel, die nicht dazu gedacht sind Gewicht zu tragen. Dies verursacht mit der Zeit entzündlichen Schmerz. Die Auflagefläche soll sich über den tragenden Teil des Pferderückens verteilen. 5

6 Anpassung Westernsättel können wie Englisch-Sättel angepasst werden. Für Pferde mit Problemrücken (Senkrücken, Karpfen- oder Hechtrücken, ) sollte man einen Sattler kommen lassen. Drehung Längsachse (Twist): Schulter-, Hüftfreiheit (Flare): Biegung Längsachse (Rock): 6

7 Anpassung Der Aufbau des Sattels und die Winkelung der Bars (Quelle: Westernsattel Die Winkelung der Bars sollte mit der Winkelung der Schulterpartie des Pferdes übereinstimmen, sonst verkanten sich die Bars im Bereich der Pferdeschulter. Das kann neben lokalen Druckschmerzen zu einer Bewegungseinschränkung der Schulter und infolgedessen zu Beeinträchtigungen im gesamten Bewegungsapparat führen. Dieser eher steil gewinkelten Warmblutstute... würde die recht flache Winkelung dieses Sattelbaumes kaum passen. 7

8 Anpassung Eine flache Winkelung wählt man für breitschultrige Pferde wie Kaltblüter, massige Haflinger, Tinker oder Quartertypen. Legt man einen solchen Sattel (Arabian-Tree oder Full-Quarter-Tree) auf ein schmales, steil gewinkeltes Pferd, so stehen die unteren Enden der Bars vom Pferd ab, oben verkanten die Bars an der Schulter und üben dort lokalen Druck aus. Die Winkelung dieses Sattelbaums dagegen passt zur Schulter. Dies ist aber auch nur deswegen sicher, weil vor dem Bau dieses Sattels eine Anprobe mit den entsprechenden Sattelbäumen stattfand. Bars mit einer steileren Winkelung (Regular, Semi-Quarter und Quarter-Trees) sind für schmalere bis normale Pferdetypen gebaut. Wenn man einen solchen Sattel auf ein Pferd legt, das eine flach gewinkelte Schulter hat, sitzt er wie ein Hütchen auf dem Pferd auf, anstatt die Schulter zu umschließen. Auch hier entsteht ein punktueller Druck am Pferd, da der Sattel nur mit dem äußeren Rand der Bars aufliegt. Fazit: Passt die Winkelung der Schulter nicht zur Winkelung der Bars, verkanten die Bars auf der Schulter. Egal, ob sie zu flach oder steil sind es kommt zu Druckstellen. 8

9 Nicht nur durch den Sattel können Probleme beim Pferd entstehen! Worauf oft nicht geachtet oder gedacht wird, wenn ein Pferd Probleme bekommt oder bereits hat, dass der Reiter in seiner Bewegung eingeschränkt ist, sei es durch Schmerz, Langzeitschäden durch Stürze oder andere Unfälle. Ein Reiter mit Hüftschmerzen, Rückenschmerzen usw. versucht dem Schmerz durch ausweichende Belastung zu entgehen. Der Reiter verändert dadurch seinen Schwerpunkt im Sattel, was sich wieder auf das Pferd projiziert. Ein sogenannter Dominoeffekt. Die Fehlhaltung des Reiters verursacht eine Fehlbelastung auf den Pferderücken. Oder auch umgekehrt: Pferd schief (natürliche Schiefe), der Reiter übernimmt die Schiefe. Der Sattel liegt schief auf. Durch einseitige Belastung entwickeln sich Probleme beim Pferd. Wichtig! Auch der Reiter sollte sich durch fachmännische Behandlung in seiner Motorik untersuchen und (wenn nötig) behandeln lassen. Osteopathische-Behandlung, Chiropraktische-Behandlung, Schmerztherapie oder spezielle Massagen schaffen Abhilfe bzw. verbessern die Situation. Sitzkorrekturen an der Longe! 9

10 Ein weiteres Problem entsteht auch durch falsches Aufsteigen (Hochziehen am Sattel) auf das Pferd. Durch ständiges Hochziehen kann man die Dornfortsätze verletzen. Es ist zu empfehlen, wenn man nicht mit Schwung auf das Pferd aufsitzen kann, entweder eine Aufsteige-Hilfe zu benutzen oder eine Person ersuchen gegen zu halten. Diese Hilfe nutzt man zu Gunsten des Pferdes. Biomechanik und Anatomie Wir, die sich täglich mit den Pferden beschäftigen, müssen Grundwissen über die komplexen Zusammenhänge im Pferdekörper haben. 10

11 Gurtung Die Möglichkeit der Gurtung: Gutentiefe Sattellage 11

12 Passt der Sattel, dann sind Versammlung, Stellung, Biegung (sofern der Reiter die richtigen Hilfen gibt) kein Problem. Gute Bewegung unter dem Sattel: Schulter Hüfte und Lendenwirbel Rückenwirbel 12

13 Veränderungen der Muskulatur Abschließend: Die Passform eine Sattels hat einen wesentlichen Einfluss auf die Bewegung des Pferdes. Veränderungen: Junge Pferde Ältere Pferde Pferde die aus dem Training genommen werden usw. 13