Rezension Pflege-Report 2015 Schwerpunkt: Pflege zwischen Heim und Häuslichkeit Klaus Jacobs, Adelheid Kuhlmey, Stefan Greß, Jürgen Klauber, Antje Schwinger (Hrsg.) Schattauer GmbH Stuttgart; 284 Seiten Teil I: Schwerpunkt: Pflege zwischen Heim und Häuslichkeit Kapitel 1: Pflegebedürftigkeit: Adelheid Kuhlmey, Stefan Blüher: Herausforderung für spezifische Wohn- und Versorgungsformen - eine Einführung in das Thema Einen alten Baum verpflanzt man nicht, so lautet ein deutsches Sprichwort. Doch bei einer zunehmenden Alterung in der modernen Wissensgesellschaft spielen auch die Themen Pflegebedürftigkeit und Auszug aus der eigenen Wohnung eine gewichtige Rolle. Pflegebedürftigkeit als Zustand höchster physischer, psychischer und sozialer Verwundbarkeit und Verletzbarkeit (Vulnerabilität) ist zu einem zentralen Gesundheitsrisiko in den modernen Gesellschaften des langen Lebens geworden. Angesichts eines zukünftig weiter steigenden Pflegebedarfs stellt sich die Frage, welche Versorgungsformen geeignet sind, wesentliche Anforderungen an gute Pflege und Versorgung zu erfüllen. Zu den grundlegenden Anforderungen gehören dabei eine qualifizierte Pflege, die Stärkung und Förderung noch vorhandener gesundheitlicher Ressourcen, der Erhalt eines Höchstmaßes an Selbstständigkeit und Selbstbestimmung sowie soziale Teilhabe. Die Gestaltung von Lebens-, Wohn- und Versorgungsumwelten kann diesbezüglich als eigenständige Ressource (zugleich auch als Risiko) für den Erhalt von physischer oder psychischer Gesundheit und Selbstbestimmung betrachtet werden. Die häusliche Pflege in der angestammten Wohnumgebung durch nahe Angehörige, eventuell unterstützt durch ambulante Dienste, ist dabei mit Blick auf den Erhalt von Autonomie und Selbstbestimmung die bei Weitem bevorzugte Versorgungsform. Häuslichkeit als Idealbild stellt somit letztlich auch den Bezugspunkt für andere Versorgungsformen außerhalb der angestammten Wohnung dar. Sowohl die Pflege im Heim als auch andere spezielle Wohnformen müssen diesem Bezugspunkt Rechnung tragen, um allgemein akzeptierte Alternativen für die Versorgung in der eigenen Häuslichkeit darzustellen. Gerade für derzeit eher noch randständige Angebote, wie Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenkonzepte u.ä., bieten sich Chancen, das Verhältnis zwischen institutionellen Erfordernissen und individueller Selbstbestimmung neu auszutarieren. Aber auch die vorhandenen Strukturen der stationären Pflege im Heim sind so zu gestalten, dass Häuslichkeit im Sinne eines Qualitätsaspektes in Institutionen entstehen kann. Kapitel 2: Wohnen im Alter: Andrea Teti: Versorgungsformen in der Pflege Im höheren Alter gehört das Wohnen zu den wichtigsten Dimensionen, die die Lebensqualität und die Autonomie beeinflussen. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche S. 1
Wohnformen eine möglichst selbstständige Lebensführung bis ins hohe Alter hinein ermöglichen. Diese Annäherung an dieses Thema erfolgt durch die Vorstellung von klassischen und innovativen Wohnformen im Alter, von Wünschen Älterer in Bezug auf Wohnund Versorgungssituation sowie der gegenwärtigen Verteilung der Wohnformen in der Bundesrepublik Deutschland (Synopse der Wohn- und Versorgungsformen im Alter: S. 22-23) Kapitel 3: Klaus Zok, Antje Schwinger: Pflege in neuen Wohn- und Versorgungsformen die Wahrnehmung der älteren Bevölkerung Dieser Beitrag liefert ein differenziertes Bild der Erwartungen und Vorstellungen der älteren Generation zu den verschiedenen Pflegealternativen zwischen Heim und Häuslichkeit. Hierzu wurde im Sommer 2014 eine (bezogen auf die Altersgruppe 50 80 Jahre) bevölkerungsrepräsentative Grundgesamtheit von 2.006 Personen telefonisch befragt. Der Mehrheit der Befragten ist Pflegebedürftigkeit in der einen oder anderen Form bereits begegnet. 71,5 % finden das Thema sehr wichtig. In der Gesamtschau zeigt sich, dass die Generation 50 plus neuen Wohn- und Angebotsformen grundsätzlich offen gegenübersteht. Mit Ausnahme der Pflege im Ausland werden alle thematisierten Angebote eher als attraktiv denn unattraktiv eingestuft. Betreutes Wohnen stellt die bekannteste Versorgungsform und die mit den höchsten Zustimmungswerten (54,1 %) dar. Assoziiert werden damit professionelle Pflege und eine gute medizinische Versorgung. Fast jeder Dritte (31 %) geht jedoch davon aus, dass ein solches Angebot für ihn zu teuer wäre. Eine hohe Zustimmung erfährt auch das Konzept des Mehrgenerationenhauses (51,8 %). Im Vordergrund steht dabei der soziale Rahmen und die gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt. Im Vergleich dazu fällt die Bewertung von Senioren/Alten-WGs etwas zurückhaltender aus (39,0 % Zustimmung). Auch hier werden Möglichkeiten sozialer Kontakte und das Zusammenleben mit Menschen in einer ähnlichen Lebenslage gesehen, aber auch von rund einem Drittel der Älteren (34,7 %) kritisch bewertet ( alt macht alt ). Der Option einer 24-Stunden-Pflege stehen viele Befragte grundsätzlich eher positiv gegenüber (41,1 %). Der Einschätzung, dass die Qualität und die Betreuung bei einer solchen Pflege oft schlecht seien, widerspricht ein Großteil der Befragten (46,5 %). Im Gegenteil wird mit diesem Versorgungsansatz häufig professionelle Pflege und gute medizinische Versorgung bei Rundumbetreuung assoziiert, wobei die Begleitumstände ( ständiges Zusammenleben mit wechselnden Fremden ) durchaus kritisch gesehen werden. Ein Pflegeheim im Ausland lehnt das Gros der Befragten ab (7,2 % Zustimmung). Gegen dieses Versorgungsmodell spricht aus Sicht der Befragten vor allem eine komplette Aufgabe des bisherigen Lebens. Kapitel 4: Cornelia Heintze: Institutionell ausgerichtete Pflegeversorgung der skandinavische Weg Basierend auf einer gut entwickelten und über Steuern auskömmlich finanzierten kommunalen Infrastruktur bieten die skandinavischen Länder integrativ angelegte öffentliche Care-Dienste, die im Prinzip von der Wiege bis zur Bahre reichen, je nach Altersgruppe aber besonders ausgeprägt sind, so die Autorin, die bereits an anderer Stelle zum skandinavischen Weg zu einem zeitgemäßen Pflegesystem und zum Vergleich zwischen fünf nordischen Ländern und Deutschland publiziert hat (http://library.fes.de/pdf-files/wiso/11337.pdf) S. 2
Die Leistungen richten sich gemäß dem persönlichen Bedarf an die gesamte Wohnbevölkerung. Ein gesellschaftliches Subsidiaritätsprinzip, das der Familie eine primäre Dienstverantwortung und über Rechtsinstitute wie den Elternunterhalt auch Finanzierungsverantwortung zuweist, existiert nicht (mehr). Die Sorgearbeit ist in hohem Maße defamiliarisiert. Sie konzentriert sich auf professionelle häusliche Dienste, die es Senioren ermöglichen, möglichst lange im vertrauten Umfeld wohnen zu verbleiben. Obwohl damit die Reichweite der stationären Pflege weit hinter den ambulanten (häuslichen) Diensten zurücksteht, ist auch der Anteil Älterer, der in Sonderwohnformen versorgt und betreut wird, im Schnitt höher als in Deutschland. Kapitel 5: Petra Fuhrmann, Christoph J. Rupprecht: Pflegebedürftige ältere Menschen Selbstbestimmung stärken, Teilhabe ermöglichen, Lebensqualität erhöhen. Anregungen aus den Niederlanden In der Ausgestaltung der Heimstrukturen gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den Niederlanden und Deutschland. Darüber hinaus nehmen die Kommunen im Bereich der Pflege und in der Altenhilfe eine aktivere Rolle ein als in Deutschland. Alternative Wohn-, Pflege- und Betreuungsformen begegnen dem Wunsch pflegebedürftiger Menschen nach größtmöglicher Selbstbestimmung und Normalität. Neben der Stärkung der häuslichen Pflege durch den Ausbau wohnortnaher Hilfe- und Unterstützungsstrukturen hat die Pflegepolitik in den Niederlanden dem gezielt Rechnung getragen, vor allem auch durch den Umbau von Pflegeheimen und die Weiterentwicklung der Wohn- und Betreuungsangebote für ältere und pflegebedürftige Menschen. So sind kleine Wohneinheiten mit teilweise familienähnlichen Strukturen entstanden. Vergleichbare Ansätze und Entwicklungen sind in Deutschland ursprünglich eher im Bereich von privaten Initiativen zu verzeichnen, mittlerweile werden sie jedoch auch wesentlicher Bestandteil aktueller Reformpolitik. Kapitel 6: Klaus Wingenfeld: Qualität und Qualitätsbeurteilung in der pflegerischen Langzeitversorgung Ca. 20 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung (GPV) liegen zahlreiche Erfahrungen mit der Durchsetzung von Qualitätsanforderungen in der pflegerischen Versorgung und externen Qualitätsprüfungen im Auftrag der Pflegekassen vor. Diese Erfahrungen verdeutlichen die Notwendigkeit, interne Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung und externe Prüfungen auf eine neue konzeptionelle Basis zu stellen. Der Beitrag von Dr. Wingenfeld, Institut für Pflegewissenschaften Bielefeld, nimmt eine Bestandsaufnahme vor und gibt einen Überblick zu ausgewählten Qualitätsfragen, die im Mittelpunkt der Fachdiskussion stehen. Kapitel 7: Thomas Kleina, Annett Horn: Gesundheitsförderung bei Pflegebedürftigkeit. Potenziale und Herausforderungen in der stationären Langzeitversorgung Bei den Nutzern der stationären Langzeitversorgung in Deutschland handelt es sich zumeist um chronisch kranke, multimorbide und funktionsbeeinträchtigte Menschen. Dennoch verfügen diese über förderungswürdige Gesundheitspotenziale. Stationäre Pflegeeinrichtungen tun sich jedoch schwer, geeignete Interventionen zur Gesundheitsförderung ihrer Nutzer zu etablieren. Um hier zu Fortschritten zu kommen, bedarf es eines verbesserten Verständnisses des Konzeptes Gesundheitsförderung und einer sorgfältigeren Berücksichtigung der Fähigkeiten der Nutzer. Das Präventionsgesetz (PrävG) (beschlossen 2015) mit seinen Orientierungen am Lebensumfeld und den Settings: Kita, Schule, Arbeitsplatz und eben auch Pflegeheim bietet hierzu gute Rahmenbedingungen. S. 3
Kapitel 8: Christoph Bräutigam, Michaela Evans, Josef Hilbert: Personalbedarf in Wohn- und Versorgungsformen für Pflegebedürftige Der Beitrag bemüht sich um eine Abschätzung des mittelfristigen Personalbedarfs der verschiedenen Wohn- und Versorgungsformen und bezieht dabei die vermuteten Entwicklungen in sämtlichen Einrichtungen mit pflegerischer Versorgung ein. Nach kurzer Darstellung der derzeitigen personellen Situation wird der mittelfristige Bedarf bis 2030 skizziert. Benötigt werden zusätzlich mindestens 350.000 Personen bzw. ca. 250.000 Vollzeitäquivalente, darunter etwa 132.000 Pflegefachkräfte bzw. 101.000 Vollzeitäquivalente. Diese Zahlen sind als Untergrenze anzusehen. Verschiedene Faktoren könnten den Bedarf deutlich steigern. Im Fokus steht die Notwendigkeit, ausreichend Pflegefachpersonen zu gewinnen. Abb.: Zusätzlicher Personalbedarf bis 2030 nach beruflicher Qualifikation Kapitel 9: Dagmar Dräger: Die Einbindung der Angehörigen von Pflegebedürftigen Angehörige in der häuslichen Versorgungsstruktur stellen eine wesentliche Ressource dar. Die Motivation zur Erbringung von Pflegeleistungen zum Wohl des Pflegebedürftigen ist unverändert hoch und wird nur im geringen Maße unter Zuhilfenahme professioneller Dienste erbracht. Der Wechsel ins Heim erfolgt häufig erst, wenn Angehörige an ihre Leistungsgrenzen kommen. Der Übergang ist für den Angehörigen durch einen Rollenwechsel gekennzeichnet. Bei den häufigen Besuchen können neue Belastungsfaktoren und Konflikte auftreten. Angehörige stellen trotz der Versorgungssicherheit im Heim für den Pflegebedürftigen eine wichtige ergänzende Ressource dar, die in Zukunft weiter gefördert werden sollte, so die Autorin vom Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité - Universitätsmedizin Berlin, die zugleich auch zur Gesundheitsförderung für ältere pflegende Angehörige geforscht hat. Kapitel 10: Susanne Kümpers, Birgit Wolter: Soziale Teilhabe pflegebedürftiger älterer Menschen in innovativen stationären Wohnformen Soziale Teilhabe im Alter (verstanden als Teilhabe und Mitgestaltung im Alltag gemeinsam S. 4
mit anderen Menschen) ist hoch relevant für die Aufrechterhaltung von Alltagskompetenz, psychischer und physischer Gesundheit sowie für die Prävention von Einsamkeit. Altenpflege im Rahmen der Pflegeversicherung im derzeitigen Zuschnitt kann oft nur wenig zur Aufrechterhaltung von sozialer Teilhabe beitragen. Pflegeeinrichtungen sind häufig innerhalb des sie umgebenden Quartiers isoliert. Ambulant wie stationär ist daher das Risiko für fehlende soziale Teilhabe bei pflegebedürftigen Menschen in Deutschland hoch. Innovative Pflege-Wohnformen beanspruchen ein umfassenderes Verständnis von Lebensqualität als herkömmliche Pflegeheime. Der Beitrag beschreibt das Konzept der sozialen Teilhabe und stellt den Zusammenhang zwischen Teilhabe, Gesundheit und Lebensqualität im Alter dar. Zugleich werden die Möglichkeiten (und Grenzen) der Förderung von sozialer Teilhabe in innovativen Pflege- Wohnformen diskutiert und mit Praxisbeispielen illustriert. Kapitel 11: Felix Welti: Pflege zwischen Heim und Häuslichkeit rechtliche Barrieren zur Diversifizierung des Angebots Die sozial-, zivil- und ordnungsrechtliche Regulierung von Diensten und Einrichtungen der Kranken- und (Langzeit-)Pflege führt zu Barrieren einer Diversifizierung des Angebots. Dies liegt vor allem am gegliederten Sozialleistungssystem mit unterschiedlichen Leistungsträgerschaften der Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Sozialhilfe, einer strikten Unterscheidung zwischen ambulanten und stationären Angeboten in allen Rechtsgebieten und einer unzureichenden Integration von Krankenbehandlung, medizinischer Rehabilitation, Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft und Pflege. Es wäre sinnvoll, so der Autor und Professor für Sozial- und Gesundheitsrecht, Recht der Rehabilitation und Behinderung an der Universität Kassel, Pflegeleistungen sozialrechtlich bei den Leistungen zur Teilhabe behinderter Menschen und in deren Koordination einzuordnen und insbesondere die Restriktionen für Persönliche Budgets in der Pflege aufzuheben. Kapitel 12: Dirk Engelmann, Jürgen Gohde, Gerd Künzel: Kooperation und Koordination auf kommunaler Ebene Der demographische Wandel, neue Lebenskulturen und die unzureichende pflegerische Versorgung multimorbider Menschen erfordern eine umfassende Reform der Pflege, die über die Reform der Pflegeversicherung hinausgeht. Pflege muss konsequent auf die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung eigener Kompetenzen ausgerichtet werden und das soziale Umfeld einbeziehen. Den Kommunen als Trägerinnen der Daseinsvorsorge und der kommunalen Altenhilfe kommt bei der Sozialraumgestaltung und wohnortnahen Versorgung eine zentrale Bedeutung zu. Kommunale Leistungen der Altenhilfe müssen ebenso bedarfsgerecht zur Verfügung stehen wie die der medizinischen Versorgung und Pflege sowie Maßnahmen zur Unterstützung der pflegenden Angehörigen. Dieser Wandel erfordert eine am Individuum ausgerichtete koordinierte Versorgungsplanung und eine sozialräumliche Gestaltung, die den Mix professioneller und zivilgesellschaftlicher Hilfen organisiert. Voraussetzung im gegliederten System ist ein Kooperationsmodell, bei dem die Kommunen eine infrastrukturelle und koordinierende Rolle in verpflichtender Zusammenarbeit mit den Pflege- und Krankenkassen wahrnehmen. Die Rahmenbedingungen müssen durch Bundesrecht und ergänzendes Landesrecht geschaffen werden. S. 5
Teil II: Praxisbeispiele Beispiele aus verschiedenen Städten und Regionen geben einen plastischen Eindruck von der Vielfalt von innovativen Wohn- und Quartiersprojekten: Kapitel 13: Thomas Homme: Senioren-Wohngemeinschaften Pflege im kleinen Kreis Kapitel 14: Antje Sörensen: Bremer Heimstiftung alt werden im vertrauten Viertel Kapitel 15: Günter Meyer: Ambulant betreute Wohngemeinschaften. Ein Beispiel aus den Berliner Stadtteilen Schöneberg und Charlottenburg Kapitel 16: Martin Mühlegg: Die Sonnweid Beziehung und Lebensraum sind wichtiger als Konzepte Kapitel 17: Ulrike Mengel-Müller, Sandra Möller, Martin Müller: Das Quartiersprojekt Goethe15sen. in Kassel Kapitel 18: Eckart Schnabel, Christiane Eifert: Die Modellprogramme zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung Impulse für Praxis und Forschung Teil III: Daten und Analysen Kapitel 19: Antje Schwinger, Andrea Waltersbacher, Kathrin Jürchott: Pflegebedürftigkeit in Deutschland Der Beitrag liefert ein ausführliches Bild zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland sowie der gesundheitlichen Versorgung von Pflegebedürftigen. Die Analysen basieren auf der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes sowie auf AOK-Daten, die auf die Bevölkerung hochgerechnet werden. Mit Hilfe der Pflegestatistik werden die Pflegeprävalenzen wie auch die regionale Varianz dieser verdeutlicht. Die auf AOK-Daten basierenden Analysen zur gesundheitlichen Versorgung werden jeweils in Bezug gesetzt zur Versorgung der Nicht-Pflegebedürftige gleichen Alters. Ebenso werden die Analysen nach Schwere der Pflege und Versorgungssetting differenziert betrachtet. Als Kennzahlen zur medizinisch-therapeutischen Versorgung dieses Personenkreises wird die Inanspruchnahme von ärztlichen und stationären Leistungen, risikobehaftete Arzneimittelereignisse wie Polymedikation und Verordnungen gemäß der PRISCUS- Liste (Liste mit all jenen Medikamenten, die für ältere Menschen potenziell ungeeignet sind) sowie Heilmittelleistungen analysiert. Fazit: Der Pflege-Report 2015 Schwerpunkt: Pflege zwischen Heim und Häuslichkeit gibt einen ausführlichen und differenzierten Überblick zum Themenkomplex Pflege in Heim und in Häuslichkeit. So werden zahlreiche Facetten beleuchtet: demographische, (sozial-)kulturelle, sozialräumliche, sozial-, zivil- und ordnungsrechtliche. Dies und die vielfältigen Datenpools und Analysen machen den Pflege-Report 2015 zu einer wertvollen Quelle. Autor der Rezension: Joachim Preißler Dipl.-Philosoph, Dipl.-Gesundheitswissenschaftler Verein zur Förderung von Innovationen in der Gesundheitswirtschaft in der Region Dresden e.v. S. 6