Erfahrungsbericht über ein. Erasmus-Semester an der

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1 Erfahrungsbericht über ein Erasmus-Semester an der Technischen Universität Tallinn Fakultät der Naturwissenschaften (Tallinna Tehnikaülikool Faculty of Science) Sommersemester Januar 20. Juni Bewerbungsprozess an der TTU Die Bewerbung an der TTU findet über ein Online-Formular statt, in welches man sämtliche Unterlagen digital einfügt und anschließend abschickt. Hierbei ist darauf zu achten, dass man die Unterlagen vorher in digitaler Form vorliegen hat. Die Prozedur ist allgemein sehr einfach und bedarf keiner großen Anstrengungen. Die Unterlagen mussten im Anschluss nicht per Post nachgeschickt werden, sodass man bereits hier die ersten Erfahrungen mit der Affinität der Esten zu Online- bzw. digitalen Medien erhält. Als Sprachkenntnisnachweis wählte ich den DAAD-Test der Hochschule München. Dieser wird sehr fair bewertet, sodass ich diesen für die ERASMUS-Bewerbung in Tallinn empfehlen kann. Für das Learning Agreement habe ich vorläufig Kurse aus dem Online-Katalog der Partneruniversität eingetragen. Die Kurse lassen sich ggfs. am Anfang des Semesters mit wenig Mühe ändern, falls die Kurse nicht stattfinden bzw. andere nun doch interessanter sind. Sämtliche Informationen für die Bewerbung stehen auf der Internetseite der TTU unter der Kategorie: Studying > Exchange Studies > Incoming students. 2. Kurse an der Partnerhochschule Meine Kurswahl an der Partnerhochschule beschränkte sich auf freiwillige Kurse, da ich bereits alle Pflicht- und Wahlpflichtmodule der Hochschule München absolviert habe. Daher wählte ich die Kurse:

2 Estonian Language and Culture Russian for Beginners I Medical Signals Data Coding in HealthCare Epidemiology Die Sprachkurse kann ich als Einsteiger weiterempfehlen. Estnisch gehört wie Ungarisch und Finnisch zu einer anderen Sprachgruppe als andere europäische Sprachen und daher lohnt es sich durch den Kurs die Sprache und die Kultur des "jungen unabhängigen" Staates kennen zu lernen. Aufgrund der sowjetischen Besatzung trifft man in Estland aber auch häufig auf die russische Sprache. Auch aufgrund der guten Reisemöglichkeiten nach Russland (speziell St. Petersburg) wollte ich diese Sprache kennen lernen und ich bin froh auch diesen Kurs absolviert zu haben, da es überaus interessant war ein neues Alphabet zu lernen und ich fühlte mich dadurch in St. Petersburg deutlich "heimischer". Die drei anderen Kurse wählte ich aus dem Bereich HealthCare, da ich in diesem Bereich später arbeiten möchte. Allgemein war das Lernniveau niedriger als in Deutschland und die Kurse waren, bis auf die Sprachkurse, etwas unorganisiert. Dies lag aber auch daran, dass die Kurse verhältnismäßig neu waren und die Dozenten nebenbei einer Vollzeit- Tätigkeit nachgingen. Alles in allem waren die Kurse aber interessant und sehr abwechslungsreich gestaltet. 3. Anreise in Tallinn Der Tatsache geschuldet, dass ich meine letzte Klausur der Hochschule München in Tallinn schreiben wollte, konnte ich erst rund 2-3 Wochen vor Abflug meinen Flug bei AirBaltic mit Zwischenstopp in Riga buchen. Alternativ bietet Estonian Air Direktflüge von München an. Ich habe für den Flug rund 215 bezahlt, da ich erst Kurzfristig nach der Zusage für die Parallelklausur in Tallinn buchen konnte. Dafür war die Flugzeit gut (Abflug vormittags von München und Ankunft am frühen Nachmittag in Tallinn). Somit konnte ich noch am selben Tag die letzten Informationen für meine Klausur, die ich drei Tage später in Tallinn schreiben sollte, mit der Auslandskoordinatorin

3 absprechen. Für die Parallelklausur im Ausland empfehle ich bereits vor Bekanntgabe der Prüfungstermine den Professor an der Hochschule München anzusprechen und um Verlegung bzw. um die Parallelklausur bitten dann erspart man sich Stress und Geld. Nach der Ankunft am Flughafen wählte ich ein Taxi am Eingang da ich keine Zeit verlieren wollte. Ich zahlte für die Fahrt zum Campus rund 15 Euro was deutliche teurer ist als der durchschnittliche Taxi-Preis aber im Verhältnis zu Deutschland in Ordnung ging. Wenn man sich etwas zurechtgefunden hat kann man aber deutliche günstigere Taxis auswählen. Hier ist die App "Taxify" sehr von Nutzen. 4. Unterkunft im Academic Hostel Als Unterkunft wählte ich das Academic Hostel der TTU und erhielt einen Platz direkt am Campus der Universität im Stadtteil Mustamäe. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich die gesamte Zeit in einem Doppelzimmer wohnen wollte, aber ich fühlte mich schnell sehr wohl und habe den Gedanken, nach der ersten Zeit ins Stadtzentrum zu ziehen, schnell verworfen. Ich habe mir in dem am Campus Hostel ein Doppelzimmer geteilt und habe rund 200 pro Monat bezahlt. Dies ist der Preis für Studenten und beinhaltet die Reinigung und neue Bettwäsche einmal pro Woche. Zwei Doppelzimmer teilen sich zusammen in einer Art "Appartement" Dusche, Toilette und Küche mit zwei Herdplatten, einigen Regalen/Schränken und Kühlschrank. Einen Backofen und andere elektrische Geräte werden vom Hostel nicht bereitgestellt, können aber angeschafft werden (z.b. Microwelle). Ich bin das Semester über aber auch gut ohne besondere Hilfsmittel zurecht gekommen zumal alle Studenten immer sehr hilfsbereit waren und ihre Geräte (Mixer/Microwelle) zur Verfügung gestellt haben, wenn man etwas derartiges brauchte. Allgemein war die Stimmung unter den Erasmus-Studenten sehr freundschaftlich und locker. In dem Hostel gibt es leider keinen Gemeinschaftsraum dies schränkt das Gemeinschaftsgefühl jedoch nicht ein, sondern führt dazu dass man sich immer in unterschiedlichen Appartements trifft und dort zusammen ist, was die Kontaktaufnahme auch vereinfacht.

4 So hat sich z.b. in unserem Hostel eine Art "Familie" von Leuten gebildet mit denen wir fast alle Reisen zusammen unternommen haben. Das zweite Gebäude des Academic Hostels befindet sich in der Nähe der Altstadt und ist vor wenigen Jahren eröffnet worden (Endla 4). Die Einrichtung ist modernen, jedoch Teil man sich die Duschen und die Küche mit deutlich mehr Leuten. Hier muss jeder selber wissen was einem mehr liegt. Privatsphäre oder modernere Möbel. 5. Freizeit und Aktivitäten Durch das Erasmus Student Network (ESN) in Tallinn werden wöchentlich Aktivitäten angeboten. Die Auswahl reicht von Feiern, Soziales Engagement über Reisen und sportliche Aktivitäten. Ich würde empfehlen am Anfang bei den Angeboten teilzunehmen um mit den anderen Studenten Kontakt zu knüpfen. Später lohnt es sich sicherlich mit einer Gruppe eigene Reisen zu organisieren, da man so nicht an den Zeitplan der ESN-Reise gebunden ist und sich einfacher mal Absetzen kann und selber Erkunden kann was einem gefällt. Hierzu bietet die Stadt Tallinn mit ihren unterschiedlichen Stadtteilen und Stränden viel und auch Estland bzw. die umliegenden Länder und Städte bieten ihrerseits ebenfalls viele gute Möglichkeiten. Vor allem die zentrale Lage von Tallinn zwischen Baltikum, Osteuropa, Skandinavien und Russland sollte man nutzen. Von Tallinn gibt es gute Fährverbindungen nach Skandinavien und Russland. Ich habe in diesem Semester sowohl Russland, sämtliche Skandinavische Hauptstädte und das Baltikum gesehen und bin froh Tallinn als meine Erasmus Stadt ausgewählt zu haben. Empfehlen kann ich die Reisen nach Lappland und St. Petersburg, die vom ESN organisiert werden. Die Preise hierfür sind gut und es wird viel für das Geld geboten. Selbstverständlich kann man ähnliche Reisen durchaus auch selbst mit einer Gruppe organisieren und ist dadurch wie oben erwähnt unabhängiger aber das muss man selber entscheiden, je nach dem was einem lieber ist. Beides ist sehr gut möglich. An den "Innerstädtischen Aktivitäten" hab ich lediglich am Anfang teilgenommen,

5 da ich im Verlauf des Semesters mehr und mehr selber mit Freunden organisiert habe. Aber gerade am Anfang waren alle Unternehmungen mit dem ESN sehr nützlich um Kontakte zu knüpfen und sich kennen zu lernen. Reisen innerhalb Estlands und des Baltikums kann man recht günstig über Reisebusse (z.b LuxExpress) buchen. RyanAir bietet günstige Flüge vom Airport Tallinn z.b. nach Oslo an. Die Stadt Tallinn bietet durch ihren mittelalterlichen Charakter auch eine Menge Entdeckenswertes und man findet, wenn man nicht gerade am Marktplatz ist, günstiges und abwechslungsreiches Essen. 6. Studierendenaustausch Wie bereits in vorherigem Kapitel geschrieben, war der Kontakt zu der Erasmus- Studenten-Gruppe gut und man hat sich auf vielen Veranstaltungen oder in der Stadt wiedergetroffen. Der Kontakt zu Esten ist leider nicht so eng gewesen. Dies lag zum einen daran, dass ich meinen Tutor nie kennengelernt habe, da er sich nicht mehr bei mir gemeldet hat und ich keinen anderen zugewiesen bekommen habe. Andere Erasmusstudenten haben aber auch nur Kontakt zu ihrem Tutor gehabt, sodass man darüber nicht mehr Esten kennen lernt, sondern nur der Kontakt zu einem Esten geknüpft wird, dessen Aufgabe es ist sich um die Erasmusstudenten zu kümmern. Estnische Mitstudierende in meinen Kursen waren durch die Bank weg freundlich aber haben von sich aus nur selten den Kontakt gesucht. Für den Kontakt zu Esten könnte ich mir vorstellen, dass man hierfür am besten eine WG mit estnischen Studierenden sucht. Grundsätzlich sind Esten hilfsbereit und freundlich ich habe aber selber keine Erfahrungen mit dem Mieten eines WG-Zimmers gemacht, sodass ich darüber keine Auskunft geben kann. 7. Mein persönliches Fazit Ein Erasmus-Semester ist nicht sehr aufwendig, wenn man sich rechtzeitig um die entsprechenden Unterlagen kümmert. Ich selber habe mich spontan zu einem

6 Semester in Tallinn entschieden und hatte deshalb etwas Zeitdruck, aber es hat sich ganz und gar gelohnt die Zeit im Ausland zu leben. Ich hatte das Glück, dass ich meine ECTS Punkte bereits für den Abschluss an der Hochschule München zusammen hatte und mich so während des Auslandssemester auf freiwillige Kurse und Reisen konzentrieren konnte. Durch das Erasmussemester stößt man auf andere Herausforderungen als im "heimischen" Studienalltag, sodass ich selber viel aus diesem Semester mitnehme, was ich sonst nicht erfahren hätte. Ich kann ein Auslandssemester daher grundsätzlich jedem empfehlen und bin froh Tallinn ausgewählt zu haben da ich mich dort äußerst wohl gefühlt habe. Ich wünsche viel Spaß im Ausland! Es lohnt sich definitiv.