INSTITUT FÜR BETRIEBLICHE FINANZWIRTSCHAFT Johannes Kepler Universität Linz KURS: BANKBETRIEBSLEHRE 249.513 WS 2001/2002 Hausübung 3
Frage 1: Definieren und beschreiben Sie die Problematik des Kundenkonditionsbeitrages und des Fristentransformationsbeitrages! Kundenkonditionsbeitrag: Wenn eine Bank als Unternehmensziel die Maximierung des Gewinnes verfolgt, so wird die Qualität der Bilanzgeschäfte, der Kredit- und Einlagensparten, der Geschäftsstellen und Kundenbeziehungen nun auch an den Kostenersparnissen gegenüber dem Markt gemessen. Es werden dabei die von den Sparten-, Filialleiter und Kundenbetreuer verhandelten Konditionen mit den Marktzinsen für entsprechende Fristenkategorien verglichen, um den aktuellen Nutzen für die Bank zu ermitteln. Die Problematik ist dabei, wie der periodenübergreifende Barwert des Kundenkonditionsbeitrages sachgerecht über die Laufzeit des Kundengeschäftes verteilt werden kann. Fristentransformationsbeitrag: Der Zinsüberschuss der Bank setzt sich nicht nur aus dem von den Verantwortlichen am Markt erzielten Kundenkonditionsbeitrag zusammen, sondern auch aus einem Fristentransformationsbeitrag. Dieser Erfolgsbeitrag resultiert daraus, dass die Bank Sichteinlagen und Spareinlagen auch in längere Anlagefristen transformiert. Er wird den Verantwortlichen für diese Entscheidungen zugerechnet, nämlich derjenigen zentralen Dispositionsstelle, die in der Bank das Bilanzstrukturmanagement so betreibt, dass die Fristentransformation nicht überzogen und die Grundsätze der Bankenaufsicht beachtet werden. Die Bestimmung von Barwerten (sowohl für den Kundenkonditions- als auch den Fristentransformationsbeitrag) setzt für die Zukunft feststehende Cash Flows voraus. Eine Anwendung auch im variabel verzinslichen Geschäft bedingt aber Annahmen über die Veränderungen der Kundenzinsen und unter Umständen auch der Kapitalbasis während der Planperiode. Frage 2: Warum ist bei Kreditvergabe a) die zukünftige Ausschüttungspolitik b) die Veränderung der Eigentümersituation des kreditempfangenden Unternehmens interessant? a) zukünftige Ausschüttungspolitik Eine zukünftige höhere Dividendenausschüttung (=Dividende) bedeutet als Folge eine mögliche, schlechtere Liquidität des Unternehmens; dies ist jedoch negativ für die Bank - das Unternehmen könnte möglicherweise illiquide werden und dies bedeutet für die Bank ein Kreditausfallrisiko. Dadurch verbietet die Bank eine höhere Dividendenausschüttung als vereinbart. Jedoch besteht bei einer höheren
Dividendenausschüttung auch die Möglichkeit einer Nachbearbeitung / Nachverhandlung der Konditionen des Kredites. Dividendenpolitikklausel b) Veränderung der Eigentümersituation Falls ein Unternehmen verkauft wird, ergibt dies eine neue Struktur der Eigentümer. Der Kredit der Bank wurde jedoch auf die damalige Unternehmensstruktur berechnet und gewährt. Eine Veränderung der Eigentümer bedeutet für die Bank eine Verschiebung der Risikostruktur. Die Bank kann den Kredit fällig stellen. owner maintenance -Klausel In Österreich sind solche Zusatzvereinbarungen noch nicht, wie vor allem in den USA, Standard! Frage 3: Was tun Sie, wenn Sie als Kreditprüfer/in eine qualitative Kreditwürdigkeitsprüfung betreiben? Die Kreditwürdigkeitsprüfung unterteilt sich in eine Quantitativ und Qualitative Prüfung. Bei der qualitativen Kreditwürdigkeitsprüfung werden neben der quantitativen (Kennzahlen, danach Zeit- und/oder Betriebsvergleich) Prüfung auch die Qualität des Managements in die Bewertung mit einbezogen. Die qualitative Prüfung entspricht einer subjektiveren Bewertung ( weg von den Kennzahlen ). Frage 4: Nehmen Sie ein Unternehmen freier Wahl an, das in den letzten Jahren an die Wiener Börse "gegangen" ist (keine Privatisierung). Versuchen Sie aus dem konkreten Fall a) die Motive zu analysieren b) ein Underpricing bzw. Overpricing zu erfahren und c) bei Vorhandensein von b) Begründungsversuche zu geben. Admiral Sportwetten AG: (www.admiral.at) Erster Handelstag: 11. Juli 2001 Anzahl der Aktien: 3.910.000 Stammaktien Gattung: Auf Inhaber lautende Stückaktien Emissionspreis: 12,--
Emissionsvolumen: 10.920.000,-- Zeichnungsfrist: 20. Juni 4. Juli 2001 Unternehmensprofil: Das von Admiral Sportwetten AG entwickelte und umgesetzte Filialkonzept basiert auf dem Zusammenspiel von Gastronomie, Sport, Freizeit und Wettgeschäft, wobei diese Dienstleistungen in gehobener Atmosphäre in Wett-Cafés angeboten werden. a) Motive Die Admiral Sportwetten AG ging im Zuge einer Kapitalerhöhung am 11. Juli 2001 an die Wiener Börse mit einem Zeichnungspreis von 12,--. Mit dem Börsegang erhöht Admiral Sportwetten sein Kapital um 50% auf 4,5 Mio. Aktien. Zur Zeichnung angeboten werden 1,5 Mio. neue Aktien der Admiral Sportwetten AG sowie weitere bis zu 360.000 Aktien aus dem Besitz der Admiral- Muttergesellschaft Novomatic. Für die kommenden 5 Jahre erwartet Admiral Sportwetten für Österreich ein Wachstum des Marktpotenzials für Sportwetten von 15% jährlich. Mag. Oliver Heinzel, Vorstand von Admiral Sportwetten: "Der Erlös aus dem Börsegang wird uns helfen, dieses Potenzial in immer stärkerem Ausmaß auszuschöpfen. Wir werden den begonnenen Expansionskurs - online und offline - beschleunigt fortsetzen. Denn 64 Prozent aller Österreicher haben noch keine Sportwett-Filiale in ihrem Einzugsbereich. 49 Bezirke sind noch ohne Filialanbindung eines professionellen Sportwett-Anbieters". Außerdem möchte Admiral auch in Mittel- und Osteuropa, so wie in Österreich, Marktführer werden. Zusätzlich sichert der Börsengang den weiteren dynamischen Ausbau des Filialgeschäftes für die kommenden Jahre ab.
b) Underpricing bzw. Overpricing Die Admiral AG notierte am ersten Tag mit rund 10,85 an der Wiener Börse (siehe Abbildung 1) Der Emissionspreis lag über dem Schlusskurs Overpricing Abbildung 1: Admiral Sportwetten AG 70375 Betrachtung: 6 Monate 1 c) Begründungsversuche für Overpricing Der Börsengang der Admiral AG fand unter schwierigen Bedingungen statt. Der Rückgang internationaler Aktienindizes und die Absage etlicher IPOs an europäischen Börsen spiegelten die Marktlage zum Emissionszeitpunkt wider. Um aber die unternehmerischen Wachstumschancen der kommenden Monate nutzen zu können, entschlossen sich Vorstand und Aufsichtsrat nach reiflicher Überlegung, den Börsegang wie geplant zu realisieren. Angesichts des negativen Umfelds musste das geplante Emissionsvolumen gekürzt werden. Der aktuelle Mittelzufluss in Höhe von brutto rund 10,9 Mio EUR bildet für das weitere Wachstum aber eine stabile Ausgangsbasis. Die kontinuierlich schlechter werdenden internationalen Rahmenbedingungen führten dazu, dass der Aktienkurs insbesondere am Tag der Erstnotiz unter Druck stand. Der volumen- und preismäßig starke Verkaufsdruck konnte auf Käuferseite nicht ausgeglichen werden. Admiral schloss daher unter dem Ausgabekurs. Dieser Trend setzte sich auch in den Folgetagen tendenziell fort. 1 Vgl. www.wienerboerse.at