Zukunft des Schienenpersonen- Fernverkehrs in Baden-Württemberg Ein Vergleich

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Transkript:

Zukunft des Schienenpersonen- Fernverkehrs in Baden-Württemberg Ein Vergleich 1998-2008 Pressekonferenz - 28. Mai 2008 Matthias Lieb Vorsitzender Verkehrsclub Deutschland Landesverband Baden-Württemberg e.v. (VCD)

Zukunft des Fernverkehrs in Baden-Württemberg Anlass der Diskussion Umweltpolitische Rahmenbedingungen Vergleich Fernverkehrsangebot 1998-2008 Folgen für die Fahrgäste Hintergründe Bahnprivatisierung und Grundgesetz Forderungen an die Bundespolitik und an DB AG

Anlass der Diskussion In den letzten Jahren wurde das Fernverkehrsangebot in Baden-Württemberg drastisch ausgedünnt Mit jedem Fahrplanwechsel entfallen weitere Züge, inbesondere im Früh- und Spätverkehr sowie am Wochenende 15. Juni 2008: Wegfall von weiteren 7 Zugverbindungen in Baden-Württemberg KCW-Studie erwartet durch Bahnprivatisierung weitere Kürzung des Fernverkehrsangebotes

Umweltpolitische Rahmenbedingungen Energieverbrauch und Externe Kosten

Umweltpolitische Rahmenbedingungen CO 2 -Emmissionen der Verkehrsträger

Umweltpolitische Rahmenbedingungen Verlagerung von PKW- oder Flugverkehr auf die Schiene hilft, die Klimaschutzziele zu erreichen Energieeffizienz des Schienenverkehrs deutlich höher als beim PKW-Verkehr Steigende Energiepreise schaffen Bewußtsein für Kosten des Autoverkehrs => grundsätzlich positive Rahmenbedingungen für mehr Fahrgäste im Fernverkehr und bessere Fernverkehrsangebote

Fakten 82% der Fahrgäste steigen im Fernverkehr nicht um 52% der Fahrten erfolgen völlig ohne Umstieg Trotz Milliarden-Investitionen in neue Strecken und neue ICE-Züge hat der Fernverkehr der DB AG das Zugangebot um 11% reduziert, gleichzeitig gingen zwischen 1998 und 2008 20% der Fahrgäste verloren. In anderen Ländern sind Verkehrszuwächse im Eisenbahnfernverkehr zu verzeichnen, z.b. in der Schweiz + 30% in den letzten 10 Jahren

Vergleich 1998-2008 Bundesweite Entwicklung im Fernverkehr der DB 400 350 300 250 200 150 100 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Fahrgäste (Mio p.a.) Personenkilometer (*100 Mio p.a.) Zugkilometer (Mio p.a.) Sitzplätze (Tsd)

Vergleich 1998-2008 Fahrplanangebot 1998: Vertaktetes Angebot (tägl. mind. 2-Stunden-Takt): 5 IC/ICE-Linien im Stundentakt (Länge 998 km) 6 IR/D-Linien im 2-Stunden-Takt (1255 km) zzgl. einzelne IR-Züge auf Franken- und Murrbahn sowie einzelne IR-Züge in Urlaubsregionen (Seebruck, Alpirsbach)

Vergleich 1998-2008 Fahrplanangebot 2008: Vertaktetes Angebot (tägl. mind. 2-Stunden-Takt): 2 ICE-Linien im Stunden-Takt (Länge 456 km) 3 ICE-Linien im 2-Stunden-Takt (534 km) 5 IC-Linien im 2-Stunden-Takt (749 km) mit Wochenendausfällen zzgl. IC-Züge in Individuallagen sowie einzelne IC-Züge in Urlaubsregionen (Konstanz, Friedrichshafen)

Vergleich 1998-2008 Anzahl der wöchentlichen Fernzugabfahrten: Veränderung in % 1998-2008 Großstädte in Baden-Württemberg (> 100.000 Einw.) Stuttgart -16% Mannheim - 6% Karlsruhe -14% Freiburg + 9% Heidelberg -34% Ulm -27% Pforzheim -38% Heilbronn -100%

Vergleich 1998-2008 Anzahl der wöchentlichen Fernzugabfahrten: Veränderung in % 1998-2008 Städte in Baden-Württemberg (50-100.000 Einw.) Baden-Baden -36% Göppingen -46% Konstanz -85% Aalen -19% Friedrichshafen -86%

Vergleich 1998-2008 Anzahl der wöchentlichen Fernzugabfahrten: Veränderung in % 1998-2008 Städte in Baden-Württemberg (25-50.000 Einw.) Bruchsal -47% Vaihingen/Enz -21% Weinheim -10% Geislingen/Steige -77% Mühlacker -33% Crailsheim -40% Rottweil -14% Böblingen -100%

Prognose 2018 Ohne eine Änderung der Konzernstrategie bei der DB ist die Entwicklung zur weiteren Schrumpfbahn vorgezeichnet Prognose VCD: Auf Rheintalbahn Mannheim Basel und Mannheim Stuttgart Ulm wird das ICE-Angebot erhalten bleiben, zwischen Strasbourg und Karlsruhe Stuttgart werden zusätzlich wenige TGV verkehren. Der übrige IC-Verkehr wird in 10 Jahren eingestellt sein

Folgen für die Fahrgäste Längere Fahrzeiten Häufigeres Umsteigen Höhere Fahrpreise Beispiel: Pforzheim -München 1998: 10 Direktverbindungen mit IR/IC/EC 2008: nur Umsteigeverbindungen: entweder a) 10 Min. längere Fahrzeit, 30% höherer Fahrpreis* b) 30 Min. längere Fahrzeit, gleicher Fahrpreis* *: um normale Preissteigerungen bereinigt

Bahnprivatisierung und Grundgesetz Teilprivatisierung der Transportgesellschaften der DB verschärft den Renditedruck weiter Ersatzbeschaffung der IC-Züge erfolgt auf Basis von 250 km/h schnellen Triebzügen Auf vielen Strecken ergeben sich keine Fahrzeitverkürzungen durch diese neuen Züge, aber höhere Produktionskosten Tendenz zur weiteren Ausdünnung des Angebotes setzt sich fort

Bahnprivatisierung und Grundgesetz Grundgesetz Art 87 e (4): Der Bund gewährleistet, daß dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen, beim Ausbau und Erhalt des Schienennetzes der Eisenbahnen des Bundes sowie bei deren Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz, soweit diese nicht den Schienenpersonennahverkehr betreffen, Rechnung getragen wird. Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt. Das entsprechende Bundesgesetz existiert nicht!

VCD-Forderungen an die Bundespolitik Der von den Bundesländern am 23.05.2008 eingebrachte Entwurf eines Gesetzes zur Sicherstellung von Eisenbahninfrastrukturqualität und Fernverkehrsangebot - BR-DS 315/08 muss vom Bundestag verabschiedet werden Mindestangebot zur Verknüpfung der Oberzentren, auch am Wochenende und im Früh- und Spätverkehr Die Unterstützung der Bundestagsabgeordneten in Baden-Württemberg ist hierfür notwendig

VCD-Forderungen an die DB Übertragung des Schweizer Modells auf Deutschland: Mehr Direktverbindungen zwischen Ober- und Mittelzentren Mehr Verbindungen im Taktverkehr Konsequente 30-Minuten-Taktverkehre Mit diesem Konzept erwirtschaftet die SBB Gewinne und verdichtet regelmäßig das Angebot.

Kontakt Matthias Lieb Diplom-Wirtschaftsmathematiker Vorsitzender Verkehrsclub Deutschland (VCD) Landesverband Baden-Württemberg e.v. Tübinger Straße 15 70178 Stuttgart Tel.: (0711) 6 07 02 17 Fax: -18 Email: matthias.lieb@vcd-bw.de Internet: www.vcd-bw.de