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2 PS: ICH DICH DIE KRAFTFAHRZEUGWELT FIEBERT DEN TECHNISCHEN NEUHEITEN DER IAA ENTGEGEN. WAHRE AUTOLIEBHABER HINGEGEN SCHÄTZEN DEN CHARME VERGANGENER ZEITEN. TEXT: JAN-OTTO WEBER, FOTOS: DIRK OSTERMEIER Es ist die bedeutendste Auto-Schau der Welt, Indikator und Marktplatz für eine Reihe von Industriezweigen, Laufsteg für die Größen aus Politik und Gesellschaft. Zur 63. Internationalen Automobil-Ausstellung vom 17. bis 27. September in Frankfurt präsentieren die PKW-Hersteller die neueste Generation ihrer Markenmodelle. Brandneue Typen wie der 450 PS starke Porsche 911 GT3 Cup oder die Cabrioversion des 440 PS-Boliden Maserati Gran Turismo garantieren Blitzlichtgewitter und Menschentrauben. VW sorgt mit einem 1,4 Liter-Auto für Furore und der Spezialfahrzeugbauers IndiKar verspricht gemeinsam mit Miniaturmodell-Hersteller Herpa sogar die Rückkehr der einstigen Schadstoffschleuder Trabant doch diesmal als Elektroauto. Trotz Abwrackprämie und Messezirkus feiert mitten in der Wirtschaftskrise jedoch ein ganz anderes Segment der Automobilbranche Erfolge: die Oldtimer. Betrug die Anzahl aller historischen Kraftfahrzeuge mit einem Alter von über 30 Jahren in Deutschland noch zum Jahresbeginn 2008 etwa , so waren zum 1. Januar 2009 erstmals über Vehikel in der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) erfasst. Insgesamt ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von durchschnittlich 10,8 Prozent. In Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise setzen Anleger vermehrt auf sichere Werte, erklärt das KBA den Boom der Klassiker. Und die Hessen sind ganz vorne mit dabei: Mit 57 Fahrzeugen auf Einwohner weisen wir die höchste Oldtimerdichte in Deutschland auf. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 36. Was offiziell als Oldtimer gilt, definiert das Gesetz. Anerkannt und damit steuerlich begünstigt werden Fahrzeuge, die vor mindestens 30 Jahren erstmals in den Verkehr gekommen sind, weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, sich in einem guten Erhaltungszustand befinden und zur Pflege des kraftfahrzeug-technischen Kulturgutes dienen. Wir haben Menschen getroffen, die sich der Pflege dieses Kulturguts verschrieben haben. Nein, das ist kein Fiat, stellt Guido Mensinger (Foto links) klar. Lediglich das Chassis für den Puch lief in den 60er Jahren wegen eines Montagevertrags bei den Italienern vom Band. Nur 123 Autos des Typs Steyr Puch 650 TR2 Europa mit serienmäßig 34 PS wurden damals produziert als Bergrennauto, wie der 33-jährige Malermeister weiß. Mit der Geburt von Töchterchen Maja vor einem halben Jahr wurde der 1966 gebaute Kugelblitz allerdings zu klein. Da passt kein Kinderwagen rein, so Mensinger. also haben wir uns noch einen Volvo 123 GT von 1969 gekauft als Familienauto. 1909_TStory_Auto.indd :30

3 EIN KAPSTÄDTER IN DREIEICH Mit einem VW-Käfer von 1973 hat vor neun Jahren alles begonnen. Mittlerweile hat sich Wiebke Deggau (Foto links) zu einem Austin Healey 100/6 hochgearbeitet. Eigentlich ist der Wagen etwas etepetete, findet die 36-jährige PR-Beraterin, deshalb haben wir ihn auch so getauft. Aber meinem Mann und mir hat er eben gefallen. Entdeckt hat Marcel Deggau den Healey vor eineinhalb Jahren auf einer Geschäftsreise in Kapstadt. Von dort trat er seine Überfahrt nach Deutschland mit dem Schiff an. Bevor der 117 PS starke Rechtslenker von 1958 jedoch hierzulande fahren durfte, mussten neue Scheinwerfer sowie eine Warnblinklichtanlage installiert werden. Ihren Käfer hat Wiebke Deggau heute trotzdem noch. Den fand ich schon als Studentin toll. FROSCHAUGE MIT KULTSTATUS Werner Groh (Foto rechts) hat viele Anekdoten zu seinem Austin Healey Sprite Mark I auf Lager. Etwa wie er zu dem Kultauto kam, das wegen der auffälligen Anordnung seiner Scheinwerfer auch Frosch genannt wird. So habe er seinen Kumpels im Skiurlaub von seiner Sammelleidenschaft für Froschfiguren berichtet. Dann brauchst du auch einen Frosch als Auto, so die einhellige Meinung. Also machte sich der Elektroingenieur auf die Suche und wurde in Baden-Baden fündig. Seit 10 Jahren leistet der selbstrestaurierte Oldie dem 66-Jährigen nun schon treue Dienste, unter anderem bei der jährlichen Spritztour ins Gebirge. Immer dabei hat der humorige Rentner sein Maskottchen: einen pinkelnden Plastikhund. Ein Frosch könnte schließlich nicht so schön das Bein heben JOURNAL FRANKFURT NR _TStory_Auto.indd :30

4 OLDIE BUT GOLDIE Im Leben von Klaus Erlenbeck (Foto links) spielen Oldtimer eine tragende Rolle. Schon im Alter von sechs Jahren sauste der heute 57-Jährige in motorisierten Holzautos, die sein Vater eigens für ihn gebaut hatte, über den Sportplatz von Bad Vilbel. Später machte Erlenbeck als Karosseriebauer seine Leidenschaft zum Beruf. Für seinen Alvis Speed 25 von 1937, das Schmuckstück in seiner Sammlung, fertigte er die meisten Teile selbst in Handarbeit. Sein bisher erfolgreichstes Jahr hatte der Motorsportler Nicht nur, dass er beim Historic-Rallye-Cup Deutscher Meister wurde. Im gleichen Jahr lernte er auf einem Oldtimertreffen auf der Burg Münzenberg auch seine Freundin Christiane Völpel kennen. ITALIENER MIT LEIDENSCHAFT Bernd Burlon (Foto rechts) hat den Motorsportvirus im Blut. Das muss mit meiner italienischen Abstammung zu tun haben, ist sich der 44-jährige Raumgestalter sicher. Deshalb begab sich Burlon vor zehn Jahren auch gezielt auf die Suche nach einem italienischen Wagen. Die Wahl fiel auf ein 1971er Lancia Fulvia 1.6 Coupé HF Sondermodell Monte Carlo. Mit dem Auto gewann der Rennfahrer Sandro Munari 1972 die Rallye Monte Carlo, schwärmt der Neu-Isenburger, deshalb der Beiname. Rallyes fährt der Familienvater auch heute noch mit seinem originalgetreu restaurierten Lancia. Allerdings hätte er gerne mehr Zeit für seine Leidenschaft. Ich habe zwei Kinder. Im Zweifelsfall geht die Familie natürlich vor. 1909_TStory_Auto.indd :30

5 LIMOUSINE MIT FAMILIENANSCHLUSS Als Franz Otto den Alvis TE 21 in England kaufte, wusste er noch nicht, welche Arbeit in dem Wagen steckt. Zunächst sah er gut aus, so Otto. Doch als wir zu Hause probehalber ein wenig anfingen zu kratzen, kam das Grauen zum Vorschein. Mit selbst gebastelten Werkzeugen und Ersatzteilen rückte der Bankkaufmann dem verrosteten Fahrgestell zu Leibe. Vier Jahre später glänzte der Klassiker wie neu. Doch der Wagen ist heute mehr als nur ein repräsentatives Ausstellungsstück Kilometer hat die 1965 erbaute Limousine in diesem Jahr schon auf dem Zähler. Entlang der Donau, von Ulm bis Budapest, führte im Juli der Weg einer Rallye allein bei dieser Fahrt kamen hin und zurück schon 2000 Kilometer zusammen. Auch in heimischen Gefilden geht Otto bei Wettfahrten an den Start, zuweilen sogar mit der ganzen Familie. Bei der ersten Rallye unseres neugegründeten Clubs Mainoldtimer haben wir in diesem Jahr direkt den ersten Platz belegt, berichtet der 51-Jährige. Bei der Orientierungsfahrt durch den Odenwald galt es, Ortsschilder und andere markante Punkte zu finden und im Routenplan festzuhalten. Die richtige Aufgabe für den neunjährigen Filius Jakob, der seit dem den Siegerpokal stolz sein Eigen nennt. Mehr über die Oldtimer-Szene in Rhein-Main finden Sie unter www journalportal.de/thema 1909_TStory_Auto.indd :30