MdW SS 2012 Satzlehre 4 (Gerald Resch) INHALTSVERZEICHNIS
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1 1 INHALTSVERZEICHNIS 1. Wiederholung Alterierte Akkorde 2. Der übermäßige Sext-, Terzquart- und Quintsextakkord 3. Stilwandel der Harmonik vom Barock zur Klassik 4. Diatonische Modulation 5. Modulation über die Mollsubdominante 6. Modulation über den Neapolitanischen Sextakkord 7. Modulation durch Variantik 8. Charakterisierung der Intervallschritte (nach Veit Gruner) 9. Chromatische Modulation 10. Enharmonische Modulation 11. Rückung Verzeichnis der verwendeten Literatur: Amon, Reinhard: Lexikon der Harmonielehre, Wien/München (Doblinger/Metzler) 2005 De la Motte, Diether: Harmonielehre, Kassel u.a. (Bärenreiter) 1976 Geller, Doris: Modulationslehre, Wiesbaden u.a. (Breitkopf & Härtel), 2002 Kaiser, Ulrich: Gehörbildung. Satzlehre. Improvisation. Höranalyse. Ein Lehrgang mit historischen Beispielen, Kassel u.a. (Bärenreiter) 1998 (2 Bände) Krämer, Thomas: Lehrbuch der harmonischen Analyse, Wiesbaden u.a. (Breitkopf & Härtel) 1997 Krämer, Thomas: Harmonielehre im Selbststudium, Wiesbaden u.a. (Breitkopf & Härtel) 2006 Walter Salmen und Norbert J. Schneider (Hrsg.): Der musikalische Satz. Ein Handbuch zum Lernen und Lehren, Rum/Innsbruck (Helbling) 1987 Ulrich, Jürgen: Harmonielehre für die Praxis, Mainz u.a. (Schott), 2008
2 2 1. Alterierte Akkorde Klänge, deren Töne chromatisch verändert und dadurch zu Leittönen (bzw. Strebetönen) werden. Akkordfunktion wird durch die Alteration NICHT geändert, höchstens modifiziert Unterscheidung in o echte Alteration: chromatisch veränderter Ton ist nicht leitereigen o unechte Alteration: z.b. tiefalterierte Sexte beim Neapolitanischen Sextakkord: kann hergeleitet werden aus phrygischer Tonart Geschichtlich: Emanzipation der alterierten Akkorde. Zunächst eingebunden in chromatische Stimmführung, dann immer mehr frei verfügbarer Klang Zeichen für Hochalteration: < Zeichen für Tiefalteration: > führte in der Harmonik um 1900 zu komplexen Klängen mit kaum mehr erkennbarem Grundton (Strauss, Skrjabin, Franck, Schönberg usw.) doppelte Alterierung = Disalteration Grundsätzlich können alle Töne eines Akkords alteriert werden: Grundton: normalerweise nur dann, wenn durch Alteration Grundtonfunktion nicht infragegestellt wird. Sonst: nicht Alteration, sondern Zwischendominantbildung Terz: selten. Meist: Variantik (= Dur statt Moll und umgekehrt) Quint: sehr häufig, sowohl Hoch- als auch Tiefalterierung. Besonders in der Harmonik der Wiener Klassik fester Bestandteil 15 Alterierungen des Dominantseptakkords: 1) DUR a) mit normaler (kleiner) Septime b) mit tiefalterierter Septime c) mit hochalterierter Septime C: D 7 D5< 7 D5> 7 D 7> D5> 7> D 7< D5< 7< D5> 7< 2) MOLL a) mit normaler (kleiner) Septime b) mit tiefalterierter Septime c) mit hochalterierter Septime C: d 7 d5> 7 d5< 7 d 7> d5> 7> d 7< d5> 7< d5< 7<
3 3 Veränderung von Akkorden nicht, indem neue Töne hinzugefügt werden (Dominante Dominantsept- bzw. Dominantseptnonakkord, Subdominante mit Sixte ajoutée), sondern durch VERÄNDERUNG eines oder mehrerer Töne des Dreiklangs. In der Praxis werden (fast) nur DUR-Akkorde werden alteriert: Mollakkorde sind harmonisch zu wenig eindeutig, als dass sie durch Alteration nicht verzerrt und somit unkenntlich gemacht werden würden. Alteration des Grundtons: setzt Grundton-Funktion des Akkords sehr in Frage: C: T T1< TP 7 T T1> Tg T 1-1< D ) klingt eher wie ein verkürzter A 7 -Akkord ohne Grundton A 2.) klingt eher wie ein e-moll-akkord mit Quinte im Bass 3.) Grundton-Alteration am ehesten gemeinsam mit nicht-alteriertem Grundton (= chromatische Schärfung) Alteration der Terz: Terz bestimmt das Tongeschlecht wenn Terz alteriert wird, ändert sich das Tongeschlecht: wird als Variantik gehört (nicht als Alteration) a. 3b. C: T 3< T4 5 T 3> = t T 3> 7> 9> T3> 7> 1.) hochalterierte Dur-Terz wird als Quartvorhalt gehört 2.) tiefalterierte Dur-Terz = Mollterz (Variantik: T t) 3.a und b) am häufigsten kommt die Alteration der Terz vor, indem die Dur-Terz und die gleichzeitig tiefalterierte (=Moll-) Terz klingen (vor allem im Jazz). hier muss T 7> geschrieben werden! (die natürliche Septim auf einem Tonika- Dreiklang wäre eine große Septim, hier: h) Alteration der Quint: Kommt am häufigsten vor, da die Quint weniger wesentlich für die Funktion eines Dreiklangs ist als der Grundton und die Terz Kann hoch- oder tiefalteriert werden
4 4 1) hochalterierte Quint: behält den dominantischen Charakter stark bei C: D D 5< T 2) tiefalterierte Quint: C: D5> 7 T D7 9> T T DD 7 D 7 T t DD v D 7 t 5> 5> 5> ) die tiefalterierte Quinte liegt oft im Bass 2.3.) wenn die tiefalterierte Quinte im Bass liegt, wird der Akkord meistens doppeldominantisch aufgefasst und zunächst in die Dominante geführt (= der Akkord wird als so spannungsreich aufgefasst, dass eine sofortige Auflösung in die Tonika unorganisch wirken würde: man leitet seine Spannung zunächst in die Dominante ab, um diese dann in die Tonika weiterzuführen) 3.) in Moll entstehen bei dieser Auflösung offene Quintparallelen zwischen Alt und Bass, sogenannte Mozart-Quinten : sie sind ERLAUBTE offene Quintparallelen (= weil sie wenn auch selten in der musikalischen Praxis vorkommen) Zusammenfassung Alteration: hochalteriert <, tiefalteriert > v.a. Quinte wird alteriert: Grundton Funktionsänderung bzw. enharmon. Verwechslung / Terz: Variantik bzw. Quartvorhalt Tiefalterierte Quinte: meist im Bass und doppeldominantisch weitergeführt: T DD 5> 7 D 7 T In Moll gebräuchlich: t DD 5> v D 7 t entstehen Mozart-Quinten Auch Sexten werden hochalteriert, v.a. bei S 6 bzw. S5 6 Alteration auch der Septime und None gebräuchlich
5 5 C: T S 6 6< T S 6< D 67 T S5 6< D T ÜBUNG: Schreiben Sie diese Kadenz mit alterierten Akkorden C: T S3 5 2< 4< S 8 7> DD 3 7 9> 4 8 D 4 6> > 37 9> T 4 6> <4< Auflösung:
6 6 Beispiel für Alterierte Akkorde: Some day my prince will come (aus: Cinderella von Walt Disney) C C 5< F 4< -3 A 5< d A 5< D 7 G 7 e dis 5> / 6 / 7< d 3 /4 / 7 G 7 e dis 5> / 6 / 7< d 3 /4 / 7 G 7 g 7 /8-7<-8 C 7 / 9 F 6-5<-6 fis 4-3 / 5> / 7> G 4/6/8-7 G 7/9/11/13 C Berühmtes Beispiel für Alterierte Akkorde: Richard Wagner Tristan und Isolde- Vorspiel Tristan-Akkord
7 7 Deutungsmöglichkeiten des Tristan-Akkords (durch enharmonische Verwechslungen) Original gis 7> eis 5> / 7 Cis 7/9 H dis: s 5/6 dis: ii 7 Fis: D E: D jede Deutungsmöglichkeit hat bestimmte Argumente für sich, aber keine löst die Vieldeutigkeit des Akkordes vollständig (= Der Tristan-Akkord hat sowohl subdominantische als auch Dominantische als auch verminderte Qualitäten) 5> /6
8 8 2. Drei häufigste alterierte Akkorde: Übermäßiger Sext-, Terzquart-, Quintsextakkord Alterierte Akkorde, die sehr oft vorkommen (vor allem in der Klassik) C: D 7 T D 7 T D7 9> T 5> 5> 5> 1.) Übermäßiger Sextakkord = verkürzter Dominantseptakkord mit tiefalterierter Quinte im Bass = D 7 : des-f-h, 3-stimmig 5> 2.) Übermäßiger Terzquartakkord = Dominantseptakkord mit tiefalterierter Quinte im Bass = D 7 : des-f-g-h, 4-stimmig 5> 3.) Übermäßiger Quintsextakkord = verkürzter Dominantseptnonakkord (=verminderter Septakkord) mit tiefalterierter Quinte im Bass = D7 9> : des-f-as-h 5> hat 4 Leittöne, sehr häufig enharmonisch verwechselt, klingt enharmonisch verwechselt wie D 7 (hier: klingt wie des-f-as-ces = D 7 von Ges-Dur), löst sich aber anders auf häufiges Modulationsmittel! C: D T D 7 T D7 9> T D7 9> T 5 5> 1. Dominante: 1 Strebeton (=Leitton) 2. Dominantseptakkord: 2 Strebetöne 3. verkürzter Dominantseptnonakkord mit tiefalterierter None und Quinte im Bass: 3 Strebetöne 4. verkürzter Dominantseptnonakkord mit tiefalterierter None und tiefalterierter Quinte im Bass (=übermäßiger Quintsextakkord): 4 Strebetöne
9 9 4 Übungen zu alterierten Akkorden: 1. Notieren Sie diesen harmonischen Verlauf: C: T S5 6 DD7 9> D 4-3 T 3 5> LÖSUNG: 2. Notieren Sie diese Akkorde, bezogen auf die Tonika G-Dur: a. Übermäßiger Sextakkord D 7 b. Übermäßiger Terzquartakkord D 7 c. Übermäßiger Quintsextakkord D7 9> LÖSUNG: a. as-c-fis b. as-c-d-fis c. as-c-es-fis 5> 5> 5> 3. notieren Sie: e: D5> 7 t B: D7 9> T fis: d5> 7< t As: d5> 7 T D: D 7 T E: D 7 T F: D7 9> T 5> 5> v5> LÖSUNG:
10 10 4. notieren Sie diesen harmonischen Verlauf, beginnen Sie in Sept-Lage LÖSUNG: g: d 7 D 7 D5> 7< t
11 11 3. Der Stilwandel vom Barock zur Klassik Tonbeispiel: J.S. Bach Matthäuspassion (1727), Blute nur du liebes Herz: Fülle harmonischer Wendungen, Harmoniewechsel oft pro Viertel 1737 Musiker und Musikgelehrte Johann Adolf Scheibe Glosse "Der Critische Musicus": Eigenheiten einiger angesehener Komponisten karikiert. Thematisiert ästhetischen Wandel in der ersten Hälfte des 18. Jh: weg von den kontrapunktischen und harmonischen Kunstfertigkeiten hin zu schlichter, melodiebetonter Satzweise. Bach Repräsentant des antiquierten Stils. VORLESEN 1) Lob des Orgelspiels Bach: Man erstaunet bey seiner Fertigkeit, und man kan kaum begreifen, wie es möglich ist, daß er seine Finger und seine Füsse so sonderbar und so behend in einander schrencken, ausdehnen, und damit die weitesten Sprünge machen kan, ohne einen einzigen falschen Ton einzumischen oder durch eine so heftige Bewegung den Körper zu verstellen. 2) Kritik: Dieser grosse Mann würde die Bewunderung ganzer Nationen seyn, wenn er mehr Annehmlichkeit hätte, und wenn er nicht seinen Stücken durch ein schwülstiges und verworrenes Wesen das Natürliche entzöge, und ihre Schönheit durch allzugrosse Kunst verdunkelte. Weil er nach seinen Fingern urtheilet, so sind seine Stücke überaus schwer zu spielen; denn er verlangt, die Sänger und Instrumentalisten sollen durch ihre Kehle und Instrumente eben das machen, was er auf dem Claviere spielen kann. Dieses aber ist unmöglich. Alle Manieren, alle kleine Auszierungen, und alles, was man unter der Methode zu spielen versteht, drücket er mit eigentlichen Noten aus, und das entzieht seinen Stücken nicht nur die Schönheit der Harmonie, sondern es machet auch den Gesang durchaus unvernehmlich. Neuer Stil: Johann Stamitz ( ): Sinfonie A-Dur vorspielen Johann Stamitz, Sinfonie A-Dur (ca. 1750) A: T S T D T S T D T Kultur des 4-stimmigen Satzes ist zu Ende! Melodie über schlichtem Bassfundament, kümmerliche Rolle der Bratsche, häufig in Oktaven mit Bässen Bassfundament beschränkt sich auf T,S,D findet sich bei Bach kaum jemals! Jetzt: schwer Stellen zu finden, die darüber hinausgehen
12 12 Langsamer Harmoniewechsel: Vielen Melodietönen stehen wenige Harmonien gegenüber Leichtigkeit, Einfachheit, natürlich (kennt man einige davon, wird man die Erfindung in jeder weiteren einleuchtend und natürlich nennen) Neues Tempo: Presto. Zahl der (wenigen) Funktionswechsel bestimmt mögliches Tempo der Melodiestimme Wiederholung von Takten: Mut zur einfachen Lösung, nicht zuviel Information in zu kurzer Zeit Insgesamt: Verzicht auf Gewicht, Zauber einer schwebend-leichten Melodik Mozart: scheinbar simpel Kunstgeheimnis des Einfachen 4 Violinsonaten: harmonischer Aufbau der ersten 8 Takte: VORSPIELEN Vordersatz Nach- satz T KV T S T1 3 S 6 D 7 T S D T 301,1 305,1 T D 3 T D 7 T 306,1 T S 3 T 5 S T 3 S D T 378,1 T D7 T T S D T D T Nur Hauptstufen! Vordersatz einfach, Verdichtung des harmonischen Geschehens im Nachsatz enger Zusammenhang von Harmonik und FORM Kadenz einerseits Basis der melodischen Erfindung, andererseits wichtigstes Mittel der Schlussbildung (meist im 7. Takt am meisten harmonische Aktivität) Folge S-D (häufig bei Bach) kommt sehr selten vor Gleichzeitig: größte Vielfalt innerhalb dieser engen Vorgaben, niemals schematisch! Simplizität der Themen schafft Hörbewusstsein für TONART Gliedernde und ordnende Funktion der Harmonik ÜBUNG: eigene 8-taktige Melodie auf der Basis der Harmonik von Mozart KV 301,1 finden Mozart Haffner-Symphonie, 1. Satz: Vorspielen, harmonische Analyse besprechen vollständige Kadenzen zur Formgliederung. Teile von Kadenzen zur melodischen Erfindung
13 MdW SS 2012 Satzlehre 4 (Gerald Resch) 13
14 14 MODULATIONEN Hochbarock: Bach Blute nur: in fünf Takten (13-17) elf Dur- und Mollakkorde: H, C, Cis, D, E, Fis, G, A, h, e, a! Unterscheidung zwischen Ausweitung einer Tonart und Modulation zu einer anderen Tonart ist nicht mehr eindeutig zu treffen Klassik: Simplizität der Themen, die sich auf Kadenzen beschränken, schafft Hörerbewusstsein für TONART und macht Tonartenwechsel zum Ereignis! Klassische Sonaten haben große thematische Flächen, Überleitungsabschnitte, Entwicklungsabschnitte. Modulationen sind in der Exposition Modulationen hin zu ; in den Durchführungen Modulationen weg von MODULATION Der längerfristige Übergang von einer Tonart in eine andere Damit die Zieltonart als gefestigt empfunden wird: Kadenz Unterschiedliche Möglichkeiten der Modulation: o Diatonische o Chromatische o Enharmonische 4. Diatonische Modulation rein diatonische Modulation: leitereigene Akkorde, die in der Ausgangs- und Zieltonart vorkommen, dienen als Modulationsmittel: werden in ihrer Funktion umgedeutet. Tonarten, die bis zu 2 Quinten entfernt sind, können erreicht werden (von C: G, F / D, B) erweiterte diatonische Modulation o mit Mollsubdominante: ist 4 Quinten entfernt (C f bzw. As): Mollsubdominante der Ausgangstonart wird zu einer Stufe der Zieltonart umgedeutet Eine Mollstufe der Ausgangstonart wird zur Mollsubdominante der Zieltonart umgedeutet o mit Neapolitaner o mit Variantik 3 Phasen: Kadenz in Ausgangstonart Modulationsphase Kadenz in Zieltonart.
15 15 BEISPIEL: 1. von C-Dur nach G-Dur 2. Von C-Dur nach F-Dur C: T S D T C: T G T Sp 3 G: S D 4 3 T F: Tp S D T 3. von C-Dur nach D-Dur 4. Von C-Dur nach B-Dur C: T S D T Tg C: T D T S D: Sp D T B: D Tp S D T Liste für Weiterführung: Ankunftsakkord ist in der neuen Tonart die... evtl. Zwischenglied Schlusskadenz...T SDT...Sp [T 6 ] SDT...Dp Tp SDT...S [T 6 ] SDT...D [T 6 ] SDT...Tp SDT Übungen zur diatonischen Modulation: 1. Über gemeinsame Akkorde kann man von der einen Tonart in die andere diatonisch Modulieren. Welche Akkorde haben F-Dur und B-Dur gemeinsam? 2. Welche Akkorde haben G-Dur und A-Dur gemeinsam? 3. welche Akkorde haben F-Dur und Es-Dur gemeinsam?
16 16 LÖSUNG 1. F,g,B,d 2. h,d 3. g,b 4. Übung: modulieren Sie diatonisch von A-Dur nach G-Dur 1.) leitereigene Dreiklänge in A-Dur und G-Dur bestimmen 2.) gemeinsame Akkorde suchen und als Modulationsakkord verwenden A: A h cis D E fis gis G: G a h C D e fis Modulation ist möglich entweder über Sp der Ausgangstonart (= Dp der Zieltonart = h- Moll) oder über S der Ausgangstonart (= D der Zieltonart = D-Dur): Modulationsverlauf in Akkordschrift: a) A-D-E-A-h-C-D-G b) A-D-E-A-D-G-C-D-G 5. Übung: Es F Es: Es f g As B c d F: F g a B C d e Modulation ist möglich über Dp/Sp oder über D/S Modulationsverlauf in Akkordschrift: a) Es-As-B-Es-g-F 6 -B-C-F b) Es-As-B-Es-B-C-F 6. Übung: D A D: D e fis G A h cis A: A h cis D E fis gis Modulation ist möglich über D/T oder über Tp/Sp oder über T/S oder über Dp/Tp Modulationsverlauf in Akkordschrift: a) D-G-A-D-A-D-E-A b) D-G-A-D-h-A 6 -D-E-A c) D-G-A-D-E-A d) D-G-A-D-fis-D-E-A bei Entfernung von einer Quint: 4 Möglichkeiten, bei Entfernung von 2 Quinten: 2 Möglichkeiten
17 17 5. Modulation über Mollsubdominante In Dur gibt es drei Mollakkorde: Parallelen der Hauptfunktionen T,S,D Tp, Sp, Dp C: C d e F G a h Modulation durch Vermollung der Dur-Subdominante Funktioniert besser ohne Kadenz der Ausgangstonart (sonst: Wechsel S, s) Durch Moll-Subdominante Modulation um 3, 4 oder 5 Quinten abwärts wenn Moll- Subdominante in Ausgangstonart steht Durch Moll-Subdominante Modulation um 3,4 oder 5 Quinten aufwärts wenn Moll- Subdominante in Zieltonart steht C: T D T s C: T D T Tp As: Tp S D T E: s D 4 3 T 1. Modulation über Moll-Subdominante der Ausgangstonart 2. Modulation über Moll-Subdominante der Zieltonart ÜBUNGEN zu Modulationen über die Moll-Subdominante C Es: Akkordverlauf: C F G C f As B Es C As: C: T S D T s Es: Sp S D T Akkordverlauf: C F G C f Des Es As C Des: C: T S D T s As: Tp S D T Akkordverlauf: C F G C f b Ges As Des C: T S D T s Des: Dp Tp S D T
18 18 6) Modulation über neapolitanischen Sextakkord s n Führt 4, 5 oder 6 Quinten abwärts In Dur gibt es drei Durakkorde: T,S,D s n wird als T, S oder D der Zieltonart aufgefasst: ) Modulation über neapolitanischen Sextakkord von C nach As: Akkordverlauf: C F G C Des As Des Es As 3 3 C: T S D T s n As: S T S D T 3 3 2) Modulation über neapolitanischen Sextakkord von C nach Des: Akkordverlauf C F G C Des Ges As Des 3 C: T S D T s n Des: T S D T 3 3) Modulation über neapolitanischen Sextakkord von C nach Ges: Akkordverlauf C F G C Des f Ges Ces Des Ges C: T S D T s n Ges: D T S D T 3 Diatonische Modulation: Übung: Von F-Dur nach Es-Dur über Sp (Lösung: F-B-C-F-g-c-As-B-Es) Von E-Dur nach H-Dur über Tp (Lösung: E-A-H-E-cis-H 3 -E-Fis-H) Von G-Dur nach B-Dur über s (Lösung: G-C-D-G-c-B 3 -Es-F-B) Von A-Dur nach Es-Dur über s n (Lösung: A-D-E-A-B 3 -Es-As-B-Es) Jede Modulation schöner, wenn Nach S D4 6 (bei Ausgangs- und Zieltonart): T-S-D4 6 -D-T Nach D der Zieltonart D 7... S-D4 6 -D 8-7 -T Im 2-er-Takt: Wechsel betont-unbetont: T-S-D4 6 -D-T-... S-D4 6 -D 8-7 -T
19 MdW SS 2012 Satzlehre 4 (Gerald Resch) 19 berühmtes Beispiel für wiederholte Verwendung des sn: Beethoven Mondschein-Sonate
20 20 anderes berühmtes Beispiel für die Verwendung des s n zur Modulation: Anton Bruckner, 5. Sinfonie, Finale, Choral Analysieren Sie harmonisch
21 21 7) Modulation mit Variantik Vermollen eines Durakkords / Verduren eines Mollakkords Bloße Variantbildung gilt als verpönt..t,t... Besser: Dominante steht dazwischen: A-Dur: T-S-D4 6 -D-t C-Dur: Tp-S-D 4 6 -D 8-7 -T Varianttrugschluss: Trugschluss (=VI. Stufe), der sich auf Variante der Tonika bezieht: C- G-As (As-Dur als tg von c-moll) bzw. a-e-fis (fis-moll als Tp von A-Dur) Beispiel 1: Modulation von C nach Des über Variant-Trugsschluss: C-F-G-As-b-Ges-As-Des C: T-S-D-tG Des: D-Tp-S - D T Beispiel 2: Modulation von a nach fis über Variant-Trugschluss: a-d-e-fis-h-cis-fis a: t-s-d-tp fis: t s - D - t
22 22 8. Charakterisierung der Intervallschritte (nach Veit Grune: Ausdruck und Wirkung der Harmonik in Schuberts Winterreise, Essen 2004) Die tonale Dur-Moll-Ordnung eignet sich in besonderer Weise, Erwartungen und Spannung zu wecken, da alle harmonischen Vorgänge zielgerichtet sind Tonika: neutrales Zentrum Dominante: Aufhellung, naturnah, extrovertiert Subdominante: Eindunkelung, seelennah, introvertiert Dur: hell, naturnah, extravertiert: Prinzip Tonika-Dominante Moll: dunkel, seelennah, introvertiert: Prinzip Tonika-Subdominante Paarigkeit von Dur und Moll: Paralleltonarten (Pendeln zwischen Paralleltonarten ist ohne Modulationsvorgang = vorgeschalteten Dominanten möglich, z.b. C-F-G-C-a-d- E-a) Varianten (C-Dur, c-moll): wirken weniger harmonisch aufeinander bezogen als Parallelen 2 Quintschritte = Ganzton-Schritt (c-g-d) 5 Quintschritte = Halbton-Schritt (c-g-d-a-e-h) 7 Quintschritte = chromatischer Schritt (c-g-d-a-e-h-fis-cis) 12 Quintschritte = enharmonischer Schritt (c-g-d-a-e-h-fis-cis-gis-dis-ais-eis-his) Oktave, Quinte, Quarte: besondere Prägnanz natürlich (niedrige Position innerhalb der Obertonreihe) stiften Sinnzusammenhänge zwischen den Tönen Quinte Hinwendung zur Außenwelt (Extraversion) Quinte Hinwendung zur Innenwelt (Introversion) Quarte von der Außenwelt wieder zurück zu sich selbst, (Retroversion) Tritonus und chromatische Schritte: dynamische Gegenkräfte zur konstitutiven Funktion der Quinte: durchbrechen die Grenzen der diatonischen Stufenordnung, Veränderungsdrang Veränderung zum Hellen Veränderung zum Dunklen Medianten (=großterzverwandte Tonarten) können nur über aufwärts oder abwärts gerichtete chromatische Schritte angesteuert werden künstlich Terz = subjektiver Ausdruckswille Eintritt in die Entrückung (Schlaf, Traum, Verklärung, ) Eintritt in den Zustand der Ernüchterung/Erkenntnis/Realität
23 23 Franz Schubert, Winterreise, Gute Nacht Analysieren Sie das Lied harmonisch Verwenden Sie auch die Charakterisierung der Intervallschritte nach Gruner, um auffällige Stellen zu beschreiben und zu deuten
24 24 9. Chromatische Modulation problemloseste Modulation Verbindung D 7 -T festigt die T in jedem Zusammenhang wegen der Leittönigkeit Sehr einfache Strategie: Ausgangstonart-Kadenz / D 7 -T der Zieltonart, Kadenz in der Zieltonart. kann holprig klingen gute Stimmführung nötig (kleine Intervalle!) sehr oft wird über den D moduliert, da er die schwächste Umkehrung des D 7 -Akkord ist 7 BEISPIEL: F E Chrom. F: T S D T E: D 7 T S D T 3 BEISPIEL c Fis Chrom. c: t s D t Fis: D T S D T 7 3 Im Prinzip gelangt man durch chromatische Modulation von jeder beliebigen Tonart in jede andere beliebige Tonart
25 25 Beispiel: Franz Schubert, An die Musik (1. Fassung): Analysieren Sie den harmonischen Verlauf. Wo finden Modulationen statt? Welche? in welche Tonarten?
26 Enharmonische Modulation Verschieden notierte Töne klingen gleich: f, eis v.a. verminderter Septakkord gut für enharmonische Modulation geeignet: jeder Ton kann Leitton zur neuen Ziel-Tonika sein 4 verschiedene Auflösungen des gleich klingenden D v -Akkords: gis ist LT, f ist 7 2. eis ist LT, d ist 7 3. h ist LT, as ist 7 4. d ist LT, ces ist 7 ÜBUNG: Lösen Sie die enharmonisch gleich klingenden Akkorde korrekt nach Moll auf: Es gibt jeweils 3 Möglichkeiten, über den D v enharmonisch zu modulieren: a fis a c a es 1) a fis (oder Fis) enharm.
27 27 2) a c (oder C) enharm. 3) a es (oder Es) enharm. die 4. Möglichkeit, den D v aufzulösen, deutet ihn nicht enharmonisch und führt daher zurück nach a-moll (oder A-Dur), ist somit also keine Modulation! Übung: schreiben Sie die 4 Auflösungen des Dv von f-moll (= nach f-moll, sowie zu den 3 anderen Tonarten, zu denen man durch enharmonische Verwechslung eines Tons des Dv also durch enharmonische Modulation - gelangt) Übungen zur chromatischen Modulation: As d a H A c cis f Übungen zur enharmonischen Modulation: In welche 4 Tonarten komme ich von h-moll über enharmonische Modulation?
28 Rückung Zusammenhangloses Aneinanderreihen zweier Tonarten sehr beliebt in Popmusik als Steigerungsmittel Bsp: Michael Jackson Heal the World, letzter Refrain: D-Dur / Rückung nach E-Dur oft Höhersteigen um einen Ganzton (=Steigerung) Romantisches Beispiel für Rückungen: Richard Wagner Walküre, Schlafmotiv : drückt das in-den-schlaf-sinken aus Bsp: mediantischer Wechsel von C-Dur über As-Dur nach F-Dur häufig Rückung zunicht diatonisch terzverwandten Akkorden = Medianten: ein Ton bleibt liegen.z.b. Schubert Streichquintett C-Dur 1. Satz, Seitensatz: G-Dur, mediantische Rückung nach Es-Dur typisch für Schubert!
29 q+ (*o) ^c c.r I I +{ l{ +ü i &-G r-'i LJ snf stg - Bl *t( t *h( 'ou-iru - sü-esnl s'nf s$ - el * ql sn1-es.f.r.. r C tf{ L 't(^cj t t-c - - S urns El rtr! - 9l - o{s - u! umt u4-9l-ürr - rrrrb roe - unu - ünu e)#i 4 1\.i ürq - yl-ütr-un ultl - Fl-0ü lur.rcc srd - 'snd üry-3u - tlru-! 'md - roj ünu - grd - ro: urns urns i;it L r*r L'*fi - s!d - s-rs 5-;-L gq odec gq gq gq ord ec o^rd - sc - nrc n.n ord a* t g0l I 4a u-f-qw sp 'm -;3 ar - sed 3r - sed u*s - spd 'tt - 1fr e 'oa-f + ar bu-!f sr +A "-tr-qw op ajan oijos EA-V ea osapy?^*y är 1r -V ä^ oxos *eaaja^ -Y {r6tr-ssn) t6lr ;::rrep1 ppeuy Suef,go;1tr Lr"*{'""p;äI;'; sndror ntnr?^ ady 1elotr I W.A. Mozart, Motette Ave Verum Analysieren Sie den harmonischen Verlauf Satzlehre 4 MdW SS 2012 (Gerald Resch) 29
30 L cj tt 9- I tf tl. :{orq tr { (iu A i' f+ 4.6 i : ' r.:-+c J i"l'l L',-,-tQ t,ql Q rl -i- nc :( :l!-n 1F.äa \J b?t J i --äs ffi"gs 8 1ru - IE-g-xäsS-.Iiru qum-9l}s-nb -e-f,ssf-raer *rd -s$ Elsrrq-gls-nB - - oü ol ad -s;q -oü - c1 - xfr ---fq - Jour quml-gs-n3 :_g-xrsp.rtü tn urnl - F" - ob * *T=.-"Q t JI -st, G :! *Jd * -srl sa sr anr ou L. --}\*-/ \ L t's il-d r? n0 * ' slebt ErlE - 9J-oJ 'ou - mnl - 9r-a.I rnff u;ry - 9r-oJ - Jed o; - Satzlehre 4.rod MdW SS 2012 (Gerald Resch) 30
31 31 Übungen zu Modulationen: Modulieren Sie... 1) von B nach As diatonisch über die Sp 2) von F nach A über die s 3) von Es nach E über den s n 4) von G nach fis über den s n 5) von C nach fis über den s n 6) von G nach e über den s n 7) enharmonisch von C nach fis über den D v 8) enharmonisch von C nach es über den D v 9) enharmonisch von C nach a über den D v 10) enharmonisch von h nach gis über den D v 11) enharmonisch von h nach d über den D v 12) enharmonisch von h nach f über den D v 13) schreiben Sie folgenden harmonischen Verlauf: e: t (D v ) s DD v D t ) schreiben Sie folgenden harmonischen Verlauf: D: T (D v ) Tp DD v D 4-3 T 5 5
VII INHALTSVERZEICHNIS. II. Teil. Diatonik. 1. Kapitel 3 Die Funktion der Stufen im Dur-Moll-tonalen System 1. Bezugszentrum 2. Verwandtschaftsgrade 7
INHALTSVERZEICHNIS II. Teil. Diatonik 1. Kapitel 3 Die Funktion der Stufen im Dur-Moll-tonalen System 1. Bezugszentrum 2. Verwandtschaftsgrade 7 2. Kapitel 11 Die Darstellung der Dreiklänge im vierstimmigen
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