Mensch und Auto: digital, vernetzt, verloren?

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1 Mensch und Auto: digital, vernetzt, verloren? Jahrestreffen ADAC Südbayern 18. Januar

2 Wie fing alles an? Sicherheitslücken bei 2,5 Millionen BMW-Modellen, ConnectedDrive gehackt BMW führend bei ConnectedDrive Funktionen, daher sind Untersuchungen naheliegend Der ADAC hat 2014 Sicherheitslücken festgestellt, die Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls Royce betrafen (Illegales Öffnen des Fahrzeugs sowie Standortübermittlung per Smartphone-App), die Anfang 2015 geschlossen wurden und zu denen informiert wurde Medien-Anfragen zum Thema Welche Daten erzeugt, speichert und sendet ein Auto? In der Öffentlichkeit keinerlei bewiesene Informationen dazu vorhanden Nur Hersteller und Zulieferer kennen Details, geben aber keine Auskünfte (Security) Keyless-Schließsysteme Der ADAC überprüft bei allen Neufahrzeugen i.r.d. Autotests die Sicherheit der Keyless- Schließsysteme derzeitiges Ergebnis: ALLE der bisher getesteten Fahrzeuge konnten über Signalverlängerung geöffnet und der Motor gestartet werden.

3 ADAC-Untersuchung Daten im Auto (1/5) Wir testen alle Hersteller Für einen Überblick bezüglich der erzeugten Daten benötigt ein Experte bei einem ihm vorher unbekannten Fahrzeug etwa ein halbes Jahr. Denn er muss die herstellerspezifische Protokollsprache lernen ohne Hersteller-Unterstützung. Das ist wie das Erlernen einer fremden Sprache ohne Lehrer und ohne Wörterbuch. Bisher wurden untersucht: BMW 320d BMW i3 (teilweise) Mercedes B-Klasse Renault Zoe (Fotos: ADAC)

4 ADAC-Untersuchung Daten im Auto (2/5) Wir testen alle Hersteller Drei besonders anschauliche Beispiele von Daten aus dem untersuchten BMW 320d: Erreichte Maximal-Drehzahl des Motors mit jeweiligem Kilometerstand (erlaubt Rückschlüsse auf den Fahrstil) Zahl der elektromotorischen Gurtstraffungen, etwa aufgrund starken Bremsens (erlaubt Rückschlüsse auf den Fahrstil) Zahl der Einstellvorgänge des elektrischen Fahrersitzes (erlaubt Rückschlüsse auf häufige Fahrerwechsel)

5 ADAC-Untersuchung Daten im Auto (3/5) Wir testen alle Hersteller Fünf der wesentlichen Daten, die beim BMW i3 (Elektroauto mit REX) mit jedem Absperren des Autos per Mobilfunk an den Hersteller übertragen werden: Position der 16 zuvor benutzten Ladestationen Inhalt der Fehlerspeicher Gewählter Fahrmodus ECO/ECOPLUS/SPORT Wie oft wurde der Ladestecker eingesteckt, wie und wo wurde die Batterie geladen (Schnellladung, Teilladung usw.), wie stark war die Antriebsbatterie zuvor entladen Rund 100 letzte Abstellpositionen des Fahrzeuges (nur im Steuergerät gespeichert)

6 ADAC-Untersuchung Daten im Auto (4/5) Wir testen alle Hersteller Drei Beispiele für Daten, die bei Mercedes B-Klasse mit me-connect gefunden wurden: Etwa alle zwei Minuten werden die GPS-Position des Fahrzeugs, sowie Statusdaten an das Mercedes-Backend übertragen (z. B. Kilometerstand, Verbrauch, Tankfüllung, Reifendruck und Füllstände von Kühlmittel, Wischwasser oder Bremsflüssigkeit) Zahl der elektromotorischen Gurtstraffungen wird gespeichert, etwa aufgrund starken Bremsens (erlaubt Rückschlüsse auf den Fahrstil) Gefahrene Kilometer auf Autobahnen, Landstraßen und in der Stadt ( highwayconditions, road-conditions und urban-conditions ) werden getrennt gespeichert

7 ADAC-Untersuchung Daten im Auto (5/5) Wir testen alle Hersteller Drei Beispiele für Daten, die bei einem Renault Zoe (Elektroauto) gefunden wurden: Renault kann das Aufladen der Antriebsbatterie via Mobilfunkverbindung unterbinden (z. B. bei nicht bezahlter Leasing-Rechnung für die Antriebs-Batterie) Bei jeder Fahrt, spätestens jedoch alle 30 Minuten, wird ein Datenpaket an Renault gesendet, das mindestens enthält: VIN, div. Seriennummern, Datum, Uhrzeit, GPS- Position, Temperatur, Ladung und Zellspannung der Hochvolt-Antriebsbatterie Neben den fest einprogrammierten Funktionen der Kommunikation zwischen dem Renault-Server und dem Renault Zoe können diese Funktionen via Mobilfunkverbindung beliebig erweitert werden

8 ADAC Forderungen Transparenz: Automobilhersteller müssen für jedes Modell eine Auflistung aller erhobenen, verarbeiteten, gespeicherten und extern übermittelten Daten öffentlich anbieten ( Auto-Daten-Liste ). Freier Zugang: Der Fahrzeugbesitzer, freie Werkstätten und Pannenhelfer müssen freien Lese-Zugang zu allen Daten im Fahrzeug haben. Schreib-Vorgänge müssen zuverlässig abgesichert werden. Datensicherheit: Automobilhersteller müssen zu Datensicherheit verpflichtet werden. Hierzu ist ein neutraler Nachweis vorzulegen, etwa gemäß Common Criteria ISO/IEC z. B. über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Opt out (Abschalten): Bis auf die gesetzlich vorgeschriebene Daten-Verwendung (z. B. ecall, Abgas-Kontrolle) muss der Autobesitzer die Datenverarbeitung und -weiterleitung unkompliziert abschalten können, soweit nicht zwingend für den Betrieb erforderlich.

9 Emergency Call (ecall Notruf) zum Vernetzten Fahrzeug ab 4/2018 Third Party ecall Lösungen Hersteller: BMW Daimler Ford JLR Opel PSA Volvo Aftermarket: Deutsche KFZ-Versicherer S-Direkt Bosch

10 Freier Datenzugang und eine Offene Plattform Der ADAC setzt sich für die Wahlfreiheit des Verbrauchers bei der Weitergabe und Verwendung von personenbezogenen Daten ein. Der ADAC unterstützt in Bezug auf den Zugang zu Fahrzeugdaten eine für Automobilhersteller, unabhängige Werkstätten, Versicherer, Automobilclubs und andere berechtigte Dritte zugangsoffene Plattform, um die Wahlfreiheit der Kunden und somit faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten. Bosch

11 Freier Datenzugang und eine Offene Plattform Der Kampf um ihre Fahrzeugdaten hat begonnen Der ADAC sieht für einen fairen Wettbewerb bei Kfz-Wartungs- und Reparaturdienstleistungen eine offene Telematikplattform (OTP) als die beste Lösung an. Eine Zwischenlösung zur Vermeidung eines unfairen Wettbewerbsvorteils der Hersteller kann ein sogenannter Shared Server unter Kontrolle einer unabhängigen Stelle bieten.

12 BMW liefert Gericht Kundendaten für Bewegungsprofil manager magazin vom berichtet, dass 8 Monate nach einem Vorfall Daten von Drive-Now- Kunden herausgegeben wurden Das Gericht konnte ein präzises Bewegungsprofil eines Angeklagten erstellen Die Kammer forderte die Informationen in einem Fall der fahrlässiger Tötung. [ ] hatte im Juli 2015 mit einem BMW des Carsharing-Anbieters Drive Now einen Radfahrer überfahren (Wegstrecke, Geschwindigkeit, Temperatur, Warnblinkanlage, Position des Mobiltelefons). (Fotos: BMW Inhalt: Manager Magazin)

13 Unfalldatenschreiber (UDS) / Event Data Recorder (EDR) ADAC lehnt bislang UDS als unverhältnismäßig ab Event Data Recorder (EDR) in neuer Diskussion (automatisiertes Fahren) Erforderliche Hardware in neuen Autos überwiegend schon verbaut Trägt zur Unfallaufklärung bei (Opferschutz vor Täterschutz) Unterstützt Entwicklung von Sicherheits- und Automatisierungsfunktionen DSSA (Data Storage Systems for ACSF (Automatically Commanded Steering Function)) Kontinuierliche Datenaufzeichnung ab hoch automatisiertes Fahren Datenaufzeichnung unter dem Aspekt der Datensparsamkeit und Zweckbindung Vorgaben für Aufbewahrungsfristen erforderlich Manipulationsschutz erforderlich (Fotos: Allianz Schweiz, airbagcrash.com, fordinsidenews)

14 Tachomanipulation, ein altes Thema seit 2005 kein Ausbau von Tachos nötig Manipulation über einheitliche Diagnosebuchse (OBD) Zugang zu Tacho und allen Steuergeräten im Auto (Foto: ADAC)

15 Tachomanipulationsgeräte sind frei erhältlich, große Stückzahlen, leichte Bedienung (Foto: ADAC)

16 Tacho-Manipulation wird offen angeboten Anrufen und Dienstleister kommt zu beliebigem Treffpunkt (auch Parkplatz)

17 Tachomanipulation Lösung: Moderne manipulationssichere Chiptechnologie Die Folge aus Verfügbarkeit und Angebot bis zu ein Drittel der Gebrauchtwagen sind manipuliert illegale Wertsteigerung pro Auto beträgt im Schnitt Euro Gesamtschaden für deutsche Gebrauchtwagenkäufer sechs Milliarden Euro p.a. ADAC klärt auf (z.b. Pressekonferenz 2013, 120 Mio. Medienkontakte) Lösung Kilometerzähler und seine zeitgemäße Absicherung (Hardware und Schlüssel- Datenbanken) sind bereits vorhanden bei Anbietern wie Freescale, Infineon, Renesas ADAC Initiative gegen Tacho-Betrug mit Experten-Anhörungen Systematischer Schutz in internationalen Bau- und Zulassungsvorschriften verankern (Fotos: Frescalke, Infineon)

18 Tachomanipulation Datenbanken sind keine Lösung, weil unsicher Kilometerstände können nur abgelesen und nicht auf Richtigkeit geprüft werden. lückenhaft viele Datenbanken beginnen erst mit der ersten Hauptuntersuchung oder Inspektion. teuer jede Auskunft kostet Geld, ohne jegliche Rechtssicherheit kriminalitätsfördernd Datenbanken werden dazu führen, dass Kilometerstände systematisch manipuliert werden.

19 Tacho-Betrug trotz Datenbank Beispiel aus der Praxis Ein BMW 330xd wird von Holland nach Deutschland verkauft Laut dem Tellerrapport (Auszug aus holländischer Kilometer- Datenbank) ist er knapp km gelaufen. Kurz danach ein Motorschaden. Eine Marken-Werkstatt sieht in der Reparatur-Historie, dass das Auto schon vor knapp drei Jahren über km auf dem Tacho hatte. Kurze Zeit später wurde es mit km weniger nach Deutschland verkauft und lief dort weitere Kilometer. Insgesamt also wenigstens km doppelt so viel, wie angegeben. Mit falschem Ausgangs- und Endwert in Datenbank vermerkt.

20 Wir wünschen Ihnen ein glückliches, sorgen- und unfallfreies 2017!