Abstract. 1. Problembereich und militärische Relevanz
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- Edwina Krämer
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1 Abstract 1. Problembereich und militärische Relevanz Die grundlegenden politischen Veränderungen in Europa seit 1989 haben für alle europäischen Staaten tiefgreifende Konsequenzen. Sie ändern unsere Vorstellung von Europa als bisher zweigeteiltes Staatengebilde und geben damit uns Europäern die Möglichkeit für eine neue Zusammenarbeit in Europa. Mit der Aufnahme Österreichs in die Europäische Union 1995 erlangte Österreich die Möglichkeit der Mitgestaltung Europas. Im Zuge der Entwicklung der Europäischen Union zu einer föderalistischen Staatengemeinschaft, deren Gemeinschaft sich nun nicht nur auf gemeinsame Wirtschaftsinteressen beschränkt, sondern die sich immer mehr zu einem weltpolitischen Machtfaktor entwickelt, erlangt die gemeinsame Außen - und Sicherheitspolitik der Europäischen Union immer mehr an Bedeutung. In Anbetracht der weiteren Entwicklung der Europäischen Union und der möglichen Abgabe nationaler Kompetenzen und Machtmonopole an die Europäische Gemeinschaft muss unser europäischer Geist mitwachsen und sich von nationalen Denkmustern trennen. Dazu ist es notwendig, sich als Bürger eines Staates seiner gesellschaftlichen Werte und Normen bewusst zu werden, um zu erkennen, worauf ein Staat aufgebaut ist. Es ist also am Staat, seinen Bürgern die Pflichten und Aufgaben des Staates zu lehren, bevor er von seinen Bürgern Pflichten fordert. In einem zusammenwachsenden Europa ist es zusätzlich notwendig, den Europabürgern ihre Gemeinschaft verständlich zu machen, um nicht bloß in einem europäischen Nutzendenken zu enden. Aus diesem Zusammenhang lässt sich die militärische Relevanz erkennen. Mit der Bildung eines Europagedankens und einer damit verbundenen europäischen Wertegemeinschaft ist auch eine Verteidigung dieser Werte nach außen impliziert. Die geistige Landesverteidigung - als Säule der umfassenden Landesverteidigung - deckt diesen Bereich ab, in dem sich der Staatsbürger seiner Rechte und Pflichten bewusst werden muss. Der Bürger gibt dem Staat Wirklichkeit und trägt so auch Verantwortung für den Staat. Es liegt an ihm, sich im Staat einzubringen, um sich im 1
2 Staat auch wiedererkennen zu können. So wissen sich die Menschen auch eingebettet in der Europäischen Union. Die Staaten selbst versuchen ihre Sicherheitsinteressen in der Europäischen Union zu verwirklichen, eingedenk der Tatsache, dass sie als Individualstaaten ihre eigene Sicherheit kaum noch gewährleisten können. Zusätzlich dazu scheint das Nordatlantische Bündnis zu bröckeln, sodass ihre Mitglieder versuchen, ihrer militärischen Hegemonialmacht zu entfliehen, um sich als souveräne Staaten Wirklichkeit zu geben. Außerdem wurde mit dem ökonomischen Aufstieg Europas ein wirtschaftlicher Gegenpol zu den Vereinigten Staaten von Amerika gebildet. So wird sich Europa langsam seiner alten Identität bewusst und versucht sich politisch, wirtschaftlich und militärisch zu verwirklichen. Im Konkreten bedeutet dies, dass einer aktiven Westeuropäischen Union - als ein militärischer Machtfaktor - eine gemeinsame europäische Außenpolitik vorangehen muss. Diese gemeinsame Außenpolitik würde aber ihrerseits gemeinsame außenpolitische Ziele voraussetzen, die den Individualzielen der einzelnen europäischen Staaten entsprechen. Diese Staaten, als Verwirklichung nationaler Freiheitsbegriffe, setzen Bürger mit einem gewissen Maß an sittlichem Wissen voraus. Dieses Wissen erhalten die Bürger durch die Bildung, die eine Hauptaufgabe des Staates ist. 2. Vorgehensweise Die Arbeit erfolgt aus der Sicht des hermeneutisch kritischen Theorietyps unter Einschluss von Prinzipien wissenschaftlicher Elemente. Die verwendete Fachliteratur zur Bearbeitung dieser Abhandlung stammt aus dem Bereich der Philosophie, der Geschichte und der Pädagogik. In der Abhandlung soll in nachvollziehbaren Schritten die geschichtliche Entwicklung des europäischen Gedankens verständlich gemacht werden, um eine Möglichkeit zu finden, den europäischen Geist, der sich bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts Wirklichkeit zu geben versuchte, in unsere Zeit zu holen und ihn hier neu einzupflanzen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Umsetzung dieses Gedankens in den Schulen und Hochschulen, aber auch in der bereits ausgeschulten Bevölkerung. Es ist in diesem Zusammenhang Aufgabe der Pädagogik, den Menschen ein umfassendes 2
3 Wissen und Problembewusstsein zu vermitteln, um ihnen ein breites Fundament für ihr weiteres Leben mitzugeben. Dieser Teil der Bildung steht aber in der Bildungspolitik im Zwiespalt zwischen Bildungsauftrag und Ökonomie, da jeder Staat auch nach ökonomischen Gesichtspunkten handeln muss. Tatsache ist aber auch, dass Bildung an und für sich Wertschöpfung für den Wirtschaftsraum bedeutet. Der Menschenbegriff und der daraus abgeleitete Staatsbegriff bilden die Grundlage der philosophischen Betrachtung des Verhältnisses der Staaten zueinander. Als Grundlage jeglicher historischer, pädagogischer oder politischer Diskussion steht die philosophische Begriffsbestimmung, denn nur sie erlaubt eine Annäherung an die Wahrheit. 3. Kernthese Die Kernthese in diesem Zusammenhang lautet: Ein Staat und somit auch eine Staatengemeinschaft ist nur dann von Bestand, wenn die im Staat vorhandenen Werte und Normen nicht nur gelebt, sondern auch verinnerlicht sind. Die Werte sind in diesem Zusammenhang als gesellschaftlich verbindliche Orientierungsmuster zu sehen, die Identität stiften und soziale Integration ermöglichen. Die Bedeutung der Werte und Ideen ist einem historischen Wandel unterworfen, der denknotwendig für jede Erneuerung einer Staatsverwirklichung ist. Es gilt daher, diese Notwendigkeit zu erkennen, um uns weiterentwickeln zu können. 4. Forschungsleitende Fragestellungen Um den Problemkreis umfassend diskutieren zu können, werden folgende forschungsleitende Fragestellungen festgehalten. Was ist der Staat? In welchem Verhältnis steht die Familie zum Staat? Was charakterisiert das Verhältnis der Staaten zueinander? Was zeichnet eine Europäische Staatengemeinschaft aus? 3
4 Welchen Beitrag leistet die Bildung und Erziehung zum Europagedanken? Ist die Pädagogik der Grundstein für ein gemeinsames Europa? 5. Hypothese Nach umfassender Betrachtung und Diskussion des Problemkreises wird folgende Hypothese aufgestellt. Die staatstragenden Werte und Normen werden nur dann gelebt und verinnerlicht, wenn sie - beginnend in der Familie und in weiterer Folge in der Allgemeinbildung der Schulen - vermittelt werden. Dabei kommt der Familie besondere Bedeutung zu, da sie nicht nur theoretisch Werte vermittelt, sondern einige Werte und Normen in der Familie gelebt und erlebbar werden. Die Bildung in der Pflichtschule ist die einzige gemeinsame Möglichkeit, dem heranwachsenden Menschen staatstragende Werte zu vermitteln, da sie nur hier gemeinsam zusammengefasst werden. Die Bildung des Volkes endet aber nicht nach Abschluss der Pflichtschule, vielmehr ergibt sich danach erst die Möglichkeit (aufgrund des Alters und der Kritikfähigkeit der Schüler) für eine umfassende Allgemeinbildung. Diese ist in weiterer Folge der Grundstein für das Bestehen eines Staates. So darf die Allgemeinbildung nie in Konkurrenz zur Berufsbildung betrachtet werden, da die Allgemeinbildung das Fundament für jede weitere Ausbildung legt. Sie ist unmittelbar zweckfrei und hat ihr Ziel in der Mündigkeit der Bürger. 6. Resümee Der Bildungsstand eines Volkes ist von entscheidender Bedeutung. Denn um sittliche Entscheidungen zu treffen, um einen ähnlichen Freiheitsbegriff zu verwirklichen, ist ein gewisses Maß an gebildetem Wissen vorausgesetzt. So ist es die Pflicht eines Staates, seine Bürger zu bilden, um seinem Begriff gerecht zu werden. Dabei steht der Bildungsauftrag zwar vordergründig im Widerstreit zur Ökonomie, doch wird nach umfassender Betrachtung erkennbar, dass die Ökonomie nie Zweck eines Staates sein kann, sondern nur Mittel zur Verwirklichung des Staatsbegriffes. 4
5 Der Staat gibt sich nun in den Bürgern Wirklichkeit. Wo aber aufgrund eines bloß ökonomischen definierten Staatsbegriffes der Staats - und somit Menschenbegriff unterbestimmt bleibt, können sich die Bürger im Staat nicht wiedererkennen und ihre Freiheit verwirklichen. Die drei Begriffe Mensch, Freiheit und Staat sind also untrennbar miteinander verbunden, ja sogar voneinander abhängig. Ändert sich ein Begriff, so hat dies Auswirkungen auf die beiden anderen. So muss sich die Europäische Union, wenn sie eine Europäische Gemeinschaft werden will, mehr als nur ökonomisch bestimmen. Da die Bürger dem Staat Wirklichkeit geben, muss auch den Bürgern der Staat und die Staatengemeinschaft verständlich sein, um lebbar zu werden. Dieses Verständnis muss - beginnend in der Familie über die Allgemeinbildung, die Berufsbildung und dem Konzept des lebenslangen Lernens hinweg - entwickelt und gepflegt werden. Das ist die Aufgabe der europäischen Bildungspolitik. 5
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