Unkrautkontrolle in Not

Transkript

1 Unkrautkontrolle in Not Haben wir künftig noch alle Unkräuter und Ungräser in Deutschland im Griff? Dr. Hans G. Drobny DuPont de Nemours Deutschland GmbH DPG-AK Herbologie Bingen, Feb. 2015

2 Unkrautkontrolle in Not Ackerbau woher/wohin? Unkräuter/-gräser folgen nach Herbizide Verfügbarkeit Wirkstoffklassen Anforderungen an Wirkstoffe (alte und neue) Resistenzen Status in Deutschland/ Europa Zukunft Unkrautkontrolle

3 Ackerbau woher? Effektive Unkrautkontrolle ist der Grundpfeiler des modernen Ackerbaus (seit den 50er Jahren) Bedarf Arbeitkräfte ( Hack -Früchte) Betriebsflächen / -größe Vereinfachung Fruchtfolgen neue Groß-Kulturen: Mais, Wi-Raps Vermehrt Winterungen Unkrautkontrolle war/ist der wichtigste Ertragsfaktor bei Ackerbaukulturen (Vgl. Schädlinge, Krankheiten) Herbizide waren/sind entscheidende Pflanzenschutzmittel!

4 Herbizide Ackerbau - Meilensteine 1950er Einführung Wuchsstoffe/Getreide 1960er Einführung Triallate: Flughafer Getreide 1968 Atrazin/Mais 1970 IPU in Getreide 1975 Pendimethalin in Wi-Gerste VA 1977 Metamitron in Rüben (10 kg/ha VA!) 1983 FOP in dikotylen Kulturen 1984 Fenoxaprop-P in Getreide 1985 Metsulfuron-m 1. ALS-Hemmer in D 16 weitere ALS-Hemmer in Getreide, Mais, Rüben, Mesotrione in Mais 4-HPPD-Hemmer?? Neue Wirkstoffklasse

5 Ackerbau wohin? Weitere Vereinfachung der Fruchtfolgen: Wi-Getreide, Mais (teils Monokulturen), Raps: ca. 85% der AF Alternative Kulturen verschwinden/reduzieren (Sonnenblumen, Öllein, Futterrüben, So-Getreide ) bzw. konzentrieren geographisch (Zuckerrüben, Kartoffeln) Weitere Reduzierung ackerbaulicher Massnahmen (Bodenbearbeitung) und Schlaghygiene.

6 Ackerbau 2013 in Deutschland und deren Konsequenzen Deutschland ha relativ (%) Getreide 6,03 50,9 Mais 2,49 20,9 84,1 Raps 1,46 12,3 Zuckerrüben 0,36 3,0 Kartoffeln 0,24 2,0 16,7 Andere 1,27 10,7 Ackerland 11,85 Trend Enge Fruchtfolgen Getreide/Mais/Raps tlw. Anbau in Selbstfolge [z.b. WW, Mais] Anstieg Minimalbodenbearbeitung Zunahme phytosanitärer Probleme [Resistenzen, CL-Raps, neue Problemunkräuter, Zukunft Glyphosat? ] Quelle: Destatis 2013 Steigende Herausforderungen an nachhaltigen Pflanzenschutz Immer wichtiger: probates Wirkstoffmanagement

7 Unkrautkontrolle in Not: These 1a Die Verfügbarkeit hochwirksamer und selektiver Herbizide ermöglichte die Vereinfachung/Reduktion der Fruchtfolgen und der ackerbaulichen Massnahmen.

8 Unkräuter und Ungräser folgen nach Ich bin Herbstkeimer, und finde die Wi-Getreide/Raps-Monokultur Spitze: Acker-Fuchsschwanz, Windhalm, Stiefmütterchen, Klettenlabkraut, Kornblume,... Und frühe Saattermine erst recht! Ich bin (später) Frühjahrskeimer, und finde die Mais-Monokultur Spitze: Hühnerhirse, Borstenhirsen, Fingerhirsen, Gänsefuß, Amaranth,... Ich bin Flachkeimer, und finde es toll, dass ich nicht mehr vom Pflug vergraben werde Ich finde es toll, dass ich einen Schutzschirm gegen viele Herbizide habe: neue Problemunkräuter

9 Unkrautkontrolle in Not: These 1b Die Verfügbarkeit hochwirksamer und selektiver Herbizide ermöglichte die Vereinfachung/Reduktion der Fruchtfolgen und ackerbaulicher Massnahmen Dies führt(e) zum Aufbau dichter Populationen spezifisch angepasster Unkräuter/-gräser

10 Zunehmende Problemunkräuter Selektion, Wirkungslücken... Problem / Kultur Raps Getreide Mais Ampfer-Arten Distel-Arten Erdrauch Kamille-Arten Klatschmohn Kornblume Knöterich-Arten Raps (Ausfall-, Durchwuchs, CL-) Rauke-Arten Stiefmütterchen-Arten Storchschnabel-Arten Umbelliferen (Kerbel, W. Möhre, G. Schierling)

11 Charakterisierung der Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe

12 Aufgabe: Erzeugung einer resistenten Unkrautpopulation 1. Hohe Populationsdichten erzeugen Fruchtfolge (nur Winterung/Sommerung, Monokultur) Verminderte/einseitige ackerbauliche Maßnahmen 2. Einseitiger Herbizideinsatz Nur eine Wirkstoffklasse solo, z. B. ALS/ACCase-Hemmer Verringerte Aufwandmengen Nur Nachauflauf im Frühjahr Kein Wechsel in der Rotation Keine mechanische oder sonstige Schlaghygiene 3. Samen von betroffenen Schlägen auf andere verschleppen Funktioniert mit hoher Sicherheit!

13 Unkrautkontrolle in Not These 2 Die Beratung zum Resistenz-vermeidenden Herbizideinsatz ist uneinheitlich und kurzfristig angelegt Industrie: keiner hat Alles (Boden+ALS+ACCase) Kombinationen, Sequenzen, Wechsel in Fruchtfolge,... HRAC nicht effizient Privat: müssen Kosten sparen Reduzierte Aufwandmengen Amtlich: teils Kosten, teils Schlagwörter keine Sulfos

14 Status Resistenzen für D - Herbizide Triazin-resistente Unkräuter (PS II Hemmer) Rel. neu: Chenopodium gegen Metamitron Ackerfuchsschwanz Quantitative metabolische Resistenz gegen verschiedene Wirkstoffe: IPU/CTU, FOP s (nicht DIM s!), ALS-Hemmer, Zunehmend multiple Resistenzen: kombiniert mit ACCase-(auch DIM s) und zunehmend ALS-Wirkort- Resistenzen Teils nachlassende Wirkung von Hemmern der Zellteilung ( Boden -Herbizide) Betroffen > ha? Windhalm Quantitative Resistenz gegen IPU und ALS-Hemmer, teils FOP s Ca. 1/3 der Flächen mit Wirkort-Resistenzen gegen ALS-Hemmer Betroffen > ha? Kamille Target-site Resistenz gegen ALS-Hemmer Betroffen einzelne Schläge in Schleswig-Holstein & Niedersachsen Vogelmiere, Klatschmohn, Hühnerhirse Einzelne Meldungen/Verdachtsfälle

15 ALS-Hemmer resistente Unkräuter in Europa Ungräser Alisma plantago-aquatica Lolium spp. Cyperus difformis Alopecurus myosuroïdes Apera spica venti Avena spp. Echinochloa crus-galli 1994 (IT) 1995 (IT) 1999 (IT) 1999 (UK) 2004 (PL) 2004 (IT) 2007 (IT) Unkräuter Matricaria spp. Papaver rhoeas Stellaria media Sonchus arvensis Centaurea cyanus Chrysanthemum segetum Sinapis alba Sinapis arvensis Amaranthus retroflexus 2003 (UK) 1998 (ES) 1991 (DK) 2007 (DK) 2010 (PL) 2006(DK/UK) 2007(ES) 2006 (IT) 2005 (IT)

16 Herbizide Verfügbarkeit Wirkstoffklassen Ackerbau Gruppe HRAC Aktivität Gräser Dikot Kulturen Getreide Mais Raps Rüben Aufnahme Blatt Boden ACCase-Hem. A ALS-Hemmer B (+) Hemmer Photosynthese C (+) + 4-HPPD-Hem. F Auxine O (+) (+) - + (+) PPO-Hemmer E (+) VLCFAs-Hem. K (+) +

17 Herbizide Einschränkungen etablierter Wirkstoffe Keine Annex1-Listung: Bromacil, Hexazinon, Diverse Harnstoffe und Triazine (Atrazin!) Begrenzung Aufwandmenge und Einsatztermin (Wasserrahmen-Richtlinie): IPU, CTU, TBZ, Chloridazon, allg. Boden -Herbizide, Clomazone,... Wegfall Registrierung: Bsp. Ioxynil In EU nicht zulassungsfähig: Bsp. Saflufenacil EU Blockade Glyphosat-tolerante Kulturen

18 Herbizide warum nichts Neues? Kosten der Entwicklung relativ gesehen zum Marktpotenzial hoch Kosten/Wirkstoff: ca. 200 MM Zeitbedarf Entdeckung-Registrierung: 10 Jahre Marktpotential global eingeschränkt Kulturselektivität (z.b. alle Getreidearten?) Mais, Soya, Raps, Baumwolle: alles Glyphosat/Glufosinate-R Zulassungshürden fördern/bedingen resistenzanfällige Wirkstoffgruppen Keine Auswirkungen auf andere Organismen Spezifischer Wirkmechanismus: potentiell anfällig für Wirkortresistenz Rascher Abbau in der Umwelt Metabolisch instabil: potentiell anfällig für metabolische Resistenz

19 Anforderungen an ein Pflanzenschutzmittel Quelle: IVA

20 Herbizide warum nicht Neues (2) Beispiele Kosten/Ertrag Europa Zuckerrüben: Gesamtfläche 1 MM ha x 40% Marktanteil x 30/ha Einahmen x 50% Marge = 6 MM/Jahr Roh-Gewinn Raps: 6 MM ha x 20% x 30/ha x 50% = 18 MM/a Mais: 15 MM ha x 20% x 20/ha x 50% = 30 MM/a Getreide: versch. Segmente: Getreidearten, Wi/So, Gräser, Dikotyle, MM ha x 20% x 20/ha x 50% = 20 MM/a Es rechnet sich nicht/kaum! Dazu mögliche Risiken: Registrierungsstudien, Ablauf Patentschutz

21 Unkrautkontrolle in Not These 3 Unkrautprobleme auf entsprechenden Flächen lassen sich durch Herbizide allein nicht mehr lösen Kurzfristig und langfristig Fruchtfolgen und ackerbauliche Massnahmen müssen angepasst werden Sonst Rückkehr zur 3-Felder-Wirtschaft

22 Zukunft Unkrautkontrolle

23 Ausblick - Kurz- bis mittelfristig: Zunehmende Bedeutung von ALS-Hemmern Fehlende Alternativlösungen zu ALS-Hemmern Kulturverträglichkeit Wirkungsspektrum, zeitliche Anwendungsflexibilität Weitere neue ALS-Hemmer / Mischungen und Anwendungen Wegfall/Einschränkungen alter Wirkstoffe / alternativer Wirkungsmechanismen Zunahme generischer Angebote / Preisreduktion Neue Kultursorten mit modifizierter ALS Konventionell gezüchtet CLEARFIELD : Toleranz gegen Imidazolinone (Raps u.a.) ExpressSun : Sonnenblumen tolerant gegen Tribenuron-m Zuckerrüben mit ALS-Toleranz Neuartige Safener: Einsatz von ALS-Hemmern mit nicht ausreichender Kulturselektivität

24 Erhaltung der Wirksamkeit vorhandener Herbizide Herbizide sind nur ein Teil/Werkzeug im Management von Unkrautpopulationen Grundregel 1: Prinzipieller Einsatz der weniger gefährdeten Wirkmechanismen (unterschiedliche Bodenherbizide) mit optimalem Wirkungsgrad (volle AWM, Mischung blattaktive) Grundregel 2: Wechsel der gefährdeten Wirkmechanismen in der Fruchtfolge (=Unkrautgeneration) Fruchtfolge (Winterung/Sommerung)und ackerbauliche Massnahmen (Bodenbearbeitung/Saattermin,..) sind kritisch: heilend und vorbeugend. Sie müssen angepasst werden!

25 Das DuPont Oval, DuPont TM und alle mit gekennzeichneten Produkte sind markenrechtlich geschützt für E.I. du Pont and Company oder eine ihrer Konzerngesellschaften. Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformation lesen. Bitte beachten Sie die Warnhinweise und symbole in der Gebrauchsanleitung. 41