Informationstechnik in der Prozessüberwachung und -steuerung. Grundsätzliche Anmerkungen
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- Lioba Friedrich
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1 Informationstechnik in der Prozessüberwachung und -steuerung Grundsätzliche Anmerkungen
2 Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Postfach Bonn Tel.: Internet: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik 2008 Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
3 Informationstechnik in der Prozessüberwachung und -steuerung Grundsätzliche Anmerkungen Automatisierungs-, Prozesssteuerungs- und -leitsysteme oder auch SCADA 1 -Systeme werden in nahezu allen Prozessinfrastrukturen eingesetzt, die physische Prozesse abwickeln von der Stromerzeugung und -verteilung über Gas- und Wasserversorgung bis hin zur Verkehrsleittechnik und Produktion. Moderne Systeme zur Prozessüberwachung und -steuerung (im Folgenden: Prozesssteuerung) enthalten heute immer mehr Bestandteile, die auf Standardinformationstechnik basieren. Die Bandbreite reicht vom Einsatz von Standardanwendungen wie Datenbanken über Standardhardware mit entsprechenden Betriebssystemen (z. B. MS Windows und Unix-Systeme) bis zu mit klassischer Informationstechnik realisierten spezifischen Steuerungsanwendungen. Vernetzt werden die Systeme und Komponenten immer häufiger mit gängiger Netzwerktechnik und unter Verwendung standardisierter Kommunikationsprotokolle wie Ethernet und TCP/IP. Mit den Vorteilen wie Kosteneinsparungen oder einfacherem zentralisiertem Management bringt die Informationstechnik aber auch neue Gefährdungen in die Prozesssteuerung. Standardinformationstechnik ist fehlerbehaftet. Jährlich werden viele Tausend sicherheitstechnisch relevante Schwachstellen bekannt gemacht mit steigender Tendenz. Es gibt ein breites Spektrum von potenziellen Angreifern, die sich hervorragend mit dieser Technologie und entsprechenden Angriffsmethoden auskennen. Zu diesen Schwachstellen kommen funktionale Softwarefehler, die zu unvorhergesehenem Fehlverhalten führen können, ebenso wie 1 SCADA = Supervisory Control And Data Acquisition
4 mögliche Hardwaredefekte und Netzwerkausfälle. Insbesondere bei kritischen Prozessen, die wesentliche Dienstleistungen für unsere Gesellschaft bereitstellen oder durch die Gefahr für Leib und Leben von Menschen entstehen kann, müssen die daraus resultierenden Gefährdungen umfassend und realistisch betrachtet werden. Ziel muss sein, dass IT-spezifische Gefährdungen sich nicht negativ auf die gesteuerten Prozesse auswirken. Bei bestehenden Systemen muss auf eine bestmögliche Absicherung geachtet werden. Soweit möglich, besonders aber bei neuen Systemen, sollten zusätzlich Sicherheitseigenschaften implementiert werden, die die informationstechnischen Risiken weiter reduzieren. Dabei dürfen neu implementierte Lösungen keine weiteren Gefährdungen oder single points of failure in die Systeme einführen. Wichtige zu berücksichtigende Punkte sind unter anderem: 1. möglichst keine externen Zugänge (z. B. Internet, Intranet, Wartung) zum Prozesssteuerungsnetzwerk 2. unvermeidbare externe Zugänge müssen aufgrund des i. d. R. sehr hohen Schutzbedarfs der Prozesssteuerungssysteme äußerst restriktiv ausgelegt und überwacht werden 3. technische Beschränkung des Netzwerkverkehrs auf den von den Steuerungssystemen benötigten Umfang; starke Segmentierung der Steuerungsnetze (z. B. durch spezifische Sicherheitsgateways ( Firewalls )); restriktives Management der erlaubten Kommunikationsbeziehungen 4. Systeme und Komponenten der Prozesssteuerung sollten: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
5 nur die zum Betrieb notwendigen Leistungsmerkmale bieten (insbesondere keine Funktionalitäten, die ein Risiko für die Prozesssteuerung darstellen) robust gegenüber Störungen und Angriffsversuchen sein über sichere systemspezifische Authentifizierungsmechanismen verfügen 5. langfristige Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Updates und Systemwartung entsprechend der Lebensdauer der Prozessinfrastruktur; möglichst offene Migrationspfade 6. Möglichkeiten zum Einspielen von notwendigen Patches (insbesondere bei Systemen mit 24/7/365-Anforderungen oft eine Herausforderung); eine schnelle Verfügbarkeit von getesteten Sicherheitspatches sollte ein Kriterium bei der Auswahl des Prozessleittechnikherstellers sein Insbesondere sollten Safety-Systeme 2 zum Schutz von Leib und Leben von Menschen oder kritischen Prozessen autark ausgelegt sein und nicht durch die Informationstechnik gefährdet werden können. 2 Safety-Systeme = Systeme zum Schutz von Personen, Umwelt und Anlagen gegen anlagenspezifische Gefahren
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