Thema Nr. 12 DRG-Systeme in Europa

Ähnliche Dokumente
GESUNDHEITSMANAGEMENT II. Prof. Dr. Steffen Fleßa Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement Universität Greifswald

Einführung ins DRG-System

Internationale Erfahrungen mit Fallpauschalen, Beginn und ihre derzeitige prozentuale Verbreitung landesweit 1 :

Abkürzungsverzeichnis DRG. Dr. Kraft Mai

Wirtschaftszentrum Krankenhaus

Solidarisch finanzierte Gesundheitssysteme in unterschiedlichen Ländern

Die Finanzierung gemeinnütziger Krankenhäuser - ein Vergleich der Situation in Belgien, Deutschland, Frankreich, der Niederlande und der Schweiz

Spreestadt-Forum zur Gesundheitsversorgung in Europa. eines Krankenhauses tatsächlich abbilden? Eine Evaluation anhand von zehn Krankheitsbildern

Schlusslicht oder Champion Wo steht das deutsche Gesundheitswesen nach der Reform im europäischen Vergleich?

Werkstattbericht Nr. 10/2001. Werkstattbericht. Werkstattbericht

VORLESUNG ALLGEMEINMEDIZIN

Gesundheitsreformdiskussion 2003: Modernisierungsgesetz, Eckpunkte, Bürgerversicherung und Kopfpauschalen

VATTENFALL-Cyclassics

MARKTDATEN. Schuhe in Europa EU 15 JAHRGANG 2011

ARZNEIMITTELAUSGABEN

Personal und Finanzierung Krankenhausfinanzierung

119. Amtsärztliche Fortbildungsveranstaltung. österreichischen Gesundheitswesen

DRG. An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu. Dr. med. Jana A. Faehnrich MHA. Mythen, Legenden und Facts

Struktur der europäischen Gesundheitssysteme im knappen Überblick

6. Themen-Buffet Arbeit im Alter pure Notwendigkeit oder persönliche Erfüllung über den Ruhestand hinaus?

Selbstständigenquote im EU-Vergleich - Alle Wirtschaftszweige

Deutsche Krankenhäuser im europäischen. Projektes: Wo stehen wir bezüglich Leistungsspektrum, Kosten und Qualität?

im internationalen Gesundheitssystemvergleich und europäische Gesundheitspolitik

Zwischenergebnisse der Versorgungsplanung im Kanton Bern

Selbstständige im EU-Vergleich - Alle Wirtschaftszweige

Leistungsplanung und -steuerung mit Klinischen Leistungsgruppen am Beispiel eines Maximalversorgers

Gender Diversity on European Boards Europas Potential erkennen: Fortschritte und Herausforderungen

Frei Rampe Schlachthofpreise in der EU exkl. USt. Jungrinder R3 in Euro je kg Kaltschlachtgewicht

Frei Rampe Schlachthofpreise in der EU exkl. USt. Jungrinder R3 in Euro je kg Kaltschlachtgewicht

Ergebnisse des Index der unternehmerischen Freiheit: Länderprofile

Allgemeinverbindlicherklärungen Erfahrungen aus Europa

Entwicklung der Beschäftigung im EU-Vergleich

Metropol reg ionen in der EU

Auswirkungen der DRG-Einführung auf den ambulanten und stationären Langzeitbereich

Wartezeiten in der ambulanten Versorgung

Leitlinien zur Reform der Krankenhausfinanzierung in Deutschland:

MARKTDATEN. Schuhe in Europa EU 15 JAHRGANG 2012

Gesundheitsberichterstattung des Bundes Themenheft 22 Hautkrebs Ergänzende Wertetabellen zu den Abbildungen Stand: 2004

Widerspruchs- oder Zustimmungslösung: Die aktuelle Diskussion

Finnland: Spezialisierung von Krankenhäusern und der Übergang von der stationären in die ambulante. Versorgung

Anhaltendes Wachstum der Gesundheitsausgaben

Thomas Müller. DRG-Basiswissen für Ärzte und Kodierer. Eine praktische Anleitung

Gesundheit in Deutschland, 2006

Organspender in Deutschland von 2007 bis 2013

Prof. Dr. Stefan Greß. Mehr und besser qualifiziertes Personal im Krankenhaus

DRG, Transparenz und Qualität. Peter Hermann Lessing, Kantonsspital Aarau AG

Ein kurzer Blick auf die Krankenhauslandschaft

5. Tourismus. Vorbemerkungen. Gäste und Übernachtungen in Frankfurter Hotels, Pensionen und Gasthöfen 1994 bis 2004 nach Herkunft der Gäste

Klausur Krankenhausfinanzierung II vom Punkte

Umsetzungsstrategien aus Smart Region für die Deutsche Rentenversicherung

Was werden die DRG s den onkologischen Patienten bringen?

Integrierende IT-Konzepte für die Integrierte Versorgung Branchen Lösung für Ärztenetze. 18. Netzkonferenz 2012 Berlin Dr. Clemens Spiekermann

Perspektiven für eine generationengerechte Gesundheitsversorgung

Krankenhausversorgung der Zukunft

A 2371H. Managed Care in der Schweiz und Übertragungsmöglichkeiten nach Deutschland. Schriften zur Gesundheitsökonomie

ZVEI-Jahreskongress 2013

Effizienz im Gesundheitswesen: Vorschläge für eine neue Finanzierungsstruktur. 14. September 2007

Studie zur Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung: Daten, Fakten, Trends

Kostenerstattung in Deutschland im stationären Bereich

Ökonomisierung der Medizin - Erfolgreich wirtschaften im Spannungsfeld zwischen Kommerzialisierung und sozialer Verantwortung

Die Berechnung der effektiven Steuerbelastungen von Haushalten. PDF created with pdffactory Pro trial version

6. Tourismus. Vorbemerkungen

Organspender in Deutschland von 2007 bis 2013

Nachhaltige Familienpolitik im Interesse einer aktiven Bevölkerungsentwicklung

SGI-Workshop, H.U. Rothen

6. Tourismus. Vorbemerkungen

6. Tourismus. Vorbemerkungen

Klinisch-epidemiologische Daten zum Harnblasenkarzinom

Die europäische Prävalenzerhebung

Von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. der Universität Hannover zur Erlangung des Grades einer DOKTORIN DER WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

Abbildung der HNO-Heilkunde im G-DRG-System 2006

6. Tourismus. Vorbemerkungen. 6.1 Beherbergungsgewerbe in Frankfurt a.m bis 2015 nach Betrieben, Betten, Gästen und Übernachtungen

Informationen zum Thema Europäische Krankenversicherungskarte

MSC Orchestra Nordeuropa. ST. PETERSBURG Russland TALLINN Estland / /

PISA Lesekompetenz (Teil 1)

Neuerungen - SwissDRG Version 6.0 / 2017

A Agnieszka Podzerek-Knop. Die Reform des polnischen Gesundheitswesens von 1999 und ihre Konsequenzen für den Krankenhaussektor

Insbesondere sollten die folgenden Punkte bedacht werden:

Bereiche Produktgruppen. Normale Kleidung

Top 5 Nettozahler und Nettoempfänger in der EU

EM2016-Fussball.de. Spielplan EM 2016 Qualifikation. Spieltag 1. Datum Uhrzeit Gruppe Heim Gast Ergebnis

Haben Privatspitäler eine Zukunft?

Frauen in politischen Spitzenpositionen der EU-Staaten sowie im EU-Bereich

Swiss DRG. Tarif-Workshop Interlaken Christoph Leiggener. Samstag, 5. November 11

DIE VERSORGUNG UND DIE VERGÜTUNG

Klassenarbeit - Europa

Alpen + Tschechien-CD 2009

Diagnosis Related Groups in Europe: Adaptations and trends

Aus der Universitäts-Hautklinik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. E. Schöpf

Deutschland 9. Ausgabe des Edenred-Ipsos-Barometers

MARKTDATEN. Schuhe in Europa EU 27 JAHRGANG 2012

Internationale Gesundheitssysteme

Tourismus. Statistisches Jahrbuch 2017

Neues Entgeltsystem in der Psychiatrie. PEPP-System und alternative Ansätze

Einführung: Was ist die Hospital Standardized Mortality Ratio (HSMR)?

Internationale Gesundheitssysteme

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Lernwerkstatt: Europa / Sekundarstufe. Das komplette Material finden Sie hier:

Das Bundesland Wien weist 2010 einen Anteil von 20,7% Personen ohne österreichische Staatsangehörigkeit auf. Zusätzlich ist dies das Bundesland mit de

Gender -Bericht Olympische Spiele

Transkript:

Thema Nr. 12 DRG-Systeme in Europa

Gliederung: DRG-Systeme in Europa und ihre Anwendung Die NordDRGs Das Beispiel Schweden Fazit

1.1 Einsatz zur fortlaufenden Abrechnung von KH-Leistungen - Einsatz v.a. in Nordeuropa, Portugal, Spanien und Italien

Italien -bis Mitte der 90er Jahre KH-Finanzierung über Kopfpauschalen -seit dem zunehmender Einsatz der HCFA-DRGs V.10.0 -Einsatz zur interregionalen Vergütung von bezirksfremden Patienten auf DRG-Basis -Abrechnung eines variablen Budgetanteils prospektiv auf DRG-Basis (regional unterschiedliche Budgetrelevanz) -DRG-unabhängige Sonderregelungen für Psychiatrie, Unikliniken, Aus- und Weiterbildung und die Investitionsfinanzierung

Frankreich: 1.2. Einsatz zur Budgetbemessung - Groupes Homogènes de Malades (GHM), aufbauend auf den HCFA-DRGs V. 3.0, mit 582 GHM-Gruppen -Entwicklung eines eigenen Prozedurenschlüssel (Catalogue das Actes Médicaux) -Seit 1996 landesweiter Einsatz ausschließlich zur Budgetbemessung

1.3. Einsatz zur Verweildauersteuerung - Belgien: - seit 1990 Einsatz der HCFA-DRGs V.6.0 zum Krankenhausvergleich - 1994 Umstellung auf AP-DRGs mit verweildauerabhängigen Zu- und Abschläge -Seit 1998 verstärkter Einsatz von APR-DRGs

-England 1.4. Einsatz zur bedarfbezogenen Leistungsallokation -Seit Anfang 90er regionale Projekte mit HCFA-DRGs -Entwicklung der Health Care Resourse Groups (HCRs) -Einsatz zur Leistungssteuerung-, Planung und zum Krankenhausvergleich in Verbindung mit den Health Benefits Groups (HBGs), die den Behandlungsbedarf ausdrücken -Einsatz auch zur Abbrechung bei Nichtversicherten und Touristen

2. Die NordDRGs 2.1. Entstehung und besondere Merkmale 2.2. Verbreitung 2.3. Vergleich mit anderen DRG-Systemen

2.1. Entstehung und besondere Merkmale -80er Jahre Vorstudien in Finnland auf Basis der HCFA-DRGs -Seit Anfang der 90er Jahre Entwicklung eines eigenständigen NordDRG-Systems unter Beteiligung aller Nordländer -Vorteile: -Ausreichend große Nutzerzahl -Verteilung der Entwicklungs- und Wartungskosten auf mehrere Länder

2.1. Entstehung und besondere Merkmale - eigener Prozedurenschlüssel NCSP (NOMESCO Classification of Surgical Procedures) für operative Prozeduren - Gruppierungsprogramm beruht auf Entscheidungstabellen statt auf Entscheidungsbäumen -27 NordDRGs für Kinder-und Neugeborenenerkrankungen (MDC 15), statt ursprünglich 7 HCFA-DRGs -Geplant: besondere DRGs für die Chemotherapie bösartiger Neubildungen, tageschirugische Eingriffe und Rehabilitationen

2.2. Verbreitung -mittlerweile Einsatz in allen Ländern Nordeuropas -Finnland: - Einsatz sei 1998 in fast allen Krankenhausbezirken mit unterschiedlicher Budgetrelevanz (Bezirk Helsinki 50%) - Eigene finnische Kostengewichte auf Grundlage von Erhebungen an den Universitätskliniken - Einsatz im Rahmen von Einkaufsmodellen

Norwegen: Dänemark: - weiteste Verbreitung der NordDRGs - Kostenerstattung auf Basis der NordDRGs 50%, geplant sind 100% - zeitliches Schlusslicht, Einführung der NordDRGs erst 2000 in allen 14 Krankenhausbezirken - der über die NordDRG erstattete Budgetanteil liegt bei 10 (20)%, Behandlung bezirksfremder Patienten 100%

2.3. Vergleich mit anderen DRG-Systemen -Vergleich aller in Europa relevanten DRG-Systeme -Zwei Studien: -Roeder /Rochell (2000) -H+ / SDK

Wichtigste Kriterien: Eindeutigkeit der Fallgruppierung Nachvollziehbarkeit der Fallgruppierung Anpassbarkeit der Fallgruppierung Abbildung von Multimorbidität und Schweregrad Anpassbarkeit / Erweiterbarkeit des Systems 6. Erforderliche Dokumentation des Gruppierungsprozesses

Ergebnisse der Studien: -NordDRGs (zusammen mit den anderen Systemen der 1. und 2. Generationen) weist Mängel bezüglich der Abbildung von Multimorbidität auf! -Dennoch Entscheidung für NordDRGs in den baltischen Ländern

DRG-Generationen I. HCFA-DRGs NordDRGs HRGs II. GHM DBC AP-DRGs AN-DRGs III. APR-DRGs R-DRGs IV. IAP-DRGs AR-DRGs

3. Das Beispiel Schweden 3.1. Die stationäre Versorgung 3.2. Reformen Anfang der 90er Jahre 3.3. Empirische Ergebnisse

3.1. Die stationäre Versorgung - Gesundheitssystem stark dezentralisiert - Träger der stationären Versorgung sind die 23 Provinziallandtage und die Kommunen Göteborg, Malmö und Gotland - Finanzierung überwiegend steuerfinanziert - feste Jahresbudgets der KH durch die Gesundheitsbehörden der jeweiligen Provinziallandtage

3.2. Reformen Anfang der 90er Jahre Das Stockholm Modell: -Bildung eines internen Marktes, auf dem die Gesundheitsbehörde des Stockholmer Provinziallandtages die Gesundheitsleistungen für seine Bevölkerung zu prospektiv festgelegten Preisen auf einkaufte. > Prospective Payment System auf DRG-Basis anstelle der bisherigen Budgetvergütung -Freie Krankenhauswahl -Behandlungsgarantien -Übertragung der Verantwortung für Behinderte auf die Provinziallandtage

3.3. Empirische Ergebnisse Vergleich von fünf Modellregionen mit PPS und einer Kontrollgruppe ohne PPS 1990-1993 Kontrollgruppe Sörmland Stockholm Dalarna Bohuslän Örebrö Leistung +9,2 +11-0,8 +7,2 +7,7 Kosten -3,4-4,3-4 -11,4-8,7 +7,0 Produktivität +2,4 +14,3 +16 +12,1 +17,4 +0,7

Durchschnittliche Verweildauer von Akutpatienten in Schweden Jahr 1980 1985 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 Verweildauer In Tagen 8,5 7,5 6,5 6,2 5,8 5,5 5,3 5,2 5,1

4. Fazit -DRG-Systeme mittlerweile in den meisten Ländern Europas im Einsatz -Instrument zur KH-Finanzierung, zum KH-Vergleich, zur Leistungsplanung oder zur Verweildauersteuerung -DRG-basierte Anteil an der KH-Finanzierung in der Regel unter 50% -PPS gilt in Schweden als Erfolg, jedoch keine absolute empirische Evidenz