ERASMUS+ 2014/15: Studierendenmobilität Studium (SMS) Persönlicher Erfahrungsbericht

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1 ERASMUS+ 2014/15: Studierendenmobilität Studium (SMS) Persönlicher Erfahrungsbericht PERSÖNLICHE ANGABEN Nachname* Vorname* Studienfach Angestrebter Studienabschluss an der Universität Ulm Der Aufenthalt erfolgte im Auslandsstudienaufenthalt Gastland und Stadt Gasthochschule -adresse* Schweyer Sabrina Humanmedizin Medizin Staatsexamen 7. Fachsemester Von 08/14 (MM/JJ) bis 12/14 (MM/JJ) Finnland, Oulu University of Oulu EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG ZUR VERÖFFENTLICHUNG DES BERICHTS ja nein Dieser Bericht darf an interessierte Studierende der Universität Ulm weitergegeben werden Dieser Bericht darf auf der Internetseite des International Office der Universität Ulm veröffentlicht werden * Ich möchte, dass bei der Weitergabe bzw. Veröffentlichung des Berichtes mein Name anonymisiert wird * Ich möchte, dass bei der Weitergabe bzw. Veröffentlichung des Berichtes meine -adresse gelöscht wird ERASMUS+ SMS 2014/15 Persönlicher Erfahrungsbericht Seite 1 von 5

2 Vorbereitung: Nachdem alle Unterlagen für die Erasmus Bewerbung an der Uni Ulm ausgefüllt waren und ich die Zusage für Oulu bekommen hatte, ging es noch etwas weiter mit der Zettelwirtschaft, die zwar manchmal etwas nervig ist, sich letzten Endes aber doch lohnt. Ich erhielt bald eine Bewerbungs- und Informationsmappe von Finnland und musste mich nochmals offiziell an der finnischen Uni bewerben sowie das Learning Agreement erstellen (was mehrere Anläufe gebraucht hat, bis es in der endgültigen Form, unterschrieben von drei Parteien: Deutschland, Finnland und mir, vorlag). Dies ist jedoch kein Problem, da man das Learning Agreement auch nochmals vor Ort ändern kann, falls es mit dem ein oder anderen Kurs dann doch nicht klappt oder dergleichen. Über PSOAS eine Vermittlung von Unterkünften in Finnland, habe ich einen Wohnheimplatz in Tirolintie erhalten. Die Plätze sind begehrt, also direkt ab Bewerbungsbeginn online für ein Zimmer bewerben. Da man als Medizinstudent die meiste Zeit im Krankenhaus ist, ist es sinnvoll eine Wohnung im Zentrum oder Tirolintie zu haben, da man von Linnanmaa (wo das Hauptgebäude der Uni steht) bis zum Krankenhaus eine Stunde mit dem Rad braucht. Diesen Wunsch am besten auch gleich in der Bewerbung vermerken. Dann noch einen Flug buchen, der meistens über Helsinki führt, da es keine Direktflüge nach Oulu gibt und das Abenteuer kann losgehen. Unterkunft: Der erste Eindruck von meiner Wohnung war ein kleiner Schock, aber ich hab mein Zimmer bald lieben gelernt und am Schluss fiel mir der Auszug schwer. Da ich bereits Anfang August angereist bin und das Semester offiziell erst Anfang September losging, war ich mit drei weiteren Studenten die Einzige im Haus für über 100 Studenten. Die Zimmer sind mit kleinem Bett, Schreibtisch, Schrank und einem Waschbecken sehr minimalistisch eingerichtet und erinnern etwas an ein Krankenhaus, wahlweise auch Gefängnis. Mit etwas Dekoration, Weihnachtsbeleuchtung und bunter Bettwäsche sah das Ganze dann gleich viel wohnlicher aus. In der Küche war auch nicht alles an Geschirr und Geräten vorhanden und Sauberkeit so lala. Aber man gewöhnt sich sehr schnell daran und ich habe mich dann doch sehr wohl gefühlt. Anfang September kamen dann meine 6 Mitbewohner an und auch im Rest des Hauses, das nur von Erasmus Studenten bewohnt wird, wurde es voll. Waschmaschinen mit Trockenräume, Fitnessräume, so wie 2 Saunas stehen kostenfrei zur Verfügung und man kann sich dafür auf dem online Portal OMAPsoas Zeiten buchen. Parkplätze gibt es auch, sind jedoch gegen eine Gebühr zu mieten. Studium an der Gasthochschule: Die Ankunft ist mit einer Kummi Studentin, die einem zugeteilt wird und sich um das Schlüssel holen für die Wohnung sowie das Abholen vom Flughafen oder Bahnhof sehr gut organisiert. Ich hatte auch weiterhin Kontakt mit meiner Kummi Studentin und wurde von ihr über das Wochenende in das Ferienhaus ihrer Eltern eingeladen, wo wir eine tolle Zeit verbracht haben. Außerdem gibt es viele Einführungs- und Informationsveranstaltungen die einem das Einleben in Oulu sowie Leute kennen lernen und das Zurechtfinden im Krankenhaus und an der Uni leicht machen. ERASMUS+ SMS 2014/15 Persönlicher Erfahrungsbericht Seite 2 von 5

3 Wir hatten uns sowohl für Kurse als auch Blockpraktika eingeschrieben. Die Vorlesungen wurden meistens blockweise gehalten, so dass man zum Beispiel eine Woche lang Kardiologie hatte und die Woche darauf die Prüfung dazu. Da die englischsprachigen Vorlesungen extra für die Austauschstudenten organisiert werden, hatten wir mit 4-10 Teilnehmern pro Kurs sehr privaten, intensiven und praxisorientierten Unterricht und waren von den meisten Veranstaltungen sehr begeistert. Die Praktika konnte man sehr flexibel vor Ort mit der Koordinatorin Virpi Parkkila organisieren und so legen, dass sie sich mit keiner Vorlesung oder Klausur überschneiden. Wenn man vorhat mehrere Blöcke in Oulu zu machen, lohnt sich die Anreise im August, da man bereits vor Studienbeginn mit den Praktika anfangen kann und so später mehr Freizeit hat, wenn Klausuren anstehen bzw. zum Reisen. Wie überall ist Eigeninitiative gefragt, wenn man lernen möchte, aber allgemein kann man sagen, dass sich chirurgische Fächer eher anbieten, da man mehr sehen und mitarbeiten kann. Im Bereich Innere Medizin müssen die Ärzte sehr viel Papierarbeit machen und das Patientengespräch ist natürlich auf Finnisch, was den Alltag für den Austauschstudent leicht langweilig gestaltet. Sehr zu empfehlen ist Urologie, da dort eine super Arbeitsatmosphäre herrscht und man gut in die Arbeit mit einbezogen wird, sowie Gynäkologie, da es dort eine eigene Betreuerin für Studenten gibt, die mit ihnen einen kompletten Plan für die Woche ausarbeitet und man viele, verschiedene Einblicke bekommt. Die Klausuren zu den Kursen waren im Gegensatz zu Deutschland alle in Aufsatzform. Entweder musste man Kurz- Essays schreiben oder Patientenfälle bearbeiten. Über ein Online Portal erhielt man ca. 3 Wochen später seine Note. Das Notensystem geht von 1-5. Ab 1 hat man bestanden, 5 ist die beste Note. Alltag und Freizeit: Die erste Tätigkeit in Oulu sollte sein, sich ein Fahrrad zu besorgen, da eigentlich alles mit dem Fahrrad gefahren wird: zum Einkaufen, in die Stadt, ins Krankenhaus Bei -20 C, Eis und Glätte manchmal ein großes Abenteuer, daher ist vielleicht auch die Anschaffung eines Helms sinnvoll. Die Fahrradwege in ganz Oulu sind super ausgebaut und im Winter wird fleißig gestreut. Bei Facebook gibt es eine Gruppe Oulu Salepoint, in der gebrauchte Gegenstände zum Verkauf angeboten werden und auch Gesuche aufgegeben werden können. Wieder ein Punkt, warum es sich lohnt etwas früher anzureisen, da Anfang September der Run auf die Räder riesig ist. Außer Uni habe ich in Oulu viel Sport gemacht (Schwimmen, Fitnessstudio, Joggen, Ski fahren ) und war mindestens einmal pro Woche in der Sauna, die aus dem finnischen Alltag nicht wegzudenken ist. Am Wochenende sind wir meistens weggefahren und haben das Land erkundet. Beliebt ist es, sich ein Mökki (Holzhütte) zu mieten und beispielsweise die Natur in Lappland zu erkunden. Über Polarrent kann man sich billig Autos für das Wochenende ausleihen. Wir waren in Rovaniemi, den Weihnachtsmann besuchen, in Kemi, nahe der schwedischen Grenze, haben eine Zeitreise (Zeitverschiebung!) nach Lulea (Schweden) gemacht, zwei Wochenenden in Mökkis in Lappland verbracht, im Ouluanka Nationalpark zum Wandern, auf einem Pesäpallo Spiel (finnischer Baseball) in Sotkamo, in Turku, der ehemaligen Hauptstadt von Finnland und in der jetzigen: Helsinki. Ein Programm das sehr zu empfehlen ist, ist das Kummi Family Programm: Über ein Bewerbungsformular, das man an der Uni erhält, kann man sich für eine finnische Gastfamilie bewerben, mit der man so viel Zeit verbringen kann, wie beide Parteien möchten. Ich erhielt eine Familie mit 5 Kindern zwischen 1-14 Jahren aus Li, einer kleinen Stadt ca. eine halbe Stunde von Oulu entfernt. Wir ERASMUS+ SMS 2014/15 Persönlicher Erfahrungsbericht Seite 3 von 5

4 haben uns einmal pro Woche getroffen und waren zum Beispiel beim Schwimmen oder im Museum. Oft haben sie mich auch zu sich nach Hause eingeladen und ich habe den typischen finnischen Alltag mitbekommen. An Weihnachten haben wir Pfefferkuchenkekse und ein Pfefferkuchenhaus gebacken und dekoriert, ich wurde oft typisch finnisch bekocht und auch zum Weihnachtstheater an die Schule eingeladen. Insgesamt eine wunderschöne Erfahrung, aus der sich eine tolle Freundschaft entwickelt hat, die mit Sicherheit auch über das Auslandsemester hinaus bestehen wird. Fazit: Insgesamt kann ich sagen, dass mein Auslandsemester in Oulu eine wunderschöne, erlebnisreiche, einmalige Erfahrung in meinem Leben war, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich habe sehr viel für meine weitere berufliche Karriere gelernt, durch den praxisnahen Unterricht und die Praktika. Vor allem auch die Unterschiede zu Deutschland in der Patientenversorgung haben mich teilweise sehr überrascht und zum Nachdenken angestoßen. Ich habe durch meine Kummi Studentin sowie meine Kummi Gastfamilie einen schönen Einblick in die finnische Kultur und Lebensweise erfahren dürfen und vor allem wahnsinnig tolle Freundschaften geschlossen. Damit kann ich jedem ein Erasmussemester (vor allem in Oulu :)) ganzen Herzens empfehlen. ERASMUS+ SMS 2014/15 Persönlicher Erfahrungsbericht Seite 4 von 5

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