1. AufführungsAbend SAiSON

Transkript

1 1. aufführungsabend Saison

2 Mittwoch UhR I Semperoper Dresden 1. Aufführungsabend Omer Meir Wellber Dirigent Norbert Anger Violoncello Antonín Dvořák ( ) Serenade für Streicher E-Dur op Moderato 2. Tempo di Valse Trio 3. Scherzo. Vivace 4. Larghetto 5. Finale. Allegro vivace Moderato Presto Joseph Haydn ( ) Konzert für Violoncello und Orchester D-Dur Hob. VIIb:2 1. Allegro moderato 2. Adagio 3. Rondo. Allegro Pause Joseph Haydn Symphonie Es-Dur Hob. I:103»Mit dem Paukenwirbel«1. Adagio Allegro con spirito 2. Andante più tosto Allegretto 3. Menuet Trio 4. Finale. Allegro con spirito

3 Zum Programm Antonín Dvořáks Serenade für Streicher op. 22 Verheißungsvoll ist er allemal, dieser Name für eine musikalische Gattung. Schließlich leitet sich»serenade«von»sereno«ab, dem italienischen Wort für den heiteren, unbewölkten Himmel um den wir das Land südlich der Alpen so beneiden und der sich nach verbreiteter Meinung in hiesigen Gefilden gerne öfter zeigen könnte als gemeinhin üblich. Antonín Dvořáks melodiengesättigte, klanglich noble Serenade in E-Dur jedenfalls dürfte in ihrem Charakter durch diesen Gattungstitel perfekt getroffen sein, wobei um im Bilde zu bleiben in ihrem Falle der böhmische Himmel nicht nur in strahlendes Blau getaucht ist, sondern fern am Horizont auch einige wetterbedingte Turbulenzen anklingen lässt, die dem Streicherstück umso mehr eine kontrastreiche Würze verleihen. Als der junge Dvořák seine E-Dur-Serenade 1875 in nur zwölf Tagen zu Papier brachte, hatte sich gerade einiges zum Guten gewandelt für den ehemals mittellosen Orchestermusiker. Er hatte eine Familie gegründet, ein stattliches Stipendium erhalten und die ersten Lieder seiner»klänge aus Mähren«komponiert, die seinem Ruhm schon bald den Weg ebnen sollten. Feine Kontrapunktik, dialogische Wechsel der Stimmen, berührende Dur-Moll-Wechsel die überbordenden melodischen Einfälle Dvořáks werden in seiner fünfsätzigen Serenade wirkungsvoll in Szene gesetzt. Nach dem gediegenen Eröffnungssatz präsentiert sich der zweite als verhangener Walzer, der dritte als lebendiges Scherzo. Herzstück des Werkes ist das tief empfundene Larghetto an vorletzter Stelle, ehe das Finale mit seinen Rückblicken auf die vorausgehenden Sätze die Partitur furios beschließt. Besetzung: Streicher // Dauer: ca. 28 Minuten Joseph Haydns Cellokonzert D-Dur Hob. VIIb:2 Die Partie ist ein echter Prüfstein. An Joseph Haydns Cellokonzert in D-Dur erweist sich die instrumentale Meisterschaft eines Solisten, nicht ohne Grund zählt das Werk zu den Pflichtstücken bei Orchesterprobespielen. Dies mag überraschen, gilt doch Haydn als Gründervater der Symphonie, des Streichquartetts, des Klaviertrios moderner Prägung die Liste ließe sich problemlos erweitern, als Schöpfer bedeutsamer Solowerke aber wird er kaum wahrgenommen. Und doch gibt es sie in seinem umfangreichen Schaffen, die Haydn schen»perlen«für Soloinstrumente: das Trompetenkonzert zum Beispiel, die»sinfonia concertante«sowie nicht zuletzt die beiden Cellokonzerte in C- und D-Dur (auch diese Liste könnte man fortführen). Haydns zweites Cellokonzert, komponiert gut 20 Jahre nach dem ersten, entstand 1783 (ein weiteres Konzert in D-Dur, Hob. VIIb:4, stammt wahrscheinlich nicht von ihm). Lange Zeit galt das Werk als eine Komposition des viel gerühmten

4 Cellisten Anton Krafft (bzw. Kraft), der unter Haydn in der Hofkapelle der Esterházys spielte. Nur die originale Partitur konnte gesicherte Auskunft über die Urheberschaft geben. Zeitweilig soll diese Handschrift sogar im Besitz des einstigen Dresdner Hofkapellmeisters Julius Rietz gewesen sein. Aufgefunden wurde das Autograf, das von Haydn eigenhändig signiert ist, schließlich in den 1950er Jahren in Wien. Durchaus denkbar ist, dass Krafft bei der Niederschrift beratend zur Seite gestanden hatte, vor allem aber dürfte Haydn den geschätzten Virtuosen bei der Ausarbeitung vor Augen gehabt, ihm das Stück auf den Leib geschrieben haben nur wenige Cellisten werden seinerzeit in der Lage gewesen sein, die Schwierigkeiten des Soloparts zu meistern. So hoch aber die Anforderungen des Werkes sind, so sehr gehen sie auf im typisch Haydn schen Fluss der Ideen, in der geschliffe nen Entfaltung der Motive, im geistreichen Miteinander von Solist und Tutti. Besetzung: Violoncello solo, 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher // Dauer: ca. 26 Minuten Joseph Haydns Symphonie Nr. 103»Mit dem Paukenwirbel«Über Jahrzehnte stand Joseph Haydn als Kapellmeister in Lohn und Brot des Fürstenhauses Esterházy. Er leitete die Hofkapelle und organisierte Konzerte, komponierte alle Arten von Instrumentalmusik, darunter Werke für den Fürsten und die Solisten der Kapelle, er leistete kirchenmusikalische Dienste und baute einen kontinuierlichen Opernbetrieb auf. Die Isolation, die er in Eisenstadt und auf Schloss Esterháza am Neusiedler See empfand, setzte ihm zu, gleichwohl gelang es ihm auf bemerkenswerte Weise, die Situation zu nutzen und sich eine innere Freiheit zu bewahren, die es ihm erlaubte, wie in einem»labor«an den Gattungen der Musik zu»feilen«, sein Komponieren immer neu»zu erfinden«,»original«(haydn) zu werden. Noch während seiner Zeit am fürstlichen Hofe vermehrte sich Haydns Ruhm in Europa und drang vor bis nach Amerika. Kaum verwunderlich, dass er nach dem Tode seines Dienstherrn und seiner Pensionierung das Angebot erhielt, sich als freier Komponist im Ausland zu präsentieren. Insgesamt zwölf Symphonien verfasste er für seine beiden England-Reisen in den 1790er Jahren, in denen er landauf, landab wie ein Star gefeiert wurde, Bekanntschaft mit den höchsten royalen Kreisen machte und als Ehrendoktor in Oxford gewürdigt wurde. Die vorletzte aus der Reihe seiner»londoner Symphonien«war die Symphonie»Mit dem Paukenwirbel«. An ihr ist ablesbar, was Haydn so beliebt bei seinen Zeitgenossen machte: Unter Wahrung des höchsten Anspruches wartet das Werk mit einer Fülle von geistvollen Pointen auf, durch die sich das Publikum bestens unterhalten fühlen konnte sei es der unerwartete Paukenwirbel zu Beginn, der Großes ankündigt, seien es die Anspielungen an das»dies irae«im Verlauf des Anfangssatzes, das Kolorit osteuropäischer Volksweisen im langsamen Satz, die»jodler-motive«im Menuett oder die»musikalische Parforcejagd«im Finale. Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 30 Minuten T torsten Blaich

5 Omer Meir Wellber Dirigent wurde im israelischen Be er Sheva geboren und gilt als einer der talentiertesten jungen Dirigenten. Er debütierte bei zahlreichen großen Orchestern, da runter das London und das Israel Philharmonic Orchestra, das Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin. Eine regel mäßige Zusammenarbeit verbindet ihn mit der Israeli Opera und dem Teat ro La Fenice in Venedig, auch in Dresden ist er bestens bekannt: Nach seinem Einstand 2010 mit Strauss»Daphne«dirigierte er in der Semperoper in der vergangenen Saison die Strauss-Opern»Ariadne auf Naxos«und»Guntram«, dazu eröffnete er mit»così fan tutte«einen Mozart / Da Ponte-Zyklus, den er 2015 mit dem»figaro«fortsetzt; in wenigen Tagen gastiert er überdies erstmals bei den Schos takowitsch-tagen in Gohrisch. Engagements führten ihn u.a. an die Scala, das Teatro Massimo in Palermo sowie an die Staatsopern in Berlin und München. Seit 2009 wirkt er als Musikdirektor des Raanana Symphonette Orches tra. Omer Meir Wellber ist Botschafter der Non-Profit-Organisation»Save a Child s Heart«. Norbert Anger Violoncello ist seit 2013 Konzertmeister der Violoncelli der Sächsischen Staatskapelle. Der aus Freital stammende Künstler besuchte die Sächsische Spezialschule für Musik und studierte in Berlin gewann er den Deutschen Musikwettbewerb und ist Preisträger u.a. des Paulo-Wettbewerbs in Helsinki, des Rostropowitsch-Wettbewerbs in Paris sowie des Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau. Solistisch trat er mit Klangkörpern wie dem Orchestre de Paris, dem Staatlichen Symphonieorchester in Moskau und dem Beethoven Orchester Bonn auf, als Kammermusiker ist er gern gesehener Gast großer Festivals.

6 VORSCHAU Gidon Kremer:»Mein Russland«Donnerstag UHR SEMPEROPER dresden Gidon Kremer Violine & Leitung Kremerata Baltica Olesya Petrova Mezzosopran Leonid Desyatnikov Komponist Michael Ernst Moderation Mit Werken von Sofia Gubaidulina, Leonid Desyatnikov, Mieczysław Weinberg und Alexander Raskatov sowie einem Gespräch mit Gidon Kremer und Leonid Desyatnikov Internationale Schostakowitsch Tage Gohrisch Kurort Gohrisch, Sächsische Schweiz mit Isabel Karajan, Gidon Kremer, Omer Meir Wellber, Anna Vinnitskaya, Sächsische Staatskapelle Dresden, Kremerata Baltica, Dresdner Streichquartett, Jacobus-Stainer-Quartett, Vocal Concert Dresden u.a. Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein Impressum Sächsische Staatskapelle Dresden Chefdirigent Christian Thielemann Spielzeit Herausgeber Sächsische Staatstheater Semperoper Dresden September 2014 Redaktion Dr. Torsten Blaich bildnachweis Omer Meir Wellber: Matthias Creutziger; Norbert Anger: Andreas Kermann. Text Die Einführungstexte von Dr. Torsten Blaich sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Gestaltung und satz schech.net Strategie. Kommunikation. Design. Druck Union Druckerei Dresden GmbH Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet Kammerabend Sonntag Uhr Semperoper Dresden Programm und Mitwirkende werden unter bekannt gegeben.