Konfliktarten. SE-Didaktik des Psychologieunterrichts Mag. Dr. Tamara Katschnig Matr.Nr.: Stud.Kennz.:
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- Jutta Beyer
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1 SE-Didaktik des Psychologieunterrichts Daniel Pirker Mag. Dr. Tamara Katschnig Matr.Nr.: Stud.Kennz.: Konfliktarten Klasse: 7. Klasse Lehrplanbezug: Motive menschlichen Handelns erörtern Konfliktbewältigung, Umgang mit Frustration Entstehung und Formen von Aggression und Gewalt Stundentyp: Neudurchnahme Inhaltliche Vorbereitung: In dieser Unterrichtseinheit soll eine systematische Einführung von Konfliktarten nach K. Lewin und F. Glasl durchgeführt werden. Hierzu werden die SchülerInnen in Kleingruppen eingeteilt, Kärtchen mit beispielhaften Konfliktursachen und Beispielkonflikten ausgeteilt, welche den vorgegebenen Konflikten zugeordnet werden sollen. Weiters soll in der Gruppe jeweils ein eigenes Beispiel für die behandelten Konflikte erarbeitet werden. Lehr-/Lernziele: Die SchülerInnen sollen unterschiedliche Konfliktarten nennen können. Die SchülerInnen sollen in der Lage sein, Konflikte systematisch nach Streitgegenstand, Erscheinungsform, Eigenschaften der Konfliktparteien einteilen zu können Die SchülerInnen sollen die behandelten Konflikte charakterisieren und miteinander vergleichen können. Stundenbild: Feininhalt Methode Medien Zeit Organisatorisches Einleitung der Stunde Lehrer-Schüler-Gespräch Gruppeneinteilung Verteilen des Arbeitsauftrags sowie der einzeln (ausgeschnittenen) Karten mit den möglichen Konfliktursachen / Beispielkonflikten Aufgabenerklärung: In der Gruppe sollen die SchülerInnen ihre erhaltenen Karten den jeweiligen Konfliktarten zuordnen, sowie ihre Entscheidung begründen. Zusätzlich soll ein eigenes, dazugehöriges Beispiel für die behandelten Konflikte erarbeitet werden. Gruppenarbeit Karten und Arbeitsblatt Besprechung der Ergebnisse Lehrer-Schüler-Gespräch 5 Einteilung der Konflikte nach den Konfliktparteien, Streitgegenstand, Erscheinungsform; Einführung und Erklärung der Begriffe: heiße/ kalte/ latente/ manifeste Konflikte Lehrervortrag Fragend-Entwickelnder- Unterricht Tafel Zusammenfassung Lehrervortrag
2 Unterrichtsmaterial (dient als Vorlage zum Ausschneiden der für die Gruppenarbeit benötigten Karten) Konfliktkarten Ursachen Beispiele Innerer Konflikt Eine Person muss sich zwischen mindestens zwei Zielen entscheiden, die ihm gleichermaßen erstrebenswert erscheinen, sich jedoch nicht gleichzeitig realisieren lassen. Man muss sich zwischen zwei zeitgleich stattfindenden Konzerten entscheiden. Zwei Wahlmöglichkeiten wirken auf eine Person gleichermaßen abstoßend. Man steht vor der Wahlmöglichkeit, entweder den Rasen zu mähen oder das Zimmer aufzuräumen. Ein Objekt wirkt auf eine Person sowohl anziehend als auch abstoßend. Man will ins Kino gehen, möchte aber kein Geld ausgeben. Sozialer Konflikt Zwischenmenschliche Konflikte, in die zwei Personen oder kleine Gruppen,(z. B. eine Familie oder Freundesclique), verwickelt sind. Nachbarin laute Musik spielt. Interessenkonflikt Mindestens zwei Parteien haben Interesse an einer Sache, die allerdings nur für eine Person zu erreichen ist (Konkurrenz). Nachbarin laute Musik spielen. Wertekonflikt Wenn Menschen grundsätzlich andere Wertvorstellungen, ein anderes Weltbild usw. haben (Religion, Ideologie, Ethik); Homosexuelle sollen nicht heiraten dürfen; Frauen gehören hinter den Herd; Rollenkonflikt Im Berufs- und Alltagsleben werden einer Person Aufgaben, Zuständigkeiten, Erwartungen, Rechte und Pflichten auferlegt. Die Heimleitung erwartet von der Pflegekraft eine rationelle, zeitsparende und kostengünstige Pflege. Die BewohnerInnen erwarten von der Pflegekraft hingegen Zeit für Pflege und Gespräche. Beziehungskonflikt Der Konflikt resultiert aus unterschiedlichen Gefühlen zwischen Menschen, aus Missverständnissen in der zwischenmenschlichen Kommunikation, in Beziehungen (Vorurteile). Unglücklich verliebt sein, vom Partner verlassen werden, von der Mutter verhätschelt werden,...
3 Arbeitsauftrag: Konfliktarten 1.) Ordnet die einzelnen Konfliktursachen und Beispiele den jeweiligen Konflikten zu. 2.) Überlegt euch zu jedem Konflikt ein eigens Beispiel. Konfliktkarten Ursachen Beispiele Innerer Konflikt Sozialer Konflikt Interessenkonflikt Wertekonflikt Rollenkonflikt Beziehungskonflikt
4 SchülerInnenhandout (wird nach der Gruppenarbeit ausgeteilt; dient zur Sicherung der Ergebnisse bzw. als weitere Arbeitsgrundlage) Konfliktarten Konfliktkarten Ursachen Beispiele Innerer Konflikt Kurt Lewin unterscheidet drei mögliche Formen. Annäherungs-Annäherungs-Konflikt Eine Person muss sich zwischen mindestens zwei Zielen entscheiden, die ihm gleichermaßen erstrebenswert erscheinen, sich jedoch nicht gleichzeitig realisieren lassen. Man muss sich zwischen zwei zeitgleich stattfindenden Konzerten entscheiden. Meidungs-Meidungs-Konflikt Zwei Wahlmöglichkeiten wirken auf eine Person gleichermaßen abstoßend. Man steht vor der Wahlmöglichkeit, entweder den Rasen zu mähen, oder das Zimmer aufzuräumen. Annäherungs-Meidungs-Konflikt Ein Objekt wirkt auf eine Person sowohl anziehend als auch abstoßend. Man will ins Kino gehen, möchte aber kein Geld ausgeben. Sozialer Konflikt Zwischenmenschliche Konflikte, in die zwei Personen oder kleine Gruppen (z. B. eine Familie oder Freundesclique), verwickelt sind. Nachbarin laute Musik spielt. Interessenkonflikt Mindestens zwei Parteien haben Interesse an einer Sache, die allerdings nur für eine Person zu erreichen ist (Konkurrenz). Nachbarin laute Musik spielen. Wertekonflikt Wenn Menschen grundsätzlich andere Wertvorstellungen, ein anderes Weltbild usw. haben (Religion, Ideologie, Ethik); Homosexuelle sollen nicht heiraten dürfen; Frauen gehören hinter den Herd; Rollenkonflikt Im Berufs- und Alltagsleben werden einer Person Aufgaben, Zuständigkeiten, Erwartungen, Rechte und Pflichten auferlegt. Die Heimleitung erwartet von der Pflegekraft eine rationelle, zeitsparende und kostengünstige Pflege. Die BewohnerInnen erwarten von der Pflegekraft hingegen Zeit für Pflege und Gespräche. Beziehungskonflikt Der Konflikt resultiert aus unterschiedlichen Gefühlen zwischen Menschen, aus Missverständnissen in der zwischenmenschlichen Kommunikation, in Beziehungen (Vorurteile). Unglücklich verliebt sein, vom Partner verlassen werden, von der Mutter verhätschelt werden,...
5 Theoretischer Input: 1. Definition Konflikt Das Wort Konflikt kommt von dem lateinischen Substantiv conflictus, und bedeutet ganz allgemein so viel wie das Aneinanderschlagen, der Zusammenstoß im weiteren Sinne, Kampf, Streit. 1 Da sich jedoch verschiedene wissenschaftliche Disziplinen (Politikwissenschaften, Soziologie, Psychologie,...) jeweils mit unterschiedlichen Aspekten von Konflikten beschäftigen, gibt es keine einheitliche Definition des Konfliktbegriffs. 2 Umgangssprachlich wird das Wort Konflikt meist mit der Bedeutung Zwiespalt, (innerer) Widerstreit Zerwürfnis, Streit, Auseinandersetzung 3 verwendet. 2. Einteilung von Konflikten Für die Einteilung von Konflikten lassen sich in der Fachliteratur, bedingt durch die sich auf unterschiedliche Weise damit beschäftigenden wissenschaftlichen Disziplinen, unterschiedliche Klassifikationssysteme finden. Im folgenden Text wird die Einteilung nach F. Glasl verwendet, welcher Konflikte nach den Eigenschaften der Konfliktparteien, Streitgegenstand, sowie nach der Erscheinungsform unterscheidet 4 : 2.1 Unterscheidung nach den Konfliktparteien Intrapersonale Konflikte (innerer Konflikt) Bei dieser Art von Konflikt ist nur eine Person betroffen, wodurch sich dieser Konflikt innerhalb des Individuums abspielt. Eine weitere Einteilung von inneren Konflikten wurde vom deutsch-amerikanischen Psychologen Kurt Lewin ( ) vorgenommen. Er ging in seiner Feldtheorie von der Grundannahme aus, dass wir uns von manchen Dingen in der Umwelt hingezogen bzw. abgestoßen fühlen, wodurch das Verhalten (Handeln) eine Funktion von Person und Umwelt ist. Aufgrund dieser Annahme unterscheidet Lewin drei mögliche intrapersonale Konflikttypen: Appetenz-Appetenz-Konflikt (Annäherungs-Annäherungs-Konflikt) Dieser Konflikt ergibt sich, wenn zwei Objekte in der Umwelt, ausgehend von einem intrapersonalen Spannungszustand, eine positive Valenz (Valenz repräsentiert die Anziehung bzw. Abstoßung eines Objekts) annehmen. Die betroffene Person muss sich hierbei zwischen mindestens zwei Zielen entscheiden, die ihm gleichermaßen erstrebenswert (wertvoll) erscheinen, sich jedoch nicht gleichzeitig realisieren lassen. Bsp.: Sich zwischen zwei zeitgleich stattfindenden Konzerten entscheiden zu müssen; Diese Art von Konflikten ist relativ leicht lösbar, da alle Alternativen positiv sind. Nähert man sich hier einem Objekt an, so wird dessen positive Valenz größer, wodurch es zur Lösung des Konflikts kommt. Aversions-Aversions-Konflikt (Meidungs-Meidungs-Konflikt) In diesem Konflikt nehmen zwei Objekte eine negative Valenz an und wirken auf die betroffene Person daher gleichermaßen abstoßend. Bsp.: Man steht vor der Wahlmöglichkeit, entweder den Rasen zu mähen, oder das Zimmer aufzuräumen Vgl.: 3 Vgl.: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache: 4 Vgl.: Glasl, Friedrich; Konfliktmanagement-Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater; 8., aktualisierte und ergänzte Auflage; Haupt Verlag Bern, Stuttgard,Wien; 2004; S 53f
6 Diese Art von Konflikt wird als eher stabil beschrieben. Bewegt man sich hier auf ein Objekt zu, so wird dessen negative Valenz noch größer, wodurch die betroffene Person zwischen den beiden Alternativen hin-und her schwanken kann. Appetenz-Aversions-Konflikt (Annäherungs-Meidungs-Konflikt) Diese Art von Konflikt unterscheidet sich im Hinblick zu den anderen Konflikten dadurch, dass es sich hier um nur ein Objekt handelt, welches sowohl eine negative als auch positive Valenz aufweist. Bsp.: Man will ins Kino gehen, möchte aber kein Geld ausgeben. Auch diese Art von Konflikt wird als relativ stabil beschrieben. Lewin erwartet in dessen Verlauf, dass sich die betroffene Person zunächst auf das Ziel hinbewegt, dieses dann aber wegen der unterschiedlich starken Zunahme der Annährungs-Vermeidungsstendenzen jedoch meidet. Zur Lösung des Konfliktes können hier eine ganze Reihe von Faktoren, z. B. ein Ziel gewinnt an Attraktivität, beitragen Soziale Konflikte Ein Sozialer Konflikt ist eine Interaktion zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen usw.), wobei wenigstens ein Aktor eine Differenz bzw. Unvereinbarkeiten im Wahrnehmen und im Denken bzw. Vorstellen und im Fühlen und Wollen mit dem anderen Aktor (den anderen Aktoren) in der Art erlebt, dass beim Verwirklichen dessen, was der Aktor denkt, fühlt oder will, eine Beeinträchtigung durch einen anderen Aktor (die anderen Aktoren) erfolge Unterscheidung nach dem Streitgegenstand Der Streitgegenstand ist für Glasl einer der Hauptaspekte zur Konflikteinteilung. Mögliche Streitgegenstände wären z. B. unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse, Werte, Glaube usw.; 2.3 Unterscheidung nach den Erscheinungsformen Die Einteilung anhand der Erscheinungsform von Konflikten berücksichtigt, dass sich Konflikte auch bei identem Konfliktgegenstand (Streitgegenstand) unterschiedlich äußern können. Latente Konflikte und manifeste Konflikte Ein latenter Konflikt zeichnet sich dadurch aus, dass der Konflikt zwar schon vorhanden ist und auch wahrgenommen werden kann, jedoch noch nicht offen ausgetragen wurde (schlummern im Verborgenen). Im Vergleich dazu, handelt es sich beim manifesten Konflikt um einen offenen Konflikt, welcher sich schon in einem Konfliktverhalten äußert. 7 Heiße und kalte Konflikte Abhängig von der emotionalen Beteiligung können Konflikte in heiße bzw. kalte Konflikte unterteilt werden: In einem heißen Konflikt sind die Parteien gefühlsmäßig stark engagiert, sind von ihrem Standpunkt überzeugt und versuchen, die Gegenpartei umzustimmen. Im Gegensatz dazu, haben die Parteien in einem kalten Konflikt resigniert, verkehren so wenig wie möglich miteinander und die direkten Begegnungen finden nicht mehr statt. 8 5 Vgl. 6 Glasl, Friedrich; Konfliktmanagement-Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater; 8., aktualisierte und ergänzte Auflage; Haupt Verlag Bern, Stuttgard,Wien; 2004; S 17 7 Vgl.:Jehle, Nadja; Konflikte innerhalb von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften-Eine empirische Untersuchung branchenspezifischer Einflussfaktoren;1 Auflage; Deutscher Universitätsverlag, Innsbruck; 2007; S Vgl.: Glasl, Friedrich; Konfliktmanagement-Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater; 8., aktualisierte und ergänzte Auflage; Haupt Verlag Bern, Stuttgard,Wien; 2004; S 77fff
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