INSTITUT FÜR BETRIEBLICHE FINANZWIRTSCHAFT Johannes Kepler Universität Linz KURS: BANKBETRIEBSLEHRE 249.513 WS 2001/2002.



Ähnliche Dokumente
Kapitalerhöhung - Verbuchung

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Ich habe von dem bevorstehenden Börsengang der Stuttgarter Maschinenbau AG gelesen. Für diesen Börsengang interessiere ich mich sehr.

Kapitalerhöhung - Verbuchung

Umfrage: Kreditzugang weiter schwierig BDS-Präsident Hieber: Kreditnot nicht verharmlosen

Übungsaufgaben Tilgungsrechnung

Die Gesellschaftsformen

Widerrufsbelehrung der Free-Linked GmbH. Stand: Juni 2014

Was ist eine Aktie? Detlef Faber

Lösungshinweise zur Einsendearbeit 2 SS 2011

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

HIER GEHT ES UM IHR GUTES GELD ZINSRECHNUNG IM UNTERNEHMEN

Clearing-Bedingungen der Eurex Clearing AG Seite 1

1 Einleitung. Lernziele. automatische Antworten bei Abwesenheit senden. Einstellungen für automatische Antworten Lerndauer. 4 Minuten.

Korrigenda Handbuch der Bewertung

Die Wirtschaftskrise aus Sicht der Kinder

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Finanzierung für den Mittelstand. Leitbild. der Abbildung schankz

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

GRS SIGNUM Product-Lifecycle-Management

Punkte: /40 Note: O Bauer (Di) O Bauer (Do) O Konwitschka O Schutte

ist die Vergütung für die leihweise Überlassung von Kapital ist die leihweise überlassenen Geldsumme

Derivate und Bewertung

Die Post hat eine Umfrage gemacht

EMIS - Langzeitmessung

Wertpapiere in den Augen der Vorarlberger. Eine Studie von IMAS International im Auftrag von Erste Bank & Sparkassen

Musterdepot +134% seit Auflegung Trading Depot für alle kurzfristig orientieren Anleger

Welchen Nutzen haben Risikoanalysen für Privatanleger?

ÜBERGABE DER OPERATIVEN GESCHÄFTSFÜHRUNG VON MARC BRUNNER AN DOMINIK NYFFENEGGER

Tutorium zur Mikroökonomie II WS 02/03 Universität Mannheim Tri Vi Dang. Aufgabenblatt 3 (KW 44) ( )

allensbacher berichte

Rohstoff-Superzyklus am Ende?

Auftrag zum Fondswechsel

Häufig gestellte Fragen

UMFRAGE II. QUARTAL 2014

Bezugsrechte, IPO, Underpricing. Von Maik Schneppel

Gemeinsam erfolgreich. Unser Konzernleitbild

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Anhand des bereits hergeleiteten Models erstellen wir nun mit der Formel

Sterbegeldversicherung. Vorsorge treffen

7,25% Die REIFF-Anleihe: Festzins. Die optimale Ergänzung für Ihr Investmentportfolio

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

ANLAGEDENKEN IM SICHERHEITSFOKUS DAS SPARBUCH IST DAS MAß DER DINGE!

M a r k t r i s i k o

Informationsblatt Induktionsbeweis

Die Idee: Partnerschaft auf Augenhöhe

Eine der Aktien hat immer einen höheren Gewinn als die andere Aktie. Ihre Aufgabe ist es diese auszuwählen.

Haftungsverbund hat sich bewährt

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

Banken und Börsen, Kurs (Inhaltlicher Bezug: KE 1)

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Endgültige Bedingungen. Indexzertifikates auf 5 europäische Staatsanleihen bis

Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.

Der Fristentransformationserfolg aus der passiven Steuerung

Geyer & Weinig: Service Level Management in neuer Qualität.

100 Mikrokredite und Abschluss der Pilotphase. Ruedi Winkler, Präsident Verein GO! Ziel selbstständig

Statement. Dr. Jens Sträter zeb/rolfes.schierenbeck.associates

AZK 1- Freistil. Der Dialog "Arbeitszeitkonten" Grundsätzliches zum Dialog "Arbeitszeitkonten"

Trading Newsletter er Signale. Kursliste US-Aktien. Rivalland Swing Trading Signale

Grundlagen für den erfolgreichen Einstieg in das Business Process Management SHD Professional Service

Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 21

Investition und Finanzierung. Finanzierung Teil 2

allensbacher berichte

SS 2014 Torsten Schreiber

Herzlich Willkommen zur Präsentation von. Erfahren Sie alles über Ihre Chancen als GDA. (c) by HaWo Holding Inc., 2015, All rights reserved

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

ERGEBNISSE DER CW-MARKTSTUDIE COLLABORATION AUS DER CLOUD IM UNTERNEHMENSEINSATZ IN TABELLARISCHER FORM

Presse-Information Lauenburg/Elbe, Raiffeisenbank eg Lauenburg/Elbe mit starkem. Wachstum im Kundengeschäft

Insiderwissen Hintergrund

EINE PLATTFORM

Unsere Vermögensverwaltung basiert auf Ihren Wünschen: Rendite Sicherheit Liquidität

1. Weniger Steuern zahlen

3.6Derivate Finanzinstrumente

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Begeisterung und Leidenschaft im Vertrieb machen erfolgreich. Kurzdarstellung des Dienstleistungsangebots

Zahlen und das Hüten von Geheimnissen (G. Wiese, 23. April 2009)

Aus der Flut der Informationen jene herausfiltern, die zur richtigen Investitionsentscheidung führen.

Wem aber gehört die deutsche Zentralbank mit dem Namen Bundesbank?


Schuldenbarometer 1. Q. 2009

Abituraufgabe zur Stochastik, Hessen 2009, Grundkurs (TR)

Offenlegung nach 7 Instituts-Vergütungsverordnung. TeamBank AG. Inhalt

Fremdwährungsanteil bei Tilgungsträgerkrediten bei 86 % eine Analyse der Fremdwährungskreditstatistik 1

Hedging. Andreas Eichler, Christian Irrgeher. 13. Februar Institut für Finanzmathematik Johannes Kepler Universität Linz

Erläuternder Bericht des Vorstands der GK Software AG zu den Angaben nach 289 Abs. 4 und 5, 315 Abs. 4 Handelsgesetzbuch (HGB)

Benchmark zur Kompetenzbestimmung in der österreichischen SW Industrie. Mag. Robert Kromer NCP / AWS Konferenz Wien,

.DXIPlQQLVFKHV5HFKQHQ =LQVUHFKQHQ. Für jeden Kaufmann unentbehrlich und vielseitig einsetzbar ist die Zinsrechnung. :DVVLQG=LQVHQ"

Der Kassehandel Cross Rates (Aufgabe)

Widerrufsbelehrung. Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.

Ihren Kundendienst effektiver machen

s Sparkasse Mainz Pressemitteilung -vorläufige Zahlen- Sparkasse Mainz: Gut für die Menschen. Gut für die Region.

Fragebogen zur Erhebung der Zufriedenheit und Kooperation der Ausbildungsbetriebe mit unserer Schule

Von den höchsten Dividendenrenditen des DAX profitieren. DAX TOP 10 Zertifikat von -markets

UBS Life Funds Fondsgebundene Lebensversicherung

Jahresabschluss der Rechtsformen II

Die Beschreibung bezieht sich auf die Version Dreamweaver 4.0. In der Version MX ist die Sitedefinition leicht geändert worden.

Pflegeversicherung von AXA: Langfristige Erhaltung der Lebensqualität als zentrale Herausforderung

Constant-Maturity-Swap (CMS)

8. Cash flow. Lernziele: Den Cash flow mit der Grundformel (Praktikerformel) berechnen können.

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

Transkript:

INSTITUT FÜR BETRIEBLICHE FINANZWIRTSCHAFT Johannes Kepler Universität Linz KURS: BANKBETRIEBSLEHRE 249.513 WS 2001/2002 Hausübung 3

Frage 1: Definieren und beschreiben Sie die Problematik des Kundenkonditionsbeitrages und des Fristentransformationsbeitrages! Kundenkonditionsbeitrag: Wenn eine Bank als Unternehmensziel die Maximierung des Gewinnes verfolgt, so wird die Qualität der Bilanzgeschäfte, der Kredit- und Einlagensparten, der Geschäftsstellen und Kundenbeziehungen nun auch an den Kostenersparnissen gegenüber dem Markt gemessen. Es werden dabei die von den Sparten-, Filialleiter und Kundenbetreuer verhandelten Konditionen mit den Marktzinsen für entsprechende Fristenkategorien verglichen, um den aktuellen Nutzen für die Bank zu ermitteln. Die Problematik ist dabei, wie der periodenübergreifende Barwert des Kundenkonditionsbeitrages sachgerecht über die Laufzeit des Kundengeschäftes verteilt werden kann. Fristentransformationsbeitrag: Der Zinsüberschuss der Bank setzt sich nicht nur aus dem von den Verantwortlichen am Markt erzielten Kundenkonditionsbeitrag zusammen, sondern auch aus einem Fristentransformationsbeitrag. Dieser Erfolgsbeitrag resultiert daraus, dass die Bank Sichteinlagen und Spareinlagen auch in längere Anlagefristen transformiert. Er wird den Verantwortlichen für diese Entscheidungen zugerechnet, nämlich derjenigen zentralen Dispositionsstelle, die in der Bank das Bilanzstrukturmanagement so betreibt, dass die Fristentransformation nicht überzogen und die Grundsätze der Bankenaufsicht beachtet werden. Die Bestimmung von Barwerten (sowohl für den Kundenkonditions- als auch den Fristentransformationsbeitrag) setzt für die Zukunft feststehende Cash Flows voraus. Eine Anwendung auch im variabel verzinslichen Geschäft bedingt aber Annahmen über die Veränderungen der Kundenzinsen und unter Umständen auch der Kapitalbasis während der Planperiode. Frage 2: Warum ist bei Kreditvergabe a) die zukünftige Ausschüttungspolitik b) die Veränderung der Eigentümersituation des kreditempfangenden Unternehmens interessant? a) zukünftige Ausschüttungspolitik Eine zukünftige höhere Dividendenausschüttung (=Dividende) bedeutet als Folge eine mögliche, schlechtere Liquidität des Unternehmens; dies ist jedoch negativ für die Bank - das Unternehmen könnte möglicherweise illiquide werden und dies bedeutet für die Bank ein Kreditausfallrisiko. Dadurch verbietet die Bank eine höhere Dividendenausschüttung als vereinbart. Jedoch besteht bei einer höheren

Dividendenausschüttung auch die Möglichkeit einer Nachbearbeitung / Nachverhandlung der Konditionen des Kredites. Dividendenpolitikklausel b) Veränderung der Eigentümersituation Falls ein Unternehmen verkauft wird, ergibt dies eine neue Struktur der Eigentümer. Der Kredit der Bank wurde jedoch auf die damalige Unternehmensstruktur berechnet und gewährt. Eine Veränderung der Eigentümer bedeutet für die Bank eine Verschiebung der Risikostruktur. Die Bank kann den Kredit fällig stellen. owner maintenance -Klausel In Österreich sind solche Zusatzvereinbarungen noch nicht, wie vor allem in den USA, Standard! Frage 3: Was tun Sie, wenn Sie als Kreditprüfer/in eine qualitative Kreditwürdigkeitsprüfung betreiben? Die Kreditwürdigkeitsprüfung unterteilt sich in eine Quantitativ und Qualitative Prüfung. Bei der qualitativen Kreditwürdigkeitsprüfung werden neben der quantitativen (Kennzahlen, danach Zeit- und/oder Betriebsvergleich) Prüfung auch die Qualität des Managements in die Bewertung mit einbezogen. Die qualitative Prüfung entspricht einer subjektiveren Bewertung ( weg von den Kennzahlen ). Frage 4: Nehmen Sie ein Unternehmen freier Wahl an, das in den letzten Jahren an die Wiener Börse "gegangen" ist (keine Privatisierung). Versuchen Sie aus dem konkreten Fall a) die Motive zu analysieren b) ein Underpricing bzw. Overpricing zu erfahren und c) bei Vorhandensein von b) Begründungsversuche zu geben. Admiral Sportwetten AG: (www.admiral.at) Erster Handelstag: 11. Juli 2001 Anzahl der Aktien: 3.910.000 Stammaktien Gattung: Auf Inhaber lautende Stückaktien Emissionspreis: 12,--

Emissionsvolumen: 10.920.000,-- Zeichnungsfrist: 20. Juni 4. Juli 2001 Unternehmensprofil: Das von Admiral Sportwetten AG entwickelte und umgesetzte Filialkonzept basiert auf dem Zusammenspiel von Gastronomie, Sport, Freizeit und Wettgeschäft, wobei diese Dienstleistungen in gehobener Atmosphäre in Wett-Cafés angeboten werden. a) Motive Die Admiral Sportwetten AG ging im Zuge einer Kapitalerhöhung am 11. Juli 2001 an die Wiener Börse mit einem Zeichnungspreis von 12,--. Mit dem Börsegang erhöht Admiral Sportwetten sein Kapital um 50% auf 4,5 Mio. Aktien. Zur Zeichnung angeboten werden 1,5 Mio. neue Aktien der Admiral Sportwetten AG sowie weitere bis zu 360.000 Aktien aus dem Besitz der Admiral- Muttergesellschaft Novomatic. Für die kommenden 5 Jahre erwartet Admiral Sportwetten für Österreich ein Wachstum des Marktpotenzials für Sportwetten von 15% jährlich. Mag. Oliver Heinzel, Vorstand von Admiral Sportwetten: "Der Erlös aus dem Börsegang wird uns helfen, dieses Potenzial in immer stärkerem Ausmaß auszuschöpfen. Wir werden den begonnenen Expansionskurs - online und offline - beschleunigt fortsetzen. Denn 64 Prozent aller Österreicher haben noch keine Sportwett-Filiale in ihrem Einzugsbereich. 49 Bezirke sind noch ohne Filialanbindung eines professionellen Sportwett-Anbieters". Außerdem möchte Admiral auch in Mittel- und Osteuropa, so wie in Österreich, Marktführer werden. Zusätzlich sichert der Börsengang den weiteren dynamischen Ausbau des Filialgeschäftes für die kommenden Jahre ab.

b) Underpricing bzw. Overpricing Die Admiral AG notierte am ersten Tag mit rund 10,85 an der Wiener Börse (siehe Abbildung 1) Der Emissionspreis lag über dem Schlusskurs Overpricing Abbildung 1: Admiral Sportwetten AG 70375 Betrachtung: 6 Monate 1 c) Begründungsversuche für Overpricing Der Börsengang der Admiral AG fand unter schwierigen Bedingungen statt. Der Rückgang internationaler Aktienindizes und die Absage etlicher IPOs an europäischen Börsen spiegelten die Marktlage zum Emissionszeitpunkt wider. Um aber die unternehmerischen Wachstumschancen der kommenden Monate nutzen zu können, entschlossen sich Vorstand und Aufsichtsrat nach reiflicher Überlegung, den Börsegang wie geplant zu realisieren. Angesichts des negativen Umfelds musste das geplante Emissionsvolumen gekürzt werden. Der aktuelle Mittelzufluss in Höhe von brutto rund 10,9 Mio EUR bildet für das weitere Wachstum aber eine stabile Ausgangsbasis. Die kontinuierlich schlechter werdenden internationalen Rahmenbedingungen führten dazu, dass der Aktienkurs insbesondere am Tag der Erstnotiz unter Druck stand. Der volumen- und preismäßig starke Verkaufsdruck konnte auf Käuferseite nicht ausgeglichen werden. Admiral schloss daher unter dem Ausgabekurs. Dieser Trend setzte sich auch in den Folgetagen tendenziell fort. 1 Vgl. www.wienerboerse.at