15 Doping. Doping im Leistungssport. Doping im Freizeitsport
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- Maya Geiger
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1 im Leistungssport im Freizeitsport Vermutlich ist die Geschichte des s ist so alt wie die Geschichte des Sports selbst. Schon bei den Olympischen Spielen in der Antike bezeugen Quellen, dass die Athleten versuchten, durch Einnahme von Kräutern, Pilzen oder bestimmten»getränken«ihre sportliche Leistung zu verbessern. Von den Inkas aus Südamerika ist bekannt, dass sie innerhalb von 3 Tagen Laufdistanzen von mehr als 600 km unter Zuhilfenahme von Kokain bewältigten. Wortgeschichtlich stammt der Begriff des s von einem südostafrikanischen Kafferndialekt ab. Als»dop«wurde von den Eingeborenen ein starker selbst gebrannter Schnaps bezeichnet, der ihnen bei Kulthandlungen als Stimulans diente. In Europa tauchte der Begriff 1889 in einem englischen Wörterbuch auf und wurde dort als eine Mischung aus Opium und Narkotika für Pferde definiert. Erst im 20. Jahrhundert wurde der Begriff auch auf Menschen übertragen und in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen. Mit der zunehmenden Kommerzialisierung des Sports in den 60er bis 80er- Jahren des letzten Jahrhunderts stieg in der Folge auch die Bedeutung des s immer mehr an. Zwischen 1960 und 1970 gab es bereits etwa 100 tote Sportler durch. Der vorläufige Höhepunkt war 1967 der Tod des Engländers Tom Simpson während der Tour de France am Mont Vontoux. Erst bei den Olympischen Spielen von Mexico 1968 gab es kontrollen. Höhepunkte (im negativen Sinne!) waren der fall des kanadischen Olympiasiegers im leichtathletischen 100-m-Sprint, Ben Johnson, während der Spiele 1988 im südkoreanischen Seoul sowie die affäre um den Tour-de-France-Sieger 2006, den Amerikaner Floyd Landis, und seinen deutschen Kollegen Jan Ulrich. Aber nicht nur im Leistungssport spielt eine Rolle. Auch im Bereich des Freizeit- und Fitnesssports gibt es ein mehr oder weniger»blühendes Geschäft«mit mitteln. Eine aktuelle Studie des Robert-Koch Instituts bescheinigt dem im Breiten- und Freizeitsport Strukturen wie beim illegalen Drogenhandel. Zudem kann heute fast jeder über das Internet illegale mittel bestellen. Hierbei eifern vor allem Bodybuilder ihren»vorbildern«nach, ohne die gesundheitlichen Risiken zu kennen. Die Selbstschädigung bleibt Privatsache. Im Breiten- und Freizeitsport ist nicht der Besitz strafbar, sondern nur der Handel mit den entsprechenden Mitteln, da er gegen das Arzneimittelgesetz verstößt. Im Breiten- und Freizeitsport gibt es (noch) keine kontrollen.
2 Definition und liste 263 Die Abb. 91 zeigt, dass der Sportler durch versucht, an die autonom geschützten Reserven heranzukommen, die normalerweise nur in Extremsituationen (Wut, Angst, Lebensgefahr) mobilisiert werden können. Dadurch wird aber eine wichtige Schutz- und Sicherheitsschwelle des Körpers beseitigt (vgl. Weineck 2004 b). Leistungsfähigkeit [%] Wut, Angst Lebensgefahr Völlige Erschöpfung 4 Ermüdungsgrenze Zeit Abb. 91: Schematische Darstellung der Leistungsreserven (1: Bereich der automatisierten Leistungen, 2: Bereich der physiologischen Leistungsbereitschaft, 3: Bereich der bei sportlichen Höchstleistungen zugänglichen Einsatzreserven, 4: Bereich der autonom geschützten Reserven; vgl. Weineck 2002) 15.1 Definition und liste Sowohl national als auch international wird versucht, das im Sport gezielt zu bekämpfen. Die definition der Medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees lautet wie folgt: Definition Zum zählen der Gebrauch von Substanzen, die zu den verbotenen Wirkstoffgruppen gehören, und die Anwendung verbotener Methoden (de Marées 2003). Definition
3 264 Da ständig neue Wirkstoffe auf den Markt kommen, wird die aktuelle Liste der verbotenen Wirkstoffgruppen und Methoden immer angepasst (siehe auch: Tab. 46 zeigt die Liste aus dem liste 2003 Verbotene Wirkstoffgruppen Stimulanzien (z.b. Koffein*, Amphetamin, Kokain, Ephedrin*; * hier gilt ein quantitativer Grenzwert) Narkotika (z.b. Methadon, Morphin, Heroin) Anabole Wirkstoffe (z.b. Nandrolon, Stanozolol, Testosteron, Clenbuterol) Diuretika (harntreibende Substanzen, z.b. Furosemid) Peptidhormone, Mimetika und Analoge (Substanzen mit hormoneller Wirkung, z.b. Wachstumshormone oder Erythropoetin) Substanzen mit antiöstrogener Wirkung Maskierende Substanzen Verbotene Methoden Verbesserung des Sauerstofftransports (z.b. Blutdoping, künstliche Sauerstoffträger) Pharmakologische, chemische und physikalische Manipulation (z.b. Verdünnung der Urinprobe mit Wasser) Gendoping Wirkstoffgruppen, zugelassen nur mit gewissen Einschränkungen Alkohol (Hemmung der Erregbarkeit von Neuronen und der Erregungsausbreitung) Cannabinoide (euphorisierende Substanzen, z.b. Marihuana oder Haschisch) Lokalanästhetika (Substanzen zur örtlichen Betäubung) Kortikosteroide (Steroide mit Wirkung der Nebennierenhormone, z.b. Kortisol) Betablocker (Substanzen, die die Betarezeptoren des sympathischen Nervensystems blockieren) Tab. 46: liste (Stand: Januar 2003, mod. nach de Marées 2003)
4 liste, kontrollen kontrollen Weltweit sind vom Internationalen Olympischen Komitee 31 analyse-laboratorien akkreditiert. Pro Jahr werden von diesen ca Urinproben analysiert. In Deutschland werden pro Jahr ca Trainingskontrollen bei den A-, B- und C-Kader-Athleten von der NADA(Nationale Anti- Agentur) durchgeführt. Dabei liegt der Prozentsatz an positiven Proben relativ konstant bei ca. 1 %. Von der Verteilung her gesehen enthalten rund 75 % der positiven Proben Anabolika und etwa 30 % Stimulanzien. Die Zahlen zeigen, dass in einer positiven Probe teilweise mehrere verbotene Wirkstoffe gefunden werden (vgl. ebd.). Die anabolen Wirkstoffe stellen im das mit Abstand größte Problem dar; sie werden häufig von den Athleten und Sportlern in bestimmten (Kraft-)Trainingsphasen eingesetzt. Werden die Anabolika rechtzeitig vor dem Wettkampf abgesetzt, sind nach einer bestimmten Zeit (die Sportlern und deren Hilfspersonen bekannt ist) keinerlei Spuren durch die analytik mehr nachweisbar. Wie dies bei Dianabol und Oral-Turinabol verläuft, zeigt Abb. 92. Abb. 92: Verlauf der Konzentrationen im Blut nach Applikation von Oral-Turinabol (4 Probanden) und Dianabol (3 Probanden). Die unterschiedlichen Symbole zeigen die Gruppenmittelwerte der jeweils 3 Versuchsgruppen an (aus Weineck 2002) Bei den kontrollen wird zwischen Wettkampfkontrollen (Kontrollen nach den Wettkämpfen) und Trainingskontrollen (Kontrollen außerhalb der Wettkämpfe) unterschieden. Aus Abb. 92 wird ersichtlich, dass vor allem
5 266 im Hinblick auf den Einsatz von anabolen Wirkstoffen unangemeldete Trainingskontrollen unerlässlich sind. Weigert sich ein Sportler, zur kontrolle anzutreten, wird dieses Verhalten als positiver Befund bewertet. Gerade hier sind in letzter Zeit bei der NADA größere Probleme aufgetreten, da Athleten häufig bei angemeldeten Kontrollen nicht angetroffen wurden. Dies ist nicht nur ein deutsches Problem, sondern betrifft auch andere nationale Antidoping-Agenturen. Die Engländer hatten beispielsweise vor der Leichathletik-WM 2006 insgesamt 70 sog.»no-shows«, also Termine, an denen Athleten zu kontrollen nicht anzutreffen waren Begründung des verbots Unter ethischen Gesichtpunkten verstößt gegen die sportliche Fairness (Chancengleichheit), aus sportmedizinischer Sicht stellt die Gesundheitsgefährdung die wichtigste Grundlage des verbots dar. Als Beispiel sind hier die zum Teil erheblichen Nebenwirkungen bei der Zufuhr anaboler Steroide zu nennen. Im Zusammenhang mit sind auch juristische Aspekte zu berücksichtigen. Die Anwendung und der Besitz von mitteln durch Sportler und deren Hilfspersonal sind verboten und werden unter Strafe gestellt. Die juristische Behandlung ist allerdings von Staat zu Staat unterschiedlich. Das kann künftig nur effektiv bekämpft werden, wenn neben der pädagogischen Beeinflussung von jungen Sportlern und Athleten in Schulen und Sportvereinen die kontrollen weiter verbessert werden und konsequent im Wettkampf sowie Training erfolgen (vgl. de Marées 2003). Hinweis: Die Homepage eines geschädigten findet sich unter: Die offizielle Homepage des Instituts für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln lautet: Aufgaben Wie lautet die definition? Welche verbotenen Wirkstoffgruppen kennen Sie? Welche verbotenen Methoden sind Ihnen bekannt? Welche Wirkstoffgruppen, die nur mit gewissen Einschränkungen zugelassen sind, kennen Sie? Wie kann das verbot begründet werden? Es gibt Stimmen, die für eine völlige oder teilweise Aufhebung des verbotes sprechen. Wie stehen Sie zu diesem Problem?
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