Kohle Keine Rolle im Klimaschutz?
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- Carl Gärtner
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1 Kohle Keine Rolle im Klimaschutz? Alstom-ECONSENSE: Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft - Nachhaltigkeitsstammtisch, 25. Juni 2014 Dr. Frank Umbach Associate Director of EUCERS (London); Senior Associate, CESS GmbH (München) & Non-Resident Senior Fellow, U.S. Atlantic Council (Washington D.C.) Umbach@CESS-NET.EU 1
2 Einleitung Kohle in Europa und den USA weitgehend als Klimaschutzkiller stigmatisiert; Gegensatz zur energiepolitischen Bedeutung in der Gegenwart selbst in Europa und Deutschland als zweitwichtigsten globalen und europäischen Energieträger (nach Erdöl); Neue EU-Debatte: EU-Subventionen für Exporte von Kohlekraftwerken? - Gegensatz zu den USA? Fragen: Welche Rolle spielt Kohle in der globalen Energieentwicklung der Gegenwart und mittelfristigen Perspektive bis 2035? Klimaschutz zulasten von Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit? Kohlendioxidabscheidung und -speicherung (CCS) keine Zukunft? Heimische Emissionen versus Carbon Leakage? Welche Bedeutung hat die Effizienz moderner Kohlekraftwerke für die globale Energieversorgung? 2
3 Kohle-Renaissance in Europa USA-Kohleexporte nach Europa: : Kohleanteil im US-Energiemix von 22,5% auf 18.1% gefallen : Verdoppelung aller Kohlenexporte auf 120 mt; Nach Europa: : fast Verdoppelung von 32% auf 58% aller Kohlenexporte; : +29%. EU-Kohlemarktentwicklung: Deutschland: Kohleverbrauch : +8%; Kohleimporte 2013: +7% (44 mt). EU-weite Konkurrenz von Gas gegenüber Kohle: : Gasbefeuerte Stromerzeugung -20%; Kohlebefeuerte: +10%; Gas müsste 40-50% billiger werden, um mit Kohle konkurrieren zu können bzw. bzw. Kohlepreis müsste sich verdoppeln (um ~80 US$ pro Tonne in 2013); ETS-Reform allein wäre nicht ausreichend, um Gas in Kraftwerkserzeugung wettbewerbsfähig zu machen. 3
4 Energietrias/Energietrilemma Die drei Determinanten der Energiesicherheit Beachtung des Gleichgewichts zwischen den 3 Faktoren notwendig! Industriell- Technologische Politik- Determinanten (RES) Wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Versorgungssicherheit Energie- Sicherheit Nachhaltige Umwelt- und Klimapolitik Öffentliche Akzeptanz???
5 Europas Energieimportabhängigkeiten Quelle: European Commission
6 Die neue Energiestrategie der Europäischen Kommission vom Januar 2014 Nur noch zwei Leitziele gegenüber der Strategie des EAP von 2007: Verbindliche Emissionsreduzierung auf 40% bis 2030 erweitert (hierfür auch umfangreichere ETS-Reform, die aber erst ab 2021 vollständig wirksam wird). gleichzeitig verbindliches 27%-Ausbauziel für die Erneuerbaren Energieträger auf der EU-Ebene; doch soll dieses nicht wie im Energieaktionsplan von durch verbindliche Zielvorgaben für die 28 Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Begründung: weitgehend technologieneutrale Politik, die pragmatischer und flexibler gegenüber den Mg-Staaten ist; obliegt diesen selbst, wie sie das Emissionsziel der Reduzierung von 40% erreichen wollen (Ausbau der EE oder durch Förderung anderer Energieträger sowie Maßnahmen); beunruhigenden Aussicht, dass sich die Energiesystemkosten von 12,8% des EU-BIP in 2010 weiter auf 14% bis 2030 erhöhen werden. 6
7 Weltreserven von Energierohstoffen Endlichkeit 2013 (R/P Ratio): Rohöl: 53 Jahre Gas: 56 Jahre Kohle: 109 Jahre Quelle: WEC-Deutschland, 2013
8 Zuwachs der Primärenergiequellen bei der Weltenergienachfrage : rund 50% des Anstiegs des globalen Energieverbrauchs entfiel auf Kohle! Quelle: IEA, WEO 2011.
9 Globale CO 2 -Emissionen: Veränderungen in 2012 EU-THG-Emissionen: 2012: -18% (gegenüber 1990); 2020: ~24% (?) Sources: BP 2014; Interfax-NGD 2014
10 Globale Primärenergienachfrage nach Energieträgern (IEA-New Policy Scenario) IEA-Prognose für 2035: Kohlenachfrage: +60% gegenüber 2010 Level (NP-Scenario); Jährlich EU: -2.6%. Source: IEO-WEO 2013
11 Prognose des Anstiegs der CO 2 -Emissionen nach den drei IEA-Szenarien (2012) Globaler Energieverbrauchsanstieg bis 2035: >30% Source: IEO-WEO 2012
12 Kohlenachfrage Chinas und der übrigen Welt (nach Sektoren und NPS) Neue Kohleoptionen: Kohleflözgas (CBM); Underground Coal Gasification (UCG); Coal-to-Gas (CTG); Coal-to Liquids (CTL). Source: IEO-WEO 2013
13 CO 2 -Emissionsintensität im Kraftwerkssektor und der Stromerzeugung nach Regionen (NPS) Source: IEO-WEO 2013
14 Energie-relevante CO 2 -Emissionen pro Kopf und nach Regionen (2011) Source: IEO-WEO 2012
15 CCU statt CCS: Industrielle Verwendung von CO 2 Source: Interfax/NGD 2014
16 Europas sich wandelnder Energiemix Quelle: European Commission 2013
17 Bedeutung von Kohle in Europa/EU-28 Primärenergienachfrage: 17% Stromerzeugung: 26%; Weltweit größter Produzent von Braunkohle (Lignite): 41%; Kollektiv der global größte Kohleimporteur; Besondere Bedeutung für Versorgungssicherheit (siehe aktueller Ukraine-Konflikt) und Grundlaststabilität; Preiswerter Energieträger (Wettbewerbsfähigkeit) und zudem wichtiger Grundstoff für chemische Industrie; EU weltweit führend bei Clean-Coal-Technologien (Technologieführerschaft droht allerdings verloren zu gehen) und Minentechnologien (weltweiter Marktanteil: >50%); EU-Energiestrategie drei Strategiekomponenten: a. Energieträgerwechsel (Kohle-zu-Gas und EE); b. Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz; c. Einführung/Anwendung von Clean-Coal-Technologien
18 Deutschland: Treibhausgasentwicklung Bisher 23,8% der GHG-Emissionen gegenüber 1990 reduziert (Ziel: 40% bis 2020) 2013: Kohle-befeuerte Stromerzeugung: 45% (höchste seit 2007); Braunkohlenproduktion höchste seit 20 Jahren. Source: Die Zeit 2014
19 Kritische Ökobilanzen u. Versorgungssicherheit I jede Technologieoption gilt es unter Lebenszyklusanalysen untersucht werden. Beispiele: nationale/eu-alleingänge versus globale Dimensionen Einstellung der deutscher Steinkohlenförderung Auswirkungen auf russische Energiepolitik (2006); Europäische Schiefergasförderung, CO 2 -Bilanzen versus russische Gasimporte; Europäische Kohle- und Industriepolitik versus Klimapolitik; Biokraftstoffe und Importe von Energiepflanzen (10%-Ziel der EU kaum noch realistisch); Effizienz Raps: Rapsfeld: nur 40 % der Pflanze kann in Öl umgewandelt werden; Carbon Leakage! Versorgungssicherheit bei Elektromobilität: Neue kritische Importabhängigkeiten bei Elektromobilität (Batterietechnik) wie bei fast allen anderen Grünen Technologien (Erneuerbare Energien, Informations- und Kommunikationstechnologien, Robotik etc.) von kritischen Rohstoffen (insbesondere der Seltenen Erden); China: hat faktisches Produktionsmonopol (<97% der weltweiten Produktion und fast 100% bei der Weiterverarbeitung); faktisches Exportverbot als diplomatisches Druckmittel gegenüber Japan in 10/2010; Versucht Industriepolitisch: weltweite Abhängigkeit von seinen Rohstoffen entgegen seiner WTO- Verpflichtungen für den globalen Aufstieg seiner Staatskonzerne zu nutzen.
20 Kritische Ökobilanzen u. Versorgungssicherheit II Carbon Leakage (Verlagerung von Emissionen ins Ausland): Empirische Studien belegen die Verlagerung von Emissionen durch stetig ansteigende Importe aus dem Ausland und insbesondere aus den Nicht-Kyoto-Ländern; Insbesondere der Metall-, Papier- und Holzindustrie; Beispiel für klimapolitische Trittbrettfahrerei: Deutscher Steinkohlenausstieg 2006 (Auswirkungen auf Russlands Energiepolitik und strategie); Strategische Bedeutung heimischer Energieressourcen: Versorgungssicherheit Wettbewerbsfähigkeit Klimaschutz (unter Berücksichtigung von Lebenszyklusanalysen): Versus Energieimporte (einschl. Gaseinfuhren) Clean Coal-Technologien (einschl. für Exporte).
21 Zusammenfassung und Perspektiven Kohle: Zweitwichtigster globaler und europäischer Energeiträger; Wird Erdöl als weltweit führender Energieträger ab 2017/2020 womöglich ablösen; Mittelfristig keine Welt ohne Kohle Notwendigkeit für Clean Coal- Technologien und CCS/CCU; Bedeutung von CCS jenseits Kohle (Öl, Gas und energieintensive Wirtschaft): muss 20% der Emissionsreduzierungen bis 2050 abdecken; Derzeit keine technollogische Alternative; Bedeutung von CCU (industrielle Verwendung von CO2); Clean-Coal-Technologien leisten wichtigen globalen Klimaschutzbeitrag wie Aufwertung heimischer Ressourcen; Europäische/deutsche Energiepolitik darf sich nicht allein an den Energieund Klimazielen orientieren, sondern muss auch Verasorgungssicherheit und ökonomische Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft bewahren/stärken!
22 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 22
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