Wilde Früchtchen: beerenstark Wegen ihres Reichtums an wertvollen Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen, aber auch wegen ihres intensiven Aromas stellen die wilden aus dem Wald eine wertvolle Bereicherung unseres Speisezettels dar. Einige der beerenstarken Waldsträucher liefern neben gehaltvollen n auch noch heilkräftige Wirkstoffe für Wohlbefinden und Gesundheit. Nicht allein das Genießen der Waldfrüchte tut gut; schon beim Suchen und Sammeln der in Wald und Flur können wir unbeschwert von den Belastungen des Alltags die Natur mit allen Sinnen erleben.
21 Stärkt Gedächtnis und Leistungsvermögen: die Haselnuss " Mancher erinnert sich vielleicht noch gern zurück an einen Haselstrauch (Coryllus avellana) im Wald oder Garten, der herrlich biegsame Zweige für Bögen und Wanderstäbe lieferte und zwischen dessen Blättern sich im Herbst wohlschmeckende Nüsse verbargen. Schon die Steinzeitmenschen schätzten die fettreichen des Haselstrauchs als Energielieferanten in der Herbst- und Winterzeit. Wegen ihres hohen Nährwerts 100 g Haselnüsse enthalten ca. 600 bis 700 kcal bzw. 2500 bis 3000 kj müssen wir heute beim Genuss der schmackhaften Kerne allerdings etwas zurückhaltender sein. Die in den Haselnüssen enthaltenen B- Vitamine gelten als ideale Nervennahrung, die Konzentrations- und Leistungsvermögen erhöht. Das zum Vitamin-B-Komplex gehörende Biotin sorgt für kräftiges Haar, gesunde Haut und feste Fingernägel. Auch Vitamin E steckt in den schmackhaften Nüssen; es soll das Immunsystem stärken, Entzündungen hemmen und vor Arterienverkalkung schützen. Vorsicht: Immer mehr Menschen leiden beim Verzehr von Haselnüssen allerdings unter allergischen Reaktionen; auch die winzigen Blütenpollen des Strauchs können Allergie auslösend sein. Bereits mit 10 Gramm Haselnüssen decken wir etwa 20 % unseres Tagesbedarfs an Vitamin E. (Foto: R. Mößmer) Hasel (Coryllus avellana) In lichten Laubwäldern, an Waldrändern und Hecken Nuss September bis Oktober Fett (ca. 60 %), Eiweiß, Vitamine (u. a. B- Vitamine, Vitamin E) und Mineralstoffe (u. a. Magnesium, Kalium, Phosphor)
22 Wilde Früchtchen Heidelbeere: Bücken lohnt sich! " Mit blauroten Farbspuren an Mund und Händen kommen wir vom Ausflug in die Blaubeeren wieder zurück. Der blaue Farbstoff Anthocyan, der in den n der Waldheidelbeere (Vaccinium myrtillus) enthalten ist, wird in Fertigpräparaten gegen Netzhauterkrankungen und Störungen des Nacht- und Dämmerungssehens eingesetzt. Aufgrund ihres Gehalts an Gerbstoffen und Pektinen stellen getrocknete Heidelbeeren ein beliebtes Hausmittel bei leichten Durchfallerkrankungen dar. Frische Heidelbeeren dagegen können wegen ihres Gehalts an Fruchtsäuren und Fruchtzucker sowie an groben Zellulosefasern der Fruchtschalen leicht abführend wirken. Frisch schmecken die vitamin- und mineralstoffreichen Heidelbeeren einfach am besten. Mit Milch, Quark oder Schlagsahne angemacht, sind sie nicht nur an heißen Sommertagen ein köstlicher Nachtisch. Auch als Kompott, Kuchenbelag, Marmelade oder Likör sind die blauschwarzen Waldfrüchte beerig gut. Von Juli bis September können wir die blauschwarz leuchtenden Heidelbeerfrüchte genießen. (Foto: R. Mößmer) Heidel- oder Blaubeere (Vaccinium myrtillus) In lichten Wäldern, in Nadelwäldern oft massenhaft; liebt frische, humusreiche und saure Böden. Auch auf Moor- und Heideflächen. und Blätter : Juli bis September : Gerbstoffe, Flavonoide, Farbstoff Anthocyan, Pektine, Mineralstoffe (u. a. Magnesium), Fruchtsäuren und Vitamine (Provitamin A, Vitamin B und C); Blätter: Gerbstoffe, Flavonoide, Arbutin
23 Schwarzer Holunder macht winterfit! " Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist ein eher unscheinbarer Strauch. Wenn ihn jedoch im Frühsommer die weißen Blütendolden schmücken, kann man verstehen, warum er der germanischen Göttin Frau Holle (Freya) seinen Namen verdankt. Die kleinen, schwarzen Beeren des Holunderstrauchs sind reich an Vitamin C. Als Mus, Gelee oder süße Suppe stärken sie die Abwehrkräfte unseres Körpers. In der Volksmedizin ist auch die abführende Wirkung der rohen Beeren bekannt. Vorsicht: Bei empfindlichen Personen können frische Holunderbeeren Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Besonders in den Wintermonaten empfiehlt sich zur Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten der Genuss von heißem, mit Honig und Zitrone gewürztem Holundersaft. Holunderblüten als schweißtreibendes Mittel im Erkältungstee ( Fliedertee ) stellen ein altbewährtes Hausmittel zur Linderung von Erkältungskrankheiten, Bronchitis, Grippe und Fieber dar. Die Homöopathie macht sich die heilsame Wirkung des Holunders ebenfalls zu Nutze. Bei anfälligen Kindern beispielsweise stärkt das Homöopathikum Sambucus nigra die körpereigenen Abwehrkräfte, auch bei Erkrankungen der Atemwege und bei Säuglingen mit verstopfter Nase kann das Mittel hilfreich sein. Blüten und des Schwarzen Holunders werden seit alter Zeit zu Heilzwecken verwendet. (Foto: M. Mößmer) Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) In lichten Wäldern, an Waldrändern auf frischen, fruchtbaren, stickstoffreichen Böden, als Hausbaum in Bauerngärten Blätter, Blüten und Blüten: Mai bis Juni; Beeren: Sept. bis Oktober Blüten: Rutin, Sambunigrin, Saponin u. a.; Beeren: Flavonoide, Vitamine A, B1, B2, P und Vitamin C ; dazu hohe Gehalte an Mineralstoffen und Spurenelementen (Kalium, Phosphat- und Magnesiumverbindungen sowie stickstoffhaltige Aminosäuren).
24 Wilde Früchtchen Wenn der Hals kratzt: Brombeere " Mit ihren großen, gekrümmten Stacheln wehrt sich die Brombeere (Rubus fruticosus) gegen das Sammeln ihrer. Einem alten Aberglauben nach soll beherztes Hindurchschlüpfen durch dorniges Brombeergestrüpp von Krankheiten und Unglück befreien. Eine zuverlässigere Wirkung für Wohlbefinden und Gesundheit kann man durch den Genuss der vitaminund mineralstoffreichen Brombeerfrüchte erreichen. Brombeeren schmecken nicht nur gut in Desserts und Kuchen, auch für Marmelade, Gelee, Likör oder Saft sind die feinaromatischen gut geeignet. Brombeersaft wissen besonders Sänger und Redner sehr zu schätzen; als Gurgelmittel tut er nämlich bei überanstrengter, heiserer Stimme richtig gut. Der herbe Geschmack getrockneter Brombeerblätter ist in Teemischungen sehr beliebt. Zusammen mit getrockneten Waldhimbeer- und/oder Walderdbeerblättern ergeben Brombeerblätter einen wohlschmeckenden Haustee, der ohne Nebenwirkungen auch über einen längeren Zeitraum getrunken werden kann. Wegen ihres hohen Gerbstoffgehalts stellen Teezubereitungen aus Brombeerblättern ein bewährtes Mittel bei leichten Durchfallerkrankungen dar. Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder bei Heiserkeit kann man mit Brombeerblättertee den Mund spülen oder kräftig gurgeln. Brombeersträucher haben keine einheitliche Blütezeit. Man kann daher am selben Strauch nebeneinander Blüten sowie reife und unreife finden. (Foto: R. Mößmer) Brombeere (Rubus fruticosus) In lichten Wäldern, auf Kahlflächen, an Waldrändern, Feldwegen und Hecken Junge Blätter, Blätter: März bis Mai; : Juli bis Oktober Brombeerblätter: Gerbstoffe, organische Säuren, Flavonoide, ätherisches Öl; : zusätzlich noch Zucker, Pektin, Fruchtsäuren, Mineralstoffe, Vitamin C, Farbstoffe (Anthocyane)
25 en für Waldbeeren Name Berberitze August Oktober Brombeere Blätter März Mai Juli Oktober Felsenbirne Juli August Haselnuss Nüsse September Oktober Heidelbeere/Blaubeere Blätter Juni August Juli September Himbeere Blätter März Juni Juli Oktober Hundsrose (Hagebutte) Oktober Dezember Kornelkirsche August November Preiselbeere August Dezember Sanddorn September Dezember Schlehdorn September Dezember Schwarzer Holunder Blüten Mai Juni September Oktober Radioaktivität in Waldfrüchten Durch den Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986 wurden Waldböden in verschiedenen Gebieten Deutschlands mit radioaktivem Cäsium (Cs-137) belastet. Messungen des Umweltinstituts München an Waldfrüchten in besonders belasteten Regionen im Jahr 2004 ergaben für Speisepilze noch Werte zwischen 1,3 und 1100 Becquerel/kg Cs-137; für Waldbeeren lagen die Messwerte mit 0,3 bis 15,9 Bq/kg weit darunter. Aktuelle Informationen über die derzeitige Höhe der Strahlungsaktivität in Waldfrüchten sind bei den zuständigen Landesämtern zu erhalten. Kriterium der Beurteilung gesundheitlicher Folgen für den Menschen ist die Strahlenexposition, die sich aus dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel ergibt. Nach Modellrechnungen würde der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit etwa 1000 Bq/kg Cs-137 zu einer zusätzlichen Strahlenbelastung des Menschen von rd. 0,0125 msv (Millisievert) führen. Dies entspricht weit weniger als einem Hundertstel der jährlichen natürlichen Strahlenbelastung, die in Deutschland im Mittel zwischen 2 und 3 msv liegt und je nach örtlichen Gegebenheiten bis 10 msv erreichen kann (Bundesamt für Strahlenschutz). Bei Waldbeeren fällt die Zusatzbelastung noch um ein Vielfaches geringer aus.