Transferpotentiale der Sozial- und Geisteswissenschaften in Forschung und Lehre

Ähnliche Dokumente
Memorandum. Gesellschaftliche Verantwortung an Hochschulen

Memorandum. Gesellschaftliche Verantwortung an Hochschulen

Fördermöglichkeiten für den Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft

Transferstrukturen und -prozesse an der TH Köln

Innovative Hochschule Eine Förderinitiative von Bund und Ländern

Konferenz Auf dem Weg zur kooperativen Hochschule

UNIAKTIV Zentrum für gesellschaftliches Lernen und soziale Verantwortung. Service Learning an Hochschulen und Ansätze für die Ingenieurwissenschaften

Transferzentrums Technik Thüringen

Service Learning an der Universität Kassel

CONNECT Bildung-Forschung-Innovation

Internationalisierung der deutschen Hochschulen: Austausch zu Strategien, Programmangeboten sowie strukturellen und allgemeinen Rahmenbedingungen

FIFTH Die Vermessung der angewandten Forschung und der Third Mission an HAW. GfHf Centrum für Hochschulentwicklung

Förderinitiative Forschungscampus

Open Access-Bewegung. an den deutschen. 17. Mai 2006 HRK Hochschulrektorenkonferenz. Hochschulen HRK. Dr. Christiane Ebel-Gabriel

HERZLICH WILLKOMMEN! Univ.-Prof. Dr.-Ing. Klaus Augsburg

Auf dem Weg zur kooperativen Hochschule

FRAUNHOFER CeRRI Center for Responsible Research and Innovation

Die Fraunhofer-Gesellschaft auf dem Weg zu einem Nachhaltigkeitsmanagement. Fraunhofer

Innovative Ansätze für gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Dr. Steffi Ober Forschungswende / VDW e. V.

Vielfältigkeit sichtbar machen: Profilierung von HAW

Hochschule Braunschweig / Wolfenbüttel. Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften. Transferstrategie

CAMPUS COMMUNITY PARTNERSHIPS UND SERVICE LEARNING

Das Beispiel Göttingen. Strategieschwerpunkt: Exzellente Forschung Seite 1

Das EnRRICH-Projekt: Lernen in verantwortungsvoller Forschung an der Universität Vechta

INTERNATIONALISIERUNGS- PAPIER DER FACHHOCHSCHULE LÜBECK ALS ANLAGE ZUR HOCHSCHULSTRATEGIE

Erfahrungen mit fächerkulturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten bei der Entwicklung von Service Learning an der Universität Kassel

In der Gesellscha- wirksam werden

Das Transferkonzept der Hochschule für Technik Stuttgart

Digitale Transformation: Deutsche Hochschulen brauchen Freiraum// Industrie und Hochschulen müssen stärker zusammenwirken

Nationale Forschungseinrichtungen und EWIV

Universität & Gesellschaft: Third Mission der Universität Wien. 15. Dezember 2016

Forschung in der Steiermark

Erfahrungsbericht aus der Wissenschaft-Praxis- Kooperation: Dialog vs. Instrumentalisierung?

Raumwissenschaftliche Forschung und wissenschaftliche

Unangeforderte Stellungnahme

AG 6 Partnerschaften und Kooperationsprojekte - Unterstützung strategischer Internationalisierung mit Hilfe der neuen EU-Förderlinien in Erasmus+

Innovation Interaktiv! Ein Innovationsforum Mittelstand

Eine Forschungsstrategie der Forschenden für die Fachhochschule Bielefeld

Die neue Eine-Welt-Strategie des Landes NRW- Ergebnisse und Umsetzungsperspektiven

Antwort der Partei DIE LINKE auf die Wahlprüfsteine des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e. V.

Alumni-Arbeit der Universität Siegen Partner Internationale Alumni: Nachhaltige Vernetzung, strategische Einbindung, Entwicklungszusammenarbeit

Eucor - Europäische Konföderation der Oberrheinischen Universitäten

Technik Plus Wissenschaft für die vernetzte Gesellschaft. Universität Passau April 2012

Die Zukunft der Universität Perspektiven für Forschung und Lehre. Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, MdB,

China-Strategie der RWTH Aachen RWTH AACHEN UNIVERSITY INTERNATIONAL OFFICE

Die Afrika-Strategie des BMBF,

Schleswig-Holstein Der echte Norden

Amtliche Mitteilungen Nr. 5/ Wissens- und Technologietransfer-Strategie

Hochschule Reutlingen - Reutlingen University

Wissenschaftspublika aus Sicht der Hochschulkommunikation. 2. Dezember 2011 Thomas Schaller, Leiter Hochschulkommunikation

DIE GEMEINSCHAFTSINITIATIVE DER WIRTSCHAFT. Zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Innovation

Einen Überblick über die verschiedenen Programmbereiche und ihre Gestaltung gibt die folgende Darstellung:

Gemeinsam Wissen schaffen Zivilgesellschaft und Wissenschaft als gleichberechtigte Partner

Forschungsdaten - Perspektiven der Allianz(-Initiative) und einer Allianz-Organisation (Helmholtz)

Selbstdarstellung: Zivilgesellschaftliche Plattform. ForschungsWende

TUDAG. "Forschen mit der TU Dresden" Wissen vermarkten, Zukunft gestalten

WS1.4: Potentiale und Grenzen von Praxis-Hochschul-Kooperationen in Forschung und Lehre

Humanistisch. Nachhaltig. Handlungsorientiert. Eine öffentliche Universität für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts

Gisela von Auer Beauftragte für Nachhaltigkeit und Transfer im Projektbereich Bildung Bildung kooperativ denken: mit dem Diesterweg-Stipendium

Public-Health-Forschung und Rahmenbedingungen in Deutschland

University Meets Industry. Forum für Lebensbegleitendes Lernen und Wissenstransfer

Kooperationsstrukturen für die Erwachsenenbildung im ländlichen Raum

Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Jutta Knopf, Esther Hoffmann, Rainer Quitzow, Maja Rotter Nachhaltigkeitsstrategien in Politik und Wirtschaft: Treiber für Innovation und Kooperation?

Lesen dürfen alle! Schreiben auch! Forschendes Lernen im Kontext von e-science: Das studentische Online-Journal `forsch!

Eine Untersuchung nachhaltigkeitsorientierter organisationaler Lernprozesse zur Umsetzung in der betrieblichen Praxis

Leitbild Forschungsdialog Rheinland

COLLECTIVE IMPACT Gesellschaftlicher Wandel durch sektorenübergreifende Kooperation: Eine Chance für Stiftungen und Engagementförderung?

#ODD16 #OGMNRW 1/5

Die Universität der Zukunft Perspektiven für Forschung und Lehre

Zwischenbericht aus dem Beteiligungsprozess. Hamburg, den 13. Januar 2015

Technologietransfer zur Stärkung des Standortes Ostdeutschland

Citizen Science und die Forschung für Nachhaltigkeit im BMBF

Innovation in der Lehre. Eine Einführung.

EMPIRISCHE BEITRÄGE ZU SERVICE LEARNING AN HOCHSCHULEN IN DEUTSCHLAND

Institut für Computer Science, - Vision and Computational Intelligence

Menschen & Ideen zusammenbringen. Perspektiven erweitern. Themen setzen.

Die Allianz-Initiative der Wissenschaftsorganisationen und Ihre Aktivitäten im Bereich Open Access

Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie Präsidium Andreas Wanke. Einführung Nachhaltigkeitsmanagement

Merkmale hochschulischer Nachhaltigkeitsstrategien: Erkenntnisse aus der Forschung

Offensive Mittelstand Berlin 26. Januar 2017 Folie 1

Zukunftsperspektiven der österreichischen FTI-Politik: Relevanz erfolgreicher Kooperationsbeispiele

STEAM Hub. Ein Innovationsforum Mittelstand

Forschung in TNB-Projekten (Einige Anmerkungen)

Forschungspolitik im Föderalismus: Anachronismus oder Zukunftsmodell?

University Alliance for Sustainability

Foto Copyright: Peter Prengel, Stadt Essen 12. FORUM W I S S E N S C H A F T S KO M M U N I K AT I O N

Allianz für Responsible Science

Universität Bonn. Fördermöglichkeiten der VolkswagenStiftung. Dr. Wolfgang Levermann. 30. April 2014

RWTH Aachen DIE HOCHSCHULE FÜR TECHNOLOGIEORIENTIERTE GRÜNDUNGEN

Netzwerk Digitalisierung in der Lehre BW

Workshop B2 - Nachhaltigkeit in der Wissenschaft (SISI) Hintergrund und aktueller Stand des Agendaprozesses; Programm und Ziele des Workshops

Nationale Kontaktstelle FORSCHUNG

Wissenschaftliches Studium in Kombination mit einer unternehmensorientierten Berufsausbildung

INNOVATIVE VERNETZUNG STRATEGISCHE TRANSFERAKTIVITÄTEN

Ausdifferenzierung der Hochschullandschaft: Eine Chance für die Regionen? Dr. Dagmar Simon

Chancen und Probleme der Umsetzung von Weiterbildung und Life Long Learning an Hochschulen.

Transkript:

Transferpotentiale der Sozial- und Geisteswissenschaften in Forschung und Lehre Dr. Volker Meyer-Guckel, 22. November 2013, Bonn

1. Was ist Transfer? 2. Gelebte Transferkultur in den Geistes- und Sozialwissenschaften 3. Gelebte Transferkultur in Hochschulprofilen 4. Empfehlungen

Was ist Transfer? Das klassische Transferverständnis Transfer wird häufig definiert als etwas, was der Forschung im Sinne von Nutzen und Verwertbarkeit folgt Problem: Einbahnstraße Problem: Erst die Erkenntnis, dann der Transfer

Was ist Transfer? Wissenstransfer sollte begriffen werden als partizipativer Austauschprozess zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, in dem Wissen und Ideen in viele Richtungen fließen.

Was folgt daraus? Transfer als konstitutiver Teil von Forschung und Lehre Strukturelle Verankerung in Forschungs- und Lehrdesigns (prozessual, methodisch, didaktisch) Einbeziehung außeruniversitärer Akteure in Forschungsagenden, -projekten und Lehrveranstaltungen Konsequente Orientierung an Interdisziplinarität und Transdisziplinarität Beispiel: angewandte Forschung (Fraunhofer; Hochschulen) Beispiel: Forschungscampus

Was ist Transferorientierung in den Geistes- und Sozialwissenschaften? Geistes- und Sozialwiss. beschränken sich nicht nur auf theoretische Reflektion sondern leisten auch einen direkten Beitrag zu Entwicklungsprozessen in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik. Statt Forschung und Lehre über Ausweitung klassischer Evaluationsmechanismen forschen und lehren mit der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik. auf auch für die Geistes- und Sozialwissenschaften geeignete Kennzahlen zur Wissensbilanzierung und qualitätsorientierte Transfer-Evaluation

Gelebte Transferkultur Campus Community Partnerschaften CCP: unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit zwischen Hochschule (Campus) und zivilgesellschaftlichen Akteuren (Community) zur Bearbeitung gesellschaftlicher Herausforderungen Der Prozess der Bearbeitung wird gemeinschaftlich gestaltet. Ziele: Generierung eines unmittelbaren und operativen Nutzens für alle Partner. Förderung des Gemeinwohls und Beitrag zu Forschung und Lehre als universitäre Kernaufgaben.

Gelebte Transferkultur Beispiele existierender Formate Kooperatives Foresight und Agenda Setting Community Based Research Service Learning (als gemeinwohlorientierte Projektlernen; forschendes Lernen, PoL etc.) Interdisziplinäre und intersektorale Fortschrittskollegs Forschungskooperationen mit Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Citizen Science Transfer über Köpfe (Shared Professorships; gemeinsam finanzierte und betreute Projektbüros; gemeinsam betreute Projekt und Abschlussarbeiten etc) (Social) Entrepreneurship Förderung Wissenschaftskommunikation / Wissenschaftsläden, Ausstellungen etc...

Transferorientierte Formate in Forschung und Lehre Universität Duisburg-Essen Projekt Regio-ELF: Regionale Partnerschaft mit zivilgesellschaftlichen Akteuren, Service Learning Angebote und Community Based Research, Fokus auf die regionale Prägung durch Diversität und Strukturwandel zur gemeinsamen Gestaltung des Zusammenlebens. Universität Kassel Beispiel Service Learning Angebot Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Gemeinnützige für Germanistik- Studierende LMU München Beispiel Citizen Science Projekt ARTigo

Gelebte Transferkultur in Hochschulprofilen Beispiel 1: Zeppelin Universität Verankerung im Mission-Statement, Strategie: wissenschaftliche Wirksamkeit für soziale Innovation und Ausbau des Impact-Reporting Zentrale Anlaufstelle für externe Projekt- und Unterstützungsanfragen und interne Ideen und Bereitschaften zum gesellschaftlichen Engagement, besetzt mit Wissenschaftlern, Studierenden und Externen und direkt am Präsidium angesiedelt Talent Center zur beiderseitigen Anbahnung von Kooperationen Kooperationen mit Wirtschaft und Gesellschaft als Lernpartnerschaften unterschiedlichster Art Geistes- und Sozialwissenschaften als soziale Innovatoren und Erfinder neuer Geschäftsmodelle

Gelebte Transferkultur in Hochschulprofilen Beispiel 2: Leuphana Universität Lüneburg Leitbild definiert Studien- und Forschungsschwerpunkte: Kultur, Nachhaltigkeit, Entrepreneurship und Bildung für die Zukunft gesellschaftlichen Engagements in der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts Transferorientierte Bündelung von interdisziplinären Hochschulkompetenzen und Transferaktivitäten in regionalen und internationalen Kooperationen entlang einer Systematik gesellschaftlicher Herausforderungen in zentralem Innovationsinkubator Fokussierung auf Nachhaltigkeitsthemen (unternehmerisches Nachhaltigkeitsmanagement und Entwicklung und Erforschung von Beteiligungsformaten)

Transferorientierung verändert die Hochschulen Transferorientierung führt zu Innovationen in Forschung und Lehre Öffentliche Wahrnehmung der Hochschule als ges. Akteur Positive Wirkung auf Recruiting, Motivation, Berufsfähigkeit und Bindung von Studierenden und Alumni Flexible Karriereoptionen für Nachwuchswissenschaftler zwischen Wissenschaft und Praxis Erschließung neuer Drittmittelgeber Stärkung des interdisziplinären Dialogs und fächerübergreifenden Identifikation mit der Hochschule

Empfehlungen Wie lässt sich Transferorientierung in Forschung und Lehre befördern? Transferkultur kommunizieren Netzwerke etablieren Reputationsund Bewertungssysteme entwickeln Metaforschung ausbauen

Empfehlungen Wie kann eine Transferkultur politisch unterstützt werden? Berücksichtigung in der Forschungsförderung: - Bsp. DFG-Förderung Inter- und Transdisziplinarität ist unterentwickelt Einbindung externer nicht-wissenschaftlicher Partner in das Forschungsdesign ist bisher eher schädlich

Empfehlungen Wie kann eine Transferkultur politisch unterstützt werden? Förderung von Best Practice und Verbreitung Förderung der Weiterentwicklung beratender und anbahnender Infrastrukturen für den Umgang mit geistes- und sozialwissenschaftlichen Themen Förderung einer strategisch-strukturellen Verankerung einer neuen Transferkultur in den Hochschulen Förderung der Reputation von Transferaktivitäten durch Preise, eigene Veröffentlichungsformate und Stipendien/Deputate Einführung eines Societal Impacts? (Nach Vorbild GB)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!