Wie geht s den Bienen? Und haben Tiere Rechte?

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Transkript:

Wie geht s den Bienen? Und haben Tiere Rechte? Bereits Kinder wissen, dass Honig eng mit dem Leben von Bienen verbunden ist. Welche Zusammenhänge zwischen Bienen und der menschlichen Ernährung jenseits des Honigs bestehen ist jedoch wenigen klar. Die Tatsache, dass Bienen in einigen Regionen der Welt mittlerweile nicht mehr vorkommen, während sie gleichzeitig in anderen Teilen der Welt große Profite für Imkerinnen und Imker versprechen. Warum ist das so? Diese Frage soll in diesem Unterrichtsbeispiel nachgegangen werden. Dabei wird die Frage nach dem Guten Handeln gestellt. Ein Verschwinden der Bienen hätte enorme Auswirkungen auf die Ernährungsversorgung der Menschheit und ist damit Umweltproblem mit globalen Folgen zu sehen. Eine moralische Beschäftigung innerhalb des Ethikunterrichtes bietet eine gute Grundlage für die notwendige Verhaltensänderung. Ziele Die Schüler*innen lernen unterschiedliche Theorien der Moralbegründung kennen, reflektieren diese anhand des konkreten Problems der Bienenzucht. Die Schüler*innen können im Diskurs konkrete moralische Probleme aus dem Blickwinkel unterschiedlicher ethischer Grundpositionen betrachten und die Lösungsansätze der verschiedenen Konzepte miteinander vergleichen und beurteilen. Die Schüler*innen reflektieren ihre Position zum Thema Tierrechte. Die Schüler*innen positionieren sich und können eine eigene Haltung gegenüber Tieren entwickeln. Lehrplananbindung Gymnasium, 10. Klasse Ethik, Lernbereich 1: Wissenschaft, Technik und Verantwortung (Bioethik) Zeitbedarf Gymnasium, 11./12. Klasse Ethik, Lernbereich 2: Fragen nach dem guten Handeln 2 UE á 45min Material und praktische Vorbereitung Anlage Nr. 1: Liste der Filmausschnitte zur Doku More than Honey Anlage Nr. 2: Aufgabenblatt Vergleich von Bienenzüchtern Anlage Nr. 3: Texte zur Tierethik von von C. Cohan und T. Regan Anlage Nr. 4: Aufgabenblatt Vergleich von Bienenzüchtern - Lösungsmöglichkeiten Inhaltliche Vorbereitung Für das Sterben der Bienen der letzten Jahrzehnte sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Zum einen ist es die industrielle Landwirtschaft, die Gifte der chemischen Industrie und nicht zuletzt die Tatenlosigkeit der Politik. Für den einzelnen Menschen gilt es, sein Verhalten den Tieren gegenüber zu überdenken. Denn ohne eine Veränderung des Bewusstseins wird es keine Veränderung des Verhaltens geben. Andreas Ende Wie geht s den Bienen? 1

Die Dokumentation More than Honey von 2012 eignet sich gut um sich diesem Lerngegenstand zu widmen. In dem Film werden verschiedene Personen portraitiert, die Bienen unterschiedlich nutzen. Der Imker Jaggi steht exemplarisch für den Hobbyimker, der stark in der Tradition verhaftet ist und Bienen aus Liebhaberei hält. John Miller hingegen ist Großimker und nutzt seine Bienen betriebswirtschaftlich besonders effizient. Anschließend widmen wir uns zwei philosophischen Stellungnahmen zum Thema Tierrechte. Durchführung 1 Unterrichtseinheit á 45min: 1. Die Lehrkraft gibt eine kurze Einleitung ins Thema Bienensterben. Alternativ kann das Unterrichtsbeispiel Unser Umgang mit den Tieren vorher durchgeführt werden. 2. Die Schüler*innen bekommen alle ihr Aufgabenblatt (Anlage 2: Aufgabenblatt Vergleich von Bienenzüchtern ) 3. Die Schüler*innen schauen sich die Filmsequenzen an, in denen Jaggi spricht. Danach eine kurze Pause zum Ausfüllen des Arbeitsblattes. 4. Die Schüler*innen schauen sich die Filmsequenzen an, in denen Miller spricht. Danach eine kurze Pause zum Ausfüllen des Arbeitsblattes. 5. Einzelne Schüler*innen werden nach den Aufgaben des Arbeitsblattes gefragt, der unterschiedliche Umgang mit den Bienen wird reflektiert. 6. Diskussion im Plenum zum Thema Welche Richtlinien müssen im Umgang mit Tieren unbedingt beachtet werden? (Frage groß in die Mitte legen oder aufschreiben). (Richtlinien werden z.b. im Tierschutzgesetz beschrieben, hier geht es beispielsweise um Artgerechte Haltung, bedürfnisgerechte Ernährung und verhaltensgerechte Unterbringung. Außerdem soll dem Tier keine Schmerzen zugefügt werden. Derjenige oder diejenige, die ein Tier betreut, um eine entsprechende Qualifikation verfügen). Innerhalb des Unterrichtsbeispiels geht es jedoch nicht darum, Gesetzestexte zu lernen, sondern offen zu diskutieren. Daher sind verschiedenste Richtlinien legitim. 7. Die drei wichtigsten Richtlinien werden auf der Tafel festgehalten. 2. Unterrichtseinheit á 45min: 1. Die Schüler*innen arbeiten in Gruppen zusammen. Die Klasse wird in zwei Gruppen eingeteilt. 2. Die Schüler*innen bekommen alle ihr Aufgabenblatt (Anlage 3: Aufgabenblatt Haben Tiere Rechte ) und bearbeiten die Aufgaben. Beide Gruppen lesen beide Texte. Es wird aber vorher gesagt, dass eine Gruppe die Position von Cohen und eine Gruppe die von Regan vertreten soll. 3. Aufgaben für die Gruppenarbeit: 1. Stellt Euch gegenseitig die philosophischen Positionen vor! Versucht die jeweils andere Gruppe von der Position Eures Philosophen zu überzeugen! 2. Untersucht, inwiefern die Auffassungen zu Tierrechten die im Film dargestellte Behandlung der Bienen durch Fred Jaggi und John Miller verändern müssten! Bereitet eine kurze Stellungnahme für das Plenum vor! (4 5 Sätze) Zusammenfassung der Positionen: Carl Cohen: Der Begriff des Rechts ist nur auf den Menschen bezogen, Tiere werden von Cohen auf eine Ebene mit Dingen oder Steinen gestellt. Er zitiert Kant und sagt, dass nur der Mensch die Fähigkeit hat eigene moralische Fähigkeiten zu entwickeln. Die Moral kann auch nur in der Welt des Menschen bestand haben Tom Regan: Alle Lebewesen haben einen eigenen festen Wert, alle sind empfindende Wesen mit einem eigenen individuellen Wohlbefinden. Andreas Ende Wie geht s den Bienen? 2

4. Barometeraufstellung zur Frage: Tiere haben dieselben Rechte wie Menschen (Ja/Nein/Vielleicht); Schüler*innen sollen selbst Stellung nehmen. Kompetenzerwerb Erkennen Die Schüler*innen können aktuelle Konflikte zwischen den Entwicklungsdimensionen Umwelt und Ökonomie aus unterschiedlichen philosophischen Perspektiven analysieren. Bewerten Die Schüler*innen können sich die philosophisch-kulturelle Prägung der eigenen Wahrnehmung bewusst machen und reflektieren ihr eigenes Handeln. Handeln Die Schüler*innen können ihre eigene Mitverantwortung im Dialog und angesichts neuer Erkenntnisse überprüfen und weiterentwickeln. Weiterbearbeitung In der Broschüre Lernen in globalen Zusammenhängen Much more than honey Jahrgangsstufen 9 und 10 (Engagement Global, 1. Auflage 2016) findet man weitere Unterrichtsbeispiele zum Thema Bienen. Exkursionen zu und Gespräche mit lokalen Imkern sind eine gute Möglichkeit, das Gelernte live zu erleben. Hintergrundinformationen für Lehrkräfte Dokumentation More than Honey Broschüre Lernen in globalen Zusammenhängen Much more than honey Jahrgangsstufen 9 und 10 (Engagement Global, 1. Auflage 2016) Zahlreiche Webseiten zum Thema Quelle Überarbeitet für die Anbindung an den sächsischen Lehrplan als Teil des sächsischen Umsetzungsprojektes zum Orientierungsrahmen für den Lernbereich globale Entwicklung Andreas Ende Wie geht s den Bienen? 3

Anlage 1 Filmausschnitte Doku More than honey Rollenfiguren Filmsequenzen Inhalt der Sequenzen Kalifornischer Großimker (John Miller) 07:06-12:20 This is the sound of money - Das Geschäft mit und auf Kosten der Bienen in den Mandelplantagen Kaliforniens 16:51-20:02 39:30-45:32 Schweizer Imker (Fred Jaggi) 02:26-04:55 20:28-23:40 52:35-57:10 Ungezieferbekämpfung in den Mandelplantagen auf Kosten der Bienen Transport der Bienen durch die USA zur Steigerung der Effektivität der Bienenproduktion Artgerechte Bienenhaltung in den Schweizer Bergen Kampf gegen das Vermischen von reinrassigen Ur- Bienenvölkern mit fremden Bienenvölkern Infektionen bei reinrassigen Bienen Gefahr durch fremde Einflüsse oder auch Gefahr durch Inzucht? Andreas Ende Wie geht s den Bienen? 4

Anlage Nr. 2: Aufgabenblatt Vergleich von Bienenzüchtern Fred Jaggi Vergleichsaspekte John Miller Gefühle Gründe für die Haltung wirtschaftlicher Umfang Mittel von Zucht und Haltung Andreas Ende Wie geht s den Bienen? 5

Gruppe Cohen: 1. Lest den Text 2. Stellt euch gegenseitig die philosophischen Positionen vor! Versucht anschließend die jeweils andere Gruppe von der Position Eures Philosophen zu überzeugen! 3. Untersucht, inwiefern die Auffassungen zu Tierrechten die im Film dargestellte Behandlung der Bienen durch Fred Jaggi und John Miller verändern müssten! Bereitet eine kurze Stellungnahme für das Plenum vor! (4 5 Sätze) Carl Cohen Haben Tiere Rechte? Der US-amerikanische Philosoph Carl Cohen (*1931) beleuchtet das Problem einer Tierethik aus einer ganz anderen Perspektive. Dabei setzt er sich direkt mit den Ansichten Tom Regans auseinander, die anschließend dargestellt werden. Tiere können keine Träger von Rechten sein, da der Begriff des Rechts seinem Wesen nach auf den Menschen bezogen ist; er wurzelt in der moralischen Welt des Menschen und hat nur innerhalb dieser Welt Geltung und Anwendbarkeit. Menschen müssen mit Ratten fertig werden in einigen Teilen der Welt nur allzu oft und sie müssen im Umgang mit ihnen von Grausamkeit absehen. Aber von einer Ratte kann ebenso wenig gesagt werden, sie habe Rechte, wie man sagen kann, ein Tisch habe Ehrgeiz oder ein Fels zeige Gewissensbisse. Von einem Schwein oder einem Kaninchen zu sagen, es habe Rechte, bedeutet Kategorien zu verwechseln; es bedeutet, auf dessen Welt eine moralische Kategorie anzuwenden, die nur in der moralischen Welt des Menschen Gehalt haben kann. [...] Menschen dagegen haben zweifellos Rechte. Und an diesem Punkt fragen wir wahrscheinlich, wie dieser Unterschied zu begründen ist. [...] Wir werden [dies] besser einschätzen, wenn wir darüber nachdenken, worin sich denn Handlungen von Menschen und Handlungen von Ratten oder Kaninchen voneinander unterscheiden. Greifen wir [...] auf das Werk Immanuel Kants zurück, können wir mit ihm sagen, dass [...] im Kern menschlichen Handelns ein einzigartig moralische[r] Willen erkennbar ist; wir erkennen die einzigartige menschliche Fähigkeit an, moralische Prinzipien zu formulieren, die unser Verhalten leiten sollen. Menschen können die [ Prinzipien, die wir aufstellen, begreifen, und indem wir diese Prinzipien auf uns selbst ebenso wie auf andere anwenden, zeigen wir die Freiheit des menschlichen Willens. Zit. n. Cohen, Carl: Warum Tiere keine Rechte haben, in: Texte zur Tier- ethik, hrsg. von Ursula Wolf, Stuttgart 2008, S. 51-55. (Hervorh. i. O.) Andreas Ende Wie geht s den Bienen? 6

Gruppe Regan: 1. Lest den Text 2. Stellt euch gegenseitig die philosophischen Positionen vor! Versucht anschließend die jeweils andere Gruppe von der Position Eures Philosophen zu überzeugen! 3. Untersucht, inwiefern die Auffassungen zu Tierrechten die im Film dargestellte Behandlung der Bienen durch Fred Jaggi und John Miller verändern müssten! Bereitet eine kurze Stellungnahme für das Plenum vor! (4 5 Sätze) Tom Regan: Die Begründung von Tierrechten 1 Die Texte des US-amerikanischen Philosophen Tom Regan (*1938) gelten als Klassiker der Tierethik. Mit seinen Ausführungen richtet er sich sowohl gegen Peter Singer, als auch gegen Carl Cohen. [...] Wenn wir davon ausgehen, dass du und ich einen Wert als Individuum haben, dann nennen wir das einen inhärenten 2 Wert. Das zu sagen bedeutet, dass wir etwas mehr und etwas anderes sind als reine Behälter. Um Ungerechtigkeiten wie Sklaverei oder sexueller Diskriminierung nicht den Weg zu ebnen, müssen wir davon ausgehen, dass der inhärente Wert, den alle besitzen, gleich ist ungeachtet von Geschlecht, Rasse, Religion, Geburtsort etc. Ebenso irrelevant für den Wert eines Individuums sind seine Talente oder Fähigkeiten, seine Intelligenz und sein Reichtum, seine Persönlichkeit oder Krankheit, ob es geliebt oder bewundert oder verachtet oder verabscheut wird. Das geniale oder zurückgebliebene Kind, der Prinz und der Arme, der Hirnchirurg und der Obstverkäufer, Mutter Teresa und der skrupelloseste Gebrauchtwagenhändler alle haben einen inhärenten Wert, alle besitzen ihn gleichermaßen, und alle haben das gleiche Recht, mit Respekt behandelt zu werden - und zwar so, dass sie nicht auf den Status von Objekten reduziert werden, die als bloße Ressourcen für andere existieren. Mein Wert als Individuum ist unabhängig von meinem Nutzen für dich. [...] Versuche, diesen Geltungsbereich [von Rechten] nur auf Menschen zu begrenzen, können als fehlerhaft widerlegt werden. Es ist wahr, dass Tieren viele Fähigkeiten fehlen, die Menschen besitzen. Sie können weder lesen, noch hohe Mathematik ausüben oder Bücherregale bauen [...]. Allerdings können dies auch viele Menschen nicht; deswegen gehen wir aber nicht davon aus (und sollten nicht davon ausgehen), dass sie deswegen weniger inhärenten Wert besitzen oder mit weniger Respekt zu behandeln sind als andere. Es sind vor allem die Gemeinsamkeiten, die Menschen miteinander haben, die ganz deutlich und unumstritten einen Wert besitzen, und nicht ihre Unterschiede. Die entscheidende, grundlegende Gemeinsamkeit ist offensichtlich: jeder von uns ist ein empfindendes Subjekt eines Lebens, ein bewusstes Wesen mit einem individuellen Wohlbefinden, das uns unabhängig von unserem Nutzen für Andere etwas bedeutet. Wir wünschen und bevorzugen Dinge, glauben und fühlen Dinge, erinnern und erwarten Dinge. Und all diese Dimensionen unseres Lebens, inklusive Freud und Schmerz, Lust und Leid, Zufriedenheit und Frustration, Weiterleben oder verfrühter Tod all das macht für die Qualität unseres individuell wahrgenommenen und empfundenen Lebens einen Unterschied. Da dasselbe für die Tiere gilt, die uns etwas angehen (etwa jene, die von uns gegessen oder gefangen werden), müssen auch sie als empfindende Subjekte eines Lebens mit einem eigenen inhärenten Wert gesehen werden. [...] So lassen sich in groben Zügen Tierrechte begründen. 1 Frei übersetzt von Sina Rauch und Nina Herz nach Tom Regan: The Case for Animal Rights, in: Peter Singer (Hg.): In Defence of Animals, S. 12-26. Blackwell Publishers, 1985. 2 inhärent: ein fester Bestandteil von etwas. Andreas Ende Wie geht s den Bienen? 7

Anlage Nr. 4: Aufgabenblatt Vergleich von Bienenzüchtern - Lösungsmöglichkeiten Fred Jaggi Vergleichsaspekte John Miller Bienenzucht als Lebensaufgabe Trauer und Mitleid beim Tod der Bienen Er beerdigt seine toten Bienen Gefühle Begeisterung für die Bienen Sie sind nicht schlau aber tolerant Der Tod der Bienen tut ihm nicht mehr so weh wie früher (man muss das Problem des Bienensterben jetzt lösen) Familiäre Überlieferung (Vater war schon Bienenzüchter) Dieser gab sein Wissen weiter Gründe für die Haltung Geld ( fresh printed money ) wirtschaftlicher Wachstum/ Kapitalismus Wenige Bienenstöcke direkt am Hof wirtschaftlicher Umfang Große Plantagen 4000 Bienenstöcke, die 600.000 Dollar wert sind (80% der weltweiten Mangelproduktion ist in Kalifornien 1,5 Mio Bienenvölker) Bienenvölker werden in der Natur gesammelt und in den eigenen Bienenstock gebracht Es wird eine alte Landrasse gezüchtet, die sich über Generationen akklimatisiert hat Mittel von Zucht und Haltung Massiver Einsatz von Pestiziden und Fungiziden Pestizide töten die Brut der Bienen Bienenvölker werden mit LKWs durch ganz Amerika transportiert dadurch verbreiten sich Krankheiten Andreas Ende Wie geht s den Bienen? 8