Antrag gem. 4 BImSchG auf Errichtung und Betrieb einer Anlage zur Herstellung von Fischöl und Fischprotein in Lebensmittelqualität am Standort der Lipromar GmbH in Cuxhaven Kurzbeschreibung nach 4, Abs.3 der 9. BImSchV 1. Überblick über die Anlage Die Firma Lipromar GmbH, Neufelder Str. 44, 27472 Cuxhaven, hat die Erteilung einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb einer Anlage zur Herstellung von Fischöl und Fischprotein in Lebensmittelqualität beantragt. Die bereits auf dem Grundstück am Standort Cuxhaven, Neufelder Str. 37-41, Halle XII, betriebene Anlage soll dafür in einem bestehenden Gebäude auf dem Grundstück Neufelder Str. 44, 27472 Cuxhaven neu aufgestellt werden. 2. Betrieb der Anlage 2.1 Einsatzstoffe Die lebensmitteltaugliche Rohware besteht aus Fischen, Fisch-Resten und Fisch- Abschnitten 2.2 Anlieferung Die lebensmitteltaugliche Rohware wird in gekühltem Sattelauflieger angeliefert. Dazu fahren die LKW s rückwärts an die Andockstation heran. Die Rohware befindet sich in 1.000 l Behältern und wird zur Zwischenlagerung in den gekühlten Hallenbereich verbracht. Von dort werden die Behälter per Stapler in ein Auffangbecken entleert. Die leeren Behälter werden anschließend auf ein Zuführband zur Waschmaschine gestellt und dann dort kontinuierlich gereinigt. 2.3 Behälterreinigung Die Reinigung der Behälter findet kontinuierlich in einer Waschstraße statt. Maximal 4 Behälter können in einer Stunde gereinigt werden. 2.4 Verarbeitung der Rohware zu Fischöl Die Rohware wird aus dem Auffangbecken mittels einer Pumpe in den Annahmebehälter gefördert und von dort über einen Metallabscheider in den Fleischwolf. Dort können optional auch Gräten entfernt werden. Nach der Zerkleinerung wird das Material auf eine Temperatur von 70 90 C erhitzt. Nachfolgend wird in einem Dekanter das Öl von der Wasser-Feststoffphase getrennt. Das Öl wird im anschließenden Separator nachgereinigt und anschließend in 1000 l IBC- Behälter abgefüllt. Diese werden anschließend im Bereich Warenversand bereitgestellt. 1
2.5 Weiterbehandlung Fischprotein Der Rohstoff aus der vorhandenen Anlage vor Proteingewinnung durchläuft zur Proteingewinnung folgende Prozessstufen: Erwärmung und Hydrolyse Trennung über Dekanter und Separator Aufkonzentrierung der Proteinlösung über Eindampfer Für den kontinuierlichen Betrieb der Reaktions-Stufe werden 3 Reaktionstanks parallel betrieben. In den Reaktionstanks befinden sich Rührwerke zur Durchmischung des Materials. Die mittlere Verweilzeit des Materials im Reaktionsbehälter beträgt ca. 2 Stunden. Hier findet ggfs. bei Einsatz von Enzymen eine enzymatische Hydrolyse statt, welche die Proteine in eine wasserlösliche Form überführt. Die Fischsuspension aus den Reaktionstanks wird mittels 2-Phasen Dekanter geklärt. Die Feststoffphase wird über einen Schneckenförderer aus der Anlage z.b. in einen Transport- Container ausgetragen. Die löslichen und fein dispergierten Feststoffe werden mit der wässrigen Phase unter Druck ausgetragen und in einen Zwischenbehälter gefüllt. Von dort gelangt die wässrige Phase in den Polierseparator. Die im Dekanter erzeugte Proteinlösung wird in einem Separator nachpoliert, so dass mit höherer Trennleistung nochmals Öl und Feststoffe abzutrennen sind. In der verbleibenden wässrigen Lösung sind die gelösten Proteine enthalten. Im Polierseparator werden feine, suspendierte Feststoffe und Restmengen an freiem Öl abgetrennt. Hierbei werden sowohl die wässrige wie auch die Ölphase in Form von Emulsion unter Druck abgeführt. Die Ölphase kann in die vorhandene Anlage zur Ölgewinnung überführt werden oder separat weiterverarbeitet werden. Der Feststoff, der von Separator abgetrennt und ausgetragen wird, wird mittels einer Feststoffpumpe aus der Anlage ausgetragen. Die wässrige Proteinphase des Separators wird in Pufferbehältern gepumpt zur Weiterbehandlung in der Eindampfanlage. Das entstandene Konzentrat wird mittels Verdrängerpumpe zur weiteren Verarbeitung zur Trocknungsanlage gepumpt. Die thermische Abtrennung von Wasser erfolgt in einem Fallstromverdampfer. Diese Lösung wird in einer Eindampfanlage im Vakuumbetrieb aufkonzentriert auf ca. 35-50% Trockensubstanz. Die aufkonzentrierte Proteinlösung wird in 1000 l IBC-Behälter abgefüllt und zur Vermarktung bereitgestellt. Ergänzend dazu besteht die Möglichkeit die aufkonzentrierte Proteinlösung weiter zu einem Proteinpulver mit 2% Restwassergehalt zu trocknen. Dieses wird anschließend in Säcke gefüllt und zum Verkauf bereitgestellt. 2
2.6 Raffination von Fischöl In der bisherigen Anlage zur Erzeugung von Fischöl wurde keine weitere Raffination vorgenommen. In der neu zu errichtenden Anlage soll nun eine weitere Veredelung des Fischöls (Raffination) vorgenommen werden. Für die Raffination von Fischöl sind folgende Verfahrensschritte notwendig : Neutralisation/ Entschleimung Bleichung Winterisierung Desodorierung unter Vakuum 2.6.1 Neutralisation: Das Rohöl wird in die Neutralisationsanlage gefördert und mit Phosphorsäure versetzt. Öl und Säure werden intensiv gemischt. In dem Arbeitstank ermöglicht die Hydrierung der Phosphatide. Zur Neutralisation der freien Fettsäuren wird dem Öl mit heißem Wasser verdünnte Natronlauge zudosiert. Durch diesen Vorgang wird die Hydration der Phosphatide abgeschlossen und die freien Fettsäuren neutralisiert. In einem Separator werden Phosphatide und Soapstock vom Öl getrennt. Der Soapstock fließt in den Soapstocktank. Nach der Zentrifuge wird das neutralisierte und entschleimte Öl zur Bleichanlage gepumpt oder im Puffer zwischengespeichert. 2.6.2 Bleichung Zur besseren Entfernung von Phosphatiden und Seifen wird das Öl durch eine Säure /Silicagel Behandlung vorbehandelt. Das Öl wird mit Silikagel gemischt. Das vorbehandelte Öl wird erhitzt und zum Trockner transportiert. Öl und Bleicherde werden im Mischer gemischt. Durch den Bleichprozess werden unter Vakuum Farbpartikel, Phosphatide, Seifen und Metallspuren aus dem Öl entfernt. Im Bleicherdefilter wird die Bleicherde vom Öl getrennt. Das Öl wird in einem Tank gesammelt. 2.6.3 Winterisierung Zur Entfernung der kurzkettigen Ölsäuren werden diese durch Temperaturerniedrigung kristallisiert und über eine Filterpresse abfiltriert. Der Filterkuchen (kurzkettige Fettsäuren) wird VFC zur weiteren Nutzung zugeführt oder alternativ in Lebensmittelbereich vermarktet. 2.6.4 Desodorierung Das Fischöl wird über weitere Sicherheitsfilter zur Desodorierkolonne gefördert, wo das Fischöl entgast und vorgeheizt wird. 3
Die einzelnen Verfahrensschritte bei der Desodorierung sind: Entgasen, Trocknen, Erwärmen, Desodorierung Vorkühlen und Kühlen. Das Fischöl wird dabei ständig mit Dampf behandelt und anschließend nach Zugabe von Zitronensäure über den Kühler abgeleitet zum Fischöltank. Rückgewinnung von Fettsäuren und anderen leichtflüchtigen Stoffen werden durch eine Reinigung mittels Wäscher unter Kühlwasserzugabe erreicht. Fettsäuren werden auf der Oberseite der Desodorierungskolonne abgezogen. 2.6.5 Vakuumerzeugung: Das für die Destillation erforderliche Vakuum wird durch mehrstufige Dampfstrahlpumpen und Wasserringpumpe erzeugt. 3. Voraussichtliche Auswirkungen auf die Allgemeinheit und die Nachbarschaft 3.1 Merkmale des Vorhabens 3.1.1 Größe des Vorhabens Das Vorhaben wird an einem bereits vorhandenen, neu errichteten Gebäude realisiert. Es wird eine Hallenfläche mit ca. 1.314 m² genutzt. 3.1.2 Nutzung und Gestaltung von Wasser, Boden, Natur und Landschaft Zusätzliche bauliche Maßnahmen sind nicht erforderlich. Daher werden die genannten Schutzgüter nicht beeinträchtigt. 3.1.3 Abfallerzeugung In dem Produktionsprozess fallen keine Abfälle an, da nur lebensmitteltaugliche Rohware verarbeitet wird. Bei Reinigungs- und Wartungsarbeiten anfallende Abfälle werden der üblichen Entsorgung bzw. Verwertung gem. KrWG zugeführt. 3.2 Umweltverschmutzung und Belästigungen Geruch Aus dem produktführenden Anlagenbereich wird Abluft mit Quellenabsaugung erfasst und über einen Flächenfilter (Biofilter) behandelt. Lärm Im Außenbereich sind Produktionsanlagengeräusche gem. den Erfahrungswerten aus der bestehenden Anlage nicht wahrnehmbar. 4
Abwasser Abwässer aus dem Anlagenbereich werden den Entwässerungsanlagen der Entwässerungsgesellschaft Cuxhaven mbh zugeführt. 3.3 Standort 3.3.1 Bisherige Nutzung (Nutzungskriterien) Der beplante Standort ist ausgewiesen als Sondergebiet Hafen. Die Gebäude, in denen die Anlage errichtet ist, sind bereits vorhanden. Die Gebäude werden damit einer neuen und zukunftsorientierten Nutzung zugeführt. 3.3.2 Qualität und Regenerationsfähigkeit der Schutzgüter (Qualitätskriterien) Bei den in Frage kommenden Emissionen (Geruch, Lärm) handelt es sich nicht um Gefahrstoffe oder persistente Stoffe, so dass keine negativen Auswirkungen diesbezüglich für die Schutzgüter Wasser, Boden, Natur und Landschaft zu erwarten sind. Schutzgut Wasser Die entstehenden Abwässer werden der Kläranlage zugeführt. Niederschlagswasser wird über die vorhandene Infrastruktur abgeleitet. Das Schutzgut Wasser wird durch das geplante Vorhaben nicht belastet. Schutzgut Boden Unversiegelter Boden wird nicht in Anspruch genommen, da das Gebäude besteht. Schutzgut Natur und Landschaft Das Landschaftsbild wird durch das Vorhaben nicht verändert, da das Gebäude besteht. Es entstehen daher durch die geplante Maßnahme keine negativen Auswirkungen. 3.4 Merkmale der möglichen Auswirkungen Eine Betrachtung der Auswirkungen des Vorhabens gegenüber der bestehenden Situation ergibt folgendes Ergebnis: Das Schutzgut Wasser wird durch das Vorhaben nicht belastet. Das Schutzgut Boden wird durch das Vorhaben nicht belastet. Negative Auswirkungen sind für das Schutzgut Natur und Landschaft nicht vorhanden. Bei den in Frage kommenden Emissionen (Geruch, Lärm) handelt es sich nicht um Gefahrstoffe oder persistente Stoffe, so dass keine negativen Auswirkungen diesbezüglich für die Schutzgüter zu erwarten sind. Mögliche durch das Vorhaben hervorgerufene Belästigungen für die Nachbarschaft sind nicht zu besorgen, da die jeweiligen Grenzwerte für Geruch und Lärm sicher unterschritten werden. 5
Für das geplante Verfahren wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt, die zu dem vorbeschriebenen Ergebnis kommt. 4. Anlagen Anlage 1: Übersichtsplan 1:25.000 Lageplan (DIN A4) Cuxhaven, den 09.01.2014 Lipromar GmbH 6
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