Erfahrungsbericht Auslandsfamulatur ΓΕΝΙΚΟ ΝΟΣΟΚΟΜΕΙΟ ΛΗΜΝΟΥ, Limnos, Griechenland Antonia Papst

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1 Erfahrungsbericht Auslandsfamulatur ΓΕΝΙΚΟ ΝΟΣΟΚΟΜΕΙΟ ΛΗΜΝΟΥ, Limnos, Griechenland Antonia Papst Planung/Organisation Zusammen mit meiner Studienkollegin Martina Schober beschloss ich im Oktober 2015 eine Auslandsfamulatur in Griechenland zu machen. Nachdem wir beide begeisterte Griechenland-Fans sind und während unseres Studiums auch einmal Erfahrung im Ausland machen wollten, war es für uns klar, wohin es gehen sollte. Die Möglichkeit Praktikum und Griechenland-Urlaub zu verbinden und dem (dann heuer doch nicht so kalten) September in Österreich zu entfliehen, spornte uns an frühzeitig unseren Aufenthalt zu planen. Da wir ein Spital am Meer wollten, war es für uns klar, dass wir uns für eine der Inseln und nicht etwa für ein Krankenhaus in einer Großstadt wie Athen oder Thessaloniki entscheiden würden. Durch die Tatsache, dass nicht jede griechische Insel ein Krankenhaus besitzt und zu dieser Zeit einige Inseln mit der Flüchtlingsproblematik zu kämpfen hatten, blieben uns nicht viele Krankenhäuser für unsere Famulatur übrig. Und so suchten wir im Internet nach Kontaktdaten für die Inseln Rhodos und Kreta. Während für Kreta schnell eine Antwort zurückkam, warteten wir vergeblich auf eine Antwort aus Rhodos. Da wir allerdings für Kreta erst zwei Monate im Voraus Bescheid bekommen würden und uns deshalb dagegen entschieden, standen wir noch immer mit leeren Händen da. Durch die griechische Bürokratie jedoch nicht entmutigt, suchten wir weiter und wurden schließlich in einem Teilnehmer von Martinas Griechischkurs fündig. Er selbst hatte vor einigen Jahren auf der Insel Limnos famuliert, da dort seine Schwester lebt und er versprach uns sie zu kontaktieren. Von da an ging alles ganz schnell. Seine Schwester Barbara nahm Kontakt zum Krankenhaus auf und wenige Zeit

2 später hielten wir unsere Bestätigung für eine Famulatur im Allgemeinen Krankenhaus Limnos in der Hand. Vorbereitungen: Flug: Limnos verfügt über einen eigenen Flughafen; Direktflüge aus Österreich gibt es keine. Für uns ging es von Wien mit Austrian Airlines zuerst nach Athen, wo die Länge des Zwischenstopps (ca. 8 Stunden) sich auch dafür anbietet, einen Abstecher in das Zentrum zu machen. Spätabends ging es dann weiter nach Limnos mit Aegean Airlines. Insgesamt beträgt die Flugzeit ca. 3 Stunden. Uns kosteten die Flüge hin und retour ca. 350, wenn man jedoch zur richtigen Zeit bucht (Jänner), findet man Flüge für 200 hin und retour. Alternativ könnte man auch mit dem eigenen Auto fahren, es gibt Fährverbindungen nach Athen, Thessaloniki und Kavala. Unterkunft: Vom Krankenhaus selbst wird keine Unterkunft gestellt, aber da es auf Limnos sehr viele kleine Appartements gibt, sollte es hiermit kein Problem geben. Wir selbst wohnten bei Barbara Karagiannis, die uns schon die Famulaturbestätigungen organisiert hatte. Sie vermietet den Sommer über mehrere Appartements und stellte uns eine der Wohnungen zu einem fairen Preis zur Verfügung. Die Appartements befinden sich ca. 15 min Fußmarsch vom Krankenhaus entfernt und ca. 5 min Fußmarsch vom Strand entfernt auf einem kleinen Hügel in der Hauptstadt Myrina. Die Appartements verfügen über Küchenzeile und Bad/WC sowie freies W-Lan. Außerdem hat man einen traumhaften Blick über die Stadt und Richtung Meer, ist umgeben von griechischen, sehr freundlichen Nachbarn und man hat wirklich die Möglichkeit im echten Griechenland zu wohnen und in die griechische Lebensweise einzutauchen. Weiters spricht Barbara als gebürtige Österreicherin natürlich Deutsch, außerdem Englisch und Griechisch, was die Organisation von Unterkunft und Ähnlichem um einiges einfacher machte. (Studios Efterpi Weiteres: Da Griechenland in der EU liegt, hatten wir sonst nichts zu organisieren. Man benötigt kein Visum und braucht kein Geld zu wechseln, auch die empfohlenen Impfungen decken sich mit denen in Österreich, als Reiseimpfungen wird Hepatitis A empfohlen. Für die Famulatur sollte man zumindest einen weißen Mantel mitbringen, sowie sein eigenes Stethoskop.

3 Limnos Limnos ist die neuntgrößte Insel Griechenlands und liegt in der Nordägäis. Die Insel ist spärlich bevölkert mit nur ca Einwohnern und verfügt nur über eine größere Stadt, Myrina, mit ca Einwohnern. Auf Grund ihrer Lage ist sie wichtiger Stützpunkt für das griechische Militär, weiters ist Limnos die Heimat der Stadt Poliochni, die als älteste Stadt Europas gilt. Limnos ist recht unbekannt, was daher kommt, dass es nicht von Urlaubern überrannt ist. Wenn man das typische Griechenland erleben will, dann ist man hier richtig, Hotelburgen und überlaufene Strände findet man hier nicht. Famulatur Wir absolvierten unsere vier Wochen Famulatur im Allgemeinen Krankenhaus Limnos. Das Krankenhaus liegt zentral in der Stadt Myrina auf einem kleinen Hügel und ist das Zentrum für medizinische Versorgung für die ganze Insel. Es verfügt für ein doch relativ kleines Krankenhaus über die wichtigsten Fachgebiete und behandelt bis auf wenige schwere Notfälle, die nach Lesbos geflogen werden, das ganze Patientengut der Insel. Die Notaufnahme wird von JungmedizinerInnen betreut, die eine Art Turnus machen, während sie auf eine Facharztstelle meist am Festland warten. In der Erstversorgung werden sowohl unfallchirurgische, als auch internistische und neurologische Fälle behandelt, außerdem kommen PatientInnen auch oft nur wegen eines Rezeptes, welches dann ausgestellt wird. Zu speziellen Fällen werden dann auch die einzelnen FachärztInnen hinzugezogen, von denen es pro Fach nicht mehr als einen oder zwei gibt. Weiters gibt es an einzelnen Tagen fachspezifische Ambulanzen, zum Beispiel eine Kardiologie-Ambulanz oder Orthopädie-Ambulanz, wo chronische PatientInnen oder akute, nicht so dringende Beschwerden behandelt werden. Das Krankenhaus verfügt über eine Radiologie und ein Labor, sowie vier Bettenstationen: eine internistische, chirurgische, pädiatrische und psychiatrische. Eine Besonderheit sind die sogenannten PathologInnen, die man als Mischung aus AllgemeinmedizinerInnen und InternistInnen ansehen kann, die meiner Meinung nach über die besten Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten verfügen, und daher auch immer wieder in der Notaufnahme von den PatientInnen verlangt werden.

4 An unserem ersten Famulaturtag begleitete uns Barbara ins Krankenhaus, wo wir uns zuerst in der Personalabteilung vorstellten und dann in die Notaufnahme gebracht wurden, mit der leitenden Krankenschwester bekannt gemacht wurden und uns unsere Arbeitszeiten mitgeteilt wurden: Montag bis Freitag 9 14 Uhr. Wir waren die einzigen Studentinnen im Krankenhaus und konnten uns überall aufhalten, wo wir wollten. Während die meisten der jüngeren Ärzte in der Notaufnahme kein Interesse hatten, uns irgendetwas beizubringen oder uns Untersuchungstechniken zu erklären, waren die Oberärzte in den unterschiedlichen Fächern immer froh, uns etwas zeigen zu können. Die meisten ÄrztInnen sprachen Englisch, jedoch konnten wir uns auch mit den wenigen, die nur bruchstückhaft Englisch bzw. nur Griechisch konnten irgendwie verständigen, auch weil unser Griechisch immer besser wurde. Wir hatten jeden Tag die Möglichkeit, in den verschiedenen Ambulanzen zuzuschauen und auch teilweise selbst zu untersuchen. Außerdem konnten wir auf den Stationen bei den Visiten mitgehen. Dort bekamen wir immer viel erklärt und vor allem ein Pathologe war sehr bemüht uns neben theoretischem Wissen auch praktische Fertigkeiten zu zeigen und ließ uns Untersuchungen selbst durchführen, wie zum Beispiel Aszitespunktionen. Für uns sehr spannend waren auch die Besuche im OP, um zu sehen, wie das in einem anderen Land abläuft. In der Notaufnahme selbst, ließ uns ein Arzt auch selbst untersuchen, diagnostizieren, beziehungsweise sollten wir die Therapie selbst festlegen, weiters hatten wir die Möglichkeit zu nähen und Verbände anzulegen. Besonders gut gefallen hat mir, dass wir einen so breiten Überblick über alle Fächer bekommen haben, dass wir Einsicht bekommen haben, wie man in einem südlichen Land arbeitet und dass die Arbeit als Arzt/Ärztin hier wirklich von den PatientInnen nicht als selbstverständlich angesehen wird und wir auch als ausländische Medizinstudentinnen von den PatientInnen begeistert aufgenommen wurden. Freizeit Durch die angenehmen Arbeitszeiten hatten wir eigentlich während der vier Wochen Famulatur sehr viel Freizeit, zusätzlich reisten wir erst ein paar Tage nach Famulaturende ab. Unser Appartement lag nicht einmal 5 Minuten Fußmarsch von einem sehr schönen Strand entfernt und wir verbrachten so ziemlich jeden Tag nach der Arbeit, wie auch viele unserer KollegInnen, am Strand. Dabei muss man auf Limnos kein oder fast kein Geld aufbringen, da überall auf der Insel den BewohnerInnen und UrlauberInnen gratis Holzschirme zur Verfügung gestellt werden, beziehungsweise kann man an den Beach-Bars ebenso gratis die Liegen benutzen, wenn man sich zum Beispiel auch nur ein Wasser kauft. Die Stadt selbst ist eine nette Kleinstadt, die während der Sommermonate vor allem von Griechen besucht wird. Es gibt genügend Restaurants und Bars, sowie auch einige Clubs, die jedoch Richtung Ende September

5 nicht mehr allzu voll sind. Ein Highlight der Stadt ist sicherlich die alte Burg. Sie überragt auf einem hohen Felsen die ganze Stadt und von ihr aus hat man einen wunderschönen Ausblick über die ganze Umgebung. Ansonsten macht es Sinn sich ein Auto zu mieten. Wir mieteten uns eines für eine Woche (ca. 200, full insurance), um uns die ganze Insel anschauen zu können. Allerdings sind gute Fahrkenntnisse von großem Vorteil, da man in vielen Ortschaften auch auf der Hauptstraße nur gerade mal so durchpasst, was natürlich lustig wird bei Gegenverkehr, außerdem muss man immer damit rechnen, dass Hühner, Schafe, Ziegen etc. plötzlich die Straße queren. Auch sind viele Straßen, vor allem zu den Stränden nur Schotterstraßen bzw. Sandpisten. Sehenswert auf Limnos sind die Ausgrabungen. Eine der bekanntesten Hephaistia konnten wir leider nicht besuchen, dafür besuchten wir Poliochni, die älteste Stadt Europas, sowie die Ausgrabungen von Kabeira. Außerdem kann man in Limnos eine der zwei europäischen Wüsten besuchen- die Pachies Ammoudes, zwei riesige Salzseen besichtigen, die die Heimat von Flamingos sind, sowie Wanderungen in den Bergen von Limnos unternehmen, wie zum Beispiel zu einer kleinen Kirche im Berg. Am schönsten an Limnos sind aber definitiv die Strände, egal ob schwarzer oder weißer Sand, Felsen oder Kies, es ist für jeden etwas dabei und was am wichtigsten ist, man hat sie vor allem außerhalb von Myrina oft ganz für sich allein. Erwähnenswert ist sicherlich der Strand von Keros, der unter Surfern als Geheimtipp gilt. Wer neben der Famulatur in einem kleinen, aber gut ausgestatteten Krankenhaus das echte, typische Griechenland, seine Bewohner, ihre Lebensweise, Kultur und Küche kennenlernen will, der ist auf Limnos richtig. Alles in allem war die Famulatur und der Aufenthalt sehr lehrreich und spannend und ich konnte ein geniales Monat unter der griechischen Sonne verbringen. Auf die Frage, ob ich wiederkommen würde, antwortete ich JA, auf jeden Fall! Bei Fragen bin ich jederzeit unter der stud.medunigraz - Adresse erreichbar!