Flussgebietsmanagement - ein Element des nordrhein-westfälischen Technologietransfers in der Wasserwirtschaft Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann 10. Symposium Flussgebietsmanagement beim Wupperverband am 8. und 9. Mai 2007 in Wuppertal 1
Wasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen Zur Wasserwirtschaft gehören bekanntlich die Bereiche Bewirtschaftung von Gewässern, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Während die Wasserver- und Abwasserentsorgung seit jeher einen besonderen Stellenwert in Politik und Öffentlichkeit besaßen, ist die Bewirtschaftung der Gewässer erst in den vergangenen Jahren in den Vordergrund gerückt. 2
Wasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen Hintergrund für die gestiegene Bedeutung der Gewässerbewirtschaftung ist nicht zuletzt die EU- Wasserrahmenrichtlinie, aus der sich auch das Flussgebietsmanagement ableitet. Die wasserwirtschaftlichen Anstrengungen konzentrierten sich in NRW zuletzt immer verstärkter auf die Umsetzung dieser Richtlinie, so dass das Flussgebietsmanagement eine entsprechende Rolle erhielt. Diese erfolgreiche Veranstaltungsreihe des Wupperverbandes ist ein Beleg für diese Rolle. 3
Flussgebietsmanagement in Nordrhein-Westfalen, Rolle der Wasserverbände Vor gut 100 Jahren führte die angestrebte Sicherung der Wasserversorgung von Bevölkerung und Industrie zur Gründung der ersten Wasserverbände in NRW. Hintergrund dafür lieferte die Bewirtschaftung von Talsperren und die Reinhaltung von Oberflächengewässern. Während die Bewirtschaftungsverantwortung bis heute beim Staat verblieb, wurden dabei wasserwirtschaftliche Aufgaben und Pflichten von der kommunalen Ebene auf eine flussgebietsweite Verbandsebene verlagert. 4
Flussgebietsmanagement in Nordrhein-Westfalen, Rolle der Wasserverbände Die beim flussgebietsweiten Gewässerschutz unter konzeptionellen, organisatorischen, technischen und finanztechnischen Aspekten wahrgenommenen Pflichtaufgaben der NRW- Wasserverbände sind als ein erster wesentlicher Schritt auf dem Weg zum integrierten Flussgebietsmanagement anzusehen. 5
Vorzüge der Wasserverbandstruktur in Nordrhein-Westfalen Die konzeptionelle Arbeit in den Gebieten der NRW- Wasserverbände könnte nicht durch die einzelnen Kommunen geleistet werden. Der gesetzlich verankerte, verpflichtende Charakter der Arbeit der NRW-Wasserverbände war erfolgsentscheidend. Eine freiwillige Regelung entsprechend sonstiger Wasser- und Bodenverbände wäre kaum zielführend gewesen. Ein beredetes Beispiel dafür ist der Emscherumbau. 6
Vorzüge der Wasserverbandstruktur in Nordrhein-Westfalen Die Wasserverbände nach dem nordrhein-westfälischen Muster erscheinen vor allem da relevant, wo in Flussgebieten ein hoher Nutzungsdruck herrscht. Die großräumig tätigen NRW-Wasserverbände übernehmen wesentliche wasserwirtschaftliche Aufgaben und entlasten damit den Staat. Die Aufgabenerfüllung der NRW-Wasserverbände erbrachte ein jahrzehntelanges unschätzbar wichtiges Know-how vornehmlich im Bereich der Abwasserbehandlung. 7
Wasserwirtschaftsinitiative NRW (WWI) Nach einer europaweiten Ausschreibung durch die vier NRW- Ministerien für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Verkehr, Energie und Landesplanung, Wirtschaft und Arbeit sowie Wissenschaft und Forschung begann ein Konsortium im Mai 2002 mit der Durchführung einer Initiative für die NRW-Wasserwirtschaft. Diese Initiative stellt eine Informations- und Netzwerkplattform der NRW-Wasserwirtschaft dar. 8
Wasserwirtschaftsinitiative NRW (WWI) Ziel der Initiative ist die Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen und von Forschungseinrichtungen. Derzeit wird die Initiative von den Landesministerien für Innovation, Forschung und Technologie, Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie Wirtschaft, Mittelstand und Energie getragen und von einem Konsortium unter der Federführung des Forschungsinstituts für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen durchgeführt. Die Geschäftsstelle der WWI ist in Duisburg. 9
Wasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen Die Wasserwirtschaft gehört zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen in NRW. Eine Bezifferung der Umsätze oder der Beschäftigtenzahl ist wegen der Verteilung der wasserwirtschaftlichen Potenziale auf die produzierende Industrie, das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungsbereiche äußerst schwierig. Es ist aber von annähernd 100.000 Beschäftigten auszugehen. Diese verteilen sich vor allem auf öffentlichrechtliche und gewerbliche Unternehmen der Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie auf Beschäftigte bei Herstellern wassertechnischer Anlagen, Planungsbüros und Wasserbehörden. 10
Wasserwirtschaftsinitiative NRW (WWI) Die NRW-Wasserwirtschaft hat annähernd 100.000 Beschäftigte. Diese verteilen sich auf öffentlich-rechtliche und gewerbliche Wasserversorgungs- und Abwasserunternehmen sowie auf Beschäftigte bei Herstellern von wassertechnischen Anlagen und Einrichtungen, Planungsbüros und Wasserbehörden. Der Umsatz der NRW-Wasserwirtschaft dürfte zwischen 3 und 4 Mrd. Euro liegen. 11
Wasserwirtschaftsinitiative NRW (WWI) Die Ergebnisse einer umfangreichen Umfrage Ende 2005 waren die Basis für die Zielregionen der WWI. Osteuropa einschließlich Rußland Mittlerer und Naher Osten Teile Chinas Nordafrika Süd- und Westeuropa 12
Wasserwirtschaftsinitiative NRW (WWI) Zu den Serviceleistungen der WWI gehören vor allem aktuelle Informationen durch Internetauftritt und Newsletter eine 3-sprachige Branchendatenbank über die NRW-Wasserwirtschaft zur internationalen Vermarktung eine Absolventen- und Praktikantenbörse zur Nachwuchsrekrutierung für Unternehmen, Nutzung einer Kontaktbörse für internationale Kooperationen, Wasserwirtschaftliche Marktstudien für 10 Länder (2 davon erscheinen kurzfristig), Durchführung von Informations- und Fachveranstaltungen Gemeinschaftsstände für NRW-Wasserwirtschaftsunternehmen auf Fachmessen im In- und Ausland sowie KMU-Unterstützung bei Markteintritt im Ausland. 13
Wasserwirtschaftsinitiative NRW (WWI) Perspektiven Noch in diesem Jahr wird die WWI eine große Fachveranstaltung zum Thema Sanierung der Wasser- und Abwassernetze - Internationale Herausforderungen und Chancen organisieren. Für die IFAT 2008 in München ist ein vergrößerter NRW- Gemeinschaftsstand in Planung. Die WWI wird sich um eine verstärkte Vernetzung mit wasserwirtschaftlichen Aktivitäten anderer Bundesländer bemühen. Angestrebt wird eine Zusammenarbeit mit dem Verein germanwater, um ein Zurückkehren zu den Wurzeln der WWI zu erreichen. 14
EU Water Initiative Nach der Vereinbarung der Millennium Development Goals auf der Johannesburg-Konferenz der UNO im Jahr 2002 entstand die EU-Wasser-Initiative. Die EU unterstützt damit internationale Projekte unter besonderer Berücksichtigung des integrierten Wasser- Ressourcen-Managements. Eine besondere Bedeutung haben dabei die europäischen Erfahrungen im Flussgebietsmanagement. 15
Beantragtes Vorhaben im Rahmen der EU-Wasser-Initiative Support of information exchange, technology transfer and publics participations for African-Europan initiatives in twinned river basins Vorgesehene Partner: Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen Wupperverband Institut für Städtebau und Landesplanung der RWTH Aachen Aratos Technologies S.A., Griechenland IMEGA-AGUA Fundation, Alcada University, Spanien Instityt Ekologii Terenów Uprzemys»owionych, Polen Ministry of Environment and Nature Protection, Republik Kamerun University Notre-Dame of Kasayi, Dem. Rep. Kongo School of Mines, University of Zambia, Republik Sambia 16
Beantragtes Vorhaben im Rahmen der EU-Wasser-Initiative Flussgebiete Bénoué, 150 km langer Nebenfluss des Niger Lulua, 400 km langer Nebenfluss des Congo Kafue, 400 km langer Nebenfluss des Zambesi 17
Beantragtes Vorhaben im Rahmen der EU-Wasser-Initiative Vorgesehene Tätigkeiten der drei nordrhein-westfälischen Partner des Konsortiums: Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen Wupperverband Institut für Städtebau und Landesplanung der RWTH Aachen Management advisory service Capacity building Water quality assessment Environmental management Data management River basin organisation Public authority Technology provider Decision support tool River information system Urban planning Land use planning Training advisor 18
In Vorbereitung befindliches Projekt im Rahmen des EU INTEREG-Programms Ziel des Projektes: Konzeption und Implementierung eines Clusters Interregionales Flussgebietsmanagement in Bulgarien, Griechenland und Deutschland (NRW) als Kompetenzzentrum Inhalte des Projektes: Entwicklung und Gründung des Kompetenzzentrums Aufbau von Managementstrukturen in den Regionen Transfer neuester verfahren und Methoden Implementierung technischer Entwicklungen (z.b. Labors) Einführung eines Monitoringsystems Capacity building (Technologie, Mamagement) 19
Vorhaben für das Min-Flussgebiet in China Entwicklung und Aufbau eines integrierten Maßnahmenprogramms zum Schutz und zur Verbesserung der Gewässergüte für das Min-Flussgebiet in China unter Berücksichtigung europäischer Erfahrungen bei der Umsetzung der WRRL Vorgesehene Partner: Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen Erftverband Wasserrverband Eifel-Ruhr Macherey-Nagel GmbH Gimat-Umwelttechnik GmbH Sichuan- Universität Umweltbehörde der Sichuan-Provinz Verwaltungskomitee der Dujiangyan-Wehranlage 20
Vorhaben für das Min-Flussgebiet in China Min-Fluss: Wichtigster Nebenfluss des Yangtse Länge 735 km Einzugsgebiet 136.00 km² 21
Vorhaben für das Min-Flussgebiet in China Historische Bewirtschaftung des Min-Flusses mit Hilfe der Dujiangyan-Anlagen (seit 256 v. Chr.) http://personal.ie.cuhk.edu.hk/~wyng/gee/dujiangyan.html 22
Vorhaben für das Min-Flussgebiet in China Inhalte des Vorhabens Bestandsaufnahme Erstellung eines Gesamtkonzeptes für die künftige Bewirtschaftung des Min-Flussgebietes Aufbau eines behördlichen Demonstrations- und Überwachungssystems im Min-Flussgebiet Einrichtung einer deutsch-chinesischen Berufsbildungsinstitution zur Qualifizierung des chinesischen Personals in der Wasserwirtschaft 23
Zusammenfassung Die Wasserwirtschaft gehört zu den wichtigsten Wirtschaftbereichen in NRW. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie brachte in Erweiterung der jahrzehntelangen Tätigkeit flussgebietsweiter Wasserverbände in NRW die Betonung eines integrierten Flussgebietsmanagements. Seit 2002 ist die von der NRW-Landesregierung getragene Wasserwirtschaftsinitiative als Informations- und Netzwerkplattform auch für Belange des Flussgebietsmanagements tätig. Mehrere Projektansätze lassen erwarten, dass in den kommenden Jahren Erfahrungen mit dem Flussgebietsmanagement aus NRW in verschiedenen Ländern genutzt werden können. 24