Kommunale Ver- u. Entsorgungsplanung. Cornelia Mayer. Stephan Schmidt. Abfallentsorgung. Verfasser:
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1 Kommunale Ver- u. Entsorgungsplanung Elisabeth Schorn Cornelia Mayer ifoer 5 = C Stephan Schmidt S E Birgit Nass Mauro Caprioli M Abfallentsorgung Verfasser: CAPRIOLI Mauro, MAYER Cornelia, NASS Birgit, P2 Mistelbach 2007/08 Bestandsanalyse, WS 2007/08 SCHMIDT Stephan, SCHORN Elisabeth, Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Verkehrssystemplanung Betreuer: Dipl.-Ing. Hans Kordina B
2 Inhalt 1. Aufgabenstellung Die Abfallentsorgung in Niederösterreich Grundlagen des Niederösterreichischen Abfallwirtschaftsgesetzes Organisation Abfallmengen in Niederösterreich Abfallwesen in Mistelbach Abfallentsorgung im Holsystem Allgemeines Tarifsystem Rest und Sperrmüllbehandlung Abfallentsorgung im Bringsystem Sammelzentrum Wertstoffsammelinseln Initiativen und Projekte Schlussfolgerungen Quellen und Abbildungsverzeichnis... 18
3 1. Aufgabenstellung Im Rahmen des Bachelorstudiums der Studienrichtung Raumplanung und Raumordnung, sind unter anderem zwei Projektarbeiten zu absolvieren, die auf den drei Hauptinstrumenten der örtlichen Raumplanung basieren: dem örtlichen Enwicklungskonzept, der Flächenwidmungsplanung und der Bebauungsplanung. Während sich das P1 mit der Bebauungsplanung auseinander setzt, beschäftigt sich das P2 vorwiegend mit der kommunalen Entwicklungs und Flächenwidmungsplanung. In diesem Jahr konnte die Gemeinde Mistelbach im Weinviertel als P2 Gemeinde gewonnen werden. Mistelbach an der Zaya ist eine Stadtgemeinde im nordöstlichen Niederösterreich und Bezirkshauptstadt des gleichnamigen Bezirks. Sie besteht aus neun Katastralgemeinden. Diese erstrecken sich über eine Fläche von 131,38 km² und hat Einwohner (Stand: Dez. 2005). Die Kernaufgabe des Projekts ist die Erstellung eines örtlichen Entwicklungskonzeptes, welches Themen der verschiedensten Fachbereiche umfasst, wie zb Landschaftsplanung, Verkehrsplanung, örtliches Planungsrecht, Soziologie und kommunale Ver und Entsorgungsplanung. Letztere Lehrveranstaltung befasst sich mit den Themen Wasserver und entsorgung, Stromaufkommen und versorgung, Telekommunikation sowie Abfallaufkommen und entsorgung. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Thema Abfallentsorgung in Mistelbach auseinander. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich also mit der Funktionsweise der Abfallentsorgung in Mistelbach. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit dem NÖ Abfallwirtschaftsgesetz, der Abfallverbandsorganisation und einer Mengenbilanz des niederösterreichischen Abfallaufkommens soll vor allem die Entsorgung beleuchtet werden. Ein Schwerpunkt wird in der Arbeit auf die relativ neue Abfallverbrennungsanlage in Dürnrohr gelegt. Auch das Bringsystem der Wertstoffsammelinseln soll kartiert und bewertet werden. Abschließend sollen exemplarisch einige Projekte und Programme der Verbände und des Landes vorgestellt werden. Berücksichtigt wird in der Arbeit ausschließlich der Haushaltsabfall, gewerbliche und industrielle Abfälle werden zur Gänze ausgeklammert. IFOER 5 Aufgabenstellung 2
4 2. Die Abfallentsorgung in Niederösterreich 2.1 Grundlagen des Niederösterreichischen Abfallwirtschaftsgesetzes Die Abfallwirtschaft liegt (mit Ausnahme gefährlicher Stoffe) im Kompetenzbereich der Länder. Das Bundesabfallwirtschaftsgesetz ist mit 2. November 2002 in Kraft getreten. Die Bundesländer waren in der Folge aufgerufen, ihre eigenen Abfallgesetze zu novellieren. In NÖ fand die letzte Novellierung im Jahre 2005 statt. Das AWG definiert: Siedlungsabfälle: Abfälle aus privaten Haushalten und andere Abfälle, die auf Grund ihrer Beschaffenheit oder Zusammensetzung den Abfällen aus privaten Haushalten ähnlich sind; Müll: Nicht gefährliche, vorwiegend feste Siedlungsabfälle (Restmüll, kompostierbare Abfälle und Altstoffe), die üblicherweise in privaten Haushalten oder im Rahmen von Betrieben, Anstalten und sonstigen Einrichtungen, wenn das Abfallaufkommen in Menge und Zusammensetzung mit einem privaten Haushalt vergleichbar ist, anfallen. Betriebliche Abfälle: Nicht gefährliche Siedlungsabfälle aus landwirtschaftlichen und gewerblichen Betrieben sowie aus Anstalten und sonstigen Einrichtungen, soweit sie nicht Müll oder Sperrmüll sind. Des Weiteren definiert das Gesetz zwei verschiedene Abfallsammelsysteme: Bringsystem: Jene Erfassungsart, bei der Abfall vom Besitzer entweder in gekennzeichnete Behälter im Abfuhrbereich eingebracht oder beauftragten Organen der Gemeinde zu bestimmten Terminen übergeben wird. Holsystem: Jene Erfassungsart, bei der Abfall vom Besitzer in Behälter auf Liegenschaften im Abfuhrbereich eingebracht und zu bestimmten Terminen bereitgestellt wird. Eine vorgesehene Trennung der Abfallarten ist vom Besitzer durch Vorsortierung zu berücksichtigen. In Niederösterreich gibt die Gesetzgebung darüber hinaus folgende Grundsätze vor: Abfallvermeidung: Die Abfallmengen und deren Schadstoffgehalte sind grundsätzlich so gering wie möglich zu halten. Abfallverwertung: Abfälle sind zu verwerten, soweit die ökologisch zweckmäßig und technisch möglich ist und die dabei entstehenden Mehrkosten im Vergleich zu anderen Verfahren der Abfallbehandlung nicht unverhältnismäßig sind und ein Markt für die gewonnen Stoffe oder die gewonnene Energie vorhanden ist oder geschaffen werden kann (Abfallverwertung). Abfallbeseitigung: Nicht verwertbare Abfälle sind je nach ihrer Beschaffenheit durch biologische, thermische, chemische oder physikalische Verfahren zu behandeln. Feste Rückstände sind möglichst reaktionsarm und ordnungsgemäß abzulagern. IFOER 5 Die Abfallentsorgung in Niederösterreich 3
5 2.2. Organisation Die Basis der abfallwirtschaftlichen Organisation bilden 23 Abfallwirtschaftsverbände und verbandsähnliche städtische Einheiten, in denen 554 der insgesamt 573 niederösterreichischen Gemeinden integriert sind. Die Struktur der einzelnen Abfallwirtschaftverbände ist uneinheitlich. Das Land Niederösterreich hat sich jedoch das Ziel gesetzt eine einheitlich strukturierte Organisation zu schaffen, was bedeutet, dass die 19 Nicht Verbands Gemeinden ebenfalls einem Abfallwirtschaftsverband beitreten sollen. Diesbezüglich gilt in Niederösterreich aber immer noch das sogenannte Prinzip der Freiwilligkeit. Beitritte sollen aus Anreiz, und nicht aus einer Verpflichtung heraus erfolgen. Als Dachorganisation der Verbände, Interessensvertretung und Plattform zur gemeinsamen Arbeit wurde 1993 der NÖ Abfallwirtschaftsverein NÖ AWV gegründet. Sämtliche 23 Abfallwirtschaftsverbände des Landes NÖ sind Mitglieder. Daraus hervorgegangen ist die NÖ Beteiligungsgesellschaft für Abfallwirtschaft und Umweltschutz NÖ BAWU GesmbH, der 21 Verbände angehören. Diese konzentriert sich derzeit auf 3 wichtige Bereiche: das Altspeiseöl, die Elektro Altgeräte und die Rest und Sperrmüll Logistik. Der aus dem Abfallwirtschaftsgesetz hervorgegangenen Abfallwirtschaftsplan 2004 sieht in seinen abfallwirtschatlichen Zielen drei Organisationsebenen vor: Gemeinde Abfallwirtschaftsverband Entsorgungsregion Für Niederösterreich wurden folgende fünf Entsorgungsregionen eingerichtet: Waldviertel Weinviertel Mostviertel Industrieviertel Niederösterreich Mitte Diese sind in übergeordneter Ebene zur Erfüllung von abfallwirtschaftlichen Aufgaben mehrerer Gemeindeverbände zuständig. IFOER 5 Die Abfallentsorgung in Niederösterreich 4
6 2.3 Abfallmengen in Niederösterreich Im Jahr 2006 fielen in Niederösterreich Tonnen Restmüll Tonnen Sperrmüll Tonnen biogene Abfälle aus der Biotonnensammlung Tonnen Problemstoffe Tonnen E Schrott Tonnen Altstoffe an. Das Gesamtabfallaufkommen betrug somit Tonnen oder 435 Kilogramm pro Einwohner Tonnen Abfälle wurden getrennt gesammelt (Biogene Abfälle, Problemstoffe, Elektroaltgeräte und Altstoffe), die Trennquote lag somit bei ca. 57%. Der Vergleich der Abfallmengen zum Jahr 2005 (Veränderung in %) ist in Abbildung 1 nach Abfallarten aufgegliedert. Die alarmierensten Zuwächse sind bei den Abfallarten E Schrott (23,4 %), Sonstige Altstoffe (15,2 %) und Altholz (13,1 %) zu verzeichnen. Gesunken ist der Anteil lediglich bei Nichtverpackungsmetallen ( 8 %) und Verpackungsmetallen ( 0,7 %). Insgesamt entspricht die Veränderung einem Gesamtzuwachs von 2,9%. Abbildung 1: Prozentuelle Veränderung der Abfallmengen ( ) in NÖ Quelle: Niederösterreichischer Abfallwirtschaftsbericht 2006 IFOER 5 Die Abfallentsorgung in Niederösterreich 5
7 In Abbildung 2 soll ein differenziertes Bild des Abfallaufkommens in Niederösterreich von 1993 bis 2006 dargestellt werden. In den letzten 13 Jahren ist es also nahezu zu einer Verdopplung der Abfallmengen gekommen. Der abrupte Anstieg des Sperrmülls im Jahr 2002 ist durch die Hochwasserkatastrophe erklärbar, die in diesem Jahr eintraf. Abbildung 2: Entwicklung der Abfallmengen in NÖ Quelle: Niederösterreichischer Abfallwirtschaftsbericht 2006 IFOER 5 Die Abfallentsorgung in Niederösterreich 6
8 3. Abfallwesen in Mistelbach 3.1 Abfallentsorgung im Holsystem Die Abfallentsorgung im Holsystem wird nach den Abfallarten eingeteilt. Eine Erfassung der biogenen Haushaltsabfälle erfolgt in Niederösterreich überwiegend mittels Biotonnen im Holsystem. Allerdings besteht für die Bürger auch die Möglichkeit auf diese Tonne zu verzichten, solange stattdessen eine ordnungsgemäße Eigenkompostierung durchgeführt wird. Genau genommen wird dieser von seiten des Landes oberste Priorität eingeräumt, und die Bioabfallsammlung hintangestellt. Letztere werden in erster Linie auf landwirtschaftlichen Kompostanlagen, und weiters auf gewerblichen Anlagen einer Kompostierung unterzogen. Sperrige biogene Abfälle (z.b. Bäume, Sträucher) werden in Mistelbach im Sammelzentrum / Bauhof gegen Gebühr entgegengenommen. Altpapier wird in Mistelbach mittels Altpapierbehälter ab Haus im Holsystem gesammelt. Dieses wird wie in ganz Österreich weder verbrannt noch deponiert, sondern zur Gänze im Inland zu neuen Papierprodukten verarbeitet. Seit wird Plastikmüll in 12 Abfallverbänden, darunter auch Mistelbach, nicht mehr gesondert gesammelt, sondern dem Restmüll zugeführt. Grund dafür war die Restabfallbehandlung in der Verbrennungsanlage Dürnrohr. Eine Ausnahme bilden die sog. PET Flaschen. Diese werden im gelben Sack erfasst. Mistelbach stellt in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar, weil es als einer von nur sieben Verbänden in jenem gelben Sack zusätzlich zu den Flaschen auch Metallverpackungen sammelt Allgemeines Tarifsystem Die Gebührenordnung von Mistelbach sieht für die Entsorgung der Haushaltsabfälle ein differenziertes Tarifsystem vor. Die in der folgenden Tabelle angegebenen Preise sind als Jahrespauschalen zu betrachten. Die Abholungshäufigkeit der einzelnen Müllarten ist äußerst unterschiedlich: Biomüll wird in der Gemeinde jährlich 39 mal, Restmüll 13 mal und Altpapier 6 mal entsorgt. Durch diesen Umstand erklärt sich auch der verhältnismäßig teurere Preis für die 1100l Restmülltonne. Durch die mengenbasierte Gebührenordnung wird für die Bevölkerung ein klarer Anreiz zur allgemeinen Müllvermeidung beigetragen. Die trennbaren Müllsorten Biomüll und Altpapier werden vergleichsweise kostengünstig entsorgt wodurch für die Bevölkerung die Motivation zur Mülltrennung wächst. Ein 120 l Altpapiercontainer pro Haushalt wird sogar kostenlos entleert. Der Preis für jede weitere und größere Altpapiertonne ist in untenstehender Tabelle ersichtlich. Restmüll Biomüll Altpapier 120 l Tonne 132,24 / Jahr 54,08 / Jahr kostenlos 240 l Tonne 248,64 / Jahr 26,40 (zusätzlich) 1100 l Tonne (14 tägige Entleerung) 2626 / Jahr 198 (zusätzlich) IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 7
9 3.1.2 Rest und Sperrmüllbehandlung Die Rest und Spermüllbehandlung der Haushaltsabfälle geschieht in der Abfallverwertungsanlage Zwentendorf / Dürnrohr. Die Umladung für die Anlieferung per Bahn erfolgt für den gesamten Bezirk Mistelbach in Hohenruppersdorf. Abbildung 4 zeigt die Standorte der Umladestationen und Abbildung 3 skizziert grob die zurückgelegten Verkehrswege ausgehend von den Umladestationen Im Folgenden soll aufgrund der hohen Bedeutung für die Abfallverwertung für den gesamten niederösterreichischen Raum im allgemeinen und Mistelbach im speziellen, vor allem ein Schwerpunkt auf die Abfallverbrennungsanlage gelegt werden. Des weiteren sollen die Mülldeponien, deren Verbrauch und die noch freien Kapazitäten behandelt werden. Abbildung 3: Standorte der Umladestationen Abbildung 4: Verkehrswege der Restmüllentsorgung Quelle: AVN Zwentendorf /Dürnrohr Die thermische Abfallverwertungsanlage der AVN in Zwentendorf / Dürnrohr wurde von der NÖ BAWU 2001 in Auftrag gegeben und ist seit Mitte 2003 in Betrieb. Ausschlaggebend für die Inbetriebnahme der Verbrennungsanlage war die Deponieverordnung, die am 1. Jänner 2004 in Kraft getreten ist. Nach dieser ist es verboten nicht vorbehandelten Müll auf Deponien zu lagern. Die Anlage verwertet derzeit mit zwei Verbrennungslinien etwa t jährlich, der zum Großteil von den niederösterreichischen Abfallverbänden stammt. Daneben werden auch Gewerbe und Industrieabfälle verarbeitet. Für das Jahr 2010 ist durch einen Ausbau auf drei Verbrennungslinien eine Gesamtkapazität von ca t pro Jahr geplant. In den beiden unten ersichtlichen Abbildungen 5 und 6 sind der aktuelle Bestand und der Ausbau der Anlage im Vergleich ersichtlich. IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 8
10 Abbildung 5: Heutiger Zustand der AVN Abbildung 6: Ausbau der AVN Quelle: Der Realiserung des Projekts ging ein immenser Bürokratieaufwand voraus. Im Zuge der gesetzlich vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), bei der alle möglichen Auswirkungen der Müllverbrennungsanlage eingehend untersucht wurden, entstand eine Umweltverträglichkeitserklärung, bestehend aus Seiten mit Detailgutachten und technischen Detailplänen. Ergebnis des Verfahrens war ein positiver Genehmigungsbescheid, der exakte Vorgaben seitens der Behörden enthält, zu dessen Einhaltung die AVN verpfichtet ist. Diese betreffen alle Bereiche des Umweltschutzes wie z.b. die Luftreinhaltung, Klima, Wasser, Boden, Geologie, Jagd Fischerei, Fremdenverkehr, den Lärmschutz oder ddie Verkehrstechnik. Der Grundgedanke der Anlage lautet: Waste to Energy. So kann Müll durchaus als erneuerbarer Energieträger angesehen werden er fällt täglich neu an und kann daher als sinnvoller Ersatz für fossile Brennstoffe wie z.b. Öl, Kohle und Gas angesehen, und zur Energieerzeugung genutzt werden. Daher wurde die Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kohle und Gaskraftwerk Dürnrohr der EVN errichtet, wodurch aus dem Dampf der AVN Anlage dort Strom erzeugt werden kann. Die Nähe zum Kraftwerk sowie natürlich auch die zentrale Lage in Niederösterreich waren die wichtigsten Kriterien der Standortwahl. Durch die Doppelnutzung der Anlage können pro Jahr etwa t Kohle und 10 Millionen m³ Gas eingespart werden. Durch die Verbrennung wird das Volumen des Abfalls auf 10% verringert, wobei die Masse immer noch ein Drittel des Inputs ausmacht. Die gefährlichen Substanzen im Müll werden durch die hohen Verbrennungstemperaturen zerstört bzw. in der Rauchgasanlage konzentriert erfasst und extrahiert. Die bei der Verbrennung entstehende inerte 1, gesteinsähnliche Schlacke kann gefahrlos auf Deponien abgelagert werden. Der Filterkuchen, in dem die im Müll enthaltenden nicht zerstörbaren Schadstoffe konzentriert wird, wird auf spezielle Weise konditioniert, d.h. mit Beton verfestigt und auf der Deponie Erzberg in der Steiermark abgelagert. 1 Als chemisch inert (lat. für untätig, unbeteiligt, träge) bezeichnet man Substanzen, die unter den jeweilig gegebenen Bedingungen mit potentiellen Reaktionspartnern (Luft, Wasser, Edukte und Produkte einer Reaktion) nicht oder nur in verschwindend geringem Maße reagieren. IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 9
11 Abbildung 7: Abfallverwertung in der AVN Dürnrohr Die Anlieferung der Abfälle erfolgt zu 90% mit Spezialcontainern per Bahn. Nur der aus nächster Nähe stammende Abfall wird per LKW angeliefert. Die Umladung der Abfälle in diese Container erfolgt über derzeit 10 Umladestationen und einer Wechselcontainerstation. Die AVN Anlage stellt zurzeit die modernste thermische Abfallverbrennungsanlage dar und kann mit gutem Recht als Umweltschutzanlage betrachtet werden. Jedoch besteht gerade durch die technischen Innovationen und die Modernität der Anlage die Gefahr, dass das Umweltbewusstsein des Einzelnen in Bezug auf Müllvermeidung und trennung abnimmt. Dass die Anlage Ihre Kapazität schon 7 Jahre nach der Eröffnung fast verdoppeln muss untermauert diese Theorie. Schon 2 Jahre nach der Eröffnung lief die Anlage permanent auf Volllastbetrieb behandelte die Anlage über t Abfall. Die genauen Zahlen und auch Vergleiche mit anderen Abfallbehandlugsanlagen Niederösterreich finden sich in Abb. 8. Abbildung 8: Müllbehandlungsanlagen in NÖ Quelle: Niederösterreichischer Abfallwirtschaftsbericht 2006 IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 10
12 Mülldeponien Die anfallenden Reststoffe der AVN Dürnrohr werden auf den verschiedensten Deponien abgelagert. Der Filterkuchen, der hochkonzentriert sämtliche Schadstoffe aus dem Restmüll enthält, wird in besondere Untertagedeponien, unterhalb des Grundwasserspiegels entgelagert wobei die inerten Reststoffe (Kesselasche und Schlacke) in obertägigen Deponien gelagert werden. In Niederösterreich gibt es insgesamt acht Massenabfalldeponien. Die Betreiber sind Abfallverbände, Gemeinden und zum Teil private Firmen. Das freie Deponievolumen der Anlagen betrug per ca. 3,3 Mio. m³ (Abb. 9). Für das Jahr 2006 betrug der Deponievolumenverbrauch für die Ablagerung der Abfallmengen m³. im Vergleich dazu wurde m³ Deponievolumen mit der Ablagerung von unbehandeltem Rest und Sperrmüll verbraucht. Durch die seit 1. Jänner 2004 erforderliche Behandlung des Abfalls, ist daher auch die Kapazität der meisten Anlagen für die kommenden Jahrzehnte ausreichend. Abbildung 9: Mülldeponien in Niederösterreich Quelle: Niederösterreichischer Abfallwirtschaftsbericht 2006 IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 11
13 3.2 Abfallentsorgung im Bringsystem Sammelzentrum Im Sammelzentrum Mistelbach kann Abfall wie Naturholz, Textilien, Haushaltsschrott und Problemstoffe in Haushaltsmengen kostenlos entsorgt werden. Die Kosten für andere Abfälle sind in untenstehender Tabelle aufgelistet. Altauto bzw. Autowrack per Stk. 88,00 Altmotoröl per l 0,40 Bauschutt (ab 300 kg) per to 33,10 Bio Sackerl per Pkg. 2,00 Bleiakkumulatoren per Stk. 4,00 Dispersionen per kg 1,10 Fensterflügel per Stk. 1,50 pro Grünschnitt Autoanhänger 2,00 Grünschnitt Bons 10 Stk. 20,00 Moped per Stk. 19,00 Ölfilter per Stk. 4,00 Papierschnitzel per kg 0,10 PKW Reifen mit Felge per Stk. 3,00 PKW Reifen ohne Felge per Stk. 2,50 Restmüll bis 120 l 5,00 Restmüllsäcke per Pkg. 15,95 Windschutzscheiben per Stk. 30,00 Wurzelstöcke ab 40 cm Durchmesser per to 73,00 Wurzelstöcke ab 40 cm Durchmesser per Stk. 22,00 IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 12
14 3.2.2 Wertstoffsammelinseln Bunt und Weißglas wird in Mistelbach in Wertstoffinseln gesammelt. Im Gemeindegebiet befinden sich insgesamt elf Stück (siehe Abbildung 10 und 11). Zur Beurteilung der Angebots Abdeckung wurden zwei Karten erstellt, die die Einzugsbereiche dieser Sammelinseln darstellen sollen. Es wurden sowohl die Radien 200 Meter als auch 300 Meter berücksichtigt. Dies begründet sich auf folgenden Überlegungen: Einerseits erschien den Verfassern der Radius von 300 Metern ohne Rücksichtnahme auf den Bestand als etwas zu groß veranschlagt, insbesondere da sich dieser klarerweise auf eine Luftlinie bezieht und die tatsächlichen Wege oft beträchtlich länger sind. Andererseits wurde er von den Autoren dennoch miteinbezogen, da sich herausstellte, dass die Abdeckung des Bedarfs mit einem Radius von 200m weit unterschritten wird. Es ist folglich davon auszugehen, dass bei der ursprünglichen Standortplanung eher ein größerer Wert gewählt wurde. Dementsprechend ist anzumerken, dass wie in Abbildung 10 ersichtlich selbst bei einem Einzugsbereich von 300m innerörtlich immer noch deutliche Lücken vorhanden sind und somit der Bedarf nach Meinung der Autoren nicht vollständig abgedeckt ist. IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 13
15 Abbildung 10: Wertstoffinseln und deten Einzugsbereiche (200m) in Mistelbach Quelle: Eigene Erhebung IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 14
16 Abbildung 11: Wertstoffinseln und deren Einzugsbereiche (300m) in Mistelbach Quelle: Eigene Erhebung IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 15
17 3.3 Initiativen und Projekte In diesem Kapitel sollen exemplarisch einige Projekte und Initiativen herausgegriffen werden, die die Gemeinde Mistelbach direkt oder indirekt betreffen. Altspeisefett Behälter Die sogenannten NÖLIs sind 3 Liter Behälter, mit denen Reste von Fett und Öl aus der Küche jedes Privathaushalts gesammelt werden können. Seit Projektstart im Februar 2002 wurden in ganz Niederösterreich bisher etwa Stück davon ausgegeben. Diese sind kostenlos über die Altstoffzentren der Gemeinden zu beziehen und ebenso ohne Gebühr bei Bedarf gegen einen neuen einzutauschen. Der Zweck des NÖLI ist primär eine Vermeidung der Öl Entsorgung über das Kanalsystem und dadurch eine Umweltentlastung. Jeder Liter Speiseöl, der über das Abwassernetz entsorgt wird verursacht Folgekosten von etwa Cent. Ebenso wird das gesammelte Altspeiseöl und fett aber auch zu Biodiesel wiederverwertet. Aus einem Liter Altspeiseöl entsteht dabei beinahe ein Liter Biotreibstoff. Seit Projektstart sind so etwas mehr als kg Altspeiseöl und fett in Raffinerien unter Zugabe von Methanol zu normgerechtem Treibstoff in DIN Qualität verarbeitet worden. Die Koordination des Sammelsystems übernimmt die BAWU. Sammelsystem für Elektroaltgeräte Seit August 2005 gibt es ein niederösterreichweites Sammelsystem für Elektroaltgeräte, das Entsorgungssicherheit gewährleisten soll. Es wird ebenfalls von der BAWU koordniert. Dabei können alte oder defekte Elektrogeräte in Haushaltsmengen unentgeltich beim Sammelzentrum der jeweiligen Gemeinde abgegeben werden. Ebenso besteht bei Neukauf eines Gerätes die Möglichkeit, ein ähnliches Gerät beim Händler gratis zurückzugeben. Zweck dieses Projektes ist die Vermeidung erheblicher Umweltprobleme durch unsachgemäße Entsorgung von Elektronikaltgeräten und der darin enthaltenen gefährlichen Stoffe. Durch Vorzerlegung und anschließendes Recycling der wieder verwertbaren Inhaltsstoffe werden Ressourcen geschont und Energie nachhaltig gespart. Die Sammlung erfolgt in den Kategorien Elektro Großgeräte, Elektro Kleingeräte, Kühlgeräte, Bildschirmgeräte und Gasentladungslampen. Altstoffbörse / Tauschmarkt Die Altstoffbörse wurde von den NÖ Abfallverbänden als eine Art Online Flohmarkt ins Leben gerufen. Mittlerweile umfasst sie die Bereiche Möbel, Haus und Einrichtung Elektrogeräte und Computer Bekleidung, Fahrzeuge und Zubehör Sport und Freizeit Auch Recycling Baustoffe und wiederverwertbare mineralische Baurestmassen können hier beispielsweise in Angeboten oder Suchanzeigen untergebracht werden. Zweck der Aktion ist schlicht eine Vermeidung von unnötigem Rest und vor allem Sperrmüll. IFOER 5 Abfallwesen in Mistelbach 16
18 N packt s Mit der Initiative N packt s will das Land Niederösterreich den Einsatz von Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen forcieren und damit weitere Schritte für den Klimaschutz und eine nachhaltige Entwicklung setzen. Neben immer wiederkehrender Information in diversen Medien wurde weiters auch der Brotsack aus Biokunststoff verteilt. in diesem halten Brot, Gebäck, Obst und Gemüse 3 4 Tage länger frisch als bei herkömmlicher Aufbewahrung. Anschließend kann er zum Kompost Sammeln verwendet werden, wo er den anäroben Zerfall verzögert bis verhindert und außerdem über die Biotonne mitentsorgt werden kann. 4. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Die Abfallentsorgung kann generell in zwei Kategorien unterteilt werden: Das Holsystem und das Bringsystem. Ins Holsystem fallen die Abfallarten Restmüll, Biomüll, Altpapier, Plastikflaschen und Metallverpackungen. Im Bringsystem werden Altglas in Wertstoffsammelinseln und diverse Sperrmüllarten und Problemstoffe im Mistelbacher Sammelzentrum entgegegenommen. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Versorgung Mistelbachs mit Altglassammelinseln von den Verfassern als nicht ausreichend angesehen wird (siehe Abb. 10 und 11). Die ausdifferenzierte Gebührenordnung honoriert durch die mengenbasierte Kostenanlastung Müllvermeidung. Eine (weitgehend) kostenlose Entsorgung wieder verwertbarer Stoffe regt zum Trennen der Haushaltsabfälle an. Eine Kompostierung im eigenen Garten wird empfohlen und durch Ersparnis der Entsorgungsgebühr für biogene Abfälle honoriert. Wo dies nicht möglich ist, hilft der niedrigere Preis der Biotonne, die biogene Fraktion vom Restmüll fernzuhalten. Hervorzuheben ist als Ergebnis der vorliegenden Arbeit die vorbildliche Infrastruktur im Zusammenhang mit der Restmüllbehandlung. Die AVN Dürnrohr die modernste Abfallbehandlungsanlage Europas war eine Folge der am in Kraft getretenen Deponieverordnung, nach der unbehandelter Müll nicht mehr endgelagert werden darf. Seither ist der Volumen des Deponieaufkommens um 85 % gesunken. Die schon zur Zeit der Inbetriebnahme immense Kapazität der Anlage reicht für den künftigen Bedarf nicht mehr aus, und soll demmnach bis 2010 fast verdoppelt werden. Dieser Umstand unterstreicht die jährlich stark zunehmenden Abfallmengen zusätzlich. Positiv hervorzuheben ist jedoch die hohe Anzahl an Initiativen und Programmen die vom Land Niederösterreich sowie vom Abfallverband Mistelbach durchgeführt werden. Hierbei geht es vorrangig um die Bildung des Umweltbewusstseins in der Gesellschaft und um die Vermeidung von unnötig anfallenden Abfallarten und mengen. IFOER 5 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 17
19 5. Quellen und Abbildungsverzeichnis Quellenverzeichnis Niederösterreichischer Abfallwirtschaftsbericht, Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr, Abteilung Umweltwirtschaft und Raumordnungsförderung Europa schaut auf uns Broschüre der BAWU, Niederösterreichische Abfallverbände Referenzblatt AVN Dürnrohr, TBU Umwelttechnik Mündliche Auskunft Baubehörde Mistelbach E Mail Kontakt mit Abfallverband Mistelbach (gaum@gaum.at) AVN Fragen und Antworten Buch Stand: Stand: Stand: Stand: Stand: Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Prozentuelle Veränderung der Abfallmengen ( ) in NÖ... 5 Abbildung 2: Entwicklung der Abfallmengen in NÖ... 6 Abbildung 3: Verkehrswege der Restmüllentsorgung... 8 Abbildung 4: Standorte der Umladestationen... 8 Abbildung 5: Heutiger Zustand der AVN... 9 Abbildung 6: Ausbau der AVN... 9 Abbildung 7: Abfallverwertung in der AVN Dürnrohr Abbildung 8: Müllbehandlungsanlagen in NÖ Abbildung 9: Mülldeponien in Niederösterreich Abbildung 10: Wertstoffinseln und deten Einzugsbereiche (200m) in Mistelbach Abbildung 11: Wertstoffinseln und deren Einzugsbereiche (300m) in Mistelbach IFOER 5 Quellen und Abbildungsverzeichnis 18
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