Newsletter Nr. 1 April 2012
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- Barbara Heintze
- vor 8 Jahren
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1 Newsletter Nr. 1 April HOME COMING DAY VOM 24. JANUAR 2012 Der erste UMCH-Home Coming Day mobilisierte die erfreuliche Anzahl von 75 Mitgliedern und Gästen, die an der Ganztagesveranstaltung im Novotel Zürich nicht nur ein Brush up absolvierten, sondern sich auch neues Fachwissen und können aneignen konnten. Mit dem brandaktuellen Thema Mediation wird von Gerichten zu wenig eingesetzt vermittelte Dr. Urs Cavelti, Präsident Kreisgericht Rheintal, 2. Abteilung (Familienrecht) in seinem hochinteressanten Einführungs-referat Einund Ausblicke in die Funktionsweise der Gerichte. Als Gründe für die Zurückhaltung der Gerichte beim Einsatz von Mediation stellte er drei Thesen auf, wonach 1. mediatives Handeln häufig auch im gerichtlichen Verfahren stattfinde; 2. Verfahren, in denen beim Gericht keine Einigung erzielt wird, sich häufig auch nicht für Mediation eigneten und 3. Mediation im Zusammenhang mit gerichtlichen Verfahren zu Mehrkosten führe. Zur Verbesserung der Situation schlug er vor, die Information zwischen Gerichten und Mediation zu verstärken, den Gerichten noch etwas Zeit für mehr Erfahrung mit Mediation zu geben und gemeinsame Projekte von Gerichten und Mediatoren zu initiieren, um einander näherzukommen. Im anschliessenden Podiumsgespräch mit dem Referenten sowie lic. iur. Heidi Baer-Looser, Richterin am Kreisgericht Wil, Mediatorin und Supervisorin, lic. iur. Thomas Marthaler, Rechtsanwalt, vollamtlicher Friedensrichter Stadt Zürich und den beiden UMCH-Co-Präsidenten Dr. iur. Alfred Jung, Rechtsanwalt und Mediator SAV, St. Gallen, sowie Ernst Baumgartner, Mediator (IRP-HSG), Friedensrichter Glarus Süd, wurden die Thesen in engagierten Voten diskutiert und an der jeweiligen eigenen Erfahrung gemessen. Abschliessend kam das Podium zum Resultat, dass die Mediation bei Gerichten eine Chance habe, wenn in gemeinsamen Projekten das gegenseitige Verständnis gefördert werde. In drei Workshops wurden die Teilnehmenden von erfahrenen Mediatoren mit spezifischen Fachthemen vertraut gemacht: Adrian Kunzmann demostierte, wie durch die Klärungshilfe Blockaden im Mediationsprozess gelöst werden können; im Zukunftsgeschäft Wirtschaftsmediation gab Wilfried Kerntke Einblicke in die Organisationsmediation und deren Bedeutung im Spektrum der Mediationsangebote; Thomas Flucher und Otmar Schneider gingen der Frage nach, wie mediatives Handeln als gleichwertige Qualifikation zum eigentlichen Mediationsprozess positioniert werden könnte. Seite 1 von 6
2 Die Reports wurden von den unterzeichnenden Teilnehmern erstellt. Erfreulich intensiv genutzt wurden auch die Networking-Zeitfenster; das Wiedersehen vertrauter Gesichter in lockerer Atmosphäre sowie das Knüpfen neuer Kontakte, die Diskussion und der Gedankenaustausch umrahmten die einzelnen Fachveranstaltungen und legten den Grundstein zur Tradition des Home Coming Day. Ein besonderer Dank gebührt dem Organisations-Team Edit Seidl, Mediatorin (IRP-HSG), Zürich Newsletter UMsCHau Nr. 1 Seite 2 von 6
3 Workshop Klärungshilfe, Adrian Kunzmann Der kürzeste Weg hinaus führt hindurch. Dieser Grundsatz steht bei der Konfliktauflösung durch Klärungshilfe im Zentrum. Verschiedene, von früher verankerte Gefühlserfahrungen sind bei Personen in Konfliktsituationen die Auslöser für Streit, Anschuldigungen und Aggressionen gegenüber ihren Mitmenschen. Jeder speichert in seinem Leben negative, schlechte und schmerzhafte Gefühlserfahrungen. Für den Alltag hat sich jede Person eine Verhaltensstrategie zurechtgelegt, die sie vor einer Wiederholung der negativen Gefühlserfahrungen schützt und ihr bewahrt, in Fettnäpfchen zu treten. Sobald aber diese Gefühlserinnerungen wieder geweckt werden und an den wunden Punkt rühren, können urplötzlich aggressive Reaktionen im Raum stehen, ohne dass das Gegenüber dafür eine Erklärung finden kann. Die Aggression wird dann als persönlicher Angriff auf das Umfeld wahrgenommen ein Konflikt ist entstanden. In Wahrheit sind die alten Gefühlserfahrungen für die Überreaktion (Gefühlsmonster) verantwortlich. Hier setzt die Methode der Klärungshilfe an. Durch geschickt eingesetzte Techniken wie Dialogisieren und Doppeln arbeitet der/die Klärungshelfer(in) mit den Konfliktpersonen. Er führt die Protagonisten gezielt und kontrolliert durch die verschiedenen Gefühlsebenen. Die dabei angestauten Aggressionen und Gefühle sollen ausgesprochen werden. Die subjektiven Wahrheiten zur Aggressionssituation sollen in einer konstruktiven Weise für alle Anwesenden dargelegt werden und bilden die Basis für das gegenseitige Verständnis und zur konstruktiven Lösungsentwicklung, die in der Methodenanwendung an diesen Kernprozess anschliesst. Also durch die Gefühle hindurch ist der Schlüssel zur Konfliktlösung. Oft wenden Unternehmen diese Methode bei blockierten Verhältnissen in der Zusammenarbeit an. In Abweichung zum Mediationsgrundsatz der Freiwilligkeit ist es üblich, dass die Klärungshilfe gezielt im Auftrag der Firmenleitung verordnet werden kann. Fazit: Die Methode birgt ein hohes Potential an Emotionen, um über die verschiedenen Gefühlsebenen die persönlichen Interessen und Wünsche von Personen im Bezug zum aufgebrochenen Konflikt hervorzubringen. Schnell kann ein gegenseitiges Verständnis erzeugt werden. Nur schon diese Erkenntnisse der Wahrheiten können das Zusammenleben der Konfliktparteien nachhaltig verbessern, auch wenn eine eigentliche Lösung des Sachverhaltes unter Umständen gar nicht neu geregelt werden kann / muss. Eine hohe Erfolgsquote (gegenseitiges Verständnis) nach diesem Methodenteil scheint wahrscheinlich zu sein. Als Methodenelement kann die Anwendung der Klärung für die Themen oder Interessensphase auch eine Mediation bereichern. Für Mediatoren mit Erfahrungen als Klärungshelfer könnte diese Technik ein ideales Tool sein. Diskussion: Teilnehmer betonen, dass die Methode über Gefühlsebenen bei Personen (insbesondere Mitarbeiter am Arbeitsplatz) eine hohe Respektbereitschaft erfordert. Vertraulichkeit dazu soll über die Wahrheitsfindung und Ehrlichkeit bei den Äusserungen erfolgen können. So sei dies mit einem naturgegebenen Respekt gemäss Erfahrung von Herrn Kunzmann gegeben. Persönliches in der Gefühlsebene zum Konfliktsachverhalt ist dabei wichtig jedoch nicht Privates aus anderen Lebensbereichen einer Person. Solche Aspekte sind nicht anzusprechen. Markus Fehr, Mediator (IRP-HSG), Stäfa Newsletter UMsCHau Nr. 1 Seite 3 von 6
4 Workshop Zukunftsgeschäft Mediation, Wilfried Kerntke Mit dem vorgestellten Konfliktmanagementsystem EO-KMS (Zukunftsorientierte Wirtschaftsmediation), entwickelt von Wilfried Kerntke, sollen Möglichkeiten zur Reduktion von Kosten in Unternehmungen aufgezeigt werden, welche durch Konflikte zu Blockaden führen und die weitere Entwicklung von Unternehmen hemmen. Die fast provokative Begrüssung Willkommen zum "Zukunftsgeschäft Wirtschaftsmediation" fasst der schreibende Teilnehmer als Motto dafür auf, wie die Mediation und das mediative Handeln einen Mehrwert für die Wirtschaft generieren können. Die Zuwachsraten für die Beratung im Bereich der Organisationsmediation liegen jährlich um 50 %. Um Erfolg in der Organisationsmediation ausweisen zu können, sind neben mediativen Fähigkeiten auch fundierte allgemeine organisatorische Kenntnisse sowie vertiefte Informationen über die Funktionsweise der zu unterstützenden Organisation unabdingbar. Diese bilden die Grundlage, um die zum Teil entgegensetzten Erwartungen, welche die Beteiligten zu Beginn des Prozesses haben, zu erfüllen. Im Lauf des Mediationsprozesses können die Medianden die Konfliktursache ihr Konflikt ist manchmal in bestimmten Strukturen des Unternehmens selbst begründet orten. Hier ist die Stärkung der Verantwortungsstruktur sowie die Definition der "Entscheidungsfreiheit" der einzelnen Akteure geboten und, wie Wilfried Kerntke erläuterte: Es geht um organisationales Lernen aus dem Konflikt. Fazit: Der Workshop hat die Umrisse für einen methodischen Einstieg und grundlegende Ideen für das mediative Handeln in der Organisationsmediation aufgezeigt. Es wäre hilfreich, wenn auch im Zusammenhang mit der Akquise, d.h. mit der Kundengewinnung und der Frage, wie man mit potentiellen Kunden umzugehen hat, den Teilnehmenden konkrete Hinweise oder Tipps für die Praxis künftig mit auf den Weg gegeben würden. Urs Järmann, Mediator (IRP-HSG), Zürich Newsletter UMsCHau Nr. 1 Seite 4 von 6
5 Workshop Förderung des mediativen Handelns in unterschiedlichen Branchen, Thomas Flucher und Otmar Schneider Viele, die eine Mediationsausbildung abgeschlossen haben, sind nicht als Mediatoren im eigentlichen Sinn tätig. Umso wichtiger ist die Frage, wie "mediatives Handeln" im beruflichen und privaten Alltag eingesetzt werden kann. Mediatives Handeln als Begriff hat noch keinen ausgeprägten Bekanntheitsgrad erreicht. So gibt es beispielsweise weder eine spezifische Ausbildung, noch eine entsprechende Anerkennung durch den SDM. Immer wieder stellt sich die Frage, wo und in welcher Form sich "mediatives Handeln" anwenden lässt und wie dieses beispielsweise in Firmen bekannt gemacht werden kann. In fünf Gruppen wurden im Zusammenhang mit dem Thema folgende Fragestellungen behandelt: Anwendungsgebiete, konkretes Vorgehen Als besonders wichtige Anwendungsgebiete haben sich beispielsweise das Projektmanagement, die Führung in Betrieb und Freizeit, die Politik sowie die Phasen der Eskalation herauskristallisiert. Eine besondere Bedeutung in all den genannten Bereichen kommt der Prävention zu. Mediatives Handeln kann wesentlich dazu beitragen, Konflikte zu verhindern. Was können wir gemeinsam tun, damit "Mediatives Handeln" einen grösseren Stellenwert und mehr Verbreitung erfährt? Zu denken ist beispielsweise an folgende Möglichkeiten: - "Mediatives Handeln" selber leben - "Mediatives Handeln" als Führungsinstrument positionieren - "Berufsbild" zum Thema "Mediatives Handeln" entwickeln (SDM) - Sensibilisierung im Führungsbereich (Mitarbeiterumfrage) - Betriebsinterne Netzwerke aufbauen (Erfahrungsaustausch) - Bewusster Einsatz von mediativem Handeln bei der Kommunikation und dem Konfliktmanagement im Rahmen von Projektgruppen Definition von mediativem Handeln, Begriff, Bedeutung Herauskristallisiert hat sich, dass der Begriff "Mediatives Handeln" ohne Vorkenntnisse der Materie wenig aussagekräftig ist. Als Schlagwort für eine weite Verbreitung eignet sich diese Bezeichnung daher eher weniger. Eine einprägsame Alternative zu finden, erweist sich jedoch als relativ schwierig. Was brauchen wir, um "Mediatives Handeln" zu vertiefen, vermehrt anzuwenden etc. (Vernetzung, Plattform, Austausch)? Zur Verbreitung von mediativem Handeln bieten sich beispielsweise folgende Vorgehensweisen an: - Forum im Internet schaffen - Peergruppen bilden - Intervision/Supervision - Interessengruppen aufbauen - UMCH-Veranstaltungen zum Thema "Mediatives Handeln" anbieten - Bewusstes Üben von "Mediativem Handeln" im beruflichen und privaten Alltag Newsletter UMsCHau Nr. 1 Seite 5 von 6
6 Aktionen, Angebote, Fragen Folgende Vorschläge für konkrete Aktionen wurden erwähnt: - Artikel in der Mitarbeiterzeitung - Vorträge halten - Artikel auf Firmenhomepage aufschalten - "Tue Gutes und sprich darüber" Fazit: Das in diesem Workshop erstmals explizit angesprochene Thema Mediatives Handeln als eigenständiger Ansatz ist sowohl im Bewusstsein der Mediationsbranche als auch der potentiellen Kunden nicht verankert. Die Workshopleiter werden diese Fragen aufnehmen und weiter konkretisieren. Anna Dürr Müller, Mediatorin (IRP-HSG), Langenthal Quelle aller Bilder: Thomas Sponagel UMCH 2012 / Haftungsansprüche prinzipiell ausgeschlossen / siehe rechtliche Hinweise unter Rubrik 9 IMPRESSUM im Newsletter (Gesamtausgabe) Newsletter UMsCHau Nr. 1 Seite 6 von 6
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