SchulinformationRaumfahrt
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- Linda Berg
- vor 8 Jahren
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1 SchulinformationRaumfahrt NUMMER 1/98 Erdkunde Ein Informationsdienst des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) El Niño und die Messung durch Satelliten Zur Jahreswende 1997/98 beschäftigte > El Niño die Menschen in aller Welt. El Niño ist ein natürliches Phänomen, das alle vier bis neun Jahre um die Weihnachtszeit herum vor der Westküste Südamerikas auftritt. Dann ist dort das Wasser an der Oberfläche des Pazifischen Ozeans um sechs bis acht Das Klima- Phänomen El Niño Grad Celsius wärmer als normal, und der Wasserspiegel ist um etwa 30 Zentimeter angestiegen. Berüchtigt ist El Niño vor allem aufgrund seiner katastrophalen Auswirkungen. Denn der ansonsten stabile Klimahaushalt auf der südlichen Halbkugel im Pazifischen Raum gerät durcheinander. Vor allem in Südamerika sorgen starke Regenfälle begleitet von schweren Stürmen für Überschwemmungen. In Südostasien und Australien fehlt dagegen der dringend benötigte Regen; es kommt zu Dürren, Mißernten sowie zu Waldbränden. 1982/83 fand der bisher größte bekannte El Niño statt. Doch alle Anzeichen sprechen dafür, daß der aktuelle El Niño 1997/98 noch größere Ausmaße erreicht. Eine Besonderheit des jetzigen El Niño ist, daß er erstmals vorausgesagt wurde. Auf Grundlage von Satellitendaten, die unter anderem exakt über die Oberflächentemperatur der Weltmeere Auskunft geben, konnten Wissenschaftler frühzeitig auf den kommenden El Niño hinweisen.
2 Seite 2 Schulinformation Raumfahrt Die Normalbedingungen am Pazifischen Ozean Das El-Niño-Phänomen ist nur zu verstehen, wenn man die klimatischen Bedingungen kennt, wie sie normalerweise um die Weihnachtszeit herum am Pazifischen Ozean herrschen. Auf der Südhalbkugel herrscht dann Sommer, der sogenannte Südsommer. Vor jeder Westküste, wie auch vor der Küste Perus, befindet sich in dieser Jahreszeit ein relativ stabiles > Hochdruckgebiet. Da sich Peru auf der Südhalbkugel befindet, drehen sich die Winde gegen Asien Australien T kaltes Wasser warmes Wasser Dürre Asien Australien kaltes Wasser warmes Wasser Luftdruck und Meeresströmung ➃ Äquator Äquator Normales Jahr ➃ ➀ Südostpassat ➂ ➁ kalter Humboldtstrom ➄ den Uhrzeigersinn um das Hoch (H). Die Folge ist, daß die kalten Winde nach Norden bis an den Rand des Äquators getrieben werden, wo sie von der > Corioliskraft nach Westen abgelenkt werden. Es bildet sich der sogenannte Südostpassat. Aufgrund des hohen Luftdrucks vor Südamerika und eines tiefen Luftdrucks vor Südostasien wird der > Passatwind über die Meeresoberfläche entlang des Äquators getrieben. Die Luft erwärmt sich immer mehr, steigt langsam auf und trifft schließlich auf das Tief (T) vor der Ostküste Australiens. Dabei gilt: je größer der Druckunterschied zwischen dem Hoch und dem Tief, desto stärker die Winde. Das Tief vor Australien entsteht durch die starke Sonneneinstrahlung in der > innertropischen Konvergenzzone (ITC), die die Luft erwärmt und dadurch aufsteigen läßt. Nordamerika H Südamerika ❿ Passatwinde treiben warmes Oberflächenwasser nach Westen. (Der Südostpassat entsteht durch den Luftdruckunterschied und die Erdrotation.) Kaltes, nährstoffreiches Wasser steigt auf. El Niño-Jahr Nordamerika Dürre Südamerika 1 Die Passatwinde schlafen ein. 2 Das warme Wasser dreht vor Australien zurück nach Südamerika. Warmes, nährstoffarmes Wasser verdrängt das kühle Wasser. Die Folgen: schwere Regenfälle in Südamerika, Stürme in Nordamerika, Dürre und Mißernten in Südafrika, Brasilien, Australien und Südostasien. Die starken Winde wirken sich auch auf die Meeresströmungen aus. Durch die Winde an der südamerikanischen Westküste wird der sogenannte Humboldtstrom nordwärts getrieben, der kaltes Meereswasser aus der Antarktis mit sich führt. Von der Corioliskraft und dem Südostpassat abgelenkt, entwickelt sich der sich langsam erwärmende Humboldtstrom zum Süd- Äquatorialstrom. Durch die intensive Sonneneinstrahlung wird das Oberflächenwasser des Stromes aufgeheizt, und aus der relativ kalten wird eine relativ warme Strömung. Das warme Oberflächenwasser des Meeres staut sich schließlich vor der Küste Südostasiens, verdunstet und steigt als warme, feuchte Luft auf. Beim Aufsteigen kühlt sich die Luft wieder ab, Wolken entstehen und Regen fällt, vor allem in den großen Re-
3 genwäldern Südostasiens. Die Luft in Südamerika, insbesondere in Ecuador und Peru, ist dagegen sehr trocken, da die dortigen Winde vom Landesinneren kommen. Die Westküste Südamerikas ist deshalb auch ein sehr trokkenes Gebiet. Warmes Wasser ist vor der Küste nur als eine dünne Oberflächenschicht vorhanden. Darunter liegen nährstoffreiche kalte Wasserschichten, die an die Oberfläche gewirbelt werden. Die Nährstoffe sind wiederum eine hervorragende Grundlage für Algenwachstum und damit für den Fischreichtum in dieser Region. Das El Niño-Jahr kette der Fische empfindlich gestört: Die Fische ziehen, sofern sie nicht sterben, in kältere Meeresregionen ab. Die katastrophalen Auswirkungen von El Niño Da El Niño einen radikalen Einschnitt in die normalen klimatischen Bedingungen bedeutet, erreichen seine Auswirkungen teilweise katastrophale Ausmaße. Die stärksten Auswirkungen erfahren neben Südamerika insbesondere Indonesien und Australien. Durch den fehlenden Regen kommt es dort zu großen In einem El-Niño-Jahr ändert sich die Situation drastisch. Das Hoch vor Südamerika bricht zusammen. Dies geschieht immer im Südsommer, weil die Hitze dann am stärksten ist, die Luft sich erwärmen kann und aufsteigt. Dadurch sind auch die Winde, die mit dem Hochdruckgebiet zusammenhängen, abgeschwächt. Da normalerweise diese Winde das Oberflächenwasser des Meeres fortbewegen, hat dies auch Auswirkungen auf den Süd-Äquatorialstrom, der ebenfalls schwächer wird. Durch das abgeschwächte Hochdruckgebiet vor Südamerika nimmt auch die Differenz zum Tiefdruckgebiet vor Australien ab. Die Folge ist, daß die Passatwinde abflauen und schließlich sogar in die andere Richtung wehen: von West nach Ost. Ebenso wird das warme Oberflächenwasser vor der Küste Australiens Richtung Südamerika getrieben. Da die Luft nun nicht mehr vor Indonesien und Australien aufsteigt, sondern über dem Warmwassergebiet, verschiebt sich auch das Tief. Diese über dem Warmwasserpolster aufsteigende warme und feuchte Luft läßt einen eigenen umgekehrten Luftkreislauf entstehen. Auf diese Weise wird das Warmwasserpolster über den gesamten Pazifischen Ozean nach Osten getrieben, bis es nach etwa drei Monaten zur Weihnachtszeit die südamerikanische Küste erreicht. Dort kommt es zu den un- gewöhnlich hohen Niederschlägen und dem starken Ansteigen der Wassertemperatur: dem El Niño. In Südostasien fehlt dagegen der dem Klima angemessene Regen. Durch das entstandene Warmwasserpolster vor Südamerika können die Nährstoffe aus den kälteren Wasserschichten nicht mehr hochgespült werden. Auch ist der Sauerstoffgehalt im warmen Wasser wesentlich geringer. Dadurch nimmt der Anteil der Mikroorganismen und des Planktons im Wasser stark ab und in der Folge ist die Nahrungs- Der Luftstromkreislauf, die Walker-Zirkulation, im Normalfall: Bodennahe Luft wird durch warmes Wasser aufgeheizt und steigt nach oben, wo sich die für Indonesien typischen Gewitterwolken bilden. Die Luft strömt unterdessen in 18 Kilometern Höhe nach Südamerika, sinkt dort ab und strömt als Passat zurück. Die Luft über Südamerika ist sehr trocken. Bei Einbruch der Passatwinde kehrt sich die gesamte Walker-Zirkulation langsam um. So wandert die Warmwasserschicht vor Indonesien nach Südamerika, wo sich der El Niño-Effekt bildet. Seite 3
4 Seite 4 Schulinformation Raumfahrt Ernteausfällen, die vor allem Kleinbauern an den Rand ihrer Existenz bringen. Die große Trockenheit hat auch immer wieder große unkontrollierte Waldbrände zur Folge, die riesige Landflächen zerstören. Da beim El Niño wenig Wind aufkommt, bildet die Rauch- und Rußentwicklung ein weiteres großes, vor allem gesundheitliches Problem für die Menschen und Tiere. An der Westküste Südamerikas leiden vor allem die Fischer unter den fehlenden Fischbeständen, was fast die gesamte Fischereiwirtschaft Perus lahmlegt. In der ansonsten trockenen chilenischen Atacama-Wüste kommt es zu sintflutartigen Regenfällen. Hier blüht die Wüste für einen Moment auf, um nach dem El Niño wieder jahrelange Trockenheit zu erfahren. An den Ostküsten Südafrikas und Südamerikas entstehen dagegen große Dürren, und an der Westküste Nordamerikas kommt es Stürmen. Durch die Temperaturschwankungen im Pazifischen Ozean sind auch die vielen Korallenbänke in ihren Lebensbedingungen empfindlich gestört. Und dort, wo es zu den feucht-warmen Überschwemmungen kommt, verändert sich die Tier- und Pflanzenpopulation. Vor allem Ratten und Mücken plagen zunehmend die Bevölkerung: Es kommt verstärkt zu Krankheiten wie Pest und Malaria. Ratten und Mäuse und in ihrer Folge Schlangen dringen in die Wohngebiete ein. Wissenschaftler untersuchen das Phänomen El Niño und seine Auswirkungen zwar schon seit Jahren, dennoch gibt es noch viele ungelöste Fragen. Man weiß bisher nicht genau, was einen El Niño auslöst und ob seine Stärke beispielweise vom Treibhauseffekt der Erde beeinflußt wird. Wichtig für die Bildung eines El Niño sind vor allem die klimatischen Bedingungen im Pazifischen Ozean. Diese Daten werden durch Meßstationen (zum Beispiel Bojen oder Schiffen) auf der Erde und durch Satelliten im All gewonnen. Aus diesen Informationen entwikkeln die Wissenschaftler Klimamodelle, mit denen Die Daten- Ermittlung zu El Niño Nur wenn die zugrundeliegenden Mechanismen verstanden werden, ist abzuschätzen, wie stark El Niño Einfluß auf das weltweite Klima nimmt. Die Klimaforscher benötigen viele unterschiedliche Daten, um die Ursachen des El Niño-Phänomens aufdecken zu können. Bisher hatten vor allem Handelsschiffe entsprechende Daten geliefert. Des weiteren sollen Hochseebojen Daten über die Wassertemperatur und die Windrichtung, aber auch über die Meeresströmungen in der Tiefe liefern. Bei dem zu beobachtenden riesigen Gebiet können Bojen aber nur an zentralen Punkten eingesetzt werden und liefern kein lückenloses Bild der klimatischen Bedingungen. Den größeren Überblick haben dagegen Klimasatelliten (siehe auch Kapitel 3 über Satelliten). Sie sind in der Lage, die Temperatur an der Meeresoberfläche weiträumig zu messen. Ebenso können Satelliten Daten über die Oberflächentemperatur von Wolken liefern. Die Satellitenbilder zeigen beispielsweise, daß sich ein Warmwasserpolster über den Pazifik nach Osten zur peruanischen Küste schiebt und dabei hohe Wolken über das Meer jagt. So kann ein El Niño schon im Frühstadium erkannt werden. Satellitendaten liefern nicht nur Momentaufnahmen. Aus den Meßdaten, die in regelmäßigen Abständen gewonnen wurden, werden einzelne Bildkarten erstellt, die sich wie ein Film aneinander reihen lassen. So läßt sich die Entwicklung zum Beispiel der Meerestemperatur wie in einem Zeitraffer zeigen. Erst diese animierten Darstellungen machen Prozesse und Abläufe über Tage, Wochen oder gar Monate sichtbar, wobei durch Vergleiche mit Temperaturverläufen vergangener Jahre auf anomale Veränderungen geschlossen werden kann. Klimamodelle zur Vorhersage von El Niños Anomalien lassen sich nur erkennen, wenn es Modelle, das heißt Vorstellungen über den Normalzustand des Wettergeschehens gibt. Heutzutage werden Computermodelle verwendet, die anhand der neuesten Meßdaten ständig verbessert werden. In diesen Modellen fließen beispielsweise die wichtigen Daten ein, die von den Klimasatelliten geliefert werden. Eine Schwierigkeit bei der Interpretation von Klimamodellen liegt da-
5 rin, daß schon kleine Veränderungen in der Natur große Auswirkungen haben können. Zudem gibt es verläßliche Klimadaten erst, seit Satelliten im Einsatz sind. In der Wissenschaft werden verschiedenene Klimamodelle eingesetzt, die zu unterschiedlichen Ergebnisse führen. Unterschieden werden: Statistische Modelle: Anhand von statistisch er- faßten Daten früherer El Niños wird auf die Entwicklung des aktuellen El Niños geschlossen. Dynamische Modelle: Physikalische Gleichungen bieten die Grundlage für die Interpretation der Entwicklung von El Niños. Hybridmodelle: Auf Hybridmodellen basieren die meisten heutigen Prognosen. Dabei werden die Meeresströmungen mit einem dynamischen Mo- 20N 10N Beobachtete Anomalie der Meeresoberflächen-Temperatur ( C) Die mit Hilfe von Satellitendaten erstellte Wärmekarte vom Januar 1998 zeigt um den Äquator herum einen Keil anomal warmen Wassers, ein deutliches Zeichen für einen starken El Niño. ÄQ 10S 20S 140O 160O W 140W 120W 100W 80W -2-1,5-1 -0,5 0,5 1 1, Wochen-Durchschnitt Mittlerer Tag: 21. Januar 1998 Kontinuierlich aufgenommene Satellitendaten (links die Darstellung des Tag/ Nacht-Wechsels auf der Erde) sind Voraussetzung für die Erstellung möglichst genauer Klimamodelle. Seite 5
6 Schulinformation Raumfahrt fast polare Umlaufbahn (z.b. ERS-2) geostationärer Umlauf (z.b. METEOSAT) Satelliten umkreisen die Erde Bei der Vorhersage von Klimaphänomenen wie El Niño, bei der Untersuchung der Ursachen, aber auch der Warnung vor Katastrophen spielen Satelliten eine wichtige Rolle. Sie werden je nach Einsatz und Bedarf auf geostationäre, polare oder geneigte Umlaufbahnen um die Erde in den Orbit geschickt. Geostationäre Satelliten scheinen sich im Orbit über dem Äquator immer an der gleichen Stelle zu befinden. Denn sie umkreisen die Erde exakt in 24 Stunden, wandern also genau mit der Rotation mit. Von der Erde aus betrachtet, steht ein solcher Satellit immer an derselben Stelle. Dies ist wichtig zum Beispiel für die Fernsehübertragung (die Antennenschüssel muß nur einmal auf die Umlaufbahnen von Satelliten geneigter Umlauf (z.b. ISS) Position des Satelliten ausgerichtet werden) oder auch für die Vermittlung von Telefongesprächen. Auch der Wettersatellit Meteosat ist ein geostationärer Satellit. Er parkt in Kilometern Höhe und erkennt auf der Erde Details in einer Größe bis zu fünf Kilometern Durchmesser. Er hat seine Erdhalbkugel immer komplett im Blick und schickt jede halbe Stunde ein aktuelles Bild der Erde zur Bodenstation, die diese über Antennen empfängt. Allerdings werden die so erstellten Bilder an ihren Rändern immer unschärfer. Satelliten, die sich auf polaren Umlaufbahnen bewegen, liefern hochauflösende Bilder der ganzen Erdoberfläche. Sie umkreisen die Erde in Höhen von knapp Kilometern, wobei sich die Erde während jeder Satellitenumrundung, die etwa 90 Minuten dauert, ein Stück weiterdreht. Bei jeder Umrundung hat der Satellit also einen anderen Ausschnitt unter sich, bis er nach einigen Tagen beziehungsweise Wochen wieder den gleichen Abschnitt überfliegt. Daten aus aller Welt Globale Entwicklungen nehmen immer bedeutendere Ausmaße an. Um Katastrophen rechtzeitig erkennen zu können, werden umfassende Daten aus allen Teilen der Welt benötigt. In unzugänglichen Gebieten fehlen aber Meßdaten und damit Statistiken und Kartenmaterial fast völlig. In diesen und in anderen Fällen können Satelliten helfen. Sie liefern wichtige Daten, die nicht oder nur kostenaufwendig mit konventionellen Mitteln gewonnen werden können. Die zur Zeit am höchsten auflösenden Satelliten können Details bis zu einem Durchmesser von etwa fünf Metern wahrnehmen. Ein großes Wohnhaus wäre in den Satellitenbildern schon erkennbar. Es ist sogar möglich, Gegenstände von nur zehn Zentimetern Kantenlänge abzubilden. Allerdings würde dann die Datenmenge eines größeren Gebietes so riesig werden, daß ihre Übertragung zum Boden nicht mehr möglich wäre. Deswegen wird diese Technik nur dort angewandt, wo kleinere Gebiete beobachtet werden sollen, wie z.b. beim Militär. Die Augen der Satelliten Die meisten Satelliten tragen verschiedene Detektoren, mit deren Hilfe sie die Erde beobachten. Ihre Messungen senden sie zur Bodenstation, wo diese Daten weiterverarbeitet werden. Einige Detektoren oder Kameras funktionieren wie ein menschliches Auge: Sie sind empfindlich für das sichtbare Licht, also für alle Spektralfarben. Diese Detektoren sehen ungefähr das, was auch ein Mensch sieht, wenn er aus knapp Kilometern Höhe auf die Erde herabschauen würde. Zu sehen wäre allerdings nur das, was gerade von der Sonne beleuchtet wird. Sind die Satelliten dagegen mit Infrarot-Sensoren ausgestattet, sind sie in der Lage, auch den dunklen, den unbeleuchteten Teil der Erde zu erkennen: Infrarot-Sensoren messen unterschiedliche Wärmegrade, die mittels Rechnern in die Spektralfarben umgewandelt werden. Die Wissenschaftler können so anhand der Farbunterschiede die entsprechenden Wärmegrade erkennen. Dies ist möglich, weil sowohl Farben und als auch Wärme zu den elektromagnetischen Wellen gehören: Sie schwingen nur unterschiedlich schnell. Das menschliche Auge sieht nur den Bereich der elektromag- Seite 6
7 Kleines Bild: Der europäische Erdbeobachtungssatellit ERS-2 erfaßt mit seinen Radarsensoren die Erdoberfläche unabhängig von Wolkenbedeckung oder Nacht. Großes Bild: Das Satellitenbild der Nordküste Australiens zeigt die während der Regenzeit typischen Ausschwemmungen im Bereich der Flußmündung. netischen Wellen, der zu den Spektralfarben gehört. Die Haut kann dagegen Temperaturunterschiede wahrnehmen: Infrarot-Strahlen wärmen, Ultraviolett-Strahlen regen die Pigmente an. Zur Beobachtung zum Beispiel von El Niño wurden Satelliten mit Infrarot-Kameras eingesetzt, die unter anderem die Oberflächentemperatur der Wolken über dem Pazifischen Ozean messen. Anhand der Temperatur konnte die Höhe der Wolken bestimmt werden und abgeleitet werden, wie stark die Konvektion ist. Dies wäre mit einer konventionellen Kamera nicht möglich. Eines haben beide Detektortypen gemeinsam: Sie sind passiv. Das heißt, sie senden selbst keine Strahlen aus, die reflektiert werden, sondern registrieren lediglich die von der Erde abgegebene Strahlung in Form von Licht oder Wärme. Daneben gibt es noch einen weiteren Typ von Detektoren: aktive Sensoren. Die aktiven Sensorsysteme schikken ein selbst erzeugtes Signal zur Erde, das von dort reflektiert wird. Das zurückkommende Signal wird gemessen und mit dem Ursprungssignal verglichen. Hieraus lassen sich Schlüsse zum Beispiel über die Bodenbeschaffenheit des Gebietes ziehen, das der Satellit gerade überfliegt. Diese aktiven Kamerasysteme bestehen entweder aus Laserinstrumenten oder aus Radarsensoren. Der Einsatz der verschiedenen Satellitensysteme hängt entscheidend davon ab, was die Wissenschaftler beobachten wollen. Moderne Fernerkundungssatelliten werden auf ihre jeweilige Anwendung optimal abgestimmt. Blickfeld und Blickwinkel müssen stimmen, die Auflösung der Kamerasysteme muß entsprechend eingestellt sein, und auch für die Aufnahmekanäle muß die richtige Abstufung gewählt werden. Auf diese Art lassen sich mit den verschiedenen Sensoren die unterschiedlichsten Umweltfragen untersuchen: Wettersatelliten sehen die Erde, wie sie ist einschließlich der Wolken, denn auf die kommt es hier ja besonders an. Radarsatelliten werden eingesetzt, um durch die Bewölkung hindurchzusehen. Das ist beispielsweise für die Untersuchung des Tropischen Regenwaldes wichtig (wie der Name schon sagt, herrscht dort nahezu permanent eine dichte Bewölkung), um die Abholzungen überwachen zu können. Stereokameras zeigen die Erde in 3D-Darstellung, was für topographische Karten von Bedeutung ist. Wieder andere Sensoren erkennen die Verschmutzung der Meere, den Zustand der Vegetation oder die Bedeckung der Erdoberfläche mit Eis oder Schnee zum Beispiel, um untersuchen zu können, ob durch den Treibhauseffekt die Polkappen und die Gletscher schmelzen. Seite 7
8 Schulinformation Raumfahrt Glossar Corioliskraft: Die Trägheitskraft, durch die die meridialen Winde nördlich des Äquators nach Osten, südlich des Äquators nach Westen abgelenkt werden vereinfacht gesagt, der Drall, den die Erdrotation den Luftmassen gibt. El Niño: Alle paar Jahre immer um die Weihnachtszeit herum erhöht sich die Wassertemperatur vor der Westküste Perus und es kommt zu einem starken Fischrückgang. Daher haben die peruanischen Fischer in Anlehnung an das Christkind diesem Naturphänomen den spanischen Namen El Niño gegeben: das heißt der Kleine bzw. der Knabe. Internetadressen zeigen jeweils eine Liste vieler Internetadressen zu El Niño mit interessanten Links zur Vertiefung des Themas. bietet eine Zusammenstellung vieler Messungen. So ist dort eine gleichzeitige Animation der letzten vier El Niños zu finden. Die Bilder zeigen die Erwärmung des Pazifischen Ozeans. zeigt eine aus den aktuellsten Satellitendaten erstellte Temperaturkarte des Pazifiks. liefert eine Übersicht und Links zu den Daten, die Schüler von Schulen, die am Globe-Programm teilnehmen, für die El Niño-Forschung gewonnen haben. Im Rahmen des Globe-Programms werden Umweldaten weltweit gemessen und beobachtet. ENSO (El Niño Southern Oscillation): ENSO ist der wissenschaftliche Begriff für alles, was mit dem El Niño-Phänomen zusammenhängt bringen auf Deutsch kurze Einführungen oder Arbeiten zum Thema El Niño. Hochdruck-/Tiefdruckgebiet: Bezeichnung des Druckes am Boden. Sowohl in Hochdruck- wie Tiefdruckgebieten ist der Druck im Zentrum am stärksten. Bei Hochdruckgebieten drehen sich die Winde auf den nördlichen Breiten im Uhrzeigersinn, in den südlichen Breiten andersherum. Dazu entgegengesetzt drehen sich die Winde in einem Tiefdruckgebiet. ITC (Intertropical Convergence Zone): Die Bezeichnung der Tiefdruckzone, wo Südost- und Nordostpassat zusammentreffen; in der Regel über den tropischen Ozeanen. La Niña: Das gegenteilige Phänomen zu El Niño mit einem stärkeren Druckgefälle zwischen Tiefdruckund Hochdruckgebiet. Die Folgen von La Niña, das Mädchen sind stärkere Passatwinde, eine erhöhte Wassertemperatur vor den Küsten Australiens und Südostasiens sowie geringere vor der südamerikanischen Küste. 1995/96, 1988/89 und 1975/76 waren die letzten La Niña-Jahre. Passat: Tropische Winde bzw. Luftströmungen. Walker-Zirkulation: Nach einem englischen Meteorologen benannte Luftzirkulation über dem Pazifischen Fragen zum Thema Hier ist der Text aus dieser Schulinformation Raumfahrt zu finden sowie Bildmaterial. Beschreibe die Walker-Zirkulation, wie sie im Normalfall abläuft. Was passiert bei einemel Niño mit den Meeres- und Luftströmungen? Welche globalen katastrophalen Auswirkungen hat El Niño? Warum werden Satelliten zur Erforschung des El Niños eingesetzt? Beschreibe die Aufgaben von Satelliten auf geostationäre und polaren Umlaufbahnen. Was können Satelliten mit Hilfe der Sensoren erkennen? Die Schulinformation Raumfahrt wird herausgegeben von: D Köln Tel / Fax / Redaktion: Autoren Societät Bonn Design: Graphicteam Köln Bildnachweis: AS, DLR, ESA Druck: Richard Thierbach Mühlheim an der Ruhr Die Schulinformation Raumfahrt kann per Fax ( / ) kostenlos als Klassensatz angefordert werden.
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