Zur Anfrage der Kollegen Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba, Hans Heiss im Südtiroler Landtag wird Folgendes mitgeteilt:

Transkript

1 Landesrätin für Gesundheit, Sport, Soziales und Arbeit Assessora alla Salute, Sport, Politiche sociali e Lavoro Bozen, Bearbeitet von:jo/uv Dr. Ing. Johannes Ortler Tel Zur Kenntnis: An die Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa Riccardo Dello Sbarba Hans Heiss Grüne Fraktion Silvius-Magnago-Platz 6 An den Präsidenten des Südtiroler Landtages Dr. Ing. Roberto Bizzo Silvius-Magnago-Platz 6 Ihre Anschrift Beantwortung der Anfrage Geburt ohne Gewalt Zur Anfrage der Kollegen Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba, Hans Heiss im Südtiroler Landtag wird Folgendes mitgeteilt: Frage 1: Wie hoch ist die Rate der liegend Gebärenden in den einzelnen Krankenhäusern Südtirols? Die Rate der liegend Gebärenden im beträgt 22,7%. Der Prozentsatz der Gebärenden in liegender Position im liegt bei 10 %. Im KH Brixen beträgt die Rate der Liegendgebärenden 56%, davon ca. die Hälfte in Seitenlage oder Vierfüßler-Lage; der Rest der Geburten erfolgt im Wasser, auf dem Hocker oder stehend. Die Rate der liegend Gebärenden (horizontal im Bett) liegt im an der Abteilung Geburtshilfe bei ca 10%. Der Gebärenden wird bei jeder Geburt die Möglichkeit angeboten, alle von ihr gewünschten, geburtsmöglichen Positionen einzunehmen. Sie beträgt im 54%. Frage 2: Wie hoch ist die Rate der Dammschnitte in den einzelnen Krankenhäusern Südtirols? Die Rate der Dammschnitte im beträgt 10,38%. Der Prozentsatz der Dammschnitte im liegt bei 17%. Landhaus 12, Kanonikus-Michael-Gamper-Straße Bozen Tel Fax welfare@provinz.bz.it Steuernr./Mwst.Nr Palazzo 12, via Canonico Michael Gamper Bolzano Tel Fax welfare@provincia.bz.it Codice fiscale/partita Iva

2 Seite / Pag. 2 Im Kranhkenhaus Brixen beträgt die Dammschnittrate 12%. Im Jahr 2016 wurde bisher bei 22% der Geburten ein Dammschnitt bei den Gebärenden durchgeführt. Der Prozentsatz der Dammschnitte im liegt bei 17%. Frage 3: Wie hoch ist die Rate der künstlich eingeleiteten Geburten in den einzelnen Krankenhäusern Südtirols? Verteilung der künstlich eingeleiteten Geburten Prozentsatz - Jahre ,3 18,0 20,3 17,6 17,1 18,6 19,8 17,9 21,4 28,1 23,6 28,0 Krankenhaus Sterzing 18,1 17,2 21,1 Krankenhaus Innichen** 18,4 15,6 23,5 18,9 17,4 13,7 Marienklinik*** 13,7 - - Zu Hause Gesamt 18,8 18,1 20,6 Quelle: Südtiroler Sanitätsbetrieb CedAP Archiv Bemerkungen: *** Mit wurde die Geburtsstelle in der Marienklinik geschlossen.** Mit wurde die Geburtsstelle im Krankenhaus Innichen geschlossen. Frage 4: Wie hoch ist die Rate der Geburten mit Saugglocke oder ähnlichen Eingriffen in den einzelnen Krankenhäusern Südtirols? Verteilung der Geburten mit Geburtszange oder Vakuumextraktor Prozentsatz - Jahre ,0 4,4 6,5 6,0 5,8 7,0 7,8 8,3 5,6 7,9 8,2 9,5 Krankenhaus Sterzing 7,7 5,3 6,7 Krankenhaus Innichen** 9,0 9,1 13,7 3,3 5,6 4,8 Marienklinik*** 3,9 - - Zu Hause Gesamt 6,2 6,1 6,8 Quelle: Südtiroler Sanitätsbetrieb CedAP Archiv

3 Seite / Pag. 3 Bemerkungen: *** Mit wurde die Geburtsstelle in der Marienklinik geschlossen.** Mit wurde die Geburtsstelle im Krankenhaus Innichen geschlossen. Frage 5: In welchem Prozentsatz wird eine Epiduralanästhesie auf Wunsch der Gebärenden in den einzelnen Krankenhäusern Südtirols durchgeführt? Die Rate der Periduralanästhesie (auf Wunsch der Patientinnen) beträgt 5,1%. Der Prozentsatz der Epiduralanästhesie auf Wunsch der Gebärenden im liegt bei 13%. Ca. 20% der Gebärenden wünschen eine Epidural- oder Periduralanästhesie, die 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche möglich sind. Alle schwangeren Frauen werden über die Möglichkeit einer Periduralanästhesie aufgeklärt. Jeder Schwangeren wird im Laufe der Schwangerschaft ein Aufklärungsgespräch mit dem Anästhesisten empfohlen. Bei dieser Gelegenheit kann auch die Einwilligung zu einer solchen Anästhesie unterschrieben werden. Auf Wunsch der Frauen oder bei medizinischer Indikation wird während der Geburt, nach erneuter Aufklärung der Gebärenden, jederzeit eine Periduralanästhesie angeboten. Im heurigen Jahr lag der Prozentsatz dieser Anästhesie bei 14,6 %. Der Prozentsatz der Epiduralanästhesie beträgt im 14%. Zu Frage 6: Innerhalb wievieler Minuten nach der Geburt erfolgt die Abnabelung in den einzelnen Krankenhäusern Südtirols (Durchschnittswerte bzw. praktizierter Ansatz)? Die Abnabelung nach einer physiologischen Geburt erfolgt nach ca. 3-6 Minuten. Die Abnabelung erfolgt zwischen 2 und 10 Minuten. Die Abnabelung erfolgt mindestens 5 7 Minuten nach Entbindung; auf Wunsch der Patientin auch später (wenn die Nabelschnur auspulsiert). An der Abteilung für Geburtshilfe im gibt es die Möglichkeit der Nabelschnurblutspende. In diesem Fall wird die Nabelschnur nach etwa 1-2 Minuten abgeklemmt. In den anderen Fällen wird die Nabelschnur auf Wunsch der Eltern nach dem Auspulsieren, in fast allen Fällen, entweder vom Partner oder der Mutter durchtrennt, sodass es zeitlich von diesen abhängt.

4 Seite / Pag. 4 Im erfolgt die Abnabelung nach ca. 1 bis 2 Minuten nach der Geburt. Zu Frage 7: Wie hoch ist die Rate der stillenden Mütter nach 3 bzw. 6 Monaten nach der Geburt in den einzelnen Krankenhäusern Südtirols? Nach 3 Monaten: ausschließliches Stillen an der Brust: 69,3% Stillen und Zufüttern adaptierter Säuglingsnahrung: 14,22% Ausschließlich adaptierte Säuglingsnahrung: 14,71%. Nach 6 Monaten: ausschließliches Stillen an der Brust: 10,67% Stillen und Zufüttern fester Nahrung: 47,48% Adaptierte Säuglingsnahrung und feste Nahrung: 26,53% Stillen und Zufüttern adaptierter Säuglingsnahrung und fester Nahrung: 13%. Die Rate der stillenden Mütter bei der Entlassung im liegt bei 85 %. 90% der Wöchnerinnen verlassen stillend das (es ist von der WHO als kinderfreundliches Krankenhaus zertifiziert); die Daten wieviele Mütter nach 3 bzw. 6 Monate noch stillen werden von den Mütterberatungsstellen in den einzelnen Sprengeln erhoben und liegen derzeit nicht vor. Es gibt im Gesundheitsbezirk Bruneck zu dieser Fragestellung keine offizielle Datenerhebung. Die Abteilung Geburtshilfe ist allerdings seit 2015 nach UNICEF Kriterien als Baby Friendly Hospital zertifiziert und fördert in diesem Zusammenhang das Stillen in jeder erdenklichen Weise. Bei der postpartalen Visite (6 bis 8 Wochen nach der Geburt) im geben in etwa 80% der Müttern an ihre Kinder zu stillen. Zu Frage 8: Wie wird in den Geburtshilfestationen Südtirols mit dem Wunsch der Frauen nach einer selbstbestimmten Geburt umgegangen? Wird normalerweise ein Geburtsplan mit der Hebamme erstellt? Was kann eine Frau tun, wenn sie sich in ihren Wünschen nicht angenommen fühlt? Werden hierzu Rückmeldungen systematisch eingeholt und evaluiert? Informationen zur physiologisch ablaufenden Geburt werden der Patientin bereits bei den Terminkontrollen übermittelt. Während des Aufenthaltes der Patientin geht die jeweilige Bezugshebamme auf Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen ein. Die Betreuung unter der Geburt, die Geburt selbst und des Wochenbettes ist sehr individuell, wobei in jeder Entscheidung die Patientin miteinbezogen wird. Die Bezugshebamme erarbeitet keinen Geburtsplan, da sich die Situation von einen Moment zum anderen ändern könnte, aufgrund mütterlicher, fetaler Faktoren oder beiden. Durch die

5 Seite / Pag. 5 kontinuierliche Beobachtung, Befragung und körperliche Untersuchung erhält die Bezugshebamme unter der Geburt, im Wochenbett einen Einblick über die Effektivität des Behandlungsprozesses und kann zusammen mit der Patientin und dessen Partner die weiteren kurzfristigen Ziele und Vorgehensweisen besprechen. Ziel ist es die Patientin aktiv in den Behandlungsprozess miteinzubinden. Wenn eine Frau sich ihren Wünschen nicht angenommen fühlt oder wenn die Geburt nicht ihren Vorstellungen entsprach, zum Beispiel aufgrund einer dringenden Sektio/Notsektio oder Saugglockengeburt, wird versucht das Geschehene im Wochenbett zusammen mit der Bezugshebamme aufzuarbeiten. Bei Bedarf wird von der Möglichkeit der "Geschützten Entlassung" Gebrauch gemacht, mit welcher die Patientin im Sprengel von der Hebamme weiterbetreut wird. Im Rahmen der Geburt stehen im Meraner Krankenhaus die Frau ihr Partner und das Kind im Zentrum des Geschehens. Es ist selbstverständlich dass man auf die Wünsche der Frauen eingeht, das Krankenhaus erklärt ihr sein Vorgehen, man weist sie aber auch auf Risiken und Gefahren hin, wenn diese Empfehlungen abgelehnt werden. Der Umgang mit Gebärenden ist Ausdruck des Respektes für Mutter und Kind. Die überproportionale Anzahl von Frauen, die an der Abteilung gebären (1353 Geburten im Jahr 2015) ist für das Krankenhaus Freude und auch Bestätigung seiner Arbeit. Frauen haben die Möglichkeit durch einen Fragebogen die Betreuung bei Geburt und Wochenbett zu bewerten. Auch hier ist die Zustimmung und Lob für die Arbeit ausgesprochen häufig. Im werden in der Schwangerschaft neben den Arztvisiten auch 3 Hebammenvisiten (in der 18., 27. und 38. SSW) durchgeführt, 4 Wochen nach der Geburt noch eine weitere, bei Bedarf auch noch frühere oder mehrere. Im Rahmen der Hebammenvisiten werden sämtliche Fragen der werdenden Eltern ausführlich und verständlich beantwortet und es wird eine eingehende Aufklärung über die physiologische Geburt (Geburtspositionen, Wassergeburt, Schmerzbehandlung etc.) durchgeführt. Während der Geburt werden die Gebärende und der Partner im Sinne der Selbstbestimmung über alle Maßnahmen und Entscheidungen schriftlich und mündlich miteinbezogen. Bonding wird im selbstverständlich praktiziert, sowohl nach spontaner Entbindung als auch im Operationssaal nach Kaiserschnitten. Jede Patientin wird aufgefordert, vor der Entlassung einen anonym ausgefüllten Bewertungsbogen als Rückmeldung auszufüllen. Diese Bögen werden alle 3 Monate analysiert und evaluiert. Die Frau wird während der Schwangerschaft vom Gynäkologen und von der Hebamme gemeinsam betreut. In den verschiedenen individuellen Gesprächen und Beratungen rund um die Geburt werden Wünsche und Vorstellungen der Frau bzw. der werdenden Eltern berücksichtigt und nach Möglichkeit umgesetzt. Fragebögen in der Schwangerschaft und nach der Geburt ermöglichen den Frauen bzw. dem Paar, jederzeit die eigene Meinung und Rückmeldungen über Zufriedenheit der Betreuung zu äußern. Auch dies geschieht im Rahmen der Zertifizierung Baby Friendly Hospital und hat sehr gute Zufriedenheitswerte bei den betreuten Müttern bzw. Paaren ergeben. Im versucht man den Wunsch der zukünftigen Mutter bzw. des Paares was den Geburtsmodus betrifft, zu respektieren. Sofern keine medizinischen Gegenanzeigen bestehen wird primär eine Spontangeburt angestrebt. Im Falle eines Wunschkaiserschnittes wird durch ein ausführliches Beratungsgespräch auf Alternativen verwiesen (z.b. Möglichkeit einer Schmerzerleichterung unter der Geburt). Abgesehen davon wird jede Schwangere von vorne herein zu einer anästhesiologischen Visite geschickt, um eine eventuelle Periduralanästhesie in

6 Seite / Pag. 6 Anspruch nehmen zu können. Sofern keine medizinischen Gegenanzeigen für eine vaginale Geburt bestehen, wird die zukünftige Mutter von der Hebamme (Hebammensprechstunde) sowie vom Arzt (Terminkontrollen) auf eine vaginale Geburt hin vorbereitet, wobei erst ab einer Terminüberschreitung (ET +10) einleitende Maßnahmen empfohlen werden. Die Frau, die sich in ihren Wünschen nicht angenommen fühlt, hat verschiedene Möglichkeiten: Gespräch mit dem Primar, mit Hebammen, Mitteilung in schriftlicher Form anonym oder nicht anonym an die Beschwerde- bzw. Mitteilungsstelle. Nachdem ein Großteil der Mütter zur postpartalen Visite erscheinen, hat das Krankenhaus einen sehr guten Überblick über das Geburtserlebnis. Sofern die Mütter nicht spontan ihr positives Feedback ausdrücken, wird nach der Bewertung des Geburtserlebnisses gefragt. Mit freundlichen Grüßen Dr. in Martha Stocker Landesrätin (mit digitaler Unterschrift unterzeichnet)