PREUSSENS HOFMUSIK IV

Ähnliche Dokumente
Evangelische Kirchengemeinde Kirchhain. Adventsmusik. Martin-Luther-Kirche Kirchhain Sonntag, , um Uhr

Freut euch und seid guten Mutes! Angela Merici, Letztes Vermächtnis

WEIHNACHTSKONZERT PHILIPP AHMANN LEITUNG SAISON 2011/2012 SONDERKONZERT 2

Barocktage Eckenhagen 2008

, ),. $ / 5 ( 4 8, ( 0

mittwoch, 30.dezember 2009, st.gallen

abendprogramm_magnificat:layout :23 Seite 1

inhalt Ausführende...3

B A C H A K A D E M I E

Nun komm, der Heiden Heiland

TEXTS AND TRANSLATIONS FOR. BWV "Magnificat" with Carol Insertions

Die Entwicklung der Hofmusik von der kurfürstlichen Kapelle von Brandenburg zum Hoforchester des ersten Königs in Preußen

Vesperae solennes de Confessore KV 339 Wolfgang Amadeus Mozart ( )...

Preussens Hofmusik. Die Berliner Schule

MARIENLOB in Lied und Musik

Universitätschor Ulm singt. Vivaldi. Magnificat Kyrie Gloria. »Frühling«aus»Die vier Jahreszeiten«

donnerstag, 30.dezember 2010, st.gallen

Wolfgang Amadeus Mozart ( ) Carl Philipp Emanuel Bach ( ) Charles Gounod ( )

Gunther Martin Göttsche. Magnificat op. 94. Orchesterfassung /Orchestral version

Gloria in excelsis Deo

PREUSSENS HOFMUSIK II

Mote e in der Thomaskirche

Mote e in der Thomaskirche

M a n u s k r i p t. SWR2 Musikstunde mit Bettina Winkler. "Alle Jahre wieder..." Advents- und Weihnachtslieder (2) Maria und Joseph

Der Lobgesang der Maria, Lk. 1, Als Elisabeth die Maria mit prophetischen und lobpreisenden Worten begrüßt hat, antwortet Maria mit ihrem

17. SONNTAG IM JAHRESKREIS

Anne Glocker, Lisa Rothländer (Solo), Alba Vilar-Juanola (Solo), Susanne Krumbiegel (Solo), Katharina Kunz, Katrin Klemm, Eleni Athanasiou

Heinrich Schütz, Mitwirkende: Heinrich-Schütz-Vocalensemble Kantorei Überlingen Das Heinrich-Schütz-Consort

TRINITATIS IV Dienstag nach dem 19. Sonntag nach Trinitatis Eröffnung Psalm 32

Prof. Manfred Dings. Kontrapunkt II. Arbeitsblätter zur Übung im Sommersemester 2019

inhalt Knabenkantorei Basel... 5 Ausführende... 8 Weihnachtsoratorium Biografie Karl Graf Lesung Magnificat Texte...

STAATSKAPELLE BERLIN 1570 STAATSOPER UNTER DEN LINDEN PREUSSENS HOFMUSIK

Adam, Eva und der Blick Gottes (1. Buch Mose Kaptiel 1, Verse 8-9) Von Gott angeschaut werden ist wie,

Ökumenische Vesper aus Anlass der wechselseitigen Taufanerkennung im Dom zu Magdeburg am 29. April Wir wollen alle fröhlich sein

Lesung aus dem Alten Testament

ORATORIUM UND PASSION

CHORAKADEMIE VORARLBERG. Werke von Johann Sebastian Bach

FESTLICHE KIRCHENMUSIK

Leipziger Weihnacht J. S. Bach

Medienpaket: Musik 1 Komponisten-Rätsel. Komponisten Rätsel

Montag, 26. Mai Vesper

Liturgische Adventsfeier

Das Alte Werk NDR Chor Collegium 1704

Sonntag, 28. Juni 2015, 15 Uhr

Magnificat anima mea Dominum

Freitag, 28. Dezember 2018 Kirche St. Laurenzen, St. Gallen

DEUTSCH MESSE ZUM JAHRESTHEMA: MARIA, URSACHE UNSERER FREUDE

Mendelssohn Bartholdy

Freu dich, Erd und Sternenzelt

J.S. BACH MAGNIFICAT H. SCHÜTZ HISTORIA DER GEBURT JESU CHRISTI. Königsteiner Vokalensemble

Bischöfliche Visitation. Windhag Filialkirche St. Ägid Vesper 22. September 2006

GEDENKTAG 2. Juli - Besuch Marias bei Elisabeth (Heimsuchung) Eröffnung Psalm 113

ERSCHEINUNG DES HERRN

DRITTER FASTENSONNTAG

GEDENKTAG 25. März - Ankündigung der Geburt Jesu an Maria Eröffnung Psalm 19

Liebevoll besorgt blickt sie auf das Neugeborene und all die, die es im Stall von Bethlehem besuchen.

GEDENKTAG. 2. Februar - Darstellung Jesu im Tempel

Danket dem Herrn Festliche mehrchörige Musik von Heinrich Schütz

Konzertprogramm. Johann Sebastian Bach ( ) Magnificat in D, BWV 243

DRITTER SONNTAG DER OSTERZEIT

4. SONNTAG IM ADVENT, JAHRGANG C (FOURTH SUNDAY OF ADVENT)

DURCHTRÄNKT VON GOTTES BARMHERZIGKEIT

Sonntäglicher Wortgottesdienst bei kurzfristigem Ausfall des Priesters ohne Kommunionfeier

Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz

Prelude (4:30 p.m.) Kate Arndt, violin. Violin Sonata No. 2 in A Minor, BWV Johann Sebastian Bach ( ) Versicles

Ouvertüre Orchestersuite in D-Dur

Mary s Song. Mariengesänge aus fünf Jahrhunderten. Johann-Sebastian-Bach-Ensemble Weimar Martin Meier, Orgel. Leitung: Johannes Kleinjung

Reliquie Don Boscos unter uns 2012 ABENDLOB Gesänge aus dem Benediktbeurer Liederbuch God for You (th)

Meine Seele preist die Größe des Herrn Das Gebet der Mutter Jesu

Mote e in der Thomaskirche im Rahmen der Mendelssohn-Festtage 2010 Freitag, den 10. September 2010, 18 Uhr

Antonio Vivaldi ( ): Magnificat RV 610

G e m e i n d e h e f t

Telemann, Georg Philipp Danket dem Herrn (TWV 8:3) NLV Chorpartitur/en

BACH Herr, ich warte auf dein Heil

Mitsingstunde aus der Liturgie von 1864

Felix Mendelssohn Bartholdy Magnificat

Unsere liturgischen Gesänge eine kleine historische Mitsingstunde

Materialsammlung Erster Weltkrieg

Ronald J. Autenrieth. Bach im Quartett. Vier Sätze der Bach-Familie bearbeitet für Blockflötenquartett (SATB) copy-us 1603

Samstag, 10. Dezember 2011, 19 Uhr Sonntag, 11. Dezember 2011, 18 Uhr Martinskirche Sindelfingen

Maria, die geglaubt hat Predigt zu Lk 1,26-56 (4. Advent 2018)

ADVENT. Begrüßung des Sonntags am Vorabend s. Anhang

Lasst uns im Kanon singen

Inhalt VORWORT AUF DER SUCHE NACH HEIMAT SO IST GOTT TEUER ERKAUFT AUS DER GNADE LEBEN

Leseprobe. Maria Mutter Gottes Die schönsten Mariengebete

gni ac. P. E. Bach Francis Poulenc Quatre motets pour le temps de Noël Samstag 16. Dezember Uhr Kirche St.Laurenzen St.

Das Prüfen, um ehrlich und lebendig zu bleiben, gehört zum Glauben dazu

WEIHNACHTSORATORIUM MAGNIFICAT

Gottesdienste und Musik in der Stadtkirche Winterthur

Johann Adolf. Hasse. Miserere in c. Soli (SATB), Coro (SATB) 2 Flauti, 2 Oboi 2 Violini, Viola, Basso continuo

DIÖZESANMUSEUM. Rottenburg KUNST UND MUSIK FRAGMENTUM MUSIKALISCHE FRAGMENTE AUS WÜRTTEMBERGISCHEN KLÖSTERN PROGRAMM

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

Tonart Titel Komponist / Herkunft (nur Dur)

Musica bremensis. Bremische Stadt- und Ratsmusiken. Herausgeber: Oliver Rosteck. Johann Hieronymus Grave. Willkommen, frohe Stunden

Mozart. & Haydn. klassische Oratorien Sonntag, 30. Januar :oo Uhr Haus der Begegnung. Universitäts Chor Ulm

INHALT. Vorwort Von Siegbert Rampe

Fahre hin, du Lust der Welt Kantate zum Kirchweihfest

Mote e in der Thomaskirche

Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserm Vater und dem Herrn Christus Jesus. Amen. Predigttext 4. Advent, : Lukas 1,(26-38)39-56

Transkript:

PREUSSENS HOFMUSIK IV EINE BERLINISCHE ABENDMUSIK WERKE VON William Brade, Johann Crüger, Adam Jarzębski und Nikolaus Zangius MUSIKALISCHE LEITUNG, CEMBALO.............. Matthias Wilke SOPRAN................................. Anne Brettschneider TENOR........................................ Joo-hoon Shin VIOLINE......................... Laura Volkwein, Ulrike Bassenge VIOLA............................... Holger Espig, Helene Wilke VIOLONE...................................... Joachim Klier POSAUNE....................................... Rúben Tomé So 10. Juni 2018 15.30 APOLLOSAAL

PROGRAMM William Brade (1560 1630) PADUANA GALLIARD (NPGCAC 10) Adam Jarzębski (1590 1649) CANZONA CHROMATICA Johann Crüger (1598 1662)»DIE SONN HAT SICH MIT IHREM GLANZ GEWENDET«Nikolaus Zangius (um 1570 um 1618)»CANZON LUPACCHINO«Johann Crüger MAGNIFICAT PER CONCERTO À 5 TEXT AUS Lukas-Evangelium 1, 46 55 Magnificat anima mea Dominum Meine Seele erhebt den Herrn, et exsultavit spiritus meus in Deo, und mein Geist hat frohlockt in Gott, salutari meo; meinem Heiland. quia respexit Denn er hat hingeblickt humilitatem ancillae suae auf die Niedrigkeit seiner Magd; ecce enim ex hoc beatam me denn siehe, von nun an werden dicent omnes generationes; mich glückselig preisen alle Geschlechter. Adam Jarzębski CONCERTO»BERLINESA«William Brade CANZON À 5 Johann Crüger MAGNIFICAT PER CONCERTO À 5 (VII. aus»laudes Dei Vespertinæ«) William Brade PADUANA GALLIARD ALLMAND (NPGCAC 2) GESANGSTEXTE Johann Crüger»DIE SONN HAT SICH MIT IHREM GLANZ GEWENDET«TEXT VON Otto von Schwerin (1616 1679) Die Sonn hat sich mit ihrem Glanz gewendet und, was sie soll, auf diesen Tag vollendet; die dunkle Nacht dringt allenthalben zu, bringt Menschen, Vieh und alle Welt zur Ruh. Quia fecit mihi magna qui potens est et sanctum nomen eius; Et misericordia eius a progenie in progenies timentibus eum. Fecit potentiam in brachio suo, dispersit superbos mente cordis sui. Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles. Esurientes implevit bonis et divites dimisit inanes. Suscepit Israel puerum suum recordatus misericordiae suae sicut locutus est ad patres nostros Abraham et semini ejus in saecula. Gloria Patri, et Filio, et Spiritui Sancto: sicut erat in principio, et nunc, et semper, et in saecula saeculorum. Amen. Denn Großes hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name. Und seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht zu Geschlecht denen, die ihn fürchten. Er hat Macht geübt mit seinem Arm; er hat zerstreut, die in ihren Herzen hochmütig sind. Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht. Hungrige hat er mit Gütern erfüllt und Reiche leer fortgeschickt, er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, dass er gedenke der Barmherzigkeit wie er zu unseren Vätern geredet hat, zu Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, so jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

BERLINER MUSIK ZUR KURFÜRSTENZEIT VON Larissa Wieczorek Schon lange bevor die Preußenkönige in Berlin regierten, gab es hier Musiker und musikalische Institutionen, die durchaus eine überregionale Ausstrahlungskraft besaßen. Bereits im Jahr 1570 existierte am Hof des sehr auf Prachtentfaltung bedachten brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. (genannt»hektor«) die kurbrandenburgische Hofkapelle, wie aus einer aus diesem Jahr datierten Kapellordnung hervorgeht, die als eine Art Gründungsdokument der heutigen Staatskapelle Berlin gilt. Schon im Jahrhundert zuvor gab es offensichtlich einige Hofsänger, die zur musikalischen Ausgestaltung von repräsentativen Anlässen hinzugezogen wurden. Ein gemischtes Ensemble aus professionellen Vokalisten und Instrumentalisten wurde aber wohl erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ins Leben gerufen. Musik wurde zu einem selbstverständlichen Teil des höfischen Lebens, in der Kirche ebenso wie an der kurfürstlichen Tafel, bei Festen oder beim Hoflager. Vom Beginn der 1570er Jahre datiert auch die Anstellungsurkunde des ersten namentlich bekannten Kapellmeisters, Johann Wesalius. Der damals regierende Sohn Joachims II., Kurfürst Johann Georg, bemühte sich wiederholt um Qualitätssteigerung anders ist seine strenge Kapellordnung von 1580, in der er so manche offensichtliche Missstände anprangert, nicht zu verstehen. In der Folgezeit gelang es den brandenburgischen Kurfürsten, eine Reihe von bekannten Musikern nach Berlin zu verpflichten, die der kurfürstlichen Hofmusik wesentliche Impulse gaben. So wurde dem aus Woltersdorf bei Berlin stammenden NIKOLAUS ZANGIUS 1611 das Kapellmeisteramt übertragen. Fortan sollte Zangius bis zu seinem Tod im Jahr 1619 als kurbrandenburgischer Kapellmeister tätig sein. Zuvor hatte er in Iburg und Danzig als Hofmusiker gewirkt, zwischenzeitlich lebte er auch in Prag. Insbesondere auf dem Gebiet der Vokalmusik hat er bedeutsame Leistungen vollbracht, vornehmlich in seinen originellen geistlichen und weltlichen Liedern. Ein maßgeblicher Vertreter der Instrumentalmusik war hingegen der Engländer WILLIAM BRADE, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Karriere auf dem Kontinent startete. Am dänischen Hof in Kopenhagen war er ebenso gefragt wie in kleineren Residenzen wie Bückeburg, Gottorp und Güstrow, außerdem in kulturellen Zentren wie Hamburg und Halle. 1619 wurde er Hofkapellmeister in Berlin, nachdem er bereits zuvor kurzzeitig hier gewirkt hatte. Brade galt als einer der führenden Gambenvirtuosen seiner Zeit und verfügte auch als Komponist über hohes Ansehen. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine zahlreichen Tänze, die er für variabel besetzte Instrumentalensembles schrieb und die in seinerzeit außergewöhnlich fünf gedruckten Sammlungen veröffentlicht europaweit Beachtung fanden. Aus Polen stammt ADAM JARZĘBSKI, der als junger Musiker ab 1612 für einige Jahre als Violinist in der kurbrandenburgischen Hofkapelle spielte. Sein kompositorisches Schaffen ist wie dasjenige von Brade auf instrumentale Formen fokussiert, insbesondere seine Sammlung»Canzoni e Concerti«gibt davon Zeugnis das Concerto»Berlinesa«ist dabei gewissermaßen eine Hommage an

seine Wirkungsstätte. Nach seiner Berliner Anstellung ging Jarzębski zunächst nach Italien, um dann 1619 in seine polnische Heimat zurückzukehren. Dort war er für längere Zeit Mitglied der Warschauer Hofkapelle. Am Vorabend des auch und gerade für Brandenburg verheerenden Dreißigjährigen Krieges gelangte JOHANN CRÜGER nach Berlin, der das hiesige Musikleben über mehrere Jahrzehnte prägen sollte: Aus der Nähe von Guben war er 1615 erstmals nach Berlin gelangt. Nach seinem an der Universität Wittenberg absolvierten Theologiestudium und einer umfassenden musikalischen Ausbildung wurde er 1622 Lehrer am Gymnasium»zum Grauen Kloster«in Berlin und Kantor an der St. Nicolaikirche, wo er nicht weniger als 40 Jahre lang wirkte. An St. Nicolai arbeitete er u. a. mit Paul Gerhardt, dem berühmten Pfarrer und Dichter, zusammen: Gemeinsam schufen sie zahlreiche, auch heute noch viel gesungene Kirchenlieder. Berühmt wurde Crüger aber auch durch zahlreiche größere Kompositionen, die schon zu seinen Lebzeiten weite Verbreitung erfuhren, sowie durch seine musiktheoretische Werke, die die Satzkunst noch eines ganzen Jahrhunderts prägten. Laut Schulordnung des Gymnasiums zum Grauen Kloster aus dem Jahre 1574 hatte Johann Crüger als Kantor mit den Knaben der Schule»die Metten, Messe und Vesper wie gewöhnlich zu singen, und einen Sonntag um den andern und wenn große Feste sein, die Messe, auch zuzeiten etliche Psalmen und sonst in der Vesper zu figurieren«. Die Schulordnung lässt vermuten, dass nur an Sonntagen und großen Festen Figuralmusik, also mehrstimmige kontrapunktische Musik zu singen war. Das Aufführen von Figuralmusik betraf an großen Festen neben dem Gottesdienst auch weitere kirchliche Veranstaltungen, zum Beispiel Vespern, in denen unter anderem regelmäßig Magnificat-Vertonungen dargeboten werden sollten. So komponierte Crüger neben acht deutschen Magnificats auch den lateinischen Magnificat-Zyklus»Laudes Dei Vespertinae«(1645), in dem das Magnificat per Concerto à 5 enthalten ist. Der Titel»Laudes Dei Vespertinae«verweist deutlich auf den Gebrauch dieser Chorwerke für den abendlichen Vespergottesdienst. Während der kurbrandenburgische Hof inzwischen das calvinistische Bekenntnis angenommen hatte, blieb das Berliner Stadtbürgertum im Wesentlichen dem Luthertum verpflichtet, in dessen nachreformatorischer Liturgie auch die in frühchristlichen Traditionen wurzelnden Texte des Magnificat tief verankert waren. HERAUSGEBER Staatsoper Unter den Linden INTENDANT Matthias Schulz GENERALMUSIKDIREKTOR Daniel Barenboim GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR Ronny Unganz REDAKTION Benjamin Wäntig, Larissa Wieczorek

PREUSSENS HOFMUSIK Preußens Hofmusik unter diesem Namen haben sich vor mehreren Jahren Musiker der traditionsreichen Staatskapelle Berlin, die auf eine nahezu 450-jährige Geschichte zurückblicken kann, zusammengefunden. Angeleitet von dem Violinisten Stephan Mai, einem der Gründungsmitglieder der Akademie für Alte Musik Berlin, widmen sie sich vor allem einem Repertoire, wie es zu Zeiten des Preußenkönigs Friedrich II. in Berlin und Potsdam, aber auch in anderen Musikzentren Europas gespielt wurde. Dabei stehen die in den preußischen Residenzstädten ansässigen Komponisten im Mittelpunkt: So etwa die hochbegabten Söhne Johann Sebastian Bachs, Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel, aber auch die Brüder Graun, die mit ihren originellen Werken das Berliner Musikleben um die Mitte des 18. Jahrhunderts wesentlich prägten. Aber auch Sinfonien und Konzerte der Wiener Klassiker Haydn und Mozart sowie Kompositionen der Barockzeit erklingen regelmäßig. Preußens Hofmusik musiziert auf modernen Instrumenten in einer an der sogenannten»historischen Aufführungspraxis«orientierten Interpretationsweise. In vier Konzerten pro Spielzeit tritt das variabel besetzte Ensemble im Apllosaal auf. Darüber hinaus spielten die Musiker zur Wiedereröffnung des Berliner Bode-Museums und waren zu Konzerten im Preußischen Landtag sowie im Hotel Adlon zu erleben. Im Sommer 2006 erschien die erste Einspielung bei Berlin Classics mit Werken der Bach- Familie, von Johann Gottlieb Graun sowie Joseph Haydn.