Der Kanon von Henry Purcell
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- Maria Liese Fuchs
- vor 7 Jahren
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1 36 Miniklassik Farben des Sommers Der Kanon von Henry Purcell oder die C-Dur-Tonleiter rückwärts Melanie Barth Hörbeispiele auf der CD: 17 Kanon in C (Henry Purcell) 18 Kanon in C Playback zum Mitspielsatz Arbeitsblätter (1) Kanon in C (2) Mitspielsatz An was denken Sie, liebe LeserInnen, wenn Sie C-Dur-Tonleiter hören? Vielleicht an Musiktheorie, Skalen, Halb- und Ganztonschritte, Stufen, irgendwelche optischen Verdeutlichungen von Tonbeziehungen, trockene Übungen am Instrument, kurz: an viel Theorie, Monotonie und wenig Inspiration? Vermutlich wird niemand spontan an herrliche Musik denken und an den Zauber, den sie vermitteln kann. Dem englischen Komponist Henry Purcell ( ) gelang es, mit einfachsten Mitteln Großes zu vermitteln. Er nahm die simple C- Dur-Tonleiter als Ausgangsmaterial für einen Kanon und schuf damit den Kanon in C Es ist ein wunderbares Stück, um mit Kindern zu musizieren und dabei ein überzeugendes Klangergebnis zu erzielen. Dieses einfache Stück fördert die Fähigkeit des einstimmigen Spiels bei vielstimmigem Denken, bietet die Möglichkeit, das musikalische Gedächtnis von Kindern zu trainieren, ganz beiläufig den Umgang mit Fachbegriffen zu erlernen oder zu vertiefen, sowie die Möglichkeiten des Instrumentalspiels zu erkunden. Konkret können die Kinder hier die folgenden musikalischen Elemente erlernen: C-Dur-Tonleiter, Tonwiederholung, Viertelnote, Dreiviertelnote, Wiederholung; Begriff Partitur (erste, zweite Stimme und Begleitstimme);
2 Klasse Dynamik (piano, mezzoforte, forte); Aufgaben eines Dirigenten (Einsatz, Anzeigen der Dynamik durch Körpersprache, Beenden des Stücks); Musizieren an Glockenspielen. Man kann aber auch auf die Vermittlung all dieser Theorie verzichten und mit der Suzuki- Methode (Lernen durch Nachahmung) zum Ziel des gemeinschaftlichen Musizierens gelangen. Auf Youtube gibt es zu Canon in C Purcell verschiedene Videos mit Kindern. Bei vielen von ihnen ist zu beobachten, dass die dynamischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden. Auch den sozialen Kompetenzen des Zuhörens, des Aufeinanderhörens, des Dirigierens, sowie das Reagieren auf den Dirigenten werden wenig Beachtung geschenkt. Daraus entstand der Gedanke, die Stimmen zu vereinfachen, damit sich die Musizierenden besser auf diese Elemente des Zusammenspiels konzentrieren können. Erarbeitung Grundschlag im Viervierteltakt üben: Das Stück verführt zum schneller werden. Daher trainiere ich zunächst mit den Kindern den Grundschlag. Die Kinder klatschen Viertelnoten und sollen darauf achten, dass sie nicht schneller werden. Alternativ kann man mit den Kindern auch im Kreis im Gleichschritt laufen und ihnen mit einer Trommel, die Viertelschläge und Tempo vorgibt, behilflich sein. Wichtig ist hierbei, auf die Gleichmäßigkeit eines mittleren Tempos zu achten. Die Kinder können dabei laut bis vier zählen und immer bei 1 dazu klatschen, um den Taktschwerpunkt zu verdeutlichen. Wenn sie in diesem Grundschlag sicher sind, kann gleich der nächste Schritt geübt werden. Grundschlag im Dreivierteltakt üben: Kinder langweilen sich schnell und Abwechslung tut bei einer solchen Trockenübung gut. Daher schlage ich vor, den Grundschlag im Dreivierteltakt am Tisch zu üben. Diese rhythmische Vorübung mögen die Kinder erfahrungsgemäß sehr. Wir klatschen auf 1 mit beiden Händen auf den Tisch, auf 2 und 3 in die Hände. Als Nächstes zeige ich den Kindern den Dirigierschlag für den Dreivierteltakt (Fotos 1 3). Dann darf ein Kind das Ensemble dirigieren. Damit die anderen Kinder auf das Dirigierkind achten, bringe ich gleich die Dynamik ins Spiel: piano (leise) kleines Dirigierbild. Die Hände des Dirigenten führen minimale Bewegungen aus. mezzoforte (mittellaut) mittleres Dirigierbild. Die Bewegungen des Dirigenten sind größer als im Piano. forte (laut) großes Dirigierbild. Die Bewegungen des Dirigenten sind groß (Fotos 4 6). Grundschlag zum Kanon klatschen: Nach diesen beiden kurzen Vorübungen hören die Kinder zunächst den Kanon (von der Lehrkraft oder CD 17) und klatschen erst beim zweiten Hören den Grundschlag im Dreivierteltakt dazu. Wiederum sollen sie auf das Tempo achten und bei dieser Übung ihr Gehör schulen. Dort liegt zu diesem Zeitpunkt der Konzentra - tionsschwerpunkt. Kinder, die Schwierigkeiten haben, das Tempo zu halten, können hier auch punktierte halbe Noten klatschen, sodass für sie diese Aufgabe vereinfacht wird. Fortgeschrittene Kinder können als zweite Gruppe halbe Noten dazu klatschen. Erarbeitung der ersten Stimme: Die Lehrkraft zeigt den Kindern nun die erste Stimme des Kanons. Alle Kinder erhalten ein Glockenspiel, aber zunächst spielen je zwei Kinder auf einem Glockenspiel zusammen. Nachdem sie das Stück gehört und erfahren haben, dass sie nur die Töne von c bis c, also eine C- Dur-Tonleiter abwärts, spielen müssen, wobei jeder Ton bis auf den letzten dreimal gespielt wird, beginnt das Musizieren in der Gruppe. Die Kinder, die nicht spielen, sollen dem spielenden Kind die Töne am Instrument zeigen. Das Zeigen ist aus meiner Erfahrung sehr hilfreich und fördert die soziale Interaktion. Wenn alle Kinder der ersten Spielgruppe fertig sind, wird getauscht. Gemeinsam musizieren: Nun beginnt das Musizieren mit allen Kindern. Favorisiert wird natürlich das Instrumentalspiel mit der Lehrkraft. (Alternativ ist aber auch das Abspielen des Beispiels von der CD möglich.) Die Kinder spielen die erste Stimme, die Lehrkraft die Begleitstimmen (Die erste und zweite Stimme sind auch einzeln auf zu finden). Foto 1: Dirigerschlag im Dreivierteltakt auf Eins : Arme und Hände zeigen abwärts. Foto 2: Dirigierschlag auf Zwei : Beide Arme öffnen sich nach außen. Foto 3: Dirigerschlag auf Drei : Hände treffen sich in der Aufwärtsbewegung vor dem Kopf. alle Fotos Melanie Barth
3 38 Miniklassik Farben des Sommers Henry Purcell Henry Purcell lebte von 1659 bis 1695 und galt schon zu Lebzeiten als einer der bedeutendsten englischen (Barock-)Komponisten. Er wurde mit dem Ehrentitel Orpheus britannicus gewürdigt, weil seine Musik als so schön wie die des Dichters und Sängers Orpheus aus dem alten Griechenland angesehen wurde. Purcell erhielt eine Ausbildung als Chorknabe an der Chapel Royal in London und gehörte somit zum Hofstaat des Königs. Mit 19 Jahren wurde er Komponist des Streichorches ters des Königs, kurz darauf übertrug man ihm das Organistenamt an der Westminster Abbey, ebenfalls in London. Schon in sehr jungen Jahren fing Purcell an zu komponieren. Sein Werk ist angesichts der Kürze seines Lebens sehr umfangreich und reicht von geistlichen Werken über Opern- und Schauspielmusik bis hin zu Kanons, Liedern und Instrumentalmusik. Portrait von John Closterman ( ) Sie kann, je nach Fähigkeiten, über die Akkorde improvisieren. Das macht allen sehr viel Spaß, das Stück wird vielfältiger und abwechlsungsreicher. Wenn sich die fortgeschrittenen Kinder nach einer Weile anfangen zu langweilen, kommt die zweite Stimme ins Spiel. Zweite Stimme und Zusammenspiel: Die Erarbeitung der zweiten Stimme kann schnell und einfach gehen, indem man den Kindern sagt, dass sie den Kanon nun von e bis e spielen sollen. Es ändern sich also nur die Anfangstöne und der gesamte Kanon wird dorthin transponiert. Spannend wird es, wenn die zweiten Stimmen ihren Einsatz aufmerksam abwarten müssen. Entweder gibt die Lehrkraft das Zeichen für den Beginn oder ein Dirigierkind darf die Verantwortung übernehmen Dynamik: An dieser Stelle können die dynamischen Fachbegriffe noch einmal wiederholt und somit vertieft werden und dann wird nach den Vorschlägen musiziert. Dirigent kommt hinzu: Der Dirigent bekommt nun die Aufgabe, das Tempo und den Einsatz mit dem Körper deutlich vorzugeben. Es folgt eine Übephase, bis alle Kinder sowohl ihre Stimme beherrschen als auch die Zeichen des Dirigenten berücksichtigen können. Die Kinder, die schon fortgeschritten sind, können sich zusätzlich mit der dritten und vierten Stimme beschäftigen. Die dritte Stimme kann mit anderen Instrumenten wie Geige, Flöte oder Klavier besetzt werden, die vierte auch mit Bassstäben. Zum Schuljahresende gibt es oft ein Abschlussfest, wo dieser Kanon sehr gut aufgeführt werden kann. Als Abschlussgeschenk bekommen die Kinder die Noten geschenkt. Eine Aufnahme des Stücks mit meiner Klasse finden Sie auf Youtube, Suchbegriff: Canon Henry Purcell Accordion Friend alle Fotos Melanie Barth Foto 4 6: Dirigentenbewegungen: Piano Mezzoforte Forte.
4 39 HB 17 1 Kanon in C Spielt die erste und zweite Stimme auf Glockenspielen zunächst einzeln, dann im Kanon. Zusatzaufgabe: Die dritte Stimme ist für Klavier, Akkordeon oder mehrere Blockflöten oder Violinen vorgesehen. Zusatzaufgabe: Die vierte Stimme ist für Klavier, Akkordeon oder Bassstäbe geeignet. Musik: Henry Purcell
5 40 Miniklassik HB 18 2 Mitspielsatz Die Begleitstimmen sind für Klavier oder Akkordeon geeignet. Wahlweise können die Stimmen auch geteilt werden und mit Melodie-Instrumenten und Bassstäben gespielt werden. Bearbeitung: Melanie Barth Variationsvorschlag/Improvisation für die Begleitung Bearbeitung: Melanie Barth Was ist ein Kanon? Schreibe es auf. Bildet Vierergruppen. Kennt jeder noch einen Kanon? Singt gemeinsam.
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