Persönlicher Erfahrungsbericht

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1 Persönlicher Erfahrungsbericht Persönliches Mein Name ist Aita, ich bin 21 Jahre alt und absolviere die Ausbildung zur Primarlehrerin an der PHBern mit dem Studienprofil VUS (Vorschul- und Unterstufe). Vor meinem Austauschsemester in Belgien habe ich das 4. Semester in Bern abgeschlossen. Die Idee des Austauschsemesters kam ursprünglich von einer Studienkollegin. Seit der ersten Informationsveranstaltung durch das International Office an der PHBern, lag sie mir in den Ohren, dass sie das 5. Semester in Belgien absolvieren möchte und dass ich doch mit ihr kommen soll. Zu Beginn war ich etwas skeptisch und eher abgeneigt, da so ein Austauschsemester auch finanziell immer eine Frage ist. Wenn ich so etwas machen würde, so käme für mich nur eine französische Hochschule in Frage, da ich somit grade mein Französisch verbessern könnte. Je mehr ich mich selber mit dem Thema auseinandersetzte, desto mehr wuchs auch in mir der Wunsch ein Austauschsemester zu machen. Einerseits um meine französisch Kenntnisse zu verbessern und zu festigen, damit ich später im Beruf kompetenter und sicherer unterrichten kann, anderseits aber auch, um Einblicke in eine neue Kultur erhalten zu dürfen. So entschied ich mich dann dafür, mit meiner Kollegin ein Austauschsemester zu wagen. Unsere Wahl für das Abenteuer Austauschsemester viel auf Belgien. Für uns war von Anfang an klar, dass wenn wir ein Gastsemester machen, wir nicht in der Schweiz bleiben möchten, sondern in ein Land gehen möchte, wo wir auch wirklich Französisch sprechen müssen, und keine Möglichkeit besteht doch noch Schweizerdeutsch sprechen zu können. Somit viel Lausanne und alle anderen Hochschulen in der Westschweiz aus dem Rennen. Ein weiterer wichtiger Faktor für uns war, dass die Ausbildung im Gastland ähnlich wie in Bern aufgebaut ist, damit uns später möglichst viele ECTS Punkte angerechnet werden können. Somit viel auch Frankreich aus dem Rennen, da man dort die Ausbildung zur Primarlehrperson an der Universität macht und nicht an einer Hochschule. So kam für uns eigentlich nur noch Belgien in Frage. Da wir nur gutes über die Hochschule in Liège hörten, gehörte dies zu unserer ersten Wahl. Erstens kommt es aber anders, zweitens als man denkt, und so landeten wir in Namur. Einer etwas kleineren Stad westlich von Liège. Anreise Die Anreise nach Namur organisierten wir selber. Für die Anreise nach Namur gibt es zwei Möglichkeiten. Ist man gerne schnell unterwegs, so ist die Anreise mit dem Flugzeug die wohl beste Wahl. EasyJet fliegt beinahe täglich ab Genf oder Basel nach Brüsseln International Airport. Einen Direktflug nach Namur gibt es nicht. So erwartet einem, angekommen in Brüsseln noch eine 1 ½ stündige Zugfahrt nach Namur.

2 Wer lieber mit dem Zug reist oder auf eine Gepäcklimite verzichten möchte, der wählt den Dirketzug Basel-Namur. Wir entschieden uns für die Anreise mit dem Flugzeug. Da unser Flugzeug erst am späten Nachmittag abflog, kamen wir entsprechend spät in Namur an. Da der Weg vom Bahnhof zu unserer Unterkunft nicht weit war, entschieden wir uns zu Fuss dorthin zu gehen. Endlich angekommen bei unserer Unterkunft, wurden wir schon erwartet. Unterkunft Die Suche nach einer Wohnung erwies sich als nicht ganz so einfach. Entweder waren die Zimmer zu teuer, zu weit entfernt oder es war für so eine kurze Zeit gar nicht möglich sie zu mieten. So nahmen wir Kontakt mit dem International Office auf, welches uns Mailadressen und Namen von Studierenden gaben, welche im vorherigen Semester ein Austauschsemester in Namur machten. Eine dieser Studierenden war zum damaligen Zeitpunkt gerade in Namur. Sie wohnte damals bei einer Nonne, welche Zimmer an Studenten vermietete. Laut ihren Aussagen war sie mit Ihrer Unterkunft sehr zufrieden. Deshalb erkundigten wir uns bei ihr etwas genauer über diese etwas ungewöhnliche Unterkunft. Da wir aus ihren Beschreibungen nur positives heraushörten, nahmen wir Kontakt mit der Hausbesitzerin, Soeur Pascale, auf. Diese war sofort bereit für uns ein Zimmer zu reservieren. Wir hatten grosses Glück mit unserer Unterkunft. Soeur Pascale wohnt in einem riesengrossen Haus mir einem wunderschönen Garten mitten in der Stadt Namur. Wer sich nun Soeur Pascale wie Whoopi Goldberg aus Sisteract, mit Pinguin Outfit vorstellt, täuscht sich gewaltig. Soeur Pascale ist eine weltoffene, gutmütige und hilfsbereite Person. Dass sie einem Orden angehört verrät nur ihre kleine Kreuzkette, die sie immer bei sich trägt. Während unseres Aufenthalts wohnten noch fünf weitere Studenten aus Frankreich und aus Belgien im Haus, welche in der Nähe arbeiteten oder studierten. Unser Zimmer befand sich im obersten Stock des Hauses, welchen wir mit zwei anderen teilten. Das Badezimmer befand sich ein Stockwerk weiter unten und wurde ebenfalls mit den anderen Studenten geteilt. In den Zimmern hatte es jeweils ein Bett, ein Pult, ein Kleiderschrank, ein Gestell und ein Waschbecken mit Spiegel. Weiter gab es im Haus einen Ess- und einen Aufenthaltsraum, wo wir viele gemeinsame Abende verbrachten. Ebenfalls zur freien Verfügung stand die Waschküche. Um das Zusammenleben in der Kot etwas regeln zu können, wurde sowohl das Kochen, wie auch die Hausarbeit unter den Bewohnern aufgeteilt.

3 Das Preis-Leitungsverhältnis für Wohnen und Essen war mehr als gut. So zahlten wir für das Zimmer pro Monat 185 Euro. Hinzu kamen dann jeweils noch Essen und Internet. Wie bereits erwähnt, liegt das Haus mitten in der Stadt. Zu Fuss ist also alles sehr gut und schnell erreichbar. Die Schule selber liegt in Malonne. Einem Dorf ausserhalb von Namur. Mit dem Bus ist sie während den Stosszeiten innerhalb von 30 Min. erreichbar, ansonsten ist man sogar in 15. Min dort. Im Sommer kann man sich auch gut ein Fahrrad ausleihen und dem Fluss entlang in die Schule fahren. Studium Vor dem Aufenthalt erstellten wir unser Learning Agreement. Die Modulwahl war nicht ganz so einfach. Nachdem wir auflisteten, welche Kurse wir an der PHBern besuchen würden, informierten wir uns auf der Internetseite der Gasthochschule über die einzelnen Modulen. Da aber auf der Internetseite nicht ersichtlich war, welche Kurse wann angeboten wurden, wählten wir einfach alle Kurse, die wir bräuchten, um möglichst viele ECTS Punkte machen zu können. Nachdem wir unser Learning Agreement an die Gasthochschule schickten, hörten wir lange nichts mehr. Erst etwa einen Monat vor Semesterbeginn erhielten wir endlich eine Rückmeldung. Wenn auch eine nicht seht erfreuliche. Da sie noch immer keine Studienpläne gemacht hätten, würden sie uns auch nicht sagen können, welche Kurse wann stattfänden. So wussten wir eigentlich nicht mehr als vorher. Da wir aber schon von mehreren Seiten her hörten, dass wir uns keine all zu grosse Sorgen wegen dem Learning Agreement machen sollten, da danach sowiso alles wieder umgekrempelt werden müsse, liessen wir es so stehen wie es war. Wie recht sie doch hatten. So machten wir unser definitives Learning Agreement dann erst vor Ort, mit Unterstützung von Alain Pier, dem Zuständigen für die Incoming-Studenten. Etwas speziell war zudem, dass die Stundenpläne jede Woche änderten und so mussten wir jede Woche nachschauen, wann und ob unsere Module überhaupt stattfanden. Ansonsten waren die einzelnen Seminare sehr spannend. Natürlich gab es auch hier etwas mehr und etwas weniger interessante Module. Besonders angetan hat es mir aber das Mathematikseminar und Französisch, welches wir mit dem 1. Semester besuchten. Hier wurde uns viel Material für die Praxis mitgegeben, welches wir auch gut in der Schweiz anwenden können. Sprachlich hatte ich währen den Vorlesungen und den Seminaren eigentlich keine grossen Probleme. Ich musste aber immer aufmerksam zuhören und durfte ja nicht kurz abschweifen, da

4 ich sonst den Faden verlor. Anfangs war ich am Ende des Tages jeweils sehr erschöpft. Da ich es nicht gewohnt war, den ganzen Tag nur Französisch zu hören und sprechen. Doch mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und ich war auch nicht mehr so müde. Da wir nicht alle Module mit den 5. Semestlern besuchten und die Schule ausserhalb von Namur lag, war es für uns sehr schwierig mit den Studierenden Kontakt aufzubauen und sie nach der Schule irgendwo zu treffen. Freizeit Da unser Zimmer mitten in der Stadt lag, verbrachten wir die meiste freie Zeit in deren wunderschön verwinkelten Altstadt oder auf der Citadelle und genossen die Aussischt. Wenn man gerne Shoppen geht, ist in Namur genau richtig. An der langen Einkaufsstrasse gibt es für jeden Geschmack einen Laden. Falls nicht, so kann man sein Glück in einem der kleineren Läden in der Altstadt versuchen. Bekommt man vom vielen Shoppen hunger, so findet man beinahe an jeder Ecke einen Waffelstand, wo man die für Belgien typischen Lièger- Waffeln kaufen kann und gegen den Durst, gibt es viele kleine Kaffees. Besonders zu empfehlen ist für Schleckmäuler das Maison des Desserts. Obwohl Namur eine Studentenstadt ist, läuft am Abend nicht besonders viel. Mit Ausnahme am Donnerstag. Dann ist der grosse Studenten Ausgang-Tag, wo man sich in Bars trifft und das Wochenende mit belgischem Bier einläutet. Am Wochenende herrscht dann dafür jeweils Totenstille, da alle Studenten nach Hause gegangen sind. Es sei denn, es ist gerade Les Wallonies. Ein riesengrosses Stadtfest, mit Konzerten, Bier und Pekets. Die Wallonie findet jeweils Mitte September statt und dauert fünf Tage. Im Dezember, wenn langsam auch in Namur Weihnachtsstimmung aufkommt, gibt es auf den verschiedenen Plätzen in der Stadt verteilt, einen Weihnachtsmarkt mit einer Kunsteisbahn. Jeden Samstag gibt es zudem einen grossen Wochenmarkt. Wer an den Wochenenden gerne etwas unternimmt und das Land etwas kennenlernen möchte, der kauft sich am besten einen Go-Pass für 50 Euros, mit welchem man 10 Fahrten durch das

5 ganze Land machen kann. Von Namur aus erreicht man innerhalb von etwa 2 ½ Stunden jede grössere Stadt in Belgien. Innerhalb von ca. 3 Stunden ist man sogar in Paris. Wer in seiner Freizeit gerne Sport macht, ist in Belgien an der falschen Adresse. Von der Hochschule selber gibt es kein Sportangebot. Studenten von Hochschulen dürfen zwar das Programm der Uni besuchen, müssen aber einen Beitrag von 70 Euro bezahlen. Hinzu kommt, dass die Angebote nur gering sind und zu unmöglichen Zeiten stattfinden. Innerhalb der Stadt selber gibt es eigentlich keine Sportmöglichkeiten. Dafür aber ein grosses Kino. Fazit Rückblickend auf mein Austauschsemester kann ich meiner Kollegin nur danken, dass sie mich damals überreden konnte mir ihr mitzukommen. Es war eine tolle Zeit und ich konnte nicht nur mein Französisch verbessern, sondern mit auch kulturell und menschlich weiterbilden. Obwohl ich eigentlich keinen Kontakt mit meinen Mitstudentinnen hatte, durfte ich sehr viele nette und interessante Menschen kennenlernen, mit denen ich heute noch Kontakt habe. Wie jede Hochschule hatte auch die Hochschule in Belgien ihre Schwächen, welche aber immer wieder irgendwie gelöst werden konnten. Eine grosse Umstellung für uns pünktliche Schweizer war die Unpünktlichkeit und Unorganisiertheit der Belgier, an welche wir uns erst gewöhnen mussten. So kam es nicht selten vor, dass die Dozenten Minuten zu spät kamen. Etwas schade fand ich, dass wir nicht die Möglichkeit hatten eine Schule zu Besuchen und mehr über den Unterricht in Belgien erfahren durfte. Da wir aber bereits alle Praktikums in der Schweiz absolviert haben, entschieden wir uns dafür kein weiteres in Belgien zu machen. Im Nachhinein war dies ein guter Entscheid, da es sprachlich doch etwas schwierig geworden wäre. Das Semester in Belgien gehört zu einer der Erfahrungen, die ich um keinen Preis der Welt wieder hergeben möchte. Es war sprachlich, kulturell, pädagogisch und didaktisch einfach unvergesslich!! Ich kann es jedem nur weiterempfehlen.