Finanzbuchhaltung Vom Geschäftsvorfall bis zum Jahresabschluss Bearbeitet von Dr. Ursula Müller 2., aktualisierte Auflage 2013. Buch. 276 S. Kartoniert ISBN 978 3 17 022673 9 Format (B x L): 15,5 x 23,2 cm Gewicht: 419 g Wirtschaft > Betriebswirtschaft > Rechnungs-, Prüfungswesen, Bilanzierung schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.
24 10. Grundlagen der Finanzbuchhaltung Und schließlich gibt es reine Leistungsvorgänge: im Rahmen der Erstellung der Betriebsleistungen unterscheiden wir zwei Leistungsvorgänge ohne dazugehörige Zahlungsvorgänge: (1) den Verbrauch bzw. den Gebrauch einer Einsatzleistung und (2) das Erstellen einer Ausbringungsleistung. Weil der Zahlungsvorgang hier begleitend fehlt, werden diese Leistungsvorgänge wohl in der laufenden Finanzbuchhaltung gern vernachlässigt. Wir stellen in der folgenden Tabelle drei verschiedene Kategorien von Geschäftsvorfällen zusammen und erläutern sie anschließend. Kategorie I Kategorie II Kategorie III laufendes betriebliches Geschehen = der planmäßige Vollzug Finanzierung, Investition, Beschaffung von Vorleistungen gegen Entgelt, Verbrauch und Leistungserstellung/ Verkauf von Betriebsleistungen gegen Entgelt an Marktpartner ordentlich erfolgswirksam Transfer und Antizipation zum planmäßig Vollzogenen Aktivierung im Rahmen der Anschaffung bzw. Herstellung sowie das Bilden von ertragsorientierten Rückstellungen und Rechnungsabgrenzungen periodenabgrenzend Korrektur bzw. Anpassung Korrekturbuchungen infolge von Inventurdifferenzen; Anpassungsbuchungen infolge von Datenänderungen und Erwartungsabweichungen außerordentlich erfolgswirksam Die Geschäftsvorfälle der Kategorie I sind dem planmäßigen Wirtschaften, dem laufenden betrieblichen Geschehen verbunden; sie sind ereignisbezogen und fassen eine Mehrzahl von Realtypen aufgrund ihrer übereinstimmenden Merkmale als Leistungs- und/oder Geldvorgang zusammen. Die Kategorie II mit den Geschäftsvorfällen Antizipation und Transfer resultiert aus der Zwecksetzung und Ausgestaltung der Erfolgsermittlungsrechnung. Positive und negative Erfolgsgrößen sollen nach ihrer Zusammengehörigkeit in einem Rechnungsabschnitt ausgewiesen werden. Im Zentrum steht mit dem Ertrag (E) die positive Rechengröße, sie ist die unabhängige Variable. Der Ausweis von Aufwand (A) wird ihr zugehörig erfolgswirksam geregelt. Wir bezeichnen diese Vorgehensweise als den ertragszugehörigen Ausweis des Aufwands [A = f (E)]. Der Erfolgsermittlungsverbund Buchhaltung und Jahresabschluss ist zwar überwiegend als die Abrechnung über vergangenes betriebliches Geschehen zu bezeichnen, jedoch werden in bestimmten Fällen auch negative bzw. positive
28 10. Grundlagen der Finanzbuchhaltung Ein halbes Jahr später wird der Rohstoff im Zuge der Leistungserstellung verbraucht. Dieser leistungswirtschaftliche Vorgang hat einen Erfolgs- und einen Vermögensaspekt. Der Geschäftsvorfall umfasst hinsichtlich dessen erfolgswirksamer Seite die Merkmale (1) tatsächlicher Verbrauch, (2) zu diesem Zeitpunkt und (3) den Betrag der Anschaffungskosten des Rohstoffes bei Zugang. Dieses kategorieverschiedene Merkmalskonstrukt führt zur erfolgswirksamen Soll-Buchung auf dem Erfolgkonto Rohstoffverbrauch, während der Vermögensaspekt den Abgang des Rohstoffes betrifft. Wir erfassen diesen mit der korrespondierenden Haben-Buchung auf dem Aktivkonto Rohstoffe in Höhe des Betrages der Anschaffungskosten [Merkmal (3)] und bewirken damit eine Verringerung des Buch-Vermögens. Die Verbuchung des Rohstoffverbrauchs kann zeitgleich oder aber erst im Zuge der Jahresabschlussarbeiten erfolgen (Teil 3 und 4). Dabei verwendet der Buchhalter stets die historischen Beträge der Anschaffungskosten und nicht den aktuellen Anschaffungspreis-Betrag des Rohstoffes, der höher oder niedriger liegen könnte. Aus diesem Grund nennt man die Finanzbuchhaltung eine pagatorische Rechnung. Wir stellen nachfolgend die Aufzeichnungsmodalitäten für die vier verschiedenen Konten dar. Auf den aktivischen Bestandskonten (Aktivkonten) verbucht man die Rechenbeträge der zugegangenen speicherfähigen Leistungen und der Rechte sowie die aktiven Rechnungsabgrenzungen (arap). Aktivkonto Soll Auf einem aktivischen Bestandskonto wird auf der linken Seite (= Soll) ggf. ein Anfangsbestand verzeichnet. Haben Auf einem aktivischen Bestandskonto werden auf der rechten Seite (= Haben) alle Abgänge gebucht. Alle Zugänge werden ebenfalls im Soll aufgeschrieben. Die Überschriften Soll auf der linken Seite und Haben auf der rechten Seite des Kontos sind historisch zu erklären und ohne inhaltliche Bedeutung. 20 Auf den passivischen Bestandskonten (Passivkonten) bucht man die Rechenbeträge des Eigen- und Fremdkapitals, der Rückstellungen und der passiven Rechnungsabgrenzungen (prap). 20 Vgl. Eisele (2011) S. 79.
13. Das spezielle Aufzeichnungssystem 29 Soll Auf einem passivischen Bestandskonto werden auf der linken Seite (= Soll) alle Abgänge gebucht. Passivkonto Haben Auf einem passivischen Bestandskonto wird auf der rechten Seite (= Haben) ggf. ein Anfangsbestand verzeichnet. Alle Zugänge werden ebenfalls im Haben aufgeschrieben. Die so beschriebene Art des Aufzeichnens bei aktivischen und passivischen Bestandskonten ergibt sich aufgrund der Vorgabe, in der Bilanz die Rechenendbestände für das Vermögen links und diejenigen für das Kapital rechts anzuordnen. Aktiva Rechenendbestände für das Vermögen (= die Endbestände aller Aktivkonten) Bilanz Passiva Rechenendbestände für das Eigen- u. Fremdkapital (= die Endbestände aller Passivkonten) Gewinn Aktivkonto AB Zugänge Abgänge Abgänge Passivkonto AB Zugänge Der eines aktivischen Bestandskontos im Haben wird durch den doppelten Buchungssatz auf die Soll-Seite des Schlussbilanzkontos überführt. Aus dem Schlussbilanzkonto wird dann die Bilanz abgeleitet. Analog verfährt man mit den passivischen Bestandskonten. Die Rechenendbestände der Aktiv- und der Passivkonten (außer das Konto Eigenkapital) bezeichnen wir als Brutto-Bilanzvermögenspositionen; folglich ist mit Netto-Bilanzvermögen das Eigenkapital bezeichnet.