MERKBLÄTTER DER FORSTLICHEN VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-WÜRTTEMBERG Nr. 12, 2.Auflage. Nutzholzschädlinge an Laubholz
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- Ruth Schulze
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1 MERKBLÄTTER DER FORSTLICHEN VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-WÜRTTEMBERG 1982 Nr. 12, 2.Auflage Nutzholzschädlinge an Laubholz Inhalt Seite I. Allgemeines 2 II. Die wichtigsten Holzbrüter 2 1. Laubnutzholzborkenkäfer 2 2. Gemeiner Werftkäfer 4 3. Eichenholzbohrer 5 III. Schadensabwehr 6 IV. Zeitpunkt der Behandlung 6 V. Weitere Maßnahmen zur Befallsminderung 7 Einlegeblatt: Zugelassene Forstschutzmittel gegen holzbrütende Borkenkäfer 8 Verfasser: Abt. Waldschutz der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg Neubearbeitung der 2. Auflage: Abt. Waldschutz der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt
2 Seite 2 1. Allgemeines Holzbrütende Insekten treten stärker als rindenbrütende Borkenkäfer "sekundär" auf. Sie schaden durch technische Entwertung absterbender oder gefällter Bäume. Die Befallstauglichkeit bewegt sich in ziemlich engen Grenzen. Daher wird meist nur ein Teil der eingeschlagenen Stämme befallen, deren Disposition sich jedoch mit praktischen Mitteln kaum vorhersagen läßt. Einige laubholzbewohnende Käfer haben in den letzten Jahren an wirtschaftlicher Bedeutung zugenommen: Durch "unsaubere Wirtschaft" haben sich vor allem Nutzholzbohrer der Splintzone stark vermehrt. Ihr Befall entwertet das Splintholz, weiches z.b. zur Herstellung von Buntparkett heute stärker gefragt ist. II. Die wichtigsten Holzbrüter 1. Laubnutzholzborkenkäfer (Trypodendron domesticum und T. signatum) Wegen ihrer ähnlichen Lebensweise werden Buchen- und ~Eichennutzholzborkenkäfer hier zusammengefaßt. Wirtsbäume Lebensweise Polyphag an LH, besonders Bu (dome sticum) und Ei (signatum). 1 Generation/Jahr; Flug- und Befalls zeit März/April bis Juli. Elternkäfer legen Bohrgänge an, dort Eiablage in Nischen. Larven ernähren sich von Ambrosia Pilzen, die an Larvengangwänden wachsen. Die Sporen der Pilze werden durch die Altkäfer in besonderen Vor richtungen in die Brutsysteme übertragen. Jungkäfer überwintern im Brutsystem (domesticum) bzw. außerhalb in dickerer Borke älterer Bäume (signatum). Erkennung und Schadbild 1. Einbohrlöcher außen sichtbar und mit weißem Bohrmehlhof. 2. Leitergänge bis max. 6 cm ins Holz,
3 nach Abschluß der Larvenentwicklung durch absterbende Pilzrasen schwarz gefärbt. Seite 3
4 Seite 4 2. Gemeiner Werftkäfer (Hylecoetus dermestoides) Wirtsbäume Lebensweise Bu, Ei, Bi; polyphag an LH und NH 2-jährige Entwicklungszeit. Flug- und Befallszeit April bis Juni. Eiablage außen in Rinden- und Holzrisse. Larven bohren sich ins Holz ein und nagen im Durchmesser zunehmende Gänge in allen Richtungen durch das Holz. Ernährung durch Pilzrasen wie bei 1. Larven überwintern im Gang. T.domesticum und H.dermestoides sind wichtige Folgeschädlinge beim Buchensterben. 1. Winziges Einbohrloch mit weißem Bohrmehlhof an der Innen- und Außenseite der Rinde. 2. Bohrlöcher an der Holzoberfläche größer, von unterschiedlichem Durchmesser. Gänge führen radial bis 26 cm tief ins Holz, wie mit Schrot verschiedenen Kalibers eingeschossen.
5 Seite 5 3. Eichenholzbohrer ("Kleiner schwarzer Wurm") (Xyleborus monographus) Wirtsbäume Lebensweise Ei, (LH) 2 Generationen/Jahr; Flug- und Befallszeit 3,5mm März/April und Juni - August. Eiablage häufchenweise an den Enden der Muttergänge. Larven ernähren sich von Pilzrasen (wie 1. u. 2) an den Muttergang wänden. Jungkäfer überwintern im Brut-System. Erkennung und Schadbild 1. Einbohrlöcher mit weißem Bohrmehlhof (wie 1.), 2. Gabelgänge von spalierbaumähnlicher Gestalt. Weitere laubholzbewohnende Arten können in Bad.-Württ. lokal forstliche Bedeutung erlangen: Eichenkernkäfer (Platypus cylindrus) in Laubwaldgebieten mit hohem Eichenanteil; Ungleicher Holzbohrer (Xyleborus dispar) und Kleiner Holzbohrer (Xyleborus saxeseni) an LH, besonders im Obstbau; Schiffswerftkäfer (Lymexylon navale) an Ei, besonders auf Lagerplätzen. Bockkäfer, wie z.b. die Scheibenböcke (Callidium-, Phymatodes- und Plagionotus-Arten) befallen i.d.r. abgestorbenes trockenes LH und nagen nur zur Verpuppung oberflächlich ins Holz hinein. Ausnahmen: Eichenbock (Cerambyx cerdo) und die Pappelböcke (Saperda carcharias und S. populnea), die an lebendem LH tief ins Holz dringen. Holzwespen an LH bisher ohne wirtschaftliche Bedeutung.
6 Seite 6 Die Larvenentwicklung der genannten Arten 1-3 ist abhängig von der Holzfeuchtigkeit. Werden die Bedingungen ungünstig, verlassen die Elternkäfer den Brutort und besiedeln erneut geeignetes Holz (Geschwister- oder Folgebruten). Besonders gefährdet sind Hölzer aus dem Wintereinschlag. Saftfrisches und trockenes Holz ist dagegen nicht bruttauglich. III. Schadensabwehr Vorbeugende Behandlung (Prophylaxe) Im Sommer (Mai bis Herbst) gefällte Bäume sind im folgenden Jahr nicht bruttauglich. Der Befall durch Holzbrüter kann durch eine bestimmte Lagerung (z.b. im Wasser, Berieselung, Lagerung an besonnten Stellen) nicht sicher verhindert werden. Holz aus der Winterfällung sollte vor dem Schwärmen der Käfer (März), bereits befallene Stämme vor dem Ausfliegen der Jungkäfer (Juni/Juli) abgefahren werden. Vielfach ist ein chemischer Schutz nicht zu umgehen. Zur Prophylaxe ist eine einzelstammweise Behandlung mit Insektiziden, die zur Bekämpfung rindenbrütender Borkenkäfer zugelassen sind, besonders wirksam. Tropfnasses Spritzen bzw. Sprühen (Brüheverbrauch bei mittleren Stammklassen ca. 3 Ltr./fm) ist erforderlich. Lagenweise Behandlung führt nur bei sorgfältiger Begiftung zu einem befriedigenden Schutz. Wichtig ist hier die Intensität der Behandlung: es ist tief in Spalten und Lücken zu spritzen. Aggregate mit starkem Betriebsdruck (z.b. Justinger Gerät, Zapfwellenspritzen) eignen sich hierzu besser als tragbare Spritz- und Sprühgeräte. Der Brüheaufwand beträgt bei mittl. Poltergröße ca. 3-4 Ltr./ fm. Entseuchung (kurative Behandlung) Bereits erfolgte technische Entwertung ist nicht mehr rückgängig zu machen; es kommt daher nur die rechtzeitige Kontrolle des Schädlings in Betracht. Eingebohrte Elternkäfer können mit zugelassenen Präparaten nur dann noch abgetötet werden, sofern sie nicht tiefer als 3-4 cm ins Holz eingedrungen sind. Mit Dieselöl aufbereitete Lösungen sind zwar sehr viel wirksamer als wässrige Brühen, können aber aus ökologischen Gründen (Bodenorganismen, Grundwasser) und wegen nachhaltiger Beeinträchtigung der Holzqualität (Geruch, Verfärbung) nicht empfohlen werden. Larven des Gemeinen Werftkäfers können, da sie zum Bohrmehlauswurf an die Stamm-bzw. Rindenoberfläche kommen, während der ganzen Entwicklungszeit bekämpft werden. Durch eine tropfnasse Stammbehandlung mit den zugelassenen Mitteln zur Borkenkäferbekämpfung wird aber meist nur eine unbefriedigende Abtötung erzielt. Zur Entseuchung kommt stets nur die einzelstammweise tropfnasse Rundumbehandlung in Betracht (wenden!) IV. Zeitpunkt der Behandlung Eine Schutzbehandlung kann zwar auf feuchtes Holz erfolgen, trockene Witterung ist aber in jedem Fall Voraussetzung. Die Wirkungsdauer einer Behandlung beträgt ca. 1-2 Monate.
7 Seite 7 Die erste Spritzung gegen Frühschwärmer (Nr. 1, 3) ist daher Mitte/Ende März fällig. Weitere Behandlungen können je nach Wirkungsdauer des Mittels erforderlich werden, solange mit Käferflug zu rechnen ist (s.abschn. II). Hohe Temperaturen vermindern die Wirkungsdauer durch Verdampfen des Wirkstoffes, hohe Niederschläge durch Abwaschen des Mittels. Wahl und Anwendung des Insektizids richten sich nach dem jeweiligen Forstschutzmittelverzeichnis der Biologischen Bundesanstalt (s. Einlegeblatt). V. Weitere Maßnahmen zur Befallsminderung Das Werfen von Fangbäumen und ähnliche Maßnahmen sind zur Minderung der Gefahr eines Befalls durch Holzbrüter nicht geeignet. In gefährdeten Lagen ist durch baldige Verwertung oder lagerweisen Schutz dafür zu sorgen, daß sich im Schichtholz keine hohen Schädlingsdichten entwickeln. Da der Gemeine Werftkäfer Nadelholz in gleicher Weise befällt wie Laubholz, ist auf sein Vorkommen besonders zu achten. Gezielte Behandlung befallener Stöcke ist empfehlenswert; Verwendung von Dieselöl als Lösungsmittel für zugelassene Präparate erhöht hierbei den Wirkungsgrad, hat jedoch in Wasserschutzgebieten zu unterbleiben.
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