Gibt es unter den Käfern Wanderer? (Insecta, Coleóptera) von C le m e n s M. B r a n d ste tter eingegangen am 16.X.1992

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Transkript:

Atalanta (Dezember 1992) 23(3/4) :417-422, Würzburg, ISSN 0171-0079 Gibt es unter den Käfern Wanderer? (Insecta, Coleóptera) von C le m e n s M. B r a n d ste tter eingegangen am 16.X.1992 1. Einleitung Herr Dr. U. Eitschberger hat an mich die Bitte herangetragen, möglichst alle Publikationen zum Thema "Käfer als Wanderer" im weitesten Sinne zu sichten. 2. Wandernde oder wanderverdächtige Käferarten 2.1. Allgemeines In der Nomenklatur folge ich jener in Freude-Harde-Lohse "Die Käfer Mitteleuropas"; die EDV-Kennzahlen sind dem Katalog "Die Käfer Mitteleuropas" von W. H. Lucht entnommen. Die bevorzugten Biotope und Neigungen der angeführten Käferarten entnehme ich Koch "Die Käfer Mitteleuropas - Ökologie" Hibernationsflug von Dytisciden (vom Wasser zur Überwinterung) und Dehibernationsflug (von der Überwinterung zum Wasser) (Braasch, 1989) werden als notwendige und jahreszeitlich bedingte "Standortverlagerung von Käfern" vom Thema ausgeschlossen. Das Massenauftreten von Marienkäfern wird von Eichler (1971) als Schwärmflug erwähnt. In dieser Publikation (El) werden nur zwei Arten zitiert. Als wanderverdächtige Käfer werden von U. Eitschberger (E), K. Harz (H), W. & D. Gatter (G), J. 0. Hüsing (Hü), R. Kinzelbach (K), B. Klausnitzer (), B. J. Lempke (L), T. Meineke (M) und P. Spittler (S) in ihren Publikationen die folgenden Käfer angegeben: 2.2. Artenliste, Habitate und Nahrung Staphylinidae (Kurzflügler) 23-.093-.001-. Emus hirtus (ÜNNAEUS) H eurytop - thermophil - coprophil - succicol Nahrung: Maden von Fliegen und Larven von Käfern Coccinellidae (Marienkäfer) 62-.008-.008-. Scymnus nigrinus Kugelann stenotop - silvicol - arborlcol - aphidophag 417

62-.008-.015-. Scymnus suturalis Thunberg stenotop - besonders silvicol - arboricol - cocddophag Nahrung: Chionaspis salicis (Schildlaus) 62-.012-.001-. Chilocorus bipustulatus (Linnaeus) eurytop - arboricol & herbicol - aphidophag & coccidophag Nahrung: Blatt- und Schildläuse 62-.013-.001-. Exochomus quadripustulatus (Linnaeus) eurytop - besonders silvicol - arboricol - aphidophag & coccidophag Nahrung: Blatt- und Schildläuse 62-.016-.001-. Adonia variegata (Goeze) eurytop - xerophil - herbicol & arboricol - aphidophag 62-.017-.001 Aphidecta obliterata (Linnaeus) eurytop - besonders silvicol - arboricol - aphidophag 62-.018-.001-. Hippodamia tredecimpunctata (Linnaeus) stenotop - paludicol - herbicol - aphidophag Nahrung: Salix-Blattläuse und Hyalopterus pruni (Pflaumenlaus) 62-.019-.001-. Anisosticta novemdecimpunctata (Linnaeus) stenotop - paludicol - herbicol - aphidophag 62-.023-.002-. Adalia decempunctata (Linnaeus) eurytop - silvicol - arboricol - aphidophag 62-.023-.003-. Adalia bipunctata (Linnaeus) Ubiquist - arboricol & herbicol - aphidophag 62-.025-.003-. Coccinella septempunctata Linnaeus Ubiquist - herbicol - arboricol - aphidophag 62-.025-.005-. Coccinella quinquepunctata Linnaeus stenotop - besonders ripicol - herbicol - aphidophag 62-.025-.006-. Coccinella undecimpunctata Linnaeus eurytop - halotolerant - herbicol - aphidophag H, K,, S H, K, M, Hü, L,, G, El, S, S, El 418

62-.026-.001 Coccinula quatuordecimpustulata (Linnaeus), S eurytop - xerophil - besonders herbicol - aphidophag 62-.028-.001-. Harmonia quadripunctata (Pontoppidan) stenotop - silvicol - arboricol - aphidophag 62-.029-.001-. Myrrha octodecimguttata (Linnaeus) stenotop - silvicol - arboricol - aphidophag 62-.031-.002-. Calvia quatuordecimguttata (Linnaeus) eurytop - besonders silvicol - arboricol - aphidophag 62-.032-.001-. Propylea quatuordecimpunctata (Linnaeus) K, Hü, Ubiquist - herbicol - arboricol - aphidophag 62-.033-.001-. A/eomys/ä oblongoguttata (Linnaeus) stenotop - silvicol - arboricol - aphidophag 62-.034-.001-. Anaitis ocellata (Linnaeus) H,, S eurytop - silvicol - arboricol - aphidophag 62-.035-.001 -. Halyzia sedecimguttata (Linnaeus) stenotop - silvicol - arboricol - mycetophag Nahrung: Mehltau-Pilze: Phyllaetinia suffulta & Sphaeroteca mors uvae 62-.037-.001-. Thea vigintiduopunctata (Linnaeus) K eurytop - oft xerophil - herbicol - mycetophag Nahrung: Mehltau-Pilze Meloidae (Ölkäfer) 76-.Ö03-.001-. Lytta vesicatoria (Linnaeus) stenotop - thermophil - apoideophil - arboricol - phytophag Nahrung: Larve lebt parasitisch in Nestern von Sand-Bienen Nahrung: Imago ernährt sich von pflanzlichen Stoffen H Scarabaeidae (Blatthornkäfer) 85-.019-.060-. Aphodius fimetarius (Linnaeus) S Ubiquist - auch phytodetriticol - coprophag Nahrung: verschiedene Kotarten, seltener auch Kompost & Mist 419

85-.033-.001 Melolontha hippocastani Fabricius E stenotop - xerophil - arboricol - phytophag Nahrung: Blätter von Laubbäumen und Gebüschen 85-.033-.002-. Melolontha melolontha (Linnaeus) E eurytop - bes. silvicol - arboricol - phytophag Nahrung: Blätter von Laubbäumen und Gebüschen Chrysomelidae (Blattkäfer) 88-.028-.001. Gastroidea polygoni (Linnaeus) S eurytop - halotolerant - herbicol - phyllophag Nahrung: oligophag an Polygonum und Rumex. 3. Bisherige Methodik 3.1. Publikation von Beobachtungen Die Autoren beziehen sich in ihren Publikationen entweder auf eigene Beobachtungen (Harz, 1967,1968) oder veröffentlichen Beobachtungen Dritter. Dabei stellt es ein grosses Manko dar, daß die Arten oft nicht eindeutig identifiziert wurden (Eitschberger & Steiniger, 1977; Harz, 1972; Kinzelbach, 1969; Meineke, 1976; Nielsen, 1967). Nur die Publikationen Klausnitzer (1989) und Spittler (1963) stechen unter den anderem als Zusammenfassung von (Wander-)Beobachtungen mit genauem Zahlenmaterial der eindeutig determinierten Arten und ausgezählten bzw. hochgerechneten Individuen hervor. So konnte etwa die Anzahl von 27-28 Millionen Exemplare von Coccinella septempunctata auf einen ca. 5 Kilometer langen Küstenstreifen errechnet werden (Klausnitzer, 1989). Klausnitzer zählt Fakten - nach verschiedensten Gesichtspunkten geordnet - auf, ohne allerdings daraus ein Wanderverhalten abzuleiten. Gatter & Gatter (1973) melden C. septempunctata L. vom Randecker Maar (Schwäbische Alb) und meinen, daß es sich um Wanderungen vom Winter- zum Übersommerungsquartier handle. Sie beziehen sich in der Interpretation der Wanderung auf Marriner (in Williams, 1958), der die Wanderwege der Coccinella bipunctata im nördlichen England kartiert hat. Es konnte festgestellt werden, daß das Hügelland der "Pennine Hills" nur an den tiefsten Stellen überquert wurde. 3.2. Leermeldungen Auch "Leermeldungen" sind von Interesse - gerade in bezug auf die aphidophagen Coccinellidae (Mikkola, 1980), weil offensichtlich das (nicht) vorhandene Nahrungsangebot auf die Wanderbereitschaft der Käfer einen Einfluß ausübt (Migration der Äphididae im Frühjahr von Holzgewächsen auf krautige Pflanzen). 420

4. Schlußfolgerungen 4.1. Notwendigkeit der Identifikation Will man das Wanderverhalten der Käfer untersuchen, ist zunächst die Identifikation der Art notwendig. Dazu bedarf es eines guten Käferkenners, denn für den Laien kann die Unterscheidung des Feld- vom Waldmaikäfer bereits zum Problem werden. Wer bei den Coccinellldae nicht "sattelfest" ist, muß entweder ein Plättchenpräparat anfertigen oder die zu determinierende Art bis zur Bestimmung in Alkohol aufbewahren. Bei der Identifikation der Kurzflügler ist ein Präparat fast immer unumgänglich, außer es handelt sich um eine so typische Art wie Emus hirtus (L.). Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Ausführungen von Herrn Dr. Dr. h.c. G. A. Lohse im "Allgemeinen Teil" des 12. Bandes zu Freude-Harde-Lohse. Hier wird vom Autor darauf verwiesen, daß die richtige Arterkennung die Grundlage jeglicher Forschung ist. 4.2. Notwendigkeit der zentralen Datensammlung Ist eine Art identifiziert, sollte sie der Wissenschaft mittels Karteiblatt oder als EDV-Datensatz auf Diskette für weitere Auswertungen zur Verfügung gestellt werden. Neben Staat (Region), Ort, Datum, Höhe und Biodaten (Futterpflanze, Tageszeit, Wetter usw.) und Beobachter sollen bei den wanderverdächtigen Arten auch Angaben über Anzahl und Flugrichtung gemacht werden. Informationen kann der Beobachter nie genug protokollieren. Hier bestünde für die vielen Hobby-Koleopterologen und die professionellen Wissenschaftler ein großes Betätigungsfeld. 4.3. Indizien und Beweise Erst eine grosse Menge an Daten erlaubt es, aus vielen Indizien Schlüsse zu ziehen und in der Folge Beweise für bestimmte Theorien anzutreten. So habe ich von Herrn W. Drosdziok, einem deutschen Bergsteiger, ein weibliches Exemplar von Melolontha hippocastani Fabricius (Waldmaikäfer) erhalten, das er in einer Höhe von fast 2700 Meter knapp unterhalb des Gipfels des Piz Chavalatsch (Grenzberg zwischen Schweizer Münstertal und Südtiroler Vinschgau) am 10.VIII.1991 lebend gefunden hat. Wie viele (falsche) Schlüsse lassen sich aus einem solchen Einzelfund ableiten?! 5 5. Zusammenfassung Der Autor erhebt die bisher erschienen Beiträge in Atalanta und anderen Zeitschriften zu den Käferwanderungen. Es wird festgestellt, daß eine Bestimmung der Art und eine zentrale Datenerfassung notwendig ist. Auf diese Weise könnten Tausende Informationen zentral ausgewertet werden. 421

Literatur Braasch, D. (1989): Zum Dehibernationsflug der Dytiscidae (Coleoptera). - Ent. Nachr. u. Ber. 33:243-244. Eichler, W. (1971): Lüstlinge der Ostseeküste. I. Marienkäfer beissen am Strand. - Angew. Parasit. 12:113-115. Eitschberger, U. (1970): Über das Massenauftreten und Wanderungen von Maikäfern im Raum Landsberg/Lech - Atalanta 3:115-120. Eitschberger, U. & H. Steiniger (1977): Coccinellidae - Atalanta 8:225. Freude, H., Harde, K. W., Lohse, G. A. et al. (1965-1983): In: Die Käfer Mitteleuropas (Band 1-11) - Goecke & Evers, Krefeld. Gatter, W., & D. Gatter (1973): Massenwanderungen der Schwebefliege Eristalis tenax und des Marienkäfers Coccinela septempunctata am Randecker Maar, Schwäbische Alb. - Jh. Ges. Naturk. Württemberg 128:148-150. Haberman, H. (1971): Lepatriinude aasta. - EestLoodus, 172-175. Harz, K. (1965): Wanderkäfer - Atalanta 1:121-130. Harz, K. (1967): Marienkäferwanderung an der Nordsee - Atalanta 2:104-107. Harz, K. (1968): Eine Wanderung von Coccinella septempunctata im Stadtzentrum von Wien - Atalanta 2:199. Harz, K. (1972): Wanderungen von Käfern, Fliegen und Schlupfwespen 1971 - Atalanta 4:116. Kinzelbach, R. (1969): Gleichzeitiger Umkehrzug von Insekten und Vögeln - Atalanta 2:245-248. Klausnitzer, B. (1989): Marienkäferansammlungen am Ostseestrand, Ent. Nachr. u. Ber. 33:189-194. Koch, K. (1989-1992): Die Käfer Mitteleuropas - Ökologie (Band 1-3). - Goecke & Evers, Krefeld. Lempke, B. J. (1973): Trekvlinders in 1971. Ent. Ber. Amsterdam 33:41-51. Lohse, G. A. & W. H. Lucht (1989): Die Käfer Mitteleuropas, 12. Supplementband mit Katalog. - Goecke & Evers, Krefeld. Lucht, W. H. (1987): Die Käfer Mitteleuropas - Katalog. - Goecke & Evers, Krefeld. Nielsen, E. T. (1967): Insekten auf Reisen. - Springer-Verlag, Berlin. Meineke, T. (1976): Beobachtungen von Insektenwanderungen auf der Insel Sylt in der Zeit vom 30.VII.-9.VIII.1975. - Atalanta 7:216-218. Mikkola, K. (1980): Bericht über die Insektenwanderungen im Jahre 1979 in Finnland - Atalanta 11:176-180. Spittler, P. (1963): Ein Massenfund von Coccinelliden am Weststrand des Darss. - Ent. Ber. Berlin 1963:28-30. Williams, S. B. (1958): Insect Migration. - New York. Anschrift des Verfassers Clemens M. Brandstetter Schesastrasse 1 A-6706 Bürs, Österreich. 422