Realschulzweig Haupt- und RealSchule Königslutter #XII.3 Abschlussbericht zum denkmal-aktiv Projekt Im Schuljahr 2012/2013: Spuren des Mittelalters in Königslutter Dieser Bericht knüpft an unseren Zwischenbericht des 7 WPK Kunst der HRS Königslutter an. Im zweiten Schulhalbjahr setzten wir zunächst unsere praktische Arbeit an den Radierungen von historischen Gebäuden aus Königslutter fort. Nachdem alle die Technik erlernt hatten und auch das Drucken problemlos klappte, machten wir uns daran, einige Drucke wie in historischen Büchern mit Aquarellfarben zu kolorieren.
Nach den Osterferien stand ein besonderer Höhepunkt unseres Projektes an: Unser Kooperationspartner Herr Brinke von der Steinmetzschule ermöglichte uns einen sehr kreativen Einblick in die Arbeit eines Steinmetzes. Hierzu ein Schülerbericht, der die Begeisterung mit der die Schüler diesen Tag genossen haben, anschaulich wiedergibt: Besuch in der Steinmetzschule von Daniel Jung Am 22. April 2013 gingen wir, die Denkmal-aktiv-Gruppe, in die Steinmetzschule in der Schmidt-Reindahl-Str.1. Herr Brinke hat uns am Anfang viele verschiedene Steinarten vorgestellt, wie z.b. Granit, Basalt, Marmor, Sedimentgestein und viele andere. Er informierte uns auch über die Arbeiten, die Steinmetzen und ein Bildhauer ausführen können. Z.B. hat die Steinmetzschule an der Frauenkirche in Dresden mit gebaut. In der Werkstatt sahen wir Skulpturen, die die Lehrlinge modelliert haben und die später in Stein gemeißelt werden sollen. Sie wurden in Plastik verpackt damit sie nicht austrocknen. Viele der Auszubildenden kommen nicht aus Königslutter und müssen sehr weit fahren. Die Ausbildung zum Steinmetz dauert 3 bis 4 Jahre. Hinten auf dem Hof wurde uns erklärt, wie ein Rundbogen gebaut wird. Erst wird ein Holzgestell hergestellt und die Steine darauf gelegt und verfugt. Zum Schluss wird das Holzgestell entfernt. Wird ein Stein beim Meißeln so verschlagen, dass man ihn nicht mehr benutzen kann, hat der Steinmetz einen Bernhard geschlagen. Das wird teuer. Der Bernhard wird mit großer Trauer beerdigt, und bei der Feier muss der unglückliche Steinmetz das Bier ausgeben.
Die Grube für den Bernhard Jeder Steinmetz hat sein eigenes Steinmetzzeichen. Herr Brinke zeigte uns wie man sein Zeichen oder seinen Namen gravieren kann. Herr Brinke erklärte uns die Werkzeuge und wie man den Klöpfel und Meißel richtig halten und führen muss.
Wir durften unsere Namen in eine sehr weiche Steinplatte meißeln. Das Fazit dieses Vormittags ist, dass uns die Arbeit in der Steinmetzschule sehr gefallen hat und sehr viel Spaß gemacht hat. Die Ausgrabungsergebnisse einer mittelalterlichen Handwerkersiedlung in Süpplingenburg wurden unser nächster Schwerpunkt. Eine wertvolle Einführung gab ein Film von Frau Dr. Bernatzky (Kreisarchäologin von Helmstedt) über die Ausgrabung, die die historischen Hintergründe der Handwerkersiedlung zur Zeit Kaiser Lothar s beleuchtete.. Die Ausgrabung legte die Fundamente von ca. 50 Grubenhäusern frei, in denen verschiedenste Handwerke ausgeübt wurden: Schmiede, Töpferei und Weberei sind u.a. durch Funde belegt. Tonscherben, Webergewichte, Weberwerkzeug, eine Gürtelschnalle belegen die Produktion für den Bedarf des Adels. Die Blütezeit dieser Handwerkersiedlung war sicher in der Wahl Lothars III zum deutschen Kaiser begründet. Diese alten Handwerkstechniken wollten wir auch praktisch nachempfinden: In den nächsten Unterrichtsstunden machten wir uns daran, Webergewichte und Tongefäße zu töpfern. Richtig spannend wurde es dann aber im Mai bei unserem Besuch bei Frau Dr. Bernatzky in der Kreisarchäologie Helmstedt, als wir in die mittelalterliche Webkunst von der pensionierten Webermeisterin Frau Schmidt-Becher eingeführt wurden. Auch hier gibt ein Schülerbericht einen Einblick in einen sehr schönen Schultag:
Ein Tag als Weber Von Önder Saka und Lukas Stark Am Dienstag, den 15. Mai 2013 waren wir mit unserer Denkmal-aktiv-Gruppe in Helmstedt zu Besuch bei der Kreisarchäologin Frau Dr. Bernatzky und bei der pensionierten Webermeisterin Frau Schmidt-Becher, die uns etwas über die mittelalterliche Webkunst erzählte und zeigte. Frau Dr. Bernatzky zeigte uns viele originale Fundstücke von der Ausgrabung bei Süpllingenburg. Wir schauten uns z.b. alte Tongefäße an, in denen früher gekocht wurde. Man fand sogar noch Essensreste in den Behältern. Außerdem bekamen wir einige Webergewichte zu sehen. Webergewichte sind dazu da, um die Fäden am Webrahmen stramm zu halten.
Wir erfuhren auch, dass auch Männer gewebt haben und nur Könige und Adlige sich mit Mustern verzierte Webarbeiten leisten konnten. Frau Schmidt-Becher erklärte uns, dass sie einige Webarbeiten von damals nachgearbeitet hat und dass in einigen echtes Gold verarbeitet ist. Dann durften wir selbst ran. Jeder von uns bekam ein Brettchenwebset. Das waren viele verschiedenfarbige Schnüre, die nach einer festgelegten Regel durch Löcher mehrerer Brettchen gesteckt waren und durch ständiges Weben ein Muster ergaben. Das hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und wir waren alle sehr zufrieden mit unseren Arbeiten. Doch leider ging die Zeit viel zu schnell vorüber und wir mussten gehen, um den Bus für die Heimfahrt zu erreichen. Es war ein sehr schöner Tag als Weber.
Eine letzte historische Handwerkstechnik konnten wir in diesem kurzen Schuljahr noch kennenlernen und dank unseres Kooperationspartners Herrn Hensel von der BBS Helmstedt auch selbst erlernen und ausprobieren: Die Freskomalerei Die Malerklasse der BBS von Herrn Hensel hatte bereits feuchten Putz auf alte Tischlerplatten für uns aufgebracht, als wir im Juni zu Besuch kamen und einen hochinteressanten Workshop geboten bekamen. Mehrere Motive auf schon vorgeritzten Schablonen standen uns zur Auswahl, so dass wir die Umrisse mit Kohlestaub auf den feuchten Putz zeichnen konnten. Mit reinen Pigmenten machten wir uns dann an die Ausmalung und hatten sehr viel Freude an unseren Ergebnissen. Wir lernten viel über diese alte Technik mit der auch unser Kaiserdom in Königslutter erst vor kurzem so prächtig restauriert wurde. Vor allem beeindruckte die Schüler die feste Verbindung, die das Pigment mit dem noch feuchten Untergrund eingeht und wie wenig Pigment man für die Malerei braucht. Durch das Kolorieren der Radierungen mit Aquarellfarben zeigten einige schon recht viel Gefühl für feine Farbschattierungen, aber an die Engelsdarstellungen der Malerklasse der BBS konnten unsere Ergebnisse natürlich nicht heranreichen.
In einer abschließenden Ausstellung im Forum unserer Schule gemeinsam mit der BBS und der Steinmetzschule präsentierten wir unser Projekt. Herr Kraus (Stadtarchiv), Frau Schmidt- Becher (Weberin) und Frau Dr. Bernatzky (Kreisarchäologin), die uns bei unserer Arbeit so sehr unterstützt hatten, sowie die örtliche Presse kamen auch zu unserer Ausstellung.
Viele Schüler waren so begeistert, dass sie im nächsten Schuljahr auch ohne Förderung der Stiftung Denkmalschutz das Projekt fortsetzen wollen. Fazit einer besuchenden Schülerin: Ich dachte immer Denkmalschutz ist langweilig, aber dass man da so tolle Sachen macht kann ich da nächstes Jahr auch mitmachen? Die Gruppe macht weiter, mit der Freskomalerei wollen wir beginnen und uns dem Kaiserdom mit seiner neuen Ausmalung widmen. Es ist sehr schade, dass die Statuten der Stiftung Denkmalschutz es nicht ermöglichen, dass ein so fruchtbarer Verbund wie es die Steinmetzschule, die BBS und unsere Schule war, auch länger gefördert werden kann. Im Juli 2013 Dr. Thekla Pfeiffer-Deml