Verslehre. Der Rhythmus
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- Alke Auttenberg
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Jakob Spälti Arbeitsanweisungen für selbständig Lernende Verslehre Der Rhythmus
2 Teil 1: Diese Arbeitsreihe schliesst direkt an die Arbeitsreihe mit dem Titel Das Metrum und die Tonbeugungen an, in der du gelernt hast, wie man das Metrum eines Verstexts herausfinden kann. Wenn man das Metrum bestimmt, beschreibt man die Betonungsverhältnisse eines Verstexts allerdings nur grob und recht abstrakt. Darum ist es durchaus möglich, dass zwei Verstexte das gleiche Metrum haben. Wenn man nun zwei Verstexte mit gleichem Metrum ganz genau auf ihre rhythmischen Eigenschaften hin untersucht, sieht man, dass es sehr wohl Unterschiede gibt, ja man kann sogar sagen, dass jeder Verstext seinen eigenen (individuellen) Rhythmus* hat. Mit dieser feineren Beschreibung des Rhythmus von Verstexten befassen wir uns in dieser Arbeitsreihe. (Wir nehmen der Reihe nach sechs Aspekte** des Rhythmus in den Blick. Zuletzt folgt noch eine Gegenüberstellung von Metrum und Rhythmus.) Die Zeit ob man auch sagen will, dass sie geht, sich also bewegt ist nicht rhythmisch; erst wenn eine wie immer geordnete Bewegung sie gliedert, wird ihr Vergehen zu einem rhyhthmischen Prozess. (27) / Das Verhältnis zwischen musikalischem Rhythmus und Takt entspricht nicht genau, gleicht aber dem Verhältnis zwischen Rhythmus und Metrum in der Dichtung. (32) (Für diese Zitate von Hanno Helbling gelten die gleichen Angaben wie die auf Seite 3.) Teil 2 Ein erster Aspekt des Rhythmus sind sicher die Tonbeugungen, die du schon in der Arbeitsreihe mit dem Titel Das Metrum und die Tonbeugungen kennengelernt hast. Es gibt wohl keine zwei Gedichte mit gleichem Metrum, die auch im Bezug auf die Tonbeugungen genau gleich sind. Darum gehören die Tonbeugungen zum Rythmus und nicht zum Metrum. Warum sind sie aber schon in der andern Arbeitsreihe behandelt worden und werden nicht erst in dieser untersucht, zu der sie ja eigentlich gehören? Die Tonbeugungen sind (bei den Verstexten) eine sehr stark verbreitete Erscheinung. Wenn nun die Lernenden das Metrum von Verstexten herausfinden können sollen, müssen sie von Anfang an wissen, dass es Tonbeugungen gibt. (Wenn sie das nicht wüssten, wären sie beim ersten Verstext, bei dem auch nur eine einzige Tonbeugung vorkommt, verwirrt und könnten sein Metrum gar nicht bestimmen. Und es könnte sogar die Vermutung entstehen, dass ein Metrum auch unregelmässig sein kann.) Das Metrum kann also nur überzeugend dargestellt werden, wenn gleichzeitig auch die Tonbeugungen in den Blick kommen. Und genau so ist es in der Arbeitsreihe mit dem Titel Das Metrum und die Tonbeugungen. * Das griechische Wort rhythmos hat die Bedeutungen Takt, gleichmässige Bewegung, Regelmässigkeit und Form. ** Ein Aspekt ist eine Hinsicht, in der man etwas in den Blick nimmt, oder ein Kriterium, auf das hin man etwas untersucht. Dazu gehört immer eine Frage nach einer Eigenschaft und eine Reihe von möglichen Antworten. Zu einem Aspekt (zum Beispiel: Farbe) gehören alle möglichen Eigenschaften im Bereich dieses Aspekts (in unserem Beispiel: alle Farben). In einem konkreten Fall kann im Bereich eines einzigen Aspekts nur eine einzige Eigenschaft vorliegen (in unserem Beispiel etwa die Farbe Grün). Metrik / Der Rhythmus 1
3 Teil 3 In diesem Teil nehmen wir den ersten Aspekt des Rhythmus in den Blick die Tonbeugungen. Der Rhythmus eines Verstexts wird durch die Tonbeugungen natürlich ganz stark geprägt. Es kommt dabei darauf an, - um welche Art der Tonbeugung (Erhebung oder Drückung) es sich handelt, - wie viele Tonbeugungen es hat und - an welchen Stellen des Verses sie vorkommen. Regelmass bedeutet nicht Gleichmass. Vielmehr stellt eben dieser Extremfall den Rhythmus in Frage. (8) Wir können einstweilen vermuten, dass sich Voraussehbares mit der Möglichkeit des Unvorausseh-baren verbinden muss, damit rhythmische Spannung entsteht. (24) Wir sollen mit Überraschungen rechnen können, innerhalb bestimmter (oder unbestimmter?) Grenzen. (25) Zu Goethes Bühnenwerk Die natürliche Tochter : Die zur Vollkommenheit entwickelten deutschen Blankverse scheinen den Unterschied zwischen Gleichmass und Regelmass aufzuheben. [ ] Nie stellt der Rhythmus das Metrum das Leben die Regel in Frage; die beiden verbinden sich im unerschütterlichen Silbenmass der Unterdrückung. (49/50) Hanno Helbling: Rhythmus. Ein Versuch (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999) (Die Zahlen sind die Seitennummern, auf denen die Zitate beginnen.) Teil 4: In den Teilen 4 bis 7 nehmen wir den zweiten Aspekt des Rhythmus in den Blick die Stärke der Betonung der einzelnen Silben bei der Vortragsbetonung. In Teil 6 ist die Betonung der einzelnen Silben mit senkrechten Strichen dargestellt. Die Länge der Striche zeigt die Stärke der Betonung an. (Schau die Darstellung von Teil 6 einmal an.) In diesem und dem nächsten Teil müssen noch zwei Voruntersuchungen durchgeführt werden. Beim Metrum haben wir Hebungen und Senkungen (also nur zwei Stufen) unterschieden. a. Ist die Beschränkung auf zwei Stufen sinnvoll? b. Begründe hier deine Antwort: Metrik / Der Rhythmus 2
4 Teil 5: Bei der Vortragsbetonung haben wir nur zwei Betonungsstufen (die mit Akut und Gravis bezeichnet sind) unterschieden. Wir fragen uns nun, wie es in Wirklichkeit mit den Betonungsverhältnissen in rhythmisch regelmässigen Verstexten steht. a. Gibt es bei der VB in Wirklichkeit nur zwei Betonungsstärken, oder gibt es mehr Stufen? b. Auf was für eine Weise bildet unsere Darstellung mit nur zwei Betonungsstärken die Wirklichkeit ab? c. Falls es mehr als nur zwei Betonungsstärken (Stufen) gibt: Wie könnten sie dargestellt werden? Teil 6: Das Beispiel hier entspricht nicht einem Vers eines konkreten Texts. Es ist abstrakt und erfunden, damit nicht eine Diskussion über Interpretationsmöglichkeiten von dem Thema ablenken kann. Zeitablauf und Lektüre : von links nach rechts; jeder senkrechte Strich entspricht einer Silbe. Die gestrichelte Linie ist die Grenze zwischen den Hebungen und den Senkungen. (Es kommt hier keine Tonbeugung vor.) Metrik / Der Rhythmus 3
5 Teil 7: Hier werden weitere Eigenschaften des zweiten Aspekts (Stärke der Betonungen) des Rhythmus dargestellt, wieder anhand von abstrakten Beispielen. Die Gegenüberstellung von zwei Beispielversen erlaubt es dir, die Unterschiede im Bereich der Stärke der Betonungen selbst herauszufinden. A: B: C: D: E: F: Natürlich sind Mischungen dieser Typen eher anzutreffen als diese reinen Typen selbst. Die Betonungen können ohne Messgeräte auch gar nicht so genau erfasst werden. Metrik / Der Rhythmus 4
6 Teil 8: In diesem Teil nehmen wir den dritten Aspekt des Rhythmus in den Blick die Dauer der einzelnen Silben. In den Teilen 4 bis 7 haben wir nur die Stärke der Betonung der Silben in den Blick genommen. Dabei haben wir von der Dauer der Silben abgesehen (abstrahiert). Jetzt machen wir es umgekehrt: Wir vereinfachen die Stärke der Betonung wieder auf zwei Stufen und variieren die Dauer der Silben. Die Silben stellen wir jetzt mit Säulen dar, wobei die Höhe der Säulen die Stärke der Betonung und die Breite der Säulen die Dauer der Silben anzeigt (breite Säulen: lange Silben / schmale Säulen: kurze Silben). A: Beschreibung: B: Beschreibung: C: Beschreibung: Metrik / Der Rhythmus 5
7 Teil 9: In diesem Teil nehmen wir den vierten Aspekt des Rhythmus in den Blick das Lesetempo. In Teil 8 haben wir das Verhältnis der Dauer der Silben zueinander untersucht. Diese Unterschiede lassen wir jetzt wieder verschwinden und nehmen nur die Zeit in den Blick, die das Lesen des ganzen Verses in Anspruch nimmt. Beachte, dass beide Beispiele (A und B) gleich viele Silben haben. A: 8 Sekunden B: 6 Sekunden Wodurch unterscheiden sich die beiden Verse? a. Vers A b. Vers B Teil 10: In diesem Teil nehmen wir den fünften Aspekt des Rhythmus in den Blick die Zäsuren. Wir vereinfachen dabei sowohl die Stärke der Betonung als auch die Dauer der Silben. A: B: C: Die Erscheinung, die bei Vers B einmal, bei Vers C zweimal vorkommt, heisst Zäsur. (Lateinisch caedere heisst schlagen und zerbrechen.) a. Was ist eine Zäsur? b. Wie wirken Zäsuren? Metrik / Der Rhythmus 6
8 Teil 11: Der sechste Aspekt des Rhythmus ist das Verhältnis zwischen den sprachlichen Einheiten und den Einheiten des Metrums. Die sprachlichen Einheiten sind (a.) Attribute, (b.) Satzglieder und (c.) die verschiedenen Arten von Sätzen. Die Einheiten des Metrums sind (1.) die kleinsten rhythmischen Einheiten, die sich innerhalb eines Verses wiederholen, (2.) die ganzen Verse und (3.) die Strophen. Von allen diesen Bezügen untersuchen wir in diesem Teil nur einen einzigen genauer. Wir legen unserer Untersuchung die 6. Strophe des Gedichts Das Eisenbahngleichnis von Erich Kästner zu Grunde (das insgesamt 7 Strophen hat). 1. Die I. Klasse ist fast leer. 2. Ein feister Herr sitzt stolz 3. im roten Plüsch und atmet schwer. 4. Er ist allein und spürt das sehr. 5. Die Menschheit sitzt auf Holz. Die Art des Übergangs von einem Vers zum nächsten Vers (der gleichen Strophe), wie sie hier bei den Übergängen von Vers 1 zu Vers 2, von Vers 3 zu Vers 4 und von Vers 4 zu Vers 5 vorliegt, ist der Normalfall eines Übergangs. Der Normalfall läge auch vor, wenn der Autor am Ende der Verse 1 und 3 ein Komma gesetzt hätte. a. Wann (unter welcher Bedingung) liegt der Normalfall des Übergangs vor? Die Art des Übergangs von einem Vers zum nächsten Vers (der gleichen Strophe), wie sie hier beim Übergang von Vers 2 zu Vers 3 vorliegt, ist ein Spezialfall und heisst Zeilensprung oder Enjambe-ment. (Fanzösisch la jambe heisst das Bein.) b. Wann (unter welcher Bedingung) liegt ein Zeilensprung vor? c. Wie muss man lesen, wenn ein Zeilensprung vorliegt? Metrik / Der Rhythmus 7
9 Teil 12: In den Teilen 3 bis 11 haben wir die sechs Aspekte des Rhythmus untersucht. Mit den graphischen Darstellungen haben wir die Unterschiede sichtbar gemacht. a. Zeichne hier das Strich/Haken-Schema des Verses, der den Darstellungen in den Teilen 6 und 8 bis 10 zu Grunde liegt: b. Zeichne hier das Strich/Haken-Schema des Verses, das den Darstellungen in Teil 7 zu Grunde liegt: Teil 13: In den bis hier bearbeiteten Teilen hast du dir einen klaren Begriff von dem, was das Metrum und der Rhythmus ist, verschafft. Deshalb kannst du jetzt hier die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Metrum und dem Rhythmus zusammenstellen. Verwende dabei auch die Erkenntnisse, die in den Teilen 4 und 5 festgehalten sind. Metrum Rhythmus Metrik / Der Rhythmus 8
10 Teil 14: a. Können zwei verschiedene Verstexte genau das gleiche Metrum haben? b. Warum? c. Können zwei verschiedene Verstexte genau den gleichen Rhythmus haben? d. Warum? Teil 15: In diesem Teil fragen wir nach den Vorteilen und nach den Nachteilen der Beschreibung des Metrums und des Rhythmus. Stelle dir dabei vor, dass ein erster Schüler das Metrum, ein anderer den Rhythmus eines rhythmisch regelmässigen Verstexts beschreiben muss, und frage dich dann, welcher die leichtere Aufgabe hat und welcher für das Verständnis des Texts mehr leistet. (Wir nehmen an, dass beide Schüler sowohl ihren eigenen als auch den anderen Auftrag gut ausführen können.) a. Welche Vorteile hat die Beschreibung des Metrums? b. Welche Nachteile hat die Beschreibung des Metrums? c. Welche Vorteile hat die Beschreibung des Rhythmus? d. Welche Nachteile hat die Beschreibung des Rhythmus? Metrik / Der Rhythmus 9
11 Teil 16: In diesem Teil fragen wir uns, wie die rhythmische Gestalt eines Verstexts beschrieben werden soll. a. Warum ist es meistens unbefriedigend, wenn bei einer Interpretation der rhythmischen Gestalt eines Verstexts nur gerade das Metrum mitgeteilt wird? b. Was für ein Vorgehen (bei die Interpretation der rhythmischen Gestalt eines Verstexts) ist gut? Teil 17: In den Teilen 18 bis 20 soll nun noch als Abschluss der Arbeitsreihe untersucht werden, ob ein bestimmtes Metrum immer (also abgesehen vom Rhythmus und Gehalt des Verstexts) eine bestimmte Wirkung hat oder nicht. Diese Frage wird in Teil 20 beantwortet. Der Untersuchung liegen zwei Text-Paare zu Grunde, die für die Beantwortung dieser Frage repräsentativ sind. Untersuche jetzt bei den vier Beispiel-Texten der Teile 18 und 19 die Metren und Rhythmen. Entscheide selbst, ob du die zweisilbigen Wörter unterstreichen und unter den Texten, bevor du (rechts) das Metrum aufschreibst, auch noch (links) das Silbenschma aufschreiben willst. Metrik / Der Rhythmus 10
12 Teil 18: Beispiel 1a 1. Sie rührt sich, die Cymbeln zum Tanze zu schlagen; 2. Sie weiss sich so lieblich im Kreise zu tragen, 3. Sie neigt sich und biegt sich und reicht ihm den Strauss. Cymbeln: Musikinstrument (Becken oder Hackbrett) Beispiel 1b 1. Not: Man wendet von mir das verwöhnte Gesicht. 2. Sorge: Ihr Schwestern, ihr könnt nicht und dürft nicht hinein. 3. Die Sorge, sie schleicht sich durchs Schlüsselloch ein. 4. Mangel: Ihr, graue Geschwister, entfernt euch von hier. 5. Schuld: Ganz nah an der Seite verbind ich mich dir. 6. Not: Ganz nah an der Ferse begleitet die Not. 7. Zu drei: Es ziehen die Wolken, es schwinden die Sterne! 8. Dahinten, dahinten! von ferne, von ferne, 9. Da kommt er, der Bruder, da kommt er, der Tod! a Johann Wolfgang Goethe: Der Gott und die Bajadere, 4. Strophe. (Das Gedicht hat insgesamt 18 Strophen.) 1b Johann Wolfgang Goethe: Faust II, Verse Metrik / Der Rhythmus 11
13 Teil 19: Beispiel 2a 1. Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, 2. Im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn, 3. Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, 4. Die sanfte Myrte still und hoch der Lorbeer steht? Beispiel 2b 1. Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? 2. Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! 3. Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn 4. in den Bureaus, als wären es Kasernen Prokurist (ó o ó): Bevollmächtigter einer Firma, der Verträge unterschreiben darf Text 2b ist eine Parodie von Text 2a. Eine Parodie ist eine komisch-satirische Umbildung oder Nachahmung eines meist künstlerischen, oft literarischen Werkes oder Stils eines Künstlers (Duden, Das Fremdwörterbuch 1974). 2a 2b Johann Wolfgang Goethe: Mignon, Verse 1 4 der ersten Strophe (Das Gedicht hat insgesamt 3 Strophen.) Erich Kästner: Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? (1. Strophe) (Das Gedicht hat insgesamt 7 Strophen.) Metrik / Der Rhythmus 12
14 Teil 20: a. Welcher Grundrhythmus liegt beim Metrum der Texte 1a und 1b vor? b. Beschreibe hier den Rhythmus von Text 1a: c. Beschreibe hier den Rhythmus von Text 1b: d. Welcher Grundrhythmus liegt beim Metrum der Texte 2a und 2b vor? e. Beschreibe hier den Rhythmus von Text 2a: f. Beschreibe hier den Rhythmus von Text 2b: Jedes bestimmte Metrum kann (in verschiedenen Verstexten) verschiedene Rhythmen ha-ben (durch verschiedene Rhythmen variiert, individualisiert und konkretisiert werden). Darum kann ein und dasselbe Metrum beim Hörer oder Leser verschiedene Stimmungen und Gefühle hervorrufen. g. Ist diese Aussage richtig oder falsch? Metrik / Der Rhythmus 13
15 Lösungen Teil 1: Das Thema dieser Arbeitsreihe: Der Rhythmus von Verstexten Teil 2: Wohin gehört die Darstellung der Tonbeugungen? Teil 3: Der erste Aspekt des Rhythmus: Die Tonbeugungen Teil 4: Zwei Stufen beim Metrum a. Die Beschränkung ist sinnvoll und reicht. b. Das Metrum ist abstrakt und streng regelmässig. Mit mehr Stufen ginge die Regelmässigkeit verloren oder wäre mindestens nicht mehr so gut sichtbar. Teil 5: Zwei Stufen bei der Vortragsbetonung a. Es gibt viele Stufen. b. auf sehr stark vereinfachende, vergröbernde Weise c. mehr oder weniger Akzente nebeneinander / dickere und dünnere Akzente / längere und kürzere Akzente / Stärkeangabe mit einer Zahl /steilere und flachere Akzente Teil 6: Genauere Darstellung der Vortragsbetonung bei einem abstrakten Beispiel Teil 7: Der zweite Aspekt des Rhythmus: Die Betonungsstärke bei der Vortragsbetonung A. Der Abstand zwischen den Hebungen und Senkungen ist klein. B. Der Abstand zwischen den Hebungen und Senkungen ist gross. C. Hebungen steigend, Senkungen gleichbleibend D. Hebungen fallend, Senkungen gleichbleibend E. Senkungen steigend, Hebungen gleichbleibend F. Senkungen fallend, Hebungen gleichbleibend Teil 8: Der dritte Aspekt des Rhythmus: Die Dauer der Silben A. Die Hebungen und Senkungen dauern gleich lang. B. Die Hebungen dauern länger als die Senkungen. C. Die Senkungen dauern länger als die Hebungen. Metrik / Der Rhythmus 14
16 Teil 9: Der vierte Aspekt des Rhythmus: Das Lesetempo a. Vers A. wird langsam gelesen. b. Vers B. wird schnell gelesen. Teil 10: Der fünfte Aspekt des Rhythmus: Die Zäsuren a. Eine Zäsur ist eine Pause, ein Unterbruch, ein Einschnitt. b. Zäsuren bewirken eine Spannung, ein Stocken. Teil 11: Der sechste Aspekt des Rhythmus: Einheiten der Sprache und des Metrums a. wenn ein Satz am Versende zu Ende ist wenn am Versende ein Satzzeichen steht b. wenn ein Satz über das Versende hinweggeht c. ohne Unterbruch (Pause) am Versende Teil 12: Das Metrum der Beispielverse der Teile 6 bis 10 a. Metrum der Verse in den Teilen 6 und 8 bis 10: b. Metrum der Verse in Teil 7: Teil 13: Unterschiede zwischen dem Metrum und dem Rhythmus Das Metrum Der Rhythmus - Es ist grundsätzlich nicht interpretierbar. - Er ist interpretierbar. - Es ist immer regelmässig. - Er ist nicht immer regelmässig. - Es hat nur zwei Stufen. - Er hat viele Betonungsstufen. - Es hat diese vier Aspekte: Anzahl Hebungen, - Er hat sechs Aspekte. Grundrhythmus Versanfang Versausgang Metrik / Der Rhythmus 15
17 Teil 14: Metrum und Rhythmus bei regelmässigen Verstexten a. ja b. weil das Metrum nur eine grobe, abstrakte Beschreibung der Betonungsverhältnisse ist c. nein d. weil der Rhythmus zur Individualität des Verstexts gehört Teil 15: Vorteile und Nachteile der Beschreibung von Metrum und Rhythmus a. Das Metrum kann leicht gefunden und leicht genau beschrieben werden. b. Das Metrum gibt nur eine grobe Darstellung der Lautgestalt, der Betonungsverhältnisse. c. Die Beschreibung des Rhythmus gibt eine sehr genaue Darstellung der Lautgestalt eines rhythmisch regelmässigen Verstexts. Sie wird der Individualität (Einmaligkeit) des Verstexts gerecht. d. Es ist schwierig, den Rhythmus genau zu beschreiben. Und weil ein gewisser Spielraum für die Interpretation bleibt, sind die Beschreibungen von verschiedenen Interpreten wohl nie genau gleich. Teil 16: Vorgehen bei der Gedichtinterpretation a. Die Beschreibung des Metrums ist nur eine grobe und abstrakte Beschreibung der rhythmischen Gestalt eines Verstexts. Vom Metrum her kann kaum ein Bezug zum Gehalt hergestellt werden. Es besteht die Gefahr, dass die Beschreibung des Metrums wie eine wenig sinnvolle Pflichtübung erscheint. b. Zuerst bestimmt man das Metrum. Dann sagt man, wie das Metrum in diesem einmaligen Fall konkretisiert, individualisert ist, indem man die einzelnen Aspekte des Rhythmus beschreibt. Schliesslich nimmt man den Kunstcharakter des Verstexts in den Blick, indem man den Bezug zwischen der rhythmischen Form und dem Gehalt beschreibt. Teil 17: Vorblick auf die Teile 18 bis 20 Metrik / Der Rhythmus 16
18 Teil 18: Die Beispieltexte 1a und 1b (mit daktylischem Metrum) Beispiel 1a 1. Sie rührt sich, die Cymbeln zum Tanze zu schlagen; 2. Sie weiss sich so lieblich im Kreise zu tragen, 3. Sie neigt sich und biegt sich und reicht ihm den Strauss. 1. o o o o ó o o ó o o ó o o o o o ó o o ó o o ó o o o o o o o o o o o o 3. Beispiel 1b 1. Not: Man wendet von mir das verwöhnte Gesicht. 2. Sorge: Ihr Schwestern, ihr könnt nicht und dürft nicht hinein. 3. Die Sorge, sie schleicht sich durchs Schlüsselloch ein. 4. Mangel: Ihr, graue Geschwister, entfernt euch von hier. 5. Schuld: Ganz nah an der Seite verbind ich mich dir. 6. Not: Ganz nah an der Ferse begleitet die Not. 7. Zu drei: Es ziehen die Wolken, es schwinden die Sterne! 8. Dahinten, dahinten! von ferne, von ferne, 9. Da kommt er, der Bruder, da kommt er, der Tod! 1. o ó o o o o o ó o o ó o ó o o o o o o o o ó o ó o o o o o ó o o ó o ó o o ó o o ó o o o o o o o ó o o ó o o o o o o o ó o o ó o o o o ó o o ó o o ó o o ó o o ó o o ó o o ó o o ó o o o o o ó o o o o o o 9. Metrik / Der Rhythmus 17
19 Teil 19: Beispiele 2a und 2b (mit alternierendem Metrum) Beispiel 2a 1. Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, 2. Im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn, 3. Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, 4. Die sanfte Myrte still und hoch der Lorbeer steht? 1. o o o o o o o ó o o o ó o o o o o ó o o o ó o o o ó o ó o o o ó o ó o o o o o o o o 4. Beispiel 2b 1. Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? 2. Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! 3. Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn 4. in den Bureaus, als wären es Kasernen. 1. o o o o o o o ó o o o o o o o o o ó o ó o o o o o o o o o o o o o o ó o ó o o o ó o 4. Teil 20: Gleiches Metrum verschiedener Rhythmus a. daktylischer Grundrhythmus b. fröhlich, tänzerisch, drängend, schnell c. düster, schleppend, zögernd, langsam d. alternierender Grundrhythmus e. heiter, spannend, steigend, mild, fliessend f. ernst, bedächtig, hart, stockend g. Die Aussage ist richtig. Metrik / Der Rhythmus 18
20 Register Seiten Teile Begriff 7 Abstand zwischen Hebungen und Senkungen Aspekte des Rhythmus: siehe Betonungsstärke Enjambement Lesetempo Silbendauer Tonbeugung Verhältnis zwischen Einheiten der Sprache und des Metrums Zäsur Zeilensprung Beschreibung des Metrums Beschreibung des Rhythmus 6 7 Betonungsstärke (zweiter Aspekt) 20 Bezug zwischen Metrum und Rhythmus Dauer der Silben: siehe Silbendauer dritter Aspekt des Rhythmus: siehe Silbendauer Enjambement erster Aspekt des Rhythmus: siehe Tonbeugungen 7 fallender Rhythmus fünfter Aspekt des Rhythmus: siehe Zäsuren 9 Lesetempo (vierter Aspekt) 19 Parodie 1 Rhythmus: siehe auch Bezug zwischen Metrum und Rhythmus sechster Aspekt des Rhythmus: siehe Verhältnis zwischen Einheiten der Sprache und des Metrums 8 Silbendauer (dritter Aspekt) 7 sinkender Rhythmus 7 steigender Rhythmus Tempo: siehe: Lesetempo 2 3 Tonbeugungen (erster Aspekt) 11 Verhältnis zwischen Einheiten der Sprache und des Metrums vierter Aspekt des Rhythmus: siehe Lesetempo 10 Zäsuren (fünfter Aspekt) 11 Zeilensprung zweiter Aspekt des Rhythmus: siehe Betonungsstärke Metrik / Der Rhythmus 19
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