Großsender Mühlacker

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Katarina Sternberg
vor 6 Jahren
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Am 21. November 1930 wurde in Mühlacker der 1. Deutsche Großsender der Süddeutschen Rundfunk AG in Betrieb genommen. Die feierliche Eröffnung fand um 19.

Ansicht der Sendeanlagen von Osten 1930 (Quelle: SWR Archiv) Bereits ein Vierteljahr nach Sendebeginn ging der Großsender Mühlacker aus Finanzierungsgründen in den Besitz der Reichspost über.

1 Am 21. November 1930 wurde in Mühlacker der 1. Deutsche Großsender der Süddeutschen Rundfunk AG in Betrieb genommen. Die feierliche Eröffnung fand um Uhr mit einem Weihespruch und der Übertragung eines Opernkonzertes aus der Stuttgarter Liederhalle statt. Ansicht der Sendeanlagen von Osten 1930 (Quelle: SWR Archiv) Bereits ein Vierteljahr nach Sendebeginn ging der Großsender Mühlacker aus Finanzierungsgründen in den Besitz der Reichspost über. Die beiden 195 Meter voneinander entfernten und jeweils 100 Meter hohen Funktürme waren aus elektromagnetischen Gründen aus Pechkiefernholz. Diese Holzart wurde dem gewöhnlich getränkten Kiefernholz vorgezogen, weil das stark terpentinhaltige Pechkiefernholz schon an sich einen hohen Widerstand gegen Fäulnis besitzt und nur wenig zu Luftrissen neigt. Seine große Druckfestigkeit lässt außerdem eine wesentlich höhere Beanspruchung der Bauteile zu, sodass man mit 1

2 geringeren Querschnitten auskommen konnte, was wegen des hohen Winddrucks wichtig war. Bild-Quelle: SWR Archiv Beide Türme wurden ohne Verwendung von Eisen oder Stahl gebaut. Das Holz wurde mit Bronzeschrauben verbunden. Das feingliedrige Fachwerk hatte am Boden einen quadratischen Querschnitt von rund 15 Metern, das sich an der Spitze auf 1,5 Meter verjüngte. 2

Luftaufnahme der Sendeanlagen aus Südwest

Hanf-Dachseils hing, das zwischen den beiden

3 Luftaufnahme der Sendeanlagen aus Südwest (Quelle: SWR Archiv) Die eigentliche Antenne der Sendeanlage war eine 85 m lange vertikale Reuse, die in der Mitte eines Hanf-Dachseils hing, das zwischen den beiden Holztürmen gespannt war (auf dem Bild oben gut zu erkennen). 3

(Bild- Quelle: SWR Archiv) Die Leistung des

stand ein Abstimmhäuschen (siehe Foto oben).

4 (Bild- Quelle: SWR Archiv) Die Leistung des ersten Großrundfunksenders hatte eine Leistung von 60 kw. In der Mitte zwischen den beiden Holztürmen stand ein Abstimmhäuschen (siehe Foto oben). Von dort war die Antenne mit dem 125 Meter entfernten Sendergebäude verbunden. 4

Ab 1933 gingen die Nationalsozialisten an die konsequente Umgestaltung des deutschen Rundfunks

1934 wurde die Süddeutsche Rundfunk GmbH aufgelöst, danach sendete Mühlacker als Reichssender

Die beiden Holztürme wurden abgebaut; der Nordturm konnte beim Rundfunksender Heiligenstock bei

An die Stelle der beiden Holzmasten trat eine 190 Meter hohe Einmastanlage, die ebenfalls

5 Ab 1933 gingen die Nationalsozialisten an die konsequente Umgestaltung des deutschen Rundfunks als Mittel zur Volkserziehung wurde die Süddeutsche Rundfunk GmbH aufgelöst, danach sendete Mühlacker als Reichssender Stuttgart. Am wurde der Sender wegen Verstärkungsarbeiten bis stillgelegt. Die beiden Holztürme wurden abgebaut; der Nordturm konnte beim Rundfunksender Heiligenstock bei Frankfurt/Main, der Südturm am Sender Koblenz wiederverwendet werden. An die Stelle der beiden Holzmasten trat eine 190 Meter hohe Einmastanlage, die ebenfalls vollständig aus Holz bestand. Die Sendeleistung wurde auf 100 kw erhöht, insbesondere um den Aktionsradius des Senders - vor allem in Richtung Frankreich - zu erhöhen und. 5 (Quelle: SWR Archiv)

Die erste Horizontale lag bereits 38 Meter hoch.

6 Der neue Holzturm bestand zu einem Drittel aus deutschem Eichenholz und zu zwei Drittel aus amerikanischer Pechkiefer. Die Verbindung der Hölzer erfolgte mit Bronzebolzen. Die Fußbreite des Turms betrug 40 Meter, die obere Breite 2,5 Meter. Die erste Horizontale lag bereits 38 Meter hoch. Der damals höchste Sendemast der Welt hatte seinen Antennendraht vertikal im Innern und einen Ring von 10 m Durchmesser am oberen Ende. Bis heute gilt der Holzturm mit seinen 190 m als das höchste Holzbauwerk der Welt. Quelle: SWR Archiv 6

Holzsender mit Sendergebäude und Kühlturm 1935 (Quelle: Stadtarchiv Mühlacker) Anlässlich der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten fand beim Sendergebäude die Übertragung einer Kundgebung

7 Holzsender mit Sendergebäude und Kühlturm 1935 (Quelle: Stadtarchiv Mühlacker) Anlässlich der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten fand beim Sendergebäude die Übertragung einer Kundgebung statt. Ein Zeitzeuge, der in der Nähe des Sprechers stand, hörte folgendes: Auf dieser Höhe stehen erwartungsvoll viele Tausende begeisterter Männer und Frauen Jedenfalls habe er sich umgedreht. Es waren seiner Meinung nach ein Häufchen von 40 Mann, die da herumstanden. (Quelle: 'Eine Stadt wird braun' von Bernd Burkhardt) 7

8 Aufnahme vom Turm der Herz-Jesu-Kirche aus: Senderanlagen ca mit Schillerschule und Uhlandbau (Quelle: Stadtarchiv Mühlacker) (Quelle: SWR Archiv) 8

9 Die nationalsozialistische Staatsführung verlangte im Hinblick auf einen etwaigen Äther- krieg bei jedem Großrundfunksender einen zweiten, sogenannten Umbausender, um möglichst schnell die Sendefrequenz ändern zu können. In Mühlacker wurde ein solcher im März 1940 fertig gestellt, der tagsüber als Stör- und Propagandasender eingesetzt wurde. Die Antenne für diesen Sender waren drei 50 m hohe Rundstahlmasten, die eine Dreieck-Flächenantenne trugen, und westlich des Sendergebäudes standen (siehe Antennenplan oben). Der Großsender Mühlacker arbeitete bis zum 5. April Um 23 Uhr kam die letzte Durchsage vom Reichssender Stuttgart, gegen 24 Uhr war Sendeschluss. Am 6. April 1945, 4 Uhr morgens, wurden die Sender durch eine deutsche Pionier-Einheit teilweise zerstört, beide Antennenanlagen gesprengt. Mitte April begann der Wiederaufbau beider Sender durch ein amerikanisches Sonderkommando und deutsche Techniker. Für den ersten Sender hat man eine Dreieck-Flächenantenne errichtet und als zweite Antenne einen 52 m hohen, selbststrahlenden Stahlgittermast aus Teilen von drei ehemaligen Kurzwellen- Antennenmasten zusammengesetzt (siehe Foto unten). Dieser Mast wurde 1963 außer Betrieb genommen. 9

(Bild-Quelle: SWR Archiv) Nach Kriegende

10 (Bild-Quelle: SWR Archiv) Nach Kriegende errichteter 52 m hoher Antennenmast. Deutlich zu erkennen die vier Holz-Grundpfeiler des gesprengten Holzturmes. Erstellt am Manfred Läkemäker (Historisch-Archäologischer Verein Mühlacker e.v.) 10

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