Der temperierte Regenwald

Transkript

1 Der temperierte Regenwald Ein Sachbuch für die Grundschule Inhaltsverzeichnis Der temperierte Regenwald... 2 Was macht einen alten Wald so besonders?... 5 Ein Kreislauf im Fluss... 8 Kahlschlag und dann? Filme über den temperierten Regenwald

2 Der temperierte Regenwald Stellt Euch einen Ort vor, an dem Bären Lachse aus Flüssen fischen. Einen Ort, an dem nachts Wölfe heulen. Einen Ort, an dem Adler am Himmel kreisen. Einen Ort, an dem uralte Baumriesen wachsen. Willkommen im temperierten Regenwald Kanadas. Nebelverhangener Morgen im temperierten Regenwald & Samy Fayed Der temperierte Regenwald wächst nur dort, wo es viel regnet. Im Sommer wird es dort nie sehr heiß. Im Winter ist es nur selten so kalt, dass es schneit. Ein solches Klima findet man vor allem an den Küsten der großen Ozeane. Durch den Einfluss des Meeres ist es dort im Sommer eher kühl und im Winter mild. Die Luft hat über dem Meer viel Feuchtigkeit aufgenommen. Wenn die feuchte Luft dann auf ein Gebirge trifft, regnet es. So ist es an der Küste des Pazifiks in Kanada. Hier wachsen die Bäume bis in den Himmel: Sie können bis zu 90m hoch werden. Das ist so hoch wie die Kuppel der Frauenkirche in Dresden. Der höchste Baum Deutschlands ist nur 65m hoch. Es ist eine Douglasie, eine Nadelbaumart aus Kanada. Bäume aus Deutschland werden nur halb so hoch. Im temperierten Regenwald werden die Bäume sehr alt: über 1000 Jahre! Manche sind sogar schon 2000 Jahre alt. 2

3 Durch den vielen Regen wachsen im temperierten Regenwald besonders viele Flechten, Moose und Farne. Sie wachsen nicht nur am Waldboden sondern auch auf den Bäumen. Manche Baumstämme sind rundum mit einem dichten Pelz von Moos bewachsen. Federmoose umhüllen einen Baum 3

4 Im temperierten Regenwald leben mehr verschiedene Tiere und Pflanzen als irgendwo sonst auf der Erde. Für viele Arten ist er einer der letzten Rückzugsorte. Der Mensch mit seinen Straßen und Städten ist noch nicht bis hierher vorgedrungen. Der dichte Wald versorgt sie mit ausreichend Nahrung. Wölfe, Bären, Pumas, Eichhörnchen und viele andere Tiere fühlen sich in ihrer wilden Heimat wohl. Salamander lieben feuchte Moospolster 4

5 Was macht einen alten Wald so besonders? In einem alten Wald stehen viele Bäume, so wie in jedem anderen Wald auch. Aber die meisten dieser Bäume sind besonders alt und deshalb auch besonders groß. Ein Baumgigant im temperierten Regenwald Eichen können bis zu 1000 Jahre alt werden! Aber oft werden sie schon in einem Alter von 150 Jahren gefällt, um das Holz zu verkaufen. Eine tausend Jahre alte Eiche hat einen sehr dicken Stamm. Dieser dicke Stamm ist meistens hohl. Es ist also kein Holz mehr da, um Möbel zu bauen oder ein Feuer im Kamin zu machen. Der Förster kann den alten Baum nicht mehr verkaufen. Er scheint wertlos zu sein. Das ist er aber nicht! Ein alter Baum, dessen Holz längst morsch ist, ist ein gefundenes Fressen für viele Insekten. Über die Insekten freut sich dann der Specht. Er klettert am Baumstamm auf und ab und frisst die Insekten. Auf totem Holz wachsen Pilze besonders gut. Schnecken, Mäuse und Eichhörnchen fressen Pilze gern. In einem alten Baum kann sich der Specht leicht eine Höhle zimmern. In jedem Frühjahr wird eine neue Höhle gebaut! In der neuen Höhle baut der Specht ein neues Nest. In die alte Höhle ziehen andere Tiere ein: Eulen und Fledermäuse. So bieten alte und sogar abgestorbene Bäume vielen Tierarten Nahrung und Lebensraum. Manche Tierarten finden nur in einem alten Wald genügend Nahrung und Verstecke. Wo es keinen alten Wald gibt, können sie nicht leben. 5

6 Sonnenschein erreicht den Farn Wenn die alten Baumriesen fallen, reißen sie eine große Lücke in den Wald. Das ist aber gar nicht so schlimm: Endlich reicht das Sonnenlicht wieder bis zu dem Waldboden. Jetzt können das Weidenröschen und der Fingerhut wieder blühen. Bei denen finden die Hummeln reichlich Nektar. Himbeeren wachsen wieder und tragen ihre süßen Früchte. Junge Bäume haben wieder genug Licht, um sich zum Himmel zu strecken. Das alte, verrottende Holz gibt ihnen Nahrung. Jetzt dauert es nur noch ein paar hundert Jahre, dann stehen genau an dieser Stelle wieder alte, mächtige Bäume. 6

7 Rand einer Lichtung im temperierten Regenwald 7

8 Ein Kreislauf im Fluss Lachseltern sterben für ihre Kinder Es ist Frühjahr. In einem Bergbach winden sich ganz kleine Fischlein aus ihren Eiern. Wovon leben sie? Anfangs sind sie noch zu klein, um Würmer und Larven am Grund des Flusses zu jagen. Aber das Wasser des Bergbaches ist voll von Nährstoffen. Nachdem die Eltern im Herbst die Fischeier (den Laich) abgelegt haben sind sie gestorben. Ihre Körper haben sich im Wasser zersetzt. Dadurch wurden Nährstoffe ins Wasser abgegeben. Indem die Eltern sterben, sorgen sie für das Überleben ihrer Nachkommen. Lachsfluss Wenn die jungen Lachse etwa 3 cm groß sind, können sie für sich selbst sorgen. Erst fressen sie winzig kleine Pflanzenteilchen, die im Wasser treiben. Später jagen sie Würmer und Insektenlarven. Bald jagen sie auch fliegende Insekten mit einem gezielten Sprung aus dem Wasser. Zwei Jahre lang leben die Lachse in ihrem Bach. Dann wandern sie flussabwärts. Sie wandern, bis sie das Meer erreichen. Dort leben, jagen und fressen sie etwa zwei Jahre lang. Dabei werden sie immer größer: Manche werden über einen Meter lang! 8

9 Insel vor der Pazifikküste Kanadas & Samy Fayed Eines Tages aber vergeht ihnen der Appetit. Sie haben keine Lust mehr zu jagen. Sie wollen nur noch eines: zurück nach Hause. Sie machen sich auf den Weg. Immer der Nase nach, denn für die Lachse riecht jeder Fluss ein bisschen anders. So finden sie den Weg zu der Stelle, an der sie aus ihrem Ei geschlüpft sind. Mit aller Kraft schwimmen sie im späten Sommer gegen die Strömung. Dabei überwinden sie sogar kleine Wasserfälle. 9

10 Die Lachse werden schon sehnsüchtig erwartet: Fischer erhoffen sich einen reichhaltigen Fang. Außerdem wollen sie sich für den Winter einen Vorrat an getrocknetem Lachs anlegen. Bären sind im Spätsommer und Herbst sehr hungrig. Sie müssen sich für den Winter eine dicke Fettschicht anfressen. Und auch die Wölfe sind hungrig. Viele Tiere ernähren sich von den wandernden Lachsen. Ein Lachs ist ein Leckerbissen für den jungen Grizzly Trotz all dieser Gefahren kommen im Herbst genügend Lachse im Oberlauf der Flüsse an. Dort graben sie mit ihren großen Körpern eine Kuhle in den Flusskies. In die Kuhle legen die Weibchen ihren Laich, die Fischeier, ab. Die Männchen spritzen ihren Samen darüber. So können sich in den Eiern kleine Lachse entwickeln. Die meisten Eltern aber sterben nach der Eiablage vor Erschöpfung. Sie haben ja auf ihrem langen und anstrengenden Weg vom Meer nichts gefressen. Nur sehr wenige Lachse schwimmen noch einmal zurück ins Meer. Aber in den Lachseiern regt sich neues Leben und eines Tages im Frühjahr schlüpfen sie: Tausende kleine Lachse. Zwei Jahre später werden sie sich auf den Weg machen: ins ferne Meer. 10

11 Kahlschlag - und dann? In Kanada werden viele Wälder abgeholzt. Dabei werden alle Bäume auf einmal gefällt. Zurück bleibt eine kahle Fläche. Deshalb nennt man diese Art der Holzernte Kahlschlag. Manchmal werden dann nur die größten Bäume verwendet. Man kann sie für den Hausbau oder den Bau von Möbeln verwenden. Manchmal wird alles Holz, von großen und kleinen Bäumen, zu Sägespänen zerkleinert. Daraus wird dann Papier hergestellt. Kahlschlag auf Vancouver Island Auf den kahlen Flächen werden wieder Bäume gepflanzt. Aber man nimmt nur eine einzige Baumart. Dieser neue Wald ist also eine Monokultur. Es werden schnell wachsende Bäume gepflanzt. So kann man schon nach 80 Jahren wieder Bäume fällen, um neues Holz zu gewinnen. In den Monokulturen wachsen nur wenige Sträucher und Beeren. Es gibt kaum Farne und Moos. Viele Tierarten können hier nicht mehr leben. Sie finden nicht genug Nahrung. 11

12 Letzte Reste des Urwalds Ist der Wald erst abgeholzt, trocknet die Sonne den Waldboden aus. Der Regen trägt diesen Boden fort. Das nennt man Bodenerosion. Äste und Schlamm werden in die Flüsse gespült. Das Wasser wird trüb. Manchmal bilden sich Staudämme aus Zweigen und Stämmen. Dann kann kaum noch Wasser in dem Flussbett fließen. So können die Lachse nicht mehr vom Meer zu ihren Laichplätzen zurückkehren. Bären und Wölfe können im Herbst nicht genug Lachse fangen. Deshalb verhungern viele von ihnen im Winter. Da die Lachse nicht laichen können, gibt es in den folgenden Jahren wieder nur wenig Lachs. Die Menschen, die von der Lachsfischerei leben, verlieren ihre Arbeit. 12

13 Die indigenen Völker, die hier schon lange leben, können nicht mehr genug jagen und fischen. Ihnen fehlen viele Dinge: Das beste Holz zum Schnitzen, die besten Pflanzen zum Weben und zum Heilen von Krankheiten. Verschiedene essbare Beeren des temperierten Regenwaldes & Samy Fayed Die Holzfirmen sagen oft: Das lässt sich alles in Ordnung bringen. Aber der ursprüngliche Wald mit seinen vielen verschiedenen Tieren und Pflanzen ist verloren für immer. 13

14 Filme Koksilah Stimmungsvoll Bilder aus dem unberührten temperierten Regenwald Koksilah auf Vancouver Island. Sprache: ohne Dauer: 00:01:14 Das Geheimnis der Urwaldriesen Warum werden die Bäume im temperierten Regenwald so riesengroß? Sprache: Deutsch Dauer: 00:02:11 Eutrophierung Die Folgen eines Kahlschlags in einem Bach auf Vancouver Island. Sprache: Deutsch Dauer: 00:01:55 How many people fit in one tree Der Film zeigt, wie viele Menschen in einen hohlen Riesenlebensbaum passen. Sprache: Englisch Der Film ist auch ohne Sprachkenntnisse verständlich! Dauer: 00:00:36 How to measure a tree Der Film beschreibt, wie man die Höhe eines Baumes ermittelt. Sprache: Englisch Dauer: 00:01:19 Bretternte bei den First Nations Der Film beschreibt, wie die Ureinwohner von Vancouver Island Bretter geerntet haben, ohne dabei den Bäumen zu schaden. Sprache: deutsch Dauer: 00:02:15 Douglasie Der Film stellt eine Douglasie im temperierten Regenwald auf Vancouver Island vor. Sprache: Deutsch Dauer: 00:01:17 Echte Lungenflechte Die Echte Lungenflechte ist ein Indikator für hohe Luftqualität. Sprache: Deutsch Dauer: 00:01:

15 Bartflechte / Beard Lichen Die Bartflechte wird als eine traditionelle Wundheilpflanze vorgestellt. Sprache: Deutsch Dauer: 00:01:15 Sprache: Englisch Dauer: 00:00:50 Rote Buckelbeere / Red Huckleberry Die Rote Buckelbeere wird als vielfältig nutzbare Pflanze vorgestellt. Sprache: Deutsch Dauer: 00:01:22 Sprache: Englisch Dauer: 00:00:48 Wild Onion Die Bestimmungsmerkmale des Nickenden Lauch werden erläutert sowie Hinweise zu seiner Nutzung gegeben. Sprache: Englisch Dauer: 00:01:15 Licorice Fern Der Lakritzfarn als Aufsitzerpflanze (Epiphyt) und seine traditionelle Verwendung werden vorgestellt. Sprache: Englisch Dauer: 00:01:44 Der Schachtelhalm Schachtelhalm als Ersatz für Spülmittel. Sprache: Deutsch Dauer: 00:01:00 15