Josua 6, vorlesen!

Transkript

1 Predigt zu Josua 6 Liebe Gemeinde, Jericho liegt jetzt in Südafrika so die Überschrift eines sehr interessanten Artikels im Sportteil des Winsener Anzeigers zu Beginn der Fußball-WM. In Anspielung auf die alttestamentliche Erzählung in Josua 6 heißt es: Ihr sollt in die Arenen ziehen, und alle sollen in die Vuvuzelas blasen, und die Gehörgänge der Spieler werden in sich zusammen stürzen, und ebenso werden die Nerven der Zuschauer bersten, denn die Fifa hat die Stadien in eure Gewalt gegeben. So oder so ähnlich hätte wohl die Bibel von der Fußball-WM in Südafrika berichtet, und wahrscheinlich wäre auch der Begriff Plage gefallen. So lautet das Resümee: Vor mehr als 3000 Jahren fiel Jericho sieben Tage hielten die Stadtmauern den Israeliten und ihren Widderhörnern stand. Mit den Vuvuzelas wäre es vermutlich schneller gegangen!. Dieser Artikel hat mich inspiriert, die alttestamentliche Erzählung von der Eroberung Jerichos, wie sie 1

2 in Josua 6 überliefert worden ist, heute als Predigttext zu wählen und diesen biblischen Bericht dann auch in Beziehung zu setzen mit dem, was man bei der Fußball-WM beobachten konnte. Josua 6, vorlesen! Also, Jericho hatte Angst vor der Mannschaft Israels. Darum versuchten sie es mit der Mauertaktik es sollte kein Tor fallen, darum verriegelten sie die Stadttore. Das hatte sich Israel alles ganz anders vorgestellt. Nachdem sie endlich das gelobte Land erreicht hatten, glaubten sie, leichtes Spiel zu haben. Doch da hatten sie sich geirrt. Bald wurde klar, dass das ein harter Kampf werden würde. Allerdings fehlte es ihnen an der nötigen Taktik, um eine von Mauern umgebene Stadt besiegen zu könnten. Wenn sie nicht geglaubt hätten, dass ihr Gott, Jahwe, hier mitspielt, hätten sie wohl keine Chance gehabt. > Auch bei den WM-Spielen haben wir oft Spieler gesehen, die inständig gebetet haben. Und es gab Spiele, wo ich den Eindruck 2

3 einfach nicht los werde, dass diese Spiele schon entschieden waren, bevor sie überhaupt begonnen hatten! Selbst die ungläubigsten Fußballfans fragen sich manchmal, ob es vielleicht doch einen Gott gibt. Auf diese Weise entsteht natürlich in erste Linie ein Aberglaube der Glaube an einen Fußballgott. Der Name Gottes ist auch während dieser WM oft missbraucht worden. / So gab es im Lande Kanaan viele verschiedene Volksgruppen, die alle auf ihre eigene Art und Weise abergläubisch waren. Darum konnte der Gott Israels auch nicht unparteiisch bleiben. Denn ihm ging es um weit mehr, als um ein gewonnenes Spiel. Gott wollte von Anfang an zeigen, dass es darauf ankommt, allein ihm zu vertrauen und allein ihm die Ehre zu geben. > Also, wenn es um Fußball geht, verhält sich der Gott der Bibel so glaube ich absolut unparteiisch. Doch was unser Leben betrifft, kann Gott nicht unparteiisch sein denn er ist gerecht. Wer sich bewusst von Gott abwendet, muss am Ende noch einmal richtig um den sicher geglaubten Sieg zittern. Damit das nicht passiert, sollten wir darauf achten, dass wir nicht im Abseits stehen und auch nicht anderen Idealen hinterherlaufen. / Die Mannschaft Jerichos 3

4 sollte also die Überlegenheit unseres Gottes zu spüren bekommen. Jetzt kommen die Widderhörner ins Spiel hebräisch: schofar jobeljim. Es handelte sich dabei um religiöse Blasinstrumente, die die machtvolle Dominanz Gottes ankündigen sollten. Alle sollten hören, dass der Gott Israels der König aller Könige und der Herr aller Herren ist. > Nun könnte man meinen, dass das Tröten mit den Vuvuzelas in den Stadien Südafrikas nur dazu dient, König Fußball zu huldigen. Doch soweit würde ich nicht gehen. Außerdem behauptet die südafrikanische Nazareth Baptist Church, dass die Anfänge der Vuvuzelas auf ihre Gottesdienstbräuche zurückgehen würden. In der dortigen Gemeinde soll die Vuvuzela bereits seit 1910 unverzichtbarer Bestandteil des Gottesdienstes sein! / Nun schalten wir wieder um nach Jericho: Dort begann das Spielchen damit, dass das Volk Israel an sechs aufeinander folgenden Tagen je einmal um die Stadtmauern herumgehen sollte und am siebten Tag dann gleich siebenmal nacheinander, das heißt insgesamt sind es dreizehn Anläufe. Die Mannschaftsaufstellung sah so aus, dass vorne im Angriff die bewaffneten Männer 4

5 vorangingen; im offensiven Mittelfeld die sieben Priester mit den Widderhörnern und im defensiven Mittelfeld die Priester mit der Bundeslade; hinten drin stand das gemeine Volk. Diese Aufstellung wird in der biblischen Erzählung genau beschrieben, damit eins deutlich wird: Der Star ist hier nicht das Team, auch nicht Josua, nicht das offensive Mittelfeld mit den schofarblasenden Priestern, sondern das Herzstück - die Bundeslade. Darin lagen die beiden Gesetzestafeln die Spielregeln fürs Leben, die Mose direkt von Gott empfangen hatte. Die Bundeslade war ganz entscheidend für den Teamgeist. > Ohne Teamgeist kann man bei einer WM nichts erreichen! Auch in der Gemeinde brauchen wir diesen Geist, der uns eins werden lässt in der Liebe zu Christus Jesus, der die Mitte unseres Glaubens ist. Einige würden vielleicht gerne sehen, dass wir offensiver auf Menschen zugehen. Andere laufen den Entwicklungen in der Gemeinde hinterher. Ob nun Fußballfan oder Fußballhasser - so unterschiedlich wie wir aufgestellt sind, kann uns nur Gottes Geist miteinander vereinen. Sein Geist motiviert uns, alles dafür zu geben, um für Gottes Sache zu kämpfen und uns an seine Spielregeln zu halten. / Nun, 5

6 die Niederlage Jerichos ist letztendlich wohl kaum auf das Tröten und Schreien von Josuas Mannen zurückzuführen. Gott erweist seine Macht das Wunder von Jericho wird unterschiedlich gedeutet. Viele Ausleger spekulieren, dass es ein Erdbeben gab. Andere Theologen zweifeln aufgrund archäologischer Funde gar an, dass die Stadt Jericho überhaupt von massiven Mauern umgeben war. Leider gibt es keinen Videobeweis. Wahrscheinlich war der Lärm so eine Art psychologische Kriegsführung. Die traurige Wahrheit ist, dass der Gegner schließlich mit unfairen Mitteln bekämpft wurde, so dass Männer und Frauen, ja sogar wehrlose Greise und Kinder, sowie alle Tiere brutal vernichtet worden sind (V.21). Wenn ich das lese, kann ich das nicht vereinbaren mit dem Gottesbild, das Jesus vermittelt hat. Außerdem frage ich mich, was mit der Bundeslade ist, wo Gott doch im sechsten Gebot ausdrücklich fordert: Du sollst nicht töten!? > Also, ich glaube, dass Gott sich freut, wenn Menschen verschiedener Nationen bunt und farbenfroh enthusiastisch, aber friedlich für ihre Mannschaft schreien und tröten. Entgegen vieler Befürchtungen hat die Fußball-WM einen wichtigen 6

7 Beitrag zur Völkerverständigung geleistet. Die Aktion vor den Viertelfinalspielen gegen Rassismus wurde rund um den Globus gehört. Und in einem Land wie Südafrika, wo ansonsten täglich etwa 50 Morde verübt werden, soll sich laut Medienberichten die öffentliche Moral und das Verhältnis der Rassen grundlegend verändert haben Alle sind glücklicher mit sich selbst und mit ihren Mitbürgern, heißt es. Sicherlich darf bezweifelt werden, dass die Welt nach der WM eine bessere sein wird. Dennoch Fußball verbindet! In der nigerianischen Mannschaft beispielsweise spielen und beten Christen und Moslems gemeinsam für ihr Land und das ausgerechnet in Nigeria, wo es so oft zu gewaltsamen Übergriffen kommt! Mir ist wichtig, dass wir als Christen um alles in der Welt dafür kämpfen, dass man fair miteinander umgeht. Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes und die Würde des Menschen bleibt unantastbar. Es bleibt für mich absolut unverständlich, wie mein Onkel und meine Tante väterlicherseits nach Südafrika auswandern konnten, um dort einen reineren Glauben zu praktizieren, und gleichzeitig stellten sie ihre Bediensteten, nur aufgrund ihrer Hautfarbe mit ihren Nutztieren auf 7

8 eine Ebene! / Ebenso unverständlich bleibt es für mich, warum es keine friedliche oder sportliche Lösung für das Volk Israel gab, um das gelobte Land zu besiedeln. Allerdings findet man im Buch Richter auch andere Töne. Demnach gab es durchaus ein friedliches Miteinander in Jerusalem und in anderen Gegenden (vgl. Ri 1,21ff). > Wenn ich nun daran denke, das gelobte Land einzunehmen, richtet sich meine Hoffnung auf den Sieg, den Jesus Christus am Kreuz für mich errungen hat. Wichtig ist, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt und die Hauptsache ist, dass das Tor zum Himmel offen steht. Im Glauben an Jesus Christus sind die Mauern zwischen Gott und Mensch gefallen. Das Fan-Fest in der Herrlichkeit bei Gott wird alles übertreffen, was wir hier auf Erden erleben. Trotz der vielen kleinen und größeren Niederlagen im Spiel des Lebens dürfen wir uns darauf freuen, mit unserem Herrn und Gott den entscheidenden Sieg auf Golgatha zu feiern. Die Geschichtsbücher der Fußball- Weltmeisterschaften werden dann keine Bedeutung mehr haben. Darum sollte die schönste Nebensache der Welt nicht zur Hauptsache werden, sondern die schönste Nebensache bleiben. 8

9 Denn eins macht dieser historische Sieg Israels über Jericho deutlich: Wenn wir uns von Gott abwenden und nicht nach seinen Spielregeln spielen, dann bleibt das nicht ungestraft. In der Bibel ist von Gottes Zorn die Rede. Sein Zorn wird provoziert, wenn Menschen neben dem einen wahren Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat, noch andere Götter verehren ob das nun der Fußballgott ist oder der Mammon. Es gibt so viele Dinge, für die wir Zeit und Kraft investieren. Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten plus Nachspielzeit was aber, wenn ein Gottesdienst 90 Minuten dauert?! Außerdem möchte Gott, dass wir von der Zuschauertribüne oder der Ersatzbank auf s Spielfeld kommen, um in seinem Team mitzuspielen. Das wird ein innerer Kampf sein. Vielleicht werden wir einige persönliche Niederlagen wegstecken müssen. Doch nach dem Abpfiff, werden wir uns wie Sieger fühlen und das bis in Ewigkeit, wenn wir das gelobte Land hoffentlich ohne Vuvuzelas einnehmen werden. AMEN 9