Rede Münchener-Rück HV am 26.04.2012



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Transkript:

1 Rede Münchener-Rück HV am 26.04.2012 Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Vorsitzender, mein Name ist Daniela Bergdolt, ich vertrete Münchener Rück-Aktionäre die ihre Stimmrechte auf die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz übertragen haben. Was für ein schwieriges Jahr für die Münchener Rück. Da gab es eine Naturkatastrophe nach der Anderen. Naturkatastrophen eines Ausmaßes, die als Jahrhundertereignisse eigentlich nur einmal in hundert Jahren aufschlagen sollten und dann ein einziges Jahr extrem belastet haben. Das Ergebnis ist eingebrochen. Kein Wunder bei diesen Belastungen. Hinzu kommt die Belastung aus der Staatsfinanzkrise mit entsprechender Belastung des Kapitalanlageergebnisses, sodass es eigentlich niemanden verwundern konnte, dass das Ergebnis zusammengeschrumpft ist. Es ist schon ein sehr positives Zeichen und zeigt letztlich die gute Aufstellung der Münchener Rück, dass Sie keine roten Zahlen ausweisen mussten, sondern noch mit einem doch einigermaßen guten, positiven Ergebnis hingekommen sind. Deshalb von meiner Seite: Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und an den Vorstand für die geleistete gute Arbeit. Die Aktie hat zwar im letzten Jahr einmal erheblich an Wert verloren, aber inzwischen hat sie wieder gut aufgeholt und wir befinden uns in etwa auf dem Niveau wie im letzten Jahr. Ein deutliches Zeichen setzen Sie für die Aktionäre durch die Dividende, die in gleicher Höhe ausgezahlt wird wie im letzten Jahr. Sie wollen damit zeigen, dass 2011 ein Ausnahmejahr war, das aber nicht dazu führen soll, dass der Aktionär leidet. Im HGB-Abschluss haben Sie die Dividende voll verdient. Damit ist sie auch

2 ausschüttungsfähig. Ganz grundsätzlich zögere ich immer bei einer Vollausschüttung bzw. bei einer Ausschüttung in gleich bleibender Höhe, wenn das Jahr nicht gut war. Denn die Aktie ist kein Rentenpapier. Die Dividende muss mit dem jeweiligen Ergebnis mitgehen und deswegen gibt es bei schlechten Ergebnissen auch einmal eine zurückgehende oder auch gar keine Dividende. Auf der anderen Seite ist die Münchener Rück von der Kapitalausstattung so gut aufgestellt, dass sie sich eine solche Dividendenzahlung gut leisten kann. Und das laufende Jahr zeigt ja wieder die Rückkehr zur Normalität. Deshalb auch von meiner Seite ein Ja zu dieser Dividende. Kommen wir gleich einmal zu den Belastungen aus den Naturkatastrophen. Ich hatte das bereits angesprochen. Das sind alles Jahrhundertereignisse, die uns alle im Jahr 2011 getroffen haben. Nun, diese Ereignisse sollten nur ein Mal in hundert Jahren auftreten und dann treten mehrerer dieser Ereignisse alle in einem Jahr auf. Heißt das nicht, Sie müssen Ihre Planungen, Hochrechnungen und Kalkulationen über die Versicherbarkeit von Naturkatastrophen über den Haufen schmeißen und die Wahrscheinlichkeit solcher Großschäden viel höher einschätzen und einkalkulieren als Sie das bisher getan haben? Sind Ihre Modelle also noch richtig oder müssen sie an die Realität angepasst werden? Besonders hart getroffen hat Sie die Überschwemmung in Thailand. Dies war ein Szenario, dass Sie anscheinend bisher gar nicht so auf dem Schirm hatten. Was bedeutet dies nun für die Münchener Rück? Ein Jahr nach Fukushima, der verheerenden Atomkatastrophe, stellt sich mir auch die Frage: Wie sieht aus der heutigen Sicht betrachtet nun die Schadenquote dieses Ereignisses aus? Haben Sie mit Ihrer Einschätzung recht gehabt oder müssen Sie hier die Schäden nachdotieren? Wird das laufende Jahr noch belastet? Kommen wir zur Ergo: Herr von Bomhard: Ich frage mich, ob Sie im letzten Jahr nicht öfters gedacht haben: Hätte ich sie nur verkauft. Denn schlimmer hätte es bei der Ergo kaum kommen können. Da wird die Ergo mit lauter schwerwiegenden und

3 lästigen Vorwürfen durch die Presse getrieben. Da heißt es auf der einen Seite, dass der Vertrieb sehr fröhliche Partys in Ungarn feiert. Auf der anderen Seite die Riester- Rente falsch berechnet - zu Lasten der Kunden. Der Strukturvertrieb kämpft mit allen, auch zum Teil sehr fragwürdigen Mitteln um seine Pfründe. Schlimmer hätte es wohl kaum kommen können. Deshalb erst einmal: Stehen Sie absolut und unbedingt zur Ergo? Sie haben mit einer Initiative Versichern heißt Verstehen den Markt wirklich aufgerollt. Die Versicherungsbedingungen sollen transparenter werden. Wie weit sind Sie inzwischen? Und wenn Sie Versicherungsbedingungen so zusammenkürzen, dann haben viele die Befürchtung gehabt, dass Sie das auf der Schadensseite büßen müssen. Ist das so? Zeigt der Verlauf, dass Sie höhere Schadensquoten haben? Der Strukturvertrieb wurde verändert. Es heißt nun Ergo pro. Sagen Sie uns bitte wie die Veränderungen im Moment aussehen und was Sie noch anstreben. Die Lebensversicherung ist nur noch schwer zu verkaufen, wenn auf der einen Seite die zugesagte Verzinsung immer weiter sinkt, die steuerliche Begünstigung wegfällt und dann auch noch Schlagzeilen die Runde machen, dass Ergo die Rister-Rente zu Lasten der Kunden falsch berechnet hat. Wie sehen Sie also die Lebensversicherung? Lässt sie sich noch verkaufen? Sie haben ja einen deutlichen Rückgang nicht nur bei den Ein-Mal-Versicherungen sondern auch insbesondere bei den Rentenversicherungen. Wie sieht es also in Zukunft mit der Lebensversicherung bei der Ergo aus? Kommen wir zur Kapitalanlage. Hier hat es sich gerächt, dass die Münchener Rück schon seit langem raus aus den Aktien und rein in die Staatsanleihen gegangen ist. Sie sind nun verpflichtet, in der Kapitalanlage die Quadratur des Kreises hinzubekommen. Auf der einen Seite müssen Sie ein nachhaltig gutes Ergebnis

4 erzielen - und das muss mehr als die 3,4 % Rendite sein, die Sie im Moment erwirtschaften. Auf der anderen Seite darf es keine Anlage sein, die den Kapitalbestand an sich, also das Vermögen, gefährdet. Und Sie müssen die Inflation ausgleichen können. Wie haben Sie vor, dieses zu realisieren? Sie wollen Infastrukturprojekte finanzieren. Da ist die MunichRe nicht die einzigee Gesellschaft, die dieses Geschäft als lukrativ ansieht. Wie erfolgreich sind Sie in diesem Bereich? Die Griechenlandanleihen haben Sie insgesamt abgeschrieben. Wenn jetzt weitere Länder, so z.b. Portugal, Spanien oder Irland noch fallen, dann gibt es weiteren Abschreibungsbedarf. Haben Sie hier inzwischen vorgesorgt oder könnten im laufenden Jahr noch weitere Abschreibungen notwendig werden? Die Aktienquote liegt nur mehr bei 2 %. Ist diese nicht viel zu gering? Wie wollen Sie die Inflationsgefahr bannen? Und mit den Aktien könnten Sie ja auch höhere Rendite erzielen. Sicherlich auf der anderen Seite mit einem möglichen Risiko für das Vermögen - aber wenn man die Staatsanleihen betrachtet, so sind diese ja nun auch nicht mehr der sichere Hafen. Planen Sie eine höhere Aktienquote? In diesem Zusammenhang: Sie haben sicherlich Planspiele gemacht für den Fall, dass uns die europäische Union um die Ohren fliegt. Wie sieht Ihre Aufstellung hier aus? Können Sie uns ein grobes Szenario geben? In diesem Zusammenhang: Was halten Sie von der Börsentransaktionssteuer? Inwieweit wäre auch die Münchener Rück davon betroffen? Solvency II kommt langsam in ein finales Stadium. Wie sind die Auswirkungen auf die Münchener Rück? 2012 sieht gut aus. Bis jetzt ist alles in Butter. Wir haben keine größeren und großen Naturkatastrophen. Das erste Quartal ist zumindest gut abgeschlossen worden. Sie

5 erwarten ein Ergebnis auf Vorvorjahresniveau - also auf Niveau des Jahres 2010. Damit wird die Dividende in gleicher Höhe wieder realisierbar sein und damit sollte eigentlich auch das von allen Analysten höhere Aktienkursziel erreichbar sein.