Berufliche Mobilität in Europa



Ähnliche Dokumente
Berufsbedingte räumliche Mobilität in Deutschland und Europa und sozialstrukturelle Differenzierung

Internetnutzung nach Nutzungsart (Teil 1) 1)

SaarLB-Trendstudie Erneuerbare Energien

Methodische Vorbemerkungen

Fortgeschrittene Statistik Logistische Regression

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Forderungsausfälle - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - September 2009

Mobile-Money-Studie Daten und Fakten Europa

Allensbach: Das Elterngeld im Urteil der jungen Eltern

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Ergebnisse der forsa-umfrage: Wie stellt sich der Autokunde den Vertrieb der Zukunft vor?

Eurobarometer-Umfrage*, Angaben in in Prozent der der Bevölkerung**, Europäische Union Union und und ausgewählte europäische Staaten, Ende 2005

Hautkrebsscreening. 49 Prozent meinen, Hautkrebs sei kein Thema, das sie besorgt. Thema Hautkrebs. Ist Hautkrebs für Sie ein Thema, das Sie besorgt?

15.3 Bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit

Singles, Job und Partnersuche. Ergebnisse aus PARSHIP.at-Studien

Internetnutzung (Teil 1)

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Berufliche Mobilität und Familie

Jugend, Aktivitäten, Medien Erhebung Schweiz 2010

Kinder und ihr Kontakt zur Natur

Studienresultate Mediennutzung und Werbeverweigerung bei unadressierten Werbesendungen

Ferien & Reisen: Ferienabsichten und Buchungsverhalten

Jugendliche und Social Commerce

Kundenbefragung Herbst 2005 Auswertung der 19 Fragebögen

allensbacher berichte

Online Banking. Nutzung von Online Banking. Ergebnisse repräsentativer Meinungsumfragen im Auftrag des Bankenverbandes April 2011

CITIES AGAINST RACISM RESPONSIBILITIES OF CITIES IN COUNTERACTING RACISM SUSTAINABILITY. Evaluation der Plakatkampagne der Stadt Graz gegen Rassismus

Vergleichsportal-Kompass 1.0 Repräsentative GfK-Umfrage im Auftrag von CHECK24.de zur Nutzung von Vergleichsportalen

Welche Staatsangehörigkeit(en) haben Sie?... Mutter geboren?...

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Herzlichen Glückwunsch, Telefon!

S P E C T R A K T U E L L FREIE WAHL DER KRANKENVERSICHERUNG: SORGENVOLLER BLICK IN DIE ZUKUNFT 8/00. I:\PR-ARTIK\Aktuell00\08\Krank_neu.

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Elternumfrage 2013 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Private Vorsorge für den Pflegefall

Die beliebtesten Smartphones der CHECK24-Kunden. nach Hersteller, Geschlecht und Alter

ING-DiBa Studie 2013: Deutsche mit geringster Finanzbildung in Europa

Tagesgeld-Studie. Auswertung der Online-Abschlüsse von Tagesgeldkonten über CHECK24 von 2011 bis 2013 nach Alter und Geschlecht

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

allensbacher berichte

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Belastung durch chronischen Stress

Elterngeld Plus und Partnerschaftlichkeit. Zahlen & Daten

Zielgruppenansprache von Baumärkten

Ethik im Netz. Hate Speech. Auftraggeber: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM)

Einstellungen der Deutschen gegenüber dem Beruf der Putzfrau

8 Mediennutzung. 8.1 Medienausstattung

SPECTRA ist ein Full Service Institut, das das gesamte Spektrum der klassischen Markt- und Meinungsforschung anbietet.

EINBLICKE FÜR KMU-KUNDEN


Fast jeder zweite Deutsche würde gerne abnehmen

Private Senioren- Unfallversicherung

Integrierte Dienstleistungen regionaler Netzwerke für Lebenslanges Lernen zur Vertiefung des Programms. Lernende Regionen Förderung von Netzwerken

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Bildungsstand der Bevölkerung

Die Wirtschaftskrise aus Sicht der Kinder

Im Folgenden werden einige typische Fallkonstellationen beschrieben, in denen das Gesetz den Betroffenen in der GKV hilft:

Sehr geehrte Damen und Herren

Private Familien-Unfallversicherung - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - Februar 2010

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Zinssicherung im B2B Markt April 2010

Job Mobilities and Family Lives in Europe

FORSCHUNGSTELEGRAMM Jänner 2015 (Nr. 1/15)

Resultate GfS-Umfrage November Wie bekannt ist das Phänomen Illettrismus bei der Schweizer Bevölkerung?

Lichtbrechung an Linsen

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Zahlenoptimierung Herr Clever spielt optimierte Zahlen

Energieeffizienz. Ergebnisse einer repräsentativen Telefonbefragung bei 400 B2B-Finanzentscheidern

Nutzung und Akzeptanz von Webinaren Ergebnisse einer empirischen Studie

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

ZA5441 Flash Eurobarometer 289 (Monitoring the Social Impact of the Crisis: Public Perceptions in the European Union, wave 4)

Lehrer: Einschreibemethoden

Burnout Studie. im Auftrag von Business Doctors durchgeführt von Karmasin Motivforschung GmbH in Kooperation mit dem ÖGB

Alleinerziehend in M-V Ergebnisse der Mütterstudie des Kompetenzzentrums Vereinbarkeit Leben in MV

Pflegerisiko und Pflegeversicherung Status und Potenziale aus Sicht von Versicherungsmaklern und Verbrauchern

Wissens-Check und Umfrage zur Situation der Gleichstellung in Wien

Beschäftigungsfähigkeit und Mobilität von BachelorabsolventInnen in Deutschland

Kulturelle Evolution 12

Pflegeversicherung von AXA: Langfristige Erhaltung der Lebensqualität als zentrale Herausforderung

Kieferorthopädische Versorgung. Versichertenbefragung 2015

Studenten-Umfrage 2010 Bildung ohne Abzocke

Vorsätze für das Jahr 2015

Auslotung der Gefühle & Wünsche von Eltern und SchülerInnen zum Schuljahr 2011/2012

Vorsorgetrends 2012 Österreich

Was ist clevere Altersvorsorge?

Arbeitsblätter. Sinnvolle Finanzberichte. Seite 19

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

Flüchtlingskinder in Deutschland Eine Studie von infratest dimap im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes e.v.

Unternehmensname Straße PLZ/Ort Branche Mitarbeiterzahl in Deutschland Projektverantwortlicher Funktion/Bereich * Telefon

1. Weniger Steuern zahlen

Vermögensverteilung. Vermögensverteilung. Zehntel mit dem höchsten Vermögen. Prozent 61,1 57,9 19,9 19,0 11,8 11,1 5 0,0 0,0 1,3 2,8 7,0 2,8 6,0

UMFRAGE II. QUARTAL 2014

Vorsätze für das Jahr 2015

Ende von Vertragsbeziehungen

Internet Explorer Version 6

Markus Demary / Michael Voigtländer

Kundenzufriedenheit mit Strom- und Gasanbietern

Transkript:

Berufliche Mobilität in Europa Zu den Folgen erhöhter räumlicher Mobilität für Familie und Gesellschaft Empirische Befunde aus der Studie Job Mobilities and Family Lives in Europe DZA 10.6.2010 Prof. Dr. Norbert F. Schneider

Inhalt 1 Räumliche Mobilität in Europa Formen und Verbreitung 2 Studiendesign 3 Typologie des mobilen Lebens 4 Befunde und Ergebnisse 4.1 Wie mobil sind die Erwerbstätigen in Europa? Mobilitätserfahrungen und Mobilitätsbereitschaft 4.2 Wer ist mobil und wer nicht? 4.3 Folgen der Mobilität für die Familienentwicklung 4.4 Mobilität und Generationenbeziehungen 5 Mobilität im 21. Jahrhundert zusammenfassende Betrachtungen

Räumliche Mobilität in Europa gegenwärtige Situation 80 % der Europäer (EU 25)* leben in der Region, in der sie aufgewachsen sind 1,5 % der Europäer (EU 25) leben in einem anderen als ihrem Heimatland (Migranten) Nur 25 % dieser Menschen migrierten aus beruflichen, hingegen 75 % aus privaten Gründen, insbesondere aus Liebe (30 %) oder eines besseren Klimas wegen (24 %) 1 % der Europäer (EU 25) im erwerbsfähigen Alter zieht pro Jahr aus beruflichen Gründen um Zum Vergleich: 2,3 % der US-Amerikaner und 2,1 % der Kanadier ziehen pro Jahr berufsbedingt um Quellen: Eurostat 2006; EU Commission 2007; US Department of Labor 2002 * 25 Länder der Europäischen Union (ohne Rumänien und Bulgarien)

Studiendesign Repräsentative Erhebung: 5.552 Befragte im Alter zwischen 25 und 54 Jahren aus sechs europäischen Ländern (Spanien, Frankreich, Belgien, Schweiz, Polen, Deutschland) 1.668 zusätzliche Personen wurden mit dem selben Fragebogen in einem zweiten Teil befragt, um eine größere empirische Basis mobiler Menschen zu erhalten Insgesamt wurden 7.220 Interviews geführt, darunter 2.432 mit mobilen Menschen Drei Forschungsschwerpunkte: - Verbreitung und Vielfalt beruflicher räumlicher Mobilität in Europa - Gründe und Umstände der Entstehung beruflicher Mobilität - Konsequenzen beruflicher Mobilität auf Familienleben, Karriere, subjektives Wohlbefinden und soziale Beziehungen

Typologie des mobilen Lebens Permanenz residenzielle Mobilität zirkuläre Mobilität hoch gering Häufigkeit Rhythmus einmal mehrmals jährlich quartalsweise monatlich wöchentlich täglich Umzugsmobile a) Fernumzug innerhalb eines Landes b) Migranten und Trans - Migranten häufig Saisonarbeiter + Semi - Migranten Job - Nomaden Abwesenheit über Nacht Übernachter Erwartbarkeit Regelmäßigkeit Wochenendpendler (Shuttlers) Vari Mobile und Dienstreisende Fernbeziehungen nie Fernpendler c) Auslandsentsendete gering hoch

Gegenwärtige und frühere Mobilitätserfahrungen von Erwerbstätigen nach Ländern (in %) F D E PL CH B EU6 gegenwärtig mobil 15 19 14 15 13 17 16 vormals mobil Personen ohne Mobilitätserfahrung Insgesamt 100 100 100 100 100 100 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008

Gegenwärtige und frühere Mobilitätserfahrungen von Erwerbstätigen nach Ländern (in %) F D E PL CH B EU6 gegenwärtig mobil 15 19 14 15 13 17 16 vormals mobil 36 31 38 21 38 25 32 Personen ohne Mobilitätserfahrung Insgesamt 100 100 100 100 100 100 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008

Gegenwärtige und frühere Mobilitätserfahrungen von Erwerbstätigen nach Ländern (in %) F D E PL CH B EU6 gegenwärtig mobil 15 19 14 15 13 17 16 vormals mobil 36 31 38 21 38 25 32 Personen ohne Mobilitätserfahrung 49 51 48 63 49 58 52 Insgesamt 100 100 100 100 100 100 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilitätsformen F D E PL CH B EU6 zirkulär mobil 65 68 83 76 73 87 70 residenziell mobil in beiden Formen mobil Insgesamt 100 100 100 100 100 100 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilitätsformen F D E PL CH B EU6 zirkulär mobil 65 68 83 76 73 87 70 residenziell mobil 27 23 12 12 18 11 22 in beiden Formen mobil Insgesamt 100 100 100 100 100 100 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilitätsformen F D E PL CH B EU6 zirkulär mobil 65 68 83 76 73 87 70 residenziell mobil 27 23 12 12 18 11 22 in beiden Formen mobil 8 9 6 12 9 2 8 Insgesamt 100 100 100 100 100 100 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilitätsarten Mobilitätsart EU6 zirkuläre Mobilitätsformen Fernpendler 41 Vari-Mobile (Personen, die oft auf Geschäftsreisen sind) 20 Wochenendpendler (Shuttler) 3 Fernbeziehungen 4 residenzielle Mobilitätsformen Umzug innerhalb eines Landes 18 Migranten 2 Multi-Mobilität Zwei oder mehr Mobilitätsarten gleichzeitig 13 Insgesamt 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilitätsbereitschaft Bereitschaft nach Art der Mobilität Umzug in eine andere Region innerhalb eines Landes F D EU6 11 28 19 Fernpendeln 16 36 27 F: geringste Bereitschaft D: höchste Bereitschaft Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilitätserfahrungen (gegenwärtig und früher) nach Alter Altersklasse F D E PL CH B EU6 25 34 51 51 59 44 49 46 52 35 44 56 47 47 30 55 41 47 45 54 47 50 48 35 49 39 46 Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilität nach Geschlecht Geschlecht F D E PL CH B EU6 Frauen 34 32 36 38 24 28 34 Männer 66 68 64 62 76 72 66 Insgesamt 100 100 100 100 100 100 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008 100% = alle mobilen Erwerbstätigen

Anteile mobiler Personen nach Familiensituation und Geschlecht Mobile Vollerwerbstätige in Deutschland 35 30 31 27 30 25 21 23 20 Men 15 Women 10 9 5 0 without ohne partner, Partner, without ohne children Kinder with partner, mit Partner, without children ohne Kinder with partner mit Partner and children und Kindern Quelle: JobMob and FamLives 2008 German data set

Soziodemografie und Mobilitätsform Alter: Jüngere Personen (25 bis 34 Jahre) haben eine etwa 2-fach höhere Chance auf Umzug als die ältere Referenzkategorie (35 Jahre und älter); ältere Personen bevorzugen zirkuläre Mobilität, besonders Fernpendeln Bildung: Die Chance auf residenzielle Mobilität nimmt mit steigender formaler Bildung zu. Personen mit Universitätsabschluss haben eine 17-fach höhere Chance auf beruflich veranlasste residenzielle Mobilität als Hauptschulabsolventen Familiensituation: Alleinstehende haben eine etwa 6-fach höhere Chance residenzieller Mobilität im Vergleich zu Personen mit Partner Geschlecht: Hat keinen Einfluss auf die Form der Mobilität

Risiko der Kinderlosigkeit, 37- bis 44-jährige Personen in sechs europäischen Ländern nach Geschlecht, adjustierte Odds Ratios Gegenw. Mobilität Früh. Mobilität N (M)/(F) Männer (M) Frauen (F) ohne Mob.erfahrung - 226 / 370 1 1 zirkulär + 174 / 112 0.74 2.96*** zirkulär - 75 / 75 0.95 4.37*** residenziell + 26 / 24 1.34 4.83*** residenziell - 10 / 6 (1.01) (2.02) Multi-Mobil + 36 / 16 0.98 2.89* Multi-Mobil - 10 / 5 (1.11) (4.16) - zirkulär 132 / 148 0.92 1.20 - residenziell 15 / 37 (1.02) 1.61 - zirkulär + residenziell 66 / 50 0.80 1.25 Bemerkungen: JobMob and FamLives 2008; binär-log. Regression; adjustiert nach Bildung, Land, Anzahl der Beschäftigten, Alter, Vollzeit- vs. Teilzeit; *** p.01 ** p.05 * p.10

Kinderzahl, 37- bis 44-jährige Personen in sechs europäischen Ländern nach Geschlecht, adjusted B Gegenw. Mobilität Früh. Mobilität N (M)/(F) Männer (M) Frauen (F) Ohne Mob.erfahrung - 223 /382 1 1 zirkulär + 169 /107 0.19-0.38*** zirkulär - 75 /70-0.07-0.43*** residenziell + 26 /26-0.13-0.82*** residenziell - 10 /6 (-0.01) (-0.57) Multi-Mobil + 35 /16 0.03-0.69** Multi-Mobil - 10 /5 (0.16) (-0.96**) - zirkulär 128 /146 0.12-0.07 - residenziell 15 /40 (0.03) -0.03 - zirkulär + residenziell 66 /51 0.08-0.18 Bemerkungen: JobMob and FamLives 2008; OLS-Regression; adjustiert nach Bildung, Land, Anzahl der Beschäftigten, Alter, Vollzeit- vs. Teilzeit; *** p.01 ** p.05 * p.10

Alter beim ersten Kind, 37- bis 44-jährige Eltern in sechs europäischen Ländern nach Geschlecht, adjusted B Gegenw. Mobilität Früh. Mobilität N (M)/(F) Männer (M) Frauen (F) Ohne Mob.erfahrung - 158/ 341 1 1 zirkulär + 129/ 77-0.63 0.74 zirkulär - 55/ 52-0.17 0.13 residenziell + 15/ 13 1.15 2.63* residenziell - 6/ 5 (-2.62) (0.54) Multi-Mobil + 24/ 10-1.95* 2.18 Multi-Mobil - 7/ 2 (-2.64) (5.79*) - zirkulär 96/ 125-0.91 1.14** - residenziell 10/ 33 (-2.84) 1.75** - zirkulär + residenziell 46/ 41 0.55 1.22* Bemerkungen: JobMob and FamLives 2008; OLS-Regression; adjustiert nach Bildung, Land, Anzahl der Beschäftigten, Alter, Vollzeit- vs. Teilzeit; *** p.01 ** p.05 * p.10

Mobilität und Familienentwicklung: Zusammenfassende Befunde Geschlecht moderiert den Zusammenhang zwischen Mobilität und Familienentwicklung signifikant. Bei Männern sind Effekte kaum vorhanden oder nur schwach ausgeprägt. Wenn es interpretierbare Auswirkungen gibt, dann hat Mobilität eher positive Effekte auf die Familienentwicklung. Für Frauen gibt es dagegen stark ausgeprägte negative Zusammenhänge: Mobilität kann zu einem Aufschub von Geburten und einer geringeren durchschnittlichen Kinderzahl führen. Kinderlosigkeit erhöht bei Frauen signifikant die Bereitschaft mobil zu sein bzw. mobil zu werden. Bei zirkulärer Mobilität sind die Zusammenhänge mit der langfristigen Familienplanung stärker ausgeprägt als bei residenzieller Mobilität.

Wohnentfernung zu den Eltern (in %) Entfernung zum nächstwohnenden Elternteil Bis 20 Min. Über 20 Min. Mobilitätsform D übrige Länder D übrige Länder Zirkulär 64 60 36 40 Residenziell 26 34 74 66 Nicht mobil 61 67 39 33 Cramer s V =.20 für Deutschland und.18 für die übrigen Länder Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilität und Kinderbetreuung durch Großeltern (in %) Mobilitätsform D übrige Länder Zirkulär 50 69 Residenziell 46 66 Nicht mobil 43 62 Beteiligen sich die Großeltern an der Kinderbetreuung? Ja / nein Cramer s V =.19*** Quelle: JobMob and FamLives 2008

Mobilität und Häufigkeit der Kinderbetreuung durch Großeltern in Deutschland (in %) Mobilitätsform fast täglich mind. einmal pro Woche seltener als wöchentlich Zirkulär 29 29 43 Residenziell 17 25 58 Nicht mobil 17 46 37 Cramer s V =.13*** Quelle: JobMob and FamLives 2008

Wohnentfernung zu den Eltern (am nächsten wohnender Elternteil) in sechs europäischen Ländern adjustierte Odds Ratios Zirkulär mobil.884** Residenziell mobil.286*** Weiblich.950 Elternschaft 1.259*** Akademiker.615*** Wohnhaft in Deutschland.791*** Alter 25-34 1.489*** Wohnentfernung dichotomisiert in unter 20 Min. und mind. 20 Min. Bei den adjust. OR bezeichnen Werte <1 einen negativen Einfluss auf die Odds, ein positiver Einfluss ist gegeben, wenn exp(bn) >1. Ein Koeffizient von bspw. 1,4 besagt, dass die Odds jeweils auf das 1,4-fache oder um 40 Prozent zunehmen, ein Koeffizient von 0,6, dass sie auf das 0,6-fache, also um 40 Prozent abnehmen, wenn die unabhängige Variable um eine Einheit zunimmt. Bemerkungen: JobMob and FamLives 2008; binär logist. Regression; N=428 *** p.01 ** p.05 * p.10 Nagelkerke s R 2 =.08

Mobilität und Generationenbeziehungen: Zusammenfassende Befunde Zirkuläre Mobilität hat im Unterschied zu residenzieller nur einen geringen Einfluss auf die Wohnentfernung Akademiker wohnen weiter von den Eltern entfernt als andere Bildungsgruppen Eltern wohnen in größerer Nähe zu ihren Eltern als Kinderlose Die Wahrscheinlichkeit weiter von den Eltern entfernt zu wohnen ist in Deutschland höher als in anderen europäischen Ländern In Deutschland ist die Beteiligung der Großeltern an der Enkelbetreuung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bei allen Mobilitätsformen signifikant geringer Die Häufigkeit der Enkelbetreuung durch Großeltern erfolgt bei zirkulär Mobilen im Vergleich zu Nicht-Mobilen häufiger täglich

Berufliche Mobilität in Europa: Abschließende Bemerkungen Beruflich bedingte Mobilität ist in Europa weit verbreitet Europäer sind stark lokal verwurzelt, aber als Pendler hochmobil Zwischen den Ländern bestehen bezüglich Ausmaß und Erscheinungsform der Mobilität wenig Unterschiede Dagegen bestehen zwischen sozialen Gruppen teilweise sehr relevante Unterschiede. Von besonderer Bedeutung sind Alter, Geschlecht, Bildung und Familiensituation Es gibt empirische Hinweise, dass die Mobilität innerhalb der letzten Jahrzehnte angestiegen ist Die Umzugsbereitschaft ist gering und es gibt keine Hinweise darauf, dass sie in den kommenden Dekaden signifikant ansteigen wird Mobilität kann bei Frauen negative Effekte auf die Familienentwicklung haben, nicht jedoch bei Männern Mobilität reduziert die Enkelbetreuung durch Großeltern

Prof. Dr. Norbert F. Schneider Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Friedrich-Ebert-Allee 4 65185 Wiesbaden Tel.: 0611-754516 Fax: 0611-753960 www.bib-demographie.de