Befähigungsgerechtigkeit angesichts von Verteilungskonflikten im Gesundheitswesen
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- Sebastian Winkler
- vor 6 Jahren
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1 Befähigungsgerechtigkeit angesichts von Verteilungskonflikten im Gesundheitswesen Evangelische Akademie Tutzing Eine Frage der Gerechtigkeit. Verteilung im Sozialstaat 13. Dezember 2009 Peter Dabrock Fachgebiet Sozialethik Fachbereich Evangelische Theologie
2 Konstitutionelle Dauerkrise und Handlungsoptionen Epidemiologische Entwicklung externe politische Entscheidungen aus: G. Marckmann, Gesundheit und Gerechtigkeit, Bundesgesundheitsblatt 2008 Modifikation: PD
3 Ethische Urteilsbildung als Distanzgewinnung, Kriterienberatung für Handlungskorridor Ethisches Urteilen konkret Wahrnehmen (Beobachten) Urteilen (Präskriptive Kriterien) Handeln (Entscheidungsberatung)
4 Sozialethik als Distanzgewinnung Fragen: grundsätzlich Was sollen wir tun? Was müssen wir tun? Was wollen wir tun? im Blick auf eigene Lebensführung Was ist mir für mich die Gesundheit wert für meine Lebensplanung, im Vergleich zu anderen Gütern? Was bin ich gewillt, dafür an finanziellen, materiellen und zeitlichen Opfern zu bringen? Welche persönlichen Vorlieben bin ich bereit, um der Gesundheit willen aufzugeben?
5 Sozialethik als Distanzgewinnung Fragen: im Blick auf das Verhältnis von individueller + kollektiver Gesundheitsverantwortung: Wie weit reicht die Solidarität unter den Menschen, um sich wechselseitig das Gut Gesundheit zu gewähren? Kann nicht jeder für sich selbst sorgen? Teilen wir heute noch immer die Werteinstellungen, die das deutsche Gesundheitswesen voraussetzt und in Strukturen gegossen hat? Welches Bild von gelingendem Zusammenleben steht hinter der solidarischen Gesundheitsversorgung? Müssen wir umverteilen? Gibt es ein Recht auf eine gleiche Gesundheitsversorgung?
6 Gerechtigkeit als Inklusionsbefähigung Befähigung zur realistischen Teilnahmemöglichkeit an sozialer Kommunikation (freiheitsfunktionaler Suffizienzansatz) vgl. 70 Abs. 2 SGB V: humane Krankenbehandlung
7 Gerechtigkeit und vorrangige Option für Benachteiligte und Schwache (107) In der vorrangigen Option für die Armen als Leitmotiv gesellschaftlichen Handelns konkretisiert sich die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. In der Perspektive einer christlichen Ethik muß darum alles Handeln und Entscheiden in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft an der Frage gemessen werden, inwiefern es die Armen betrifft, ihnen nützt und sie zu eigenverantwortlichem Handeln befähigt. Dabei zielt die biblische Option für die Armen darauf, Ausgrenzungen zu überwinden und alle am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Sie hält an, die Perspektive der Menschen einzunehmen, die im Schatten des Wohlstands leben und weder sich selbst als gesellschaftliche Gruppe bemerkbar machen können noch eine Lobby haben. Sie lenkt den Blick auf die Empfindungen der Menschen, auf Kränkungen und Demütigungen von Benachteiligten, auf das Unzumutbare, das Menschenunwürdige, auf strukturelle Ungerechtigkeit. Sie verpflichtet die Wohlhabenden zum Teilen und zu wirkungsvollen Allianzen der Solidarität. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit, Nr. 107, 1997.
8 Maß einer gerechten Gesundheitsversorgung Befähigung zur längerfristigen, integral-eigenverantwortlichen Lebensführung zum Zweck der Teilnahmemöglichkeit an sozialer Kommunikation Gesundheit als konditionales Gut
9 Warum Befähigungsgerechtigkeit? Differenzsensibel: Berücksichtigung (capabilities for functioning) von Alter Geschlecht Konstitution allgemein gesprochen: Gleichheitsgrundsatz impliziert: Gleiches gleich Gleiches nicht ungleich Ungleiches nicht gleich realistisches Menschenbild geht nicht vom souveränen, atomistischen, gebildeten, immer entscheidungsfähigen Menschen(-konstrukt) aus rechnet mit Verletzlichkeit, Scheitern, Angewiesenheit auf andere, kann alle Menschen integrieren Begrenzung von Gerechtigkeitsansprüchen Änderung der Beweislastigkeit mit Erreichung des Suffizienzkriteriums spezielle Befähigung zu seiner realen Erreichung gerechterweise erforderlich literacy
10 aus: Deutsches Ärzteblatt vom Langversion unter:
11 ZEKO-Stellungnahme Oktober 2007 Formale Kriterien notwendige Bedingungen Inhaltliche Kriterien Transparenz Begründung Evidenzbasierung Konsistenz Legitimität Offenlegung und Ausgleich von Interessenkonflikten Wirksamer Rechtsschutz Regulierung Medizinische Bedürftigkeit 1. Lebensschutz + Schmerzen 2. wesentliche Beeinträchtigungen 3. weniger schwerwiegend 4. Verbesserungen weitere Kriterien umstritten Warteliste Compliance Solidarbeiträge erwartbarer indiv. Nutzen Kosteneffektivität
12 Befähigungsgerechtigkeit angesichts von Verteilungskonflikten im Gesundheitswesen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Evangelische Akademie Tutzing Eine Frage der Gerechtigkeit.. Verteilung im Sozialstaat 13. Dezember 2009
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