Vortragsreihe von Dr. G. Kerler im WS 2009/10 an der Seniorenakademie Heidenheim.



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Transkript:

Vortragsreihe von Dr. G. Kerler im WS 2009/10 an der Seniorenakademie Heidenheim. Geschichte der römischen Kaiserzeit von Tiberius bis zu den Adoptivkaisern. 1. Das julisch-claudische Geschlecht von Tiberius bis Nero (14 68) a. Tiberius (14-37): Kaiser Tiberius (42 v.c. 37 n.c.) Büste im Archaeologischen Nationalmuseum Palermo Sohn der Livia, Adoptivsohn von Augustus; bei Regierungsantritt 55 Jahre alt, hat ein Leben voller militärischer Erfolge, aber auch vieler Zurückweisungen durch Augustus hinter sich; in 2. Ehe mit Julia, der Tochter von Augustus, unglücklich verheiratet; erbt von Augustus 7/12 seines Vermögens, aber auch Livia als Mitregentin; lässt den Senat warten, ob er die Nachfolge annimmt; sein Verhältnis zum Senat ist zerrüttet, obwohl er sich um gutes Einvernehmen bemüht. Außenpolitik: Sein Adoptivsohn Germanicus bemüht sich in Germanien um eine Revision der durch Arminius geschaffenen Fakten. Nach letztlich erfolglosen Feldzügen wird Germanicus 16 abberufen und in den Orient versetzt, wo er 19 stirbt.

erfolgreiche Innenpolitik Probleme seiner Regierungszeit: 1. Nachfolgefrage: Dauerthema seit Tod des Germanicus. Unklarheit wird von Prätorianerpräfekt L. Aelius Sejanus genutzt, der sich selbst zum Nachfolger erheben will, aber von Tiberius hingerichtet wird. 2. Die Arbeitsbelastung des Kaisers, der dringend Helfer braucht, die loyal zu ihm stehen. 3. Die Person des Kaisers: Sein Charakter, seine politischen Fähigkeiten, sein Geschick haben zentrale Bedeutung für eine erfolgreiche Regierung. Tiberius in Capri: Ab 27 zieht sich Tiberius nach Capri zurück und lebt dort in aller Abgeschiedenheit. Rom wird vom Prätorianerpräfekten Sejan bzw. Macro regiert. Bild des Tiberius: ist geprägt von der senatorischen Geschichtsschreibung des Tacitus, Sueton und Cassius Dio: Er gilt als falsch, unberechenbar, grausam, verschlossen und sexuell pervers. Die moderne Geschichtsschreibung hat ihn rehabilitiert. Man bescheinigt seiner Amtsführung Kompetenz, Sorgfalt und Pflichtbewußtsein. b. Caligula(37-41): Urenkel des Augustus, Sohn des Germanicus; Vom Prätorianerpräfekten Macro noch am Todestag von Tiberius als Nachfolger präsentiert; Caligula wird von der Macht des Kaisertums verführt, versteht sich als gottgleicher Herrscher, tritt als Juppiter auf; Prozesswelle gegen Senatoren, deren Vermögen er konfisziert; erstes Beispiel für Caesarenwahn ; ermordet von Prätorianern, Senat verhängt damnatio memoriae c. Claudius (41 54) Kaiser Claudius, geb. 10 v.c, ermordet 54 n.c., regiert von 41-54

Bruder des Germanicus, Onkel des Caligula, von Geburt an körperlich behindert, überlebte als Sonderling die Morde unter Caligula; wird von Prätorianergarde zum Kaiser erhoben, vom Senat bestätigt. Reichspolitik: Beginnt mit Eroberung von Britannien, macht Mauretanien, Thrakien und Noricum zu Provinzen, sichert obere Donau durch Anlage von Kastellen (z.b. Günzburg), sichert Verbindung von Rätien nach Italien durch die via Claudia Augusta, macht Augsburg (Augusta Vindelicorum) zur Hauptstadt Rätiens. Innenpoltik: Schafft erstmals am Kaiserhof eine Verwaltungszentrale, die er mit griechischen Freigelassenen besetzt; verleiht der Oberschicht einiger gallischer Stämme das Bürgerrecht. Viermal verheiratet: in 3. Ehe mit Messalina, die wegen ihrer Intrigen und ihres nymphomanen Lebenswandels berüchtigt war, daraus zwei Kinder: Octavia und Britannicus. Hingerichtet. 4. Ehe mit Agrippina, seiner Nichte. Claudius ernennt sie zur Augusta, adoptiert ihren Sohn Nero und baut ihn als Nachfolger auf, obwohl er in Britannicus einen leiblichen Sohn hat. 54 von Agrippina vergiftet. Seine Regierung wird von Tacitus und Sueton als Zeit der Günstlingswirtschaft und Weiberherrschaft diffamiert. Die moderne Geschichtsschreibung sieht ihn als guten Kaiser. d. Nero (54 68) Kaiser Nero, 37 68, Büste in Glyptothek München Sohn der Agrippina minor und des Cn. Domitius Ahenobarbus, also Ururenkel von Augustus, von Claudius adoptiert und zum Nachfolger aufgebaut, verheiratet mit Octavia, der Tochter von Claudius, 68 Selbstmord. mütterlicherseits Ururenkel des Augustus, bei Regierungsantritt 17 Jahre alt. Regierung bis 59 erfolgt de facto durch den Prätorianerpräfekten Afranius Burrus und den Prinzenerzieher L. Annaeus Seneca; diese Jahre gelten als das ideale Jahrfünft in der Geschichte des Prinzipats. Ab 59 Wunsch nach Selbstregierung: lässt sich von Octavia scheiden, bringt seine Mutter Agrippina um, entmachtet Burrus und Seneca; sieht sich als Künstler, tritt als Sänger und Zitherspieler auf, hält die stadtrömische Plebs durch Spiele bei Laune; baut riesenhaften Palast; lässt sich als Gottkaiser, Herakles und Sol invictus verehren.

Wegen akuter Finanznöte Verschlechterung des Edelmetallgehalts der Münzen; lässt sich in Testamenten als Miterben einsetzen, konfisziert Vermögen der Senatoren. Erfolgreiche Außenpolitik: in Britannien Niederwerfung eines Aufstandes der Königin Boudicca, im Orient Krieg gegen die Parther und Erwerb von Armenien als Klientelkönigtum; 64 großer Brand von Rom, den Nero den Christen anhängt, erste Christenverfolgung der Geschichte, Tod der Apostel Petrus und Paulus. 65: pisonische Verschwörung, Nero beseitigt und enteignet die führenden Köpfe des Senats. 68: Armeen und Statthalter in Gallien, Germanien und Spanien sagen sich von Nero los, Galba wird zum Augustus erhoben, Senat erklärt Nero zum Staatsfeind und verhängt damnatio memoriae. Selbstmord Neros. 2. Das Vierkaiserjahr 68/69: L. Sulpicius Galba, 3 v.c. 69 n.c.., erster Kaiser außerhalb des julischclaudischen Geschlechts, erfolgreicher General, wird von seinen Truppen in Spanien zu Kaiser ausgerufen, verhält sich sehr ungeschickt: weigert sich, Donative an die Soldaten zu zahlen und verlangt gezahlte zurück. Nachfolgefrage: Ernennt nicht Otho zum Nachfolger, der daraufhin eine Verschwörung anzettelt und Galba ermorden lässt. M. Salvius Otho, 32 69, gelangt durch Neros Geliebte Acte in den Kreis um Nero, heiratet Neros spätere Ehefrau Sabina Poppaea, großer Verschwender, stiftet Prätorianer zum Mord des Galba an; verliert gegen Vitellius in der 1. Schlacht bei Bedriacum, Selbstmord Aulus Vitellius (12 69) laut Sueton ein herrschsüchtiger Trunkenbold, Befehlshaber des Heeres in Germania inferior. Lässt sich von seinen Truppen zum Kaiser ausrufen, regiert in Rom, bis Vespasian im Orient von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen wird. Wird in 2. Schlacht von Bedriacum von Vespasian besiegt, anschließend gefoltert und ermordet. Titus Flavius Vespasianus (9 79), am 01.07.69 von seinen Truppen in Jerusalem zum Imperator ausgerufen, vom Senat anerkannt, gründet die Dynastie der Flavier. Fazit des Vierkaiserjahres: Es gibt keine echte Alternative zum Prinzipat. Die Besetzung des Prinzipats wird vom Heer entschieden. Dem Senat bleibt nur die formale Bestätigung und Bestellung des Princeps. Nicht mehr die Prätorianer repräsentieren die Armee, sondern verschiedene Heeresgruppen.

3. Die flavische Dynastie (69 69) a. Titus Flavius Vespasianus (69 79) Kaiser Vespasian, geb. 9, gest. 79, ist der Begründer der flavischen Dynastie Erster Kaiser, der nicht aus dem stadtrömischen Patriziat stammt, sondern aus Italien. Steigt im Heeresdienst auf, gelangt in den Senat; erhält von Nero Oberkommando im jüdischen Krieg, den sein Sohn Titus erfolgreich zu Ende bringt. Erfolgreiche Innenpolitik: Bürgerrechtsverleihungen an romanisierte Oberschicht in den Westprovinzen. Ausbau der kaiserlichen Finanzverwaltung und neue Steuern, umfangreiches Bauprogramm (z.b. Kolosseum). Erfolgreiche Reichspolitik: schafft Straßenverbindungen durch den Neckarraum und gründet eine Linie von Kastellen an Neckar, Schwäbische Alb und Donau (Vorläufer des Limes); wirft Aufstand der Juden in Judaea nieder, zerstört Tempel in Jerusalem b. Titus (79 81) Sohn von Vespasian, erfolgreicher General, große Ausstrahlung (Sueton nennt ihn Liebling des Menschengeschlechts ), problemlose Nachfolge. Zwei Katastrophen: Ausbruch des Vesuvs, Brand Roms Stirbt bereits 81 an einem Fieberanfall c. Domitian (81 96) Bei Regierungsantritt 30 Jahre alt, Bruder des Titus; betont seine autokratische Position und nennt sich dominus et deus, betrachtet sich als Gott auf Erden; übernimmt den Titel censor perpetuus und versucht damit die Senatsaristokratie zu kontrollieren, was starke Spannungen zum Senat bewirkt. Tacitus betrachtet seine Regierung als übelste Zeit des Prinzipats. Innenpolitik: Ausbau der Reichsverwaltung, Urbanisierung und Romanisierung des Reiches, umfassende Bautätigkeit (z.b. Piazza Navona). Außenpolitik: Krieg gegen die Chatten, Eroberung und Sicherung der Wetterau durch Anlage von Kastellen; in Britannien erfolgreiche Kriegführung

durch Agricola, den Schwiegervater von Tacitus. Gegen die Dacer unter König Decebalus Kriege mit wechselndem Verlauf. Fällt 96 einem Attentat am Hofe zum Opfer. 4. Die hohe Kaiserzeit (96 192) Glücklichste Zeit der römischen Geschichte, Zeit der wirtschaftlichen Prosperität, des Wohlstandes, der inneren und äußeren Sicherheit und der Humanisierung des Rechtes. Diese Zeit wurde ursprünglich das Zeitalter der Adoptivkaiser genannt, weil bis zum Jahre 180 die Nachfolge durch Adoption des besten Mannes geregelt wurde. Begriff geht zurück auf Tacitus, ist aber nicht für das ganze Jahrhundert zutreffend. a. M. Cocceius Nerva (96 98) Vom Senat und Prätorianerpräfekten gemeinsam zum Princeps erhoben, betreibt senatorische Politik, führt alimentationes, ein antikes Sozialprogramm für arme und verwaiste Kinder, ein, adoptiert M. Ulpius Trajanus und macht ihn zum Nachfolger. b. M. Ulpius Traianus (98 117). M. Ulpius Traianus, geb. 53 in Italica (Spanien), gest. 117 in Kleinasien. Regiert von 98 117. Unter ihm erreichte das römische Reich seine größe Ausdehnung. Als einziger römischer Kaiser erhielt er den Titel optimus Princeps Büste in Glyptothek München Erster Kaiser, der nicht aus Rom oder Italien stammt, sondern aus Spanien. Erfolgreichster und populärster General der römischen Armee, glänzender Feldherr. Ein Kaiser ganz im Sinne der Prinzipatsideologie: Betrachtet Senat als gleichrangig, erweist ihm alle Ehren, erfüllt die Ideale des römischen Imperialismus Kriege Trajans: Besiegt in zwei Kriegen das Reich des Dacerkönigs Decebalus, gewaltige Beute, versklavt Bevölkerung, richtet Provinz Dacia ein (107), als Siegesdenkmal wird die Trajanssäule errichtet. 106 annektiert er das arabische Hinterland bis zum Euphrat und errichtet die Provinz Arabia: Petra und Palmyra werden römisch. Ab 114 großer

Partherkrieg: Trajan erobert Ktesiphon, die Hauptstadt des Partherreiches und errichtet neue Provinzen Armenia, Assyria und Mesopotamia. Größter Expansionsschub seit Caesar. Das römische Reich erreicht jetzt seine größte Ausdehnung. Innenpolitik: Politik der Urbanisierung und Romanisierung wird intensiviert, die Ritter werden verstärkt zur Reichsverwaltung herangezogen. Einblicke in die Reichsverwaltung geben die Briefe des jüngeren Plinius an Trajan und dessen Antworten. Sie belegen auch die Toleranz des Staates in Glaubensfragen. Nachfolgeregelung: Auf dem Sterbebett adoptiert er Hadrian, der weitläufig mit ihm verwandt ist. Trajan stirbt auf der Heimreise vom Partherfeldzug in Kleinasien. 5. Das Zeitalter der silbernen Latinität Die Zeit nach Augustus ( goldene Latinität ) bis etwa 150 nach Christus wird silberne Latinität genannt. Sie ist geprägt vom Aufstieg der Rhetorik und schätzt den außergewöhnlichen Ausdruck, den Effekt, die Emphase und Antithese mehr als den Inhalt. Bester sprachlicher Repräsentant der silbernen Latinität ist Tacitus, dessen knapper und prägnanter Ausdruck für uns nicht leicht zu verstehen ist. Die silberne Latinität Geschichtsschreibung: P. Cornelius Tacitus (56 nach 117): Werke: Agricola, Germania, Dialogus de oratoribus, Annales, Historien C. Suetonius Tranquillus (70 ca. 140): Werke: De vita Caesarum, de viris illustribus Velleius Paterculus (19 v.c. 30 n.c.): Werk: Historia Romana Rhetorik: M. Fabius Quintilianus (35 95): Werk: Institutio oratoria Aelius Aristides (117 189): Werk: Lobrede auf Rom Sachthemen: S. Iulius Frontinus (um 30-104): Werke: De aquis urbis Romae; strategemata A. Cornelius Celsus: (lebt z.zt. von Tiberius): Werk: De medicina C. Plinius Secundus d.ä. (23 79) C. Plinius Secundus d.j. (62 113) L. Annaeus Seneca d.j. (4 v.c. 65 n.c.)

Die Dichtung der silbernen Latinität Petronius Arbiter, geb. ca. 14 66, erzwungener Selbstmord durch Nero, Autor des Satyricon, eines Abenteuerromans und einer Parodie der Odyssee. Darin enthalten: Gastmahl des Trimalchio. M. Valerius Martialis, geb. 40 in Bilbilis in Spanien, 64 98 in Rom, danach wieder in Spanien, gest. 104, Dichter von 1500 Epigrammen Decimus Iunius Iuvenalis, geb. 67 in Latium, verbannt z.zt. des Domitian gest. 127, schreibt 16 Satiren in 5 Büchern mit ca. 4000 Versen. Berühmt ist aus der 10. Satire der Spruch: Optandum est ut sit mens sana in corpore sano. Silius Italicus, Biographie bekannt aus Pliniusbrief, geb. 26 in Padua, gest. 101 (Selbstmord bei Neapel), 68 Konsul, 77 Proconsul in Asia, Hauptwerk: Punica, längstes Gedicht in Latein in 17 Bänden. Plinius darüber: Es ist geschrieben maiore cura quam ingenio. Marcus Annaeus Lucanus, Neffe Senecas, geb. 39 in Cordoba, gest. durch Selbstmord 65 in Rom, gehörte in den Freundeskreis von Kaiser Nero. Werk: Pharsalia, Epos über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius in drei Büchern. C.Iulius Phaedrus, Freigelassener der Augustus geb. 15 v.c. 50 n.c. Werk: Fabulae Aesopiae, fünf Bücher mit 100 Fabeln, berühmt z.b. der Fuchs und die sauren Trauben.