hinzuzuzählen. Es werden viele sein, auch wenn es keine offiziellen Zahlen gibt. Kennt nicht fast jeder in seinem Umfeld ein solches Liebespaar?
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- Hilko Schulz
- vor 7 Jahren
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2 hinzuzuzählen. Es werden viele sein, auch wenn es keine offiziellen Zahlen gibt. Kennt nicht fast jeder in seinem Umfeld ein solches Liebespaar? Es spricht sich herum, weil es»anders«ist: Die Frau ist älter als er. Der Jüngere des Paares ist der Mann. Gehört nicht die jüngere Frau zum älteren Mann? Heißt das, die geltende Norm wird auf den Kopf gestellt? Das stimmt. Aber doch nur in Bezug auf das Alter. Die Liebe sollte davon nicht betroffen sein. Denn die Liebe ist gesellschaftlich akzeptiert für die Wahl eines Partners. Liebe begründet nicht nur Beziehungen, sie rechtfertigt sie auch. Weil eine Verbindung aus Liebe als Idealform einer Beziehung gilt, scheint das Konzept Liebe geeignet, für jedes Paar gesellschaftliche Legitimation und
3 Anerkennung zu versprechen. Dem Ideal nach hätten damit andere Regeln der Partnerwahl untergeordnete Bedeutung. Dennoch ist das Alter, das man gerne vernachlässigen möchte, die Ursache für eine eigene Dynamik, die die Liebesbeziehung zwischen einer Frau und einem jüngeren Mann bestimmt. Verantwortlich dafür ist im Wesentlichen die vorherrschende Einstellung unserer Gesellschaft, die von dem Muster der konventionellen Alterszusammensetzung einer Beziehung zwischen einer Frau und einem älteren Mann als Norm nicht abzuweichen imstande zu sein scheint. Längst geht es dabei nicht mehr um das archaische Argument, die traditionelle Alterszusammensetzung sei notwendig, weil nur die junge Frau hohe Fruchtbarkeit
4 verheißt und so den Fortbestand der Menschheit sichern kann. Die traditionelle Rollenteilung des älteren Versorgers und der Frau, die drinnen im Haus schaltet und waltet und die Kinder erzieht, ist ebenfalls keine zwingende Begründung mehr. Und auch das Überlegenheitsmodell bei der Partnerwahl bröckelt, wonach ein Mann der Frau voraus sein soll, an Geist, Status, Reichtum, Körperkraft und eben auch an Jahren. Emanzipatorische Erfolge der Frauen haben längst unsere gesellschaftliche Landschaft in Bewegung versetzt: Wir verzeichnen heute in unserer westlichen Welt ein buntes Miteinander von Frauen und Männern in jedem öffentlichen Bereich. Da stellt sich die Frage, ob wenn es ins Private geht für eine Liebesbeziehung noch immer eine Norm
5 gelten soll, die als überholt betrachtet werden kann? Die Nichtbeachtung dieser Norm ist die Basis für das»andere«liebespaar, mit dem sich dieses Buch beschäftigt. Da sich ihre Liebe vor dem Hintergrund des in unserer Gesellschaft als»normal«definierten Paares»Mann älter als Frau«abspielt, werde ich das Paar mit dem»anderen«altersunterschied immer wieder einmal mit der Norm vergleichen, weil dadurch die gesellschaftlich erzeugten Konflikte und Probleme klarer zu erkennen sind. Das Alter kann man nicht verändern. Der Altersunterschied eines Liebespaares bleibt auf immer unverändert. Niemand kann mit Siebenmeilenstiefeln schneller durchs Leben gehen, weder vorwärts noch zurück. Wir
6 altern alle im gleichen Schritt. Aber doch sehr individuell. Das liegt manchmal an den Genen, Einfluss nimmt aber auch die Lebenseinstellung, die Neugier aufs Leben, die Flexibilität, die Lust, etwas Neues zu wagen. Eine Person, die ein bestimmtes Lebensalter hat, kann daher durchaus als altersuntypisch gelten. Aussagen wie etwa»das hätte ich nicht gedacht, dass sie schon so alt ist«sind oft zu hören. Es mag am Aussehen liegen, manchmal lediglich an der Stimme, die jung klingt, oder am Lachen, am lebhaften Erzählen, und dann, wenn körperliche Leistungen im Spiel sind, etwa bei Sportarten, die eine ältere Person»wie ein junger Mensch«absolviert. Weil wir unterschiedlich altern, könnte der kalendarische Altersunterschied seine
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